[1.1] Es war ein Mann von Ramatajim- Zofim, vom Gebirge
Ephraim, der hieß Elkana, ein Sohn Jerohams, des Sohnes Elihus,
des Sohnes Tohus, des Sohnes Zufs, ein Ephraimiter.
[1.2] Und er hatte zwei Frauen; die eine hieß Hanna, die
andere Peninna. Peninna aber hatte Kinder, und Hanna hatte keine
Kinder.
[1.3] Dieser Mann ging jährlich hinauf von seiner Stadt,
um anzubeten und dem HERRN Zebaoth zu opfern in Silo. Dort aber
waren Hofni und Pinhas, die beiden Söhne Elis, Priester des
HERRN.
[1.4] Wenn nun der Tag kam, daß Elkana opferte, gab er
seiner Frau Peninna und allen ihren Söhnen und Töchtern Stücke
vom Opferfleisch.
[1.5] Aber Hanna gab er ein Stück traurig; denn er hatte
Hanna lieb, obgleich der HERR ihren Leib verschlossen hatte.
[1.6] Und ihre Widersacherin kränkte und reizte sie sehr,
weil der HERR ihren Leib verschlossen hatte.
[1.7] So ging es alle Jahre; wenn sie hinaufzog zum Haus
des HERRN, kränkte jene sie. Dann weinte Hanna und aß nichts.
[1.8] Elkana aber, ihr Mann, sprach zu ihr: Hanna, warum
weinst du, und warum issest du nichts? Und warum ist dein Herz so
traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?
[1.9] Da stand Hanna auf, nachdem sie in Silo gegessen und
getrunken hatten. Eli aber, der Priester, saß auf einem Stuhl am
Türpfosten des Tempels des HERRN.
[1.10] Und sie war von Herzen betrübt und betete zum
HERRN und weinte sehr
[1.11] und gelobte ein Gelübde und sprach: HERR Zebaoth,
wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und
deiner Magd nicht vergessen und wirst du deiner Magd einen Sohn
geben, so will ich ihn dem HERRN geben sein Leben lang, und es
soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen.
[1.12] Und als sie lange betete vor dem HERRN, achtete Eli
auf ihren Mund;
[1.13] denn Hanna redete in ihrem Herzen, nur ihre Lippen
bewegten sich, ihre Stimme aber hörte man nicht. Da meinte Eli,
sie wäre betrunken,
[1.14] und sprach zu ihr: Wie lange willst du betrunken
sein? Gib den Wein von dir, den du getrunken hast!
[1.15] Hanna aber antwortete und sprach: Nein, mein Herr!
Ich bin ein betrübtes Weib; Wein und starkes Getränk hab ich
nicht getrunken, sondern mein Herz vor dem HERRN ausgeschüttet.
[1.16] Du wollest deine Magd nicht für ein zuchtloses
Weib halten, denn ich hab aus meinem großen Kummer und Herzeleid
so lange geredet.
[1.17] Eli antwortete und sprach: Geh hin mit Frieden; der
Gott Israels wird dir die Bitte erfüllen, die du an ihn
gerichtet hast.
[1.18] Sie sprach: Laß deine Magd Gnade finden vor deinen
Augen. Da ging die Frau ihres Weges und aß und sah nicht mehr so
traurig drein.
[1.19] Und am andern Morgen machten sie sich früh auf.
Und als sie angebetet hatten vor dem HERRN, kehrten sie wieder um
und kamen heim nach Rama. Und Elkana erkannte Hanna, seine Frau,
und der HERR gedachte an sie.
[1.20] Und Hanna ward schwanger; und als die Tage um
waren, gebar sie einen Sohn und nannte ihn Samuel; denn, so
sprach sie, ich hab ihn von dem HERRN erbeten.
[1.21] Und als der Mann Elkana hinaufzog mit seinem ganzen
Hause, um das jährliche Opfer dem HERRN zu opfern und sein
Gelübde zu erfüllen,
[1.22] zog Hanna nicht mit hinauf, sondern sprach zu ihrem
Mann: Wenn der Knabe entwöhnt ist, will ich ihn bringen, daß er
vor dem HERRN erscheine und dort für immer bleibe.
[1.23] Ihr Mann Elkana sprach zu ihr: So tu, wie dir's
gefällt! Bleib, bis du ihn entwöhnt hast; der HERR aber
bestätige, was er geredet hat. So blieb die Frau und stillte
ihren Sohn, bis sie ihn entwöhnt hatte.
[1.24] Nachdem sie ihn entwöhnt hatte, nahm sie ihn mit
sich hinauf nach Silo, dazu einen dreijährigen Stier, einen
Scheffel Mehl und einen Krug Wein und brachte ihn in das Haus des
HERRN. Der Knabe war aber noch jung.
[1.25] Und sie schlachteten den Stier und brachten den
Knaben zu Eli.
[1.26] Und sie sprach: Ach, mein Herr, so wahr du lebst,
mein Herr: ich bin die Frau, die hier bei dir stand, um zum HERRN
zu beten.
[1.27] Um diesen Knaben bat ich. Nun hat der HERR mir die
Bitte erfüllt, die ich an ihn gerichtet hatte.
[1.28] Darum gebe ich ihn dem HERRN wieder sein Leben
lang, weil er vom HERRN erbeten ist. Und sie beteten dort den
HERRN an.
[2.1] Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist
fröhlich in dem HERRN, mein Haupt ist erhöht in dem HERRN. Mein
Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue
mich deines Heils.
[2.2] Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist
keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist.
[2.3] Laßt euer großes Rühmen und Trotzen, freches
Reden gehe nicht aus eurem Munde; denn der HERR ist ein Gott, der
es merkt, und von ihm werden Taten gewogen.
[2.4] Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die
Schwachen sind umgürtet mit Stärke.
[2.5] Die da satt waren, müssen um Brot dienen,und die
Hunger litten, hungert nicht mehr. Die Unfruchtbare hat sieben
geboren, und die viele Kinder hatte, welkt dahin.
[2.6] Der HERR tötet und macht lebendig, führt hinab zu
den Toten und wieder herauf.
[2.7] Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt
und erhöht.
[2.8] Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht
den Armen aus der Asche, daß er ihn setze unter die Fürsten und
den Thron der Ehre erben lasse. Denn der Welt Grundfesten sind
des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt.
[2.9] Er wird behüten die Füße seiner Heiligen,aber die
Gottlosen sollen zunichte werden in Finsternis; denn viel Macht
hilft doch niemand.
[2.10] Die mit dem HERRN hadern, sollen zugrunde gehen.
Der Höchste im Himmel wird sie zerschmettern, der HERR wird
richten der Welt Enden. Er wird Macht geben seinem Könige und
erhöhen das Haupt seines Gesalbten.
[2.11] Und Elkana ging heim nach Rama in sein Haus; der
Knabe aber war des HERRN Diener vor dem Priester Eli.
[2.12] Aber die Söhne Elis waren ruchlose Männer; die
fragten nichts nach dem HERRN
[2.13] noch danach, was dem Priester zustände vom Volk.
Wenn jemand ein Opfer bringen wollte, so kam des Priesters
Diener, wenn das Fleisch kochte, und hatte eine Gabel mit drei
Zacken in seiner Hand
[2.14] und stieß in den Tiegel oder Kessel oder Pfanne
oder Topf, und was er mit der Gabel hervorzog, das nahm der
Priester für sich. So taten sie allen in Israel, die dorthin
kamen nach Silo.
[2.15] Desgleichen, ehe sie das Fett in Rauch aufgehen
ließen, kam des Priesters Diener und sprach zu dem, der das
Opfer brachte: Gib mir Fleisch für den Priester zum Braten, denn
er will nicht gekochtes Fleisch von dir nehmen, sondern rohes.
[2.16] Wenn dann jemand zu ihm sagte: Laß erst das Fett
in Rauch aufgehen und nimm dann, was dein Herz begehrt, so sprach
er zu ihm: Du sollst mir's jetzt geben; wenn nicht, so nehme
ich's mit Gewalt.
[2.17] So war die Sünde der Männer sehr groß vor dem
HERRN; denn sie verachteten das Opfer des HERRN.
[2.18] Samuel aber war ein Diener vor dem HERRN, und der
Knabe war umgürtet mit einem leinenen Priesterschurz.
[2.19] Dazu machte ihm seine Mutter ein kleines Oberkleid
und brachte es ihm Jahr für Jahr, wenn sie mit ihrem Mann
hinaufging, um das jährliche Opfer darzubringen.
[2.20] Und Eli segnete Elkana und seine Frau und sprach:
Der HERR gebe dir Kinder von dieser Frau anstelle des Erbetenen,
den sie vom HERRN erbeten hat. Und sie gingen zurück an ihren
Ort.
[2.21] Und der HERR suchte Hanna heim, daß sie schwanger
ward, und sie gebar noch drei Söhne und zwei Töchter. Aber der
Knabe Samuel wuchs auf bei dem HERRN.
[2.22] Eli aber war sehr alt geworden. Wenn er nun alles
erfuhr, was seine Söhne ganz Israel antaten und daß sie bei den
Frauen schliefen, die vor der Tür der Stiftshütte dienten,
[2.23] sprach er zu ihnen: Warum tut ihr solche bösen
Dinge, von denen ich höre im ganzen Volk?
[2.24] Nicht doch, meine Söhne! Das ist kein gutes
Gerücht, von dem ich reden höre in des HERRN Volk.
[2.25] Wenn jemand gegen einen Menschen sündigt, so kann
es Gott entscheiden. Wenn aber jemand gegen den HERRN sündigt,
wer soll es dann für ihn entscheiden? Aber sie gehorchten der
Stimme ihres Vaters nicht; denn der HERR war willens, sie zu
töten.
[2.26] Aber der Knabe Samuel nahm immer mehr zu an Alter
und Gunst bei dem HERRN und bei den Menschen.
[2.27] Es kam aber ein Mann Gottes zu Eli und sprach zu
ihm: So spricht der HERR: Ich habe mich offenbart dem Hause
deines Vaters, als die Israeliten noch in Ägypten dem Hause des
Pharao gehörten,
[2.28] und hab's mir erwählt aus allen Stämmen Israels
zum Priestertum, um auf meinem Altar zu opfern und Räucherwerk
zu verbrennen und den Priesterschurz vor mir zu tragen, und ich
habe dem Hause deines Vaters alle Feueropfer Israels gegeben.
[2.29] Warum tretet ihr denn mit Füßen meine
Schlachtopfer und Speisopfer, die ich für meine Wohnung geboten
habe? Und du ehrst deine Söhne mehr als mich, daß ihr euch
mästet von dem Besten aller Opfer meines Volkes Israel.
[2.30] Darum spricht der HERR, der Gott Israels: Ich hatte
gesagt, dein Haus und deines Vaters Haus sollten immerdar vor mir
einhergehen. Aber nun spricht der HERR: Das sei ferne von mir!
Sondern wer mich ehrt, den will ich auch ehren; wer aber mich
verachtet, der soll wieder verachtet werden.
[2.31] Siehe, es wird die Zeit kommen, daß ich deinen Arm
und den Arm des Hauses deines Vaters abhauen will, daß es keinen
Alten geben wird in deinem Hause
[2.32] und daß du deinen Widersacher im Heiligtum sehen
wirst bei allem Guten, das Israel geschehen wird, und es wird
niemand alt werden in deines Vaters Hause immerdar.
[2.33] Doch nicht einen jeden will ich dir von meinem
Altar ausrotten, daß nicht deine Augen verschmachten und deine
Seele sich gräme. Aber der größte Teil deines Hauses soll
sterben, wenn sie Männer geworden sind.
[2.34] Und das soll dir ein Zeichen sein, das über deine
beiden Söhne, Hofni und Pinhas, kommen wird; an einem Tag werden
sie beide sterben.
[2.35] Ich aber will mir einen treuen Priester erwecken,
der wird tun, wie es meinem Herzen und meiner Seele gefällt. Dem
will ich ein beständiges Haus bauen, daß er vor meinem
Gesalbten immerdar einhergehe.
[2.36] Und wer übrig ist von deinem Hause, der wird
kommen und vor jenem niederfallen um ein Silberstück oder eine
Scheibe Brot und wird sagen: Laß mich doch Anteil haben am
Priesteramt, daß ich einen Bissen Brot zu essen habe.
[3.1] Und zu der Zeit, als der Knabe Samuel dem HERRN
diente unter Eli, war des HERRN Wort selten, und es gab kaum noch
Offenbarung.
[3.2] Und es begab sich zur selben Zeit, daß Eli lag an
seinem Ort, und seine Augen hatten angefangen, schwach zu werden,
so daß er nicht mehr sehen konnte.
[3.3] Die Lampe Gottes war noch nicht verloschen. Und
Samuel hatte sich gelegt im Heiligtum des HERRN, wo die Lade
Gottes war.
[3.4] Und der HERR rief Samuel. Er aber antwortete: Siehe,
hier bin ich!
[3.5] und lief zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich! Du
hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe nicht gerufen; geh
wieder hin und lege dich schlafen. Und er ging hin und legte sich
schlafen.
[3.6] Der HERR rief abermals: Samuel! Und Samuel stand auf
und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich! Du hast mich
gerufen. Er aber sprach: Ich habe nicht gerufen, mein Sohn; geh
wieder hin und lege dich schlafen.
[3.7] Aber Samuel hatte den HERRN noch nicht erkannt, und
des HERRN Wort war ihm noch nicht offenbart.
[3.8] Und der HERR rief Samuel wieder, zum drittenmal. Und
er stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich! Du
hast mich gerufen. Da merkte Eli, daß der HERR den Knaben rief,
[3.9] und sprach zu ihm: Geh wieder hin und lege dich
schlafen; und wenn du gerufen wirst, so sprich: Rede, HERR, denn
dein Knecht hört. Samuel ging hin und legte sich an seinen Ort.
[3.10] Da kam der HERR und trat herzu und rief wie vorher:
Samuel, Samuel! Und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht hört.
[3.11] Und der HERR sprach zu Samuel: Siehe, ich werde
etwas tun in Israel, wovon jedem, der es hören wird, beide Ohren
gellen werden.
[3.12] An dem Tage will ich über Eli kommen lassen, was
ich gegen sein Haus geredet habe; ich will es anfangen und
vollenden.
[3.13] Denn ich hab's ihm angesagt, daß ich sein Haus
für immer richten will um der Schuld willen, daß er wußte, wie
sich seine Söhne schändlich verhielten, und ihnen nicht gewehrt
hat.
[3.14] Darum habe ich dem Hause Eli geschworen, daß die
Schuld des Hauses Eli nicht gesühnt werden solle, weder mit
Schlachtopfern noch mit Speisopfern immerdar.
[3.15] Und Samuel lag bis an den Morgen und tat dann die
Türen auf am Hause des HERRN. Samuel aber fürchtete sich, Eli
anzusagen, was ihm offenbart worden war.
[3.16] Da rief ihn Eli und sprach: Samuel, mein Sohn! Er
antwortete: Siehe, hier bin ich!
[3.17] Er sprach: Was war das für ein Wort, das er dir
gesagt hat? Verschweige mir nichts. Gott tue dir dies und das,
wenn du mir etwas verschweigst von all den Worten, die er dir
gesagt hat.
[3.18] Da sagte ihm Samuel alles und verschwieg ihm
nichts. Er aber sprach: Es ist der HERR; er tue, was ihm
wohlgefällt.
[3.19] Samuel aber wuchs heran, und der HERR war mit ihm
und ließ keines von allen seinen Worten zur Erde fallen.
[3.20] Und ganz Israel von Dan bis Beerscheba erkannte,
daß Samuel damit betraut war, Prophet des HERRN zu sein.
[3.21] Und der HERR erschien weiter zu Silo, denn der HERR
offenbarte sich Samuel zu Silo durch sein Wort. *Und Samuels Wort
erging an ganz Israel. *Abweichende Verszählung statt 3,21 :
4,1.
[4.1] Und es begab sich zu der Zeit, daß die Philister
sich sammelten zum Kampf gegen Israel. Israel aber zog aus, den
Philistern entgegen, in den Kampf und lagerte sich bei Eben-Eser.
Die Philister aber hatten sich gelagert bei Afek
[4.2] und stellten sich Israel gegenüber auf. Und der
Kampf breitete sich aus, und Israel wurde von den Philistern
geschlagen. Sie erschlugen in der Feldschlacht etwa viertausend
Mann.
[4.3] Und als das Volk ins Lager kam, sprachen die
Ältesten Israels: Warum hat uns der HERR heute vor den
Philistern geschlagen? Laßt uns die Lade des Bundes des HERRN zu
uns holen von Silo und laßt sie mit uns ziehen, damit er uns
errette aus der Hand unserer Feinde.
[4.4] Da sandte das Volk nach Silo und ließ von dort
holen die Lade des Bundes des HERRN Zebaoth, der über den
Cherubim thront. Es waren aber die beiden Söhne Elis bei der
Lade des Bundes Gottes, Hofni und Pinhas.
[4.5] Und als die Lade des Bundes des HERRN in das Lager
kam, jauchzte ganz Israel mit gewaltigem Jauchzen, so daß die
Erde erdröhnte.
[4.6] Als aber die Philister das Jauchzen hörten,
sprachen sie: Was ist das für ein gewaltiges Jauchzen im Lager
der Hebräer? Und als sie erfuhren, daß die Lade des HERRN ins
Lager gekommen sei,
[4.7] fürchteten sie sich und sprachen: Gott ist ins
Lager gekommen, und riefen: Wehe uns, denn solches ist bisher
noch nicht geschehen!
[4.8] Wehe uns! Wer will uns erretten aus der Hand dieser
mächtigen Götter? Das sind die Götter, die Ägypten schlugen
mit allerlei Plage in der Wüste.
[4.9] So seid nun stark und seid Männer, ihr Philister,
damit ihr nicht dienen müßt den Hebräern, wie sie euch gedient
haben! Seid Männer und kämpft!
[4.10] Da zogen die Philister in den Kampf, und Israel
wurde geschlagen, und ein jeder floh in sein Zelt. Und die
Niederlage war sehr groß, und es fielen aus Israel
dreißigtausend Mann Fußvolk.
[4.11] Und die Lade Gottes wurde weggenommen, und die
beiden Söhne Elis, Hofni und Pinhas, kamen um.
[Note: Elis Tod][4.12] Da lief einer von Benjamin aus dem
Heerlager und kam am selben Tage nach Silo und hatte seine
Kleider zerrissen und Erde auf sein Haupt gestreut.
[4.13] Und siehe, als er hinkam, saß Eli auf seinem Stuhl
und gab acht nach der Straße hin; denn sein Herz bangte um die
Lade Gottes. Und als der Mann in die Stadt kam, tat er's kund,
und die ganze Stadt schrie auf.
[4.14] Und als Eli das laute Schreien hörte, fragte er:
Was ist das für ein großer Lärm? Da kam der Mann eilends und
sagte es Eli.
[4.15] Eli aber war achtundneunzig Jahre alt, und seine
Augen waren so schwach, daß er nicht mehr sehen konnte.
[4.16] Der Mann aber sprach zu Eli: Ich komme vom
Heerlager und bin heute aus der Schlacht geflohen. Er aber
sprach: Wie ist's gegangen, mein Sohn?
[4.17] Da antwortete der Bote: Israel ist geflohen vor den
Philistern, und das Volk ist hart geschlagen, und deine beiden
Söhne, Hofni und Pinhas, sind tot; und die Lade Gottes ist
weggenommen.
[4.18] Als er aber von der Lade Gottes sprach, fiel Eli
rücklings vom Stuhl an der Tür und brach seinen Hals und starb,
denn er war alt und ein schwerer Mann. Er richtete aber Israel
vierzig Jahre.
[4.19] Seine Schwiegertochter aber, des Pinhas Frau, war
schwanger und sollte bald gebären. Als sie davon hörte, daß
die Lade Gottes weggenommen und ihr Schwiegervater und ihr Mann
tot waren, kauerte sie sich nieder und gebar; denn ihre Wehen
überfielen sie.
[4.20] Und als sie im Sterben lag, sprachen die Frauen,
die um sie standen: Fürchte dich nicht, du hast einen Sohn
geboren! Aber sie antwortete nicht und nahm's auch nicht mehr zu
Herzen.
[4.21] Und sie nannte den Knaben Ikabod, das ist "Die
Herrlichkeit ist hinweg aus Israel!" - weil die Lade Gottes
weggenommen war, und wegen ihres Schwiegervaters und ihres
Mannes.
[4.22] Darum sprach sie: Die Herrlichkeit ist hinweg aus
Israel; denn die Lade Gottes ist weggenommen.
[5.1] Die Philister aber hatten die Lade Gottes
weggenommen und brachten sie von Eben-Eser nach Aschdod.
[5.2] Dann nahmen sie die Lade Gottes und brachten sie in
das Haus Dagons und stellten sie neben Dagon.
[5.3] Und als die Leute von Aschdod am andern Morgen sich
früh aufmachten und in das Haus Dagons kamen, sahen sie Dagon
auf seinem Antlitz liegen auf der Erde vor der Lade des HERRN.
Und sie nahmen Dagon und stellten ihn wieder an seinen Ort.
[5.4] Aber als sie am andern Morgen sich wieder früh
aufmachten, fanden sie Dagon abermals auf seinem Antlitz auf der
Erde vor der Lade des HERRN liegen, aber sein Haupt und seine
beiden Hände abgeschlagen auf der Schwelle, so daß der Rumpf
allein dalag.
[5.5] Darum treten die Priester Dagons und alle, die in
Dagons Haus gehen, nicht auf die Schwelle Dagons in Aschdod bis
auf diesen Tag.
[5.6] Aber die Hand des HERRN lag schwer auf den Leuten
von Aschdod, und er brachte Verderben über sie und schlug sie
mit bösen Beulen, Aschdod und sein Gebiet.
[5.7] Als aber die Leute von Aschdod sahen, daß es so
zuging, sprachen sie: Laßt die Lade des Gottes Israels nicht bei
uns bleiben; denn seine Hand liegt zu hart auf uns und unserm
Gott Dagon.
[5.8] Und sie sandten hin und versammelten alle Fürsten
der Philister zu sich und sprachen: Was sollen wir mit der Lade
des Gottes Israels machen? Da antworteten sie: Laßt die Lade des
Gottes Israels nach Gat tragen. Und sie trugen die Lade des
Gottes Israels dorthin.
[5.9] Als sie aber die Lade dahin getragen hatten,
entstand in der Stadt ein sehr großer Schrecken durch die Hand
des HERRN; denn er schlug die Leute in der Stadt, klein und
groß, so daß an ihnen Beulen ausbrachen.
[5.10] Da sandten sie die Lade Gottes nach Ekron. Als aber
die Lade Gottes nach Ekron kam, schrien die Leute von Ekron: Sie
haben die Lade des Gottes Israels hergetragen zu mir, damit sie
mich töte und mein Volk!
[5.11] Da sandten sie hin und versammelten alle Fürsten
der Philister und sprachen: Sendet die Lade des Gottes Israels
zurück an ihren Ort, damit sie mich und mein Volk nicht töte.
Denn es kam ein tödlicher Schrecken über die ganze Stadt; die
Hand Gottes lag schwer auf ihr.
[5.12] Und die Leute, die nicht starben, wurden geschlagen
mit Beulen, und das Geschrei der Stadt stieg auf gen Himmel.
[6.1] So war die Lade des HERRN sieben Monate im Lande
der Philister.
[6.2] Und die Philister beriefen ihre Priester und
Wahrsager und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des HERRN
machen? Laßt uns wissen, wie wir sie an ihren Ort senden sollen!
[6.3] Sie sprachen: Wollt ihr die Lade des Gottes Israels
zurücksenden, so sendet sie nicht ohne eine Gabe, sondern gebt
ihm eine Sühnegabe; so werdet ihr gesund werden, und es wird
euch kundwerden, warum seine Hand nicht von euch abläßt.
[6.4] Sie aber sprachen: Was ist die Sühnegabe, die wir
ihm geben sollen? Sie antworteten: Fünf goldene Beulen und fünf
goldene Mäuse nach der Zahl der fünf Fürsten der Philister,
denn es ist ein und dieselbe Plage gewesen über euch alle und
über eure Fürsten.
[6.5] So macht nun Abbilder eurer Beulen und eurer Mäuse,
die euer Land zugrunde gerichtet haben, daß ihr dem Gott Israels
die Ehre gebt. Vielleicht wird seine Hand leichter werden über
euch und über euren Gott und über euer Land.
[6.6] Warum verstockt ihr euer Herz, wie die Ägypter und
der Pharao ihr Herz verstockten? Ist's nicht so: als der HERR
seine Macht an ihnen bewies, ließen sie sie ziehen, so daß sie
gehen konnten?
[6.7] So laßt nun einen neuen Wagen machen und nehmt zwei
säugende Kühe, auf die noch kein Joch gekommen ist; spannt sie
an den Wagen und laßt ihre Kälber daheimbleiben.
[6.8] Aber die Lade des HERRN nehmt und stellt sie auf den
Wagen, und die Dinge aus Gold, die ihr ihm zur Sühnegabe gebt,
tut in ein Kästlein daneben. So sendet sie hin und laßt sie
gehen.
[6.9] Und seht zu: Geht sie den Weg hinauf in ihr Land auf
Bet-Schemesch zu, so hat Er uns dies große Übel angetan; wenn
nicht, so wissen wir, daß nicht seine Hand uns getroffen hat,
sondern es uns zufällig widerfahren ist.
[6.10] So taten die Leute und nahmen zwei säugende Kühe
und spannten sie an einen Wagen und behielten ihre Kälber daheim
[6.11] und stellten die Lade des HERRN auf den Wagen, dazu
das Kästlein mit den goldenen Mäusen und mit den Abbildern
ihrer Beulen.
[6.12] Und die Kühe gingen geradeswegs auf Bet-Schemesch
zu, immer auf derselben Straße, und brüllten immerfort und
wichen weder zur Rechten noch zur Linken; und die Fürsten der
Philister gingen ihnen nach bis zum Gebiet von Bet- Schemesch.
[6.13] Die Leute von Bet-Schemesch aber schnitten eben den
Weizen im Grund, und als sie ihre Augen aufhoben, sahen sie die
Lade und freuten sich, sie zu sehen.
[6.14] Der Wagen aber kam auf den Acker Joschuas von
Bet-Schemesch und stand dort still. Und dort lag ein großer
Stein. Da spalteten sie das Holz des Wagens und opferten die
Kühe dem HERRN zum Brandopfer.
[6.15] Die Leviten aber hoben die Lade des HERRN herab
samt dem Kästlein, das daneben stand und worin die Dinge aus
Gold waren, und stellten sie auf den großen Stein. Und die Leute
von Bet- Schemesch opferten dem HERRN am selben Tage Brandopfer
und Schlachtopfer.
[6.16] Als aber die fünf Fürsten der Philister das
gesehen hatten, zogen sie am selben Tage wieder nach Ekron.
[6.17] Dies sind die goldenen Beulen, die die Philister
dem HERRN als Sühnegabe erstatteten: für Aschdod eine, für
Gaza eine, für Aschkelon eine, für Gat eine und für Ekron
eine;
[6.18] und goldene Mäuse nach der Zahl aller Städte der
Philister unter den fünf Fürsten, der festen Städte und der
Dörfer. Und Zeuge ist der große Stein, auf den sie die Lade des
HERRN gestellt hatten. Er liegt bis auf diesen Tag auf dem Acker
Joschuas von Bet-Schemesch.
[6.19] Aber die Söhne Jechonjas freuten sich nicht mit
den Leuten von Bet-Schemesch, daß sie die Lade des HERRN sahen.
Und der HERR schlug unter ihnen siebzig Mann. Da trug das Volk
Leid, daß er das Volk so hart geschlagen hatte.
[6.20] Und die Leute von Bet-Schemesch sprachen: Wer kann
bestehen vor dem HERRN, diesem heiligen Gott? Und zu wem soll er
von uns wegziehen?
[6.21] Und sie sandten Boten zu den Bürgern von
Kirjat-Jearim und ließen ihnen sagen: Die Philister haben die
Lade des HERRN zurückgebracht; kommt herab und holt sie zu euch
hinauf.
[7.1] Da kamen die Leute von Kirjat-Jearim und holten
die Lade des HERRN herauf und brachten sie ins Haus Abinadabs auf
dem Hügel, und seinen Sohn Eleasar weihten sie, daß er über
die Lade des HERRN wache.
[7.2] Aber von dem Tage an, da die Lade des HERRN zu
Kirjat-Jearim blieb, verging eine lange Zeit; es wurden zwanzig
Jahre. Dann wandte sich das ganze Haus Israel zum HERRN.
[7.3] Samuel aber sprach zum ganzen Hause Israel: Wenn ihr
euch von ganzem Herzen zu dem HERRN bekehren wollt, so tut von
euch die fremden Götter und die Astarten und richtet euer Herz
zu dem HERRN und dient ihm allein, so wird er euch erretten aus
der Hand der Philister.
[7.4] Da taten die Israeliten von sich die Baale und
Astarten und dienten dem HERRN allein.
[7.5] Samuel aber sprach: Versammelt ganz Israel in Mizpa,
daß ich für euch zum HERRN bete.
[7.6] Und sie kamen zusammen in Mizpa und schöpften
Wasser und gossen es aus vor dem HERRN und fasteten an demselben
Tage und sprachen dort: Wir haben an dem HERRN gesündigt. So
richtete Samuel die Israeliten zu Mizpa.
[7.7] Als aber die Philister hörten, daß die Israeliten
zusammengekommen waren in Mizpa, zogen die Fürsten der Philister
hinauf gegen Israel. Und die Israeliten hörten es und
fürchteten sich vor den Philistern.
[7.8] Und sie sprachen zu Samuel: Laß nicht ab, für uns
zu schreien zu dem HERRN, unserm Gott, daß er uns helfe aus der
Hand der Philister.
[7.9] Samuel nahm ein Milchlamm und opferte dem HERRN ein
Brandopfer - als Ganzopfer - und schrie zum HERRN für Israel,
und der HERR erhörte ihn.
[7.10] Und während Samuel das Brandopfer opferte, kamen
die Philister heran zum Kampf gegen Israel. Aber der HERR ließ
donnern mit großem Schall über die Philister am selben Tage und
schreckte sie, daß sie vor Israel geschlagen wurden.
[7.11] Da zogen die Männer Israels aus von Mizpa und
jagten den Philistern nach und schlugen sie bis unterhalb von
Bet-Kar.
[7.12] Da nahm Samuel einen Stein und stellte ihn auf
zwischen Mizpa und Schen und nannte ihn "Eben-Eser"*
und sprach: Bis hierher hat uns der HERR geholfen. *d. . Stein
der Hilfe.
[7.13] So wurden die Philister gedemütigt und kamen nicht
mehr in das Gebiet Israels. Und die Hand des HERRN lag schwer auf
den Philistern, solange Samuel lebte.
[7.14] Auch eroberte Israel die Städte zurück, die die
Philister ihnen genommen hatten, von Ekron bis Gat samt ihrem
Gebiet; die errettete Israel aus der Hand der Philister. Und
Israel hatte Frieden mit den Amoritern.
[7.15] Samuel aber richtete Israel sein Leben lang
[7.16] und zog Jahr für Jahr umher und kam nach Bethel
und Gilgal und Mizpa. Und wenn er Israel an allen diesen Orten
gerichtet hatte,
[7.17] kam er wieder nach Rama - denn da war sein Haus -,
und dort richtete er Israel. Auch baute er dort dem HERRN einen
Altar.
[8.1] Als aber Samuel alt geworden war, setzte er seine
Söhne als Richter über Israel ein.
[8.2] Sein erstgeborener Sohn hieß Joel und der andere
Abija, und sie waren Richter zu Beerscheba.
[8.3] Aber seine Söhne wandelten nicht in seinen Wegen,
sondern suchten ihren Vorteil und nahmen Geschenke und beugten
das Recht.
[8.4] Da versammelten sich alle Ältesten Israels und
kamen nach Rama zu Samuel
[8.5] und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden,
und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. So setze nun
einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden
haben.
[8.6] Das mißfiel Samuel, daß sie sagten: Gib uns einen
König, der uns richte. Und Samuel betete zum HERRN.
[8.7] Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme
des Volks in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben
nicht dich, sondern mich verworfen, daß ich nicht mehr König
über sie sein soll.
[8.8] Sie tun dir, wie sie immer getan haben von dem Tage
an, da ich sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, daß sie
mich verlassen und andern Göttern gedient haben.
[8.9] So gehorche nun ihrer Stimme. Doch warne sie und
verkünde ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen
wird.
[8.10] Und Samuel sagte alle Worte des HERRN dem Volk, das
von ihm einen König forderte,
[8.11] und sprach: Das wird des Königs Recht sein, der
über euch herrschen wird: Eure Söhne wird er nehmen für seinen
Wagen und seine Gespanne, und daß sie vor seinem Wagen her
laufen,
[8.12] und zu Hauptleuten über tausend und über
fünfzig, und daß sie ihm seinen Acker bearbeiten und seine
Ernte einsammeln, und daß sie seine Kriegswaffen machen und was
zu seinen Wagen gehört.
[8.13] Eure Töchter aber wird er nehmen, daß sie Salben
bereiten, kochen und backen.
[8.14] Eure besten Äcker und Weinberge und Ölgärten
wird er nehmen und seinen Großen geben.
[8.15] Dazu von euren Kornfeldern und Weinbergen wird er
den Zehnten nehmen und seinen Kämmerern und Großen geben.
[8.16] Und eure Knechte und Mägde und eure besten Rinder
und eure Esel wird er nehmen und in seinen Dienst stellen.
[8.17] Von euren Herden wird er den Zehnten nehmen, und
ihr müßt seine Knechte sein.
[8.18] Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über
euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der HERR
zu derselben Zeit nicht erhören.
[8.19] Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels
zu hören, und sie sprachen: Nein, sondern ein König soll über
uns sein,
[8.20] daß wir auch seien wie alle Heiden, daß uns unser
König richte und vor uns her ausziehe und unsere Kriege führe!
[8.21] Und als Samuel alle Worte des Volks gehört hatte,
sagte er sie vor den Ohren des HERRN.
[8.22] Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche ihrer
Stimme und mache ihnen einen König. Und Samuel sprach zu den
Männern Israels: Geht hin, ein jeder in seine Stadt.
[9.1] Es war ein Mann von Benjamin, mit Namen Kisch,
ein Sohn Abïls, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechorats, des
Sohnes Afiachs, des Sohnes eines Benjaminiters, ein angesehener
Mann.
[9.2] Der hatte einen Sohn mit Namen Saul; der war ein
junger, schöner Mann, und es war niemand unter den Israeliten so
schön wie er, eines Hauptes länger als alles Volk.
[9.3] Es hatte aber Kisch, der Vater Sauls, die Eselinnen
verloren. Und er sprach zu seinem Sohn Saul: Nimm einen der
Knechte mit dir, mach dich auf, geh hin und suche die Eselinnen.
[9.4] Und sie gingen durch das Gebirge Ephraim und durch
das Gebiet von Schalischa und fanden sie nicht; sie gingen durch
das Gebiet von Schaalim, und sie waren nicht da; sie gingen
durchs Gebiet von Benjamin und fanden sie nicht.
[9.5] Als sie aber ins Gebiet von Zuf kamen, sprach Saul
zu dem Knecht, der bei ihm war: Komm, laß uns wieder heimgehen;
mein Vater könnte sich sonst statt um die Eselinnen um uns
sorgen.
[9.6] Der aber sprach: Siehe, es ist ein berühmter Mann
Gottes in dieser Stadt; alles, was er sagt, das trifft ein. Nun
laß uns dahin gehen; vielleicht sagt er uns unsern Weg, den wir
gehen sollen.
[9.7] Saul aber sprach zu seinem Knecht: Wenn wir schon
hingehen, was bringen wir dem Mann? Denn das Brot in unserm Sack
ist verzehrt, und wir haben keine Gabe, die wir dem Mann Gottes
bringen könnten. Was haben wir sonst?
[9.8] Der Knecht antwortete Saul abermals und sprach:
Siehe, ich hab einen Viertel- Silbertaler bei mir; den wollen wir
dem Mann Gottes geben, daß er uns unsern Weg sage.
[9.9] *Saul sprach zu seinem Knecht: Du hast recht
geredet; komm, laß uns gehen! Und als sie hingingen nach der
Stadt, wo der Mann Gottes war, *Der Zusammenhang erfordert die
hier vorgenommene Umstellung des Verses.
[9.10] und den Aufgang zur Stadt hinaufstiegen, trafen sie
Mädchen, die herausgingen, um Wasser zu schöpfen. Zu ihnen
sprachen sie: Ist der Seher hier? -
[9.11] *Vorzeiten sagte man in Israel, wenn man ging, Gott
zu befragen: Kommt, laßt uns zu dem Seher gehen! Denn die man
jetzt Propheten nennt, die nannte man vorzeiten Seher. -
[9.12] Sie antworteten ihnen: Ja, er war gerade vor dir
da; eile, denn er ist heute in die Stadt gekommen, weil das Volk
heute ein Opferfest hat auf der Höhe.
[9.13] Wenn ihr in die Stadt kommt, so werdet ihr ihn
finden, ehe er hinaufgeht auf die Höhe, um zu essen. Denn das
Volk wird nicht essen, bis er kommt; er segnet erst das Opfer,
danach essen die, die geladen sind. Darum geht hinauf, denn jetzt
werdet ihr ihn treffen.
[9.14] Und als sie hinauf zur Stadt kamen und in die Stadt
eintraten, siehe, da kam Samuel heraus ihnen entgegen und wollte
auf die Höhe gehen.
[Note: Samuel salbt Saul zum König][9.15] Aber der HERR
hatte Samuel das Ohr aufgetan einen Tag, bevor Saul kam, und
gesagt:
[9.16] Morgen um diese Zeit will ich einen Mann zu dir
senden aus dem Lande Benjamin, den sollst du zum Fürsten salben
über mein Volk Israel, daß er mein Volk errette aus der
Philister Hand. Denn ich habe das Elend meines Volks angesehen,
und sein Schreien ist vor mich gekommen.
[9.17] Als nun Samuel Saul sah, tat ihm der HERR kund:
Siehe, das ist der Mann, von dem ich dir gesagt habe, daß er
über mein Volk herrschen soll.
[9.18] Da trat Saul auf Samuel zu im Tor und sprach: Sage
mir, wo ist hier das Haus des Sehers?
[9.19] Samuel antwortete Saul: Ich bin der Seher. Geh vor
mir hinauf auf die Höhe, denn ihr sollt heute mit mir essen;
morgen früh will ich dir das Geleit geben, und auf alles, was du
auf dem Herzen hast, will ich dir Antwort geben.
[9.20] Und um die Eselinnen, die du vor drei Tagen
verloren hast, sorge dich jetzt nicht; sie sind gefunden. Wem
gehört denn alles, was wertvoll ist in Israel? Gehört es nicht
dir und dem ganzen Hause deines Vaters?
[9.21] Saul antwortete: Bin ich nicht ein Benjaminiter und
aus einem der kleinsten Stämme Israels, und ist nicht mein
Geschlecht das geringste unter allen Geschlechtern des Stammes
Benjamin? Warum sagst du mir solches?
[9.22] Samuel aber nahm Saul und seinen Knecht und führte
sie in die Halle und setzte sie obenan unter die Geladenen; und
das waren etwa dreißig Mann.
[9.23] Und Samuel sprach zu dem Koch: Gib das Stück her,
das ich dir gab und dabei befahl, du solltest es bei dir
zurückbehalten.
[9.24] Da trug der Koch eine Keule auf und den
Fettschwanz. Und er legte sie Saul vor und sprach: Siehe, hier
ist das Übriggebliebene, lege es vor dich hin und iß; denn als
ich das Volk einlud, ist es für dich aufbewahrt worden für
diese Stunde. So aß Saul an jenem Tage mit Samuel.
[9.25] Und als sie hinabgegangen waren von der Höhe der
Stadt, machten sie Saul ein Lager auf dem Dach,
[9.26] und er legte sich schlafen. Und als die Morgenröte
aufging, rief Samuel zum Dach hinauf und sprach zu Saul: Steh
auf, daß ich dich geleite! Und Saul stand auf, und die beiden
gingen miteinander hinaus, er und Samuel.
[9.27] Und als sie hinabkamen an das Ende der Stadt,
sprach Samuel zu Saul: Sage dem Knecht, daß er uns vorangehe -
und er ging voran -, du aber steh jetzt still, daß ich dir
kundtue, was Gott gesagt hat.
[10.1] Da nahm Samuel den Krug mit Öl und goß es auf
sein Haupt und küßte ihn und sprach: Siehe, der HERR hat dich
zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt.
[10.2] Wenn du jetzt von mir gehst, so wirst du zwei
Männer finden bei dem Grabe Rahels an der Grenze Benjamins bei
Zelzach; die werden zu dir sagen: Die Eselinnen sind gefunden,
die du zu suchen ausgezogen bist; aber siehe, dein Vater hat die
Esel nicht mehr im Sinn und sorgt sich um euch und spricht: Was
soll ich wegen meines Sohnes tun?
[10.3] Und wenn du von da weiter gehst, wirst du zur Eiche
Tabor kommen; dort werden dich drei Männer treffen, die
hinaufgehen zu Gott nach Bethel. Einer trägt drei Böcklein, der
andere drei Brote, der dritte einen Krug mit Wein.
[10.4] Und sie werden dich freundlich grüßen und dir
zwei Brote geben. Die sollst du von ihren Händen annehmen.
[10.5] Danach wirst du nach Gibea Gottes kommen, wo die
Wache der Philister ist; und wenn du dort in die Stadt kommst,
wird dir eine Schar von Propheten begegnen, die von der Höhe
herabkommen, und vor ihnen her Harfe und Pauke und Flöte und
Zither, und sie werden in Verzückung sein.
[10.6] Und der Geist des HERRN wird über dich kommen,
daß du mit ihnen in Verzückung gerätst; da wirst du
umgewandelt und ein anderer Mensch werden.
[10.7] Wenn bei dir nun diese Zeichen eintreffen, so tu,
was dir vor die Hände kommt; denn Gott ist mit dir.
[10.8] Du sollst aber vor mir hinabgehen nach Gilgal;
siehe, da will ich zu dir hinabkommen, um Brandopfer und
Dankopfer zu opfern. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir
komme und dir kundtue, was du tun sollst.
[10.9] Und als Saul sich wandte, um von Samuel wegzugehen,
gab ihm Gott ein anderes Herz, und alle diese Zeichen trafen ein
an demselben Tag.
[10.10] Und als sie nach Gibea kamen, siehe, da kam ihm
eine Prophetenschar entgegen, und der Geist Gottes geriet über
ihn, daß er mit ihnen in Verzückung geriet.
[10.11] Als sie sahen, daß er mit den Propheten in
Verzückung war, sprachen alle, die ihn früher gekannt hatten,
untereinander: Was ist mit dem Sohn des Kisch geschehen? Ist Saul
auch unter den Propheten?
[10.12] Und einer von dort sprach: Wer ist denn schon ihr
Vater? Daher ist das Sprichwort gekommen: Ist Saul auch unter den
Propheten?
[10.13] Und als seine Verzückung aufgehört hatte, kam er
nach Gibea.
[10.14] Es sprach aber Sauls Oheim zu ihm und zu seinem
Knecht: Wo seid ihr hingegangen? Er antwortete: Die Eselinnen zu
suchen; und als wir sahen, daß sie nicht da waren, gingen wir zu
Samuel.
[10.15] Da sprach der Oheim Sauls: Sage mir, was sagte
euch Samuel?
[10.16] Saul antwortete seinem Oheim: Er sagte uns, daß
die Eselinnen gefunden seien. Aber was Samuel von dem Königtum
gesagt hatte, sagte er ihm nicht.
[Note: Saul wird als König anerkannt][10.17] Samuel aber
rief das Volk zusammen zum HERRN nach Mizpa
[10.18] und sprach zu den Israeliten: So sagt der HERR,
der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten geführt und euch
aus der Hand der Ägypter errettet und aus der Hand aller
Königreiche, die euch bedrängten.
[10.19] Ihr aber habt heute euren Gott verworfen, der euch
aus aller eurer Not und Bedrängnis geholfen hat, und habt
gesprochen: Nein, setze vielmehr einen König über uns! Wohlan,
so tretet nun vor den HERRN nach euren Stämmen und
Tausendschaften!
[10.20] Als nun Samuel alle Stämme Israels herantreten
ließ, fiel das Los auf den Stamm Benjamin.
[10.21] Und als er den Stamm Benjamin herantreten ließ
mit seinen Geschlechtern, fiel das Los auf das Geschlecht Matri,
und als er das Geschlecht Matri herantreten ließ, Mann für
Mann, fiel das Los auf Saul, den Sohn des Kisch. Und sie suchten
ihn, aber sie fanden ihn nicht.
[10.22] Da befragten sie abermals den HERRN: Ist denn der
Mann überhaupt hergekommen? Der HERR antwortete: Siehe, er hat
sich bei dem Troß versteckt.
[10.23] Da liefen sie hin und holten ihn von dort. Und als
er unter das Volk trat, war er eines Hauptes länger als alles
Volk.
[10.24] Und Samuel sprach zu allem Volk: Da seht ihr, wen
der HERR erwählt hat; ihm ist keiner gleich im ganzen Volk. Da
jauchzte das ganze Volk und sprach: Es lebe der König!
[10.25] Samuel aber tat dem Volk das Recht des Königtums
kund und schrieb's in ein Buch und legte es vor dem HERRN nieder.
Und Samuel entließ das ganze Volk, einen jeden in sein Haus.
[10.26] Auch Saul ging heim nach Gibea, und mit ihm gingen
die vom Heer, denen Gott das Herz gerührt hatte.
[10.27] Aber einige ruchlose Leute sprachen: Was soll der
uns helfen? Und sie verachteten ihn und brachten ihm kein
Geschenk. Aber er tat, als hörte er's nicht.
[11.1] Es zog aber herauf Nahasch, der Ammoniter, und
belagerte Jabesch in Gilead. Und alle Männer von Jabesch
sprachen zu Nahasch: Schließ einen Bund mit uns, so wollen wir
dir untertan sein.
[11.2] Aber Nahasch, der Ammoniter, antwortete ihnen: Das
soll der Bund sein, den ich mit euch schließen will, daß ich
euch allen das rechte Auge aussteche und bringe damit Schmach
über ganz Israel.
[11.3] Da sprachen zu ihm die Ältesten von Jabesch: Gib
uns sieben Tage, daß wir Boten in das ganze Gebiet Israels
senden; ist dann niemand da, der uns rette, so wollen wir zu dir
hinausgehen.
[11.4] Da kamen die Boten nach Gibea Sauls und sagten
diese Worte vor den Ohren des Volks. Da erhob das ganze Volk
seine Stimme und weinte.
[11.5] Und siehe, da kam Saul vom Felde hinter den Rindern
her und fragte: Was ist mit dem Volk, daß es weint? Da
berichteten sie ihm die Worte der Männer von Jabesch.
[11.6] Da geriet der Geist Gottes über Saul, als er diese
Worte hörte, und sein Zorn entbrannte sehr.
[11.7] Und er nahm ein Paar Rinder und zerstückte sie und
sandte davon in das ganze Gebiet Israels durch die Boten und
ließ sagen: Wer nicht mit Saul und Samuel auszieht, mit dessen
Rindern soll man ebenso tun. Da fiel der Schrecken des HERRN auf
das Volk, so daß sie auszogen wie ein Mann.
[11.8] Und er musterte sie bei Besek, und die von Israel
waren dreihunderttausend Mann und die Männer Judas
dreißigtausend.
[11.9] Und er sagte den Boten, die gekommen waren: So sagt
den Männern von Jabesch in Gilead: Morgen soll euch Hilfe
werden, wenn die Sonne beginnt, heiß zu scheinen. Als die Boten
heimkamen und das den Männern von Jabesch verkündeten, wurden
diese froh.
[11.10] Und die Männer von Jabesch ließen den Ammonitern
sagen: Morgen wollen wir zu euch hinausgehen, daß ihr mit uns
alles tut, was euch gefällt.
[11.11] Aber am andern Morgen teilte Saul das Volk in drei
Heerhaufen, und sie kamen ins Lager um die Zeit der Morgenwache
und schlugen die Ammoniter, bis der Tag heiß wurde; die aber
übrigblieben, wurden zerstreut, so daß von ihnen nicht zwei
beieinander blieben.
[11.12] Da sprach das Volk zu Samuel: Wer sind die, die
gesagt haben: Sollte Saul über uns herrschen? Gebt sie her, die
Männer, daß wir sie töten.
[11.13] Saul aber sprach: Es soll an diesem Tage niemand
sterben; denn der HERR hat heute Heil gegeben in Israel.
[11.14] Samuel sprach zum Volk: Kommt, laßt uns nach
Gilgal gehen und dort das Königtum erneuern.
[11.15] Da ging das ganze Volk nach Gilgal, und sie
machten Saul dort zum König vor dem HERRN in Gilgal und opferten
Dankopfer vor dem HERRN. Saul aber und alle Männer Israels
freuten sich dort gar sehr.
[12.1] Da sprach Samuel zu ganz Israel: Siehe, ich habe
eurer Stimme gehorcht in allem, was ihr mir gesagt habt, und habe
einen König über euch gesetzt.
[12.2] Siehe, nun wird euer König vor euch herziehen; ich
aber bin alt und grau geworden, und meine Söhne sind bei euch.
Ich bin vor euch hergegangen von meiner Jugend an bis auf diesen
Tag.
[12.3] Hier stehe ich. Nun tretet gegen mich auf vor dem
HERRN und seinem Gesalbten! Wessen Rind oder Esel hab ich
genommen, wem hab ich Gewalt oder Unrecht getan? Aus wessen Hand
hab ich ein Geschenk angenommen, um mir damit die Augen blenden
zu lassen? Ich will's euch zurückgeben.
[12.4] Sie sprachen: Du hast uns weder Gewalt noch Unrecht
getan und von niemand etwas genommen.
[12.5] Er sprach zu ihnen: Der HERR ist euch gegenüber
Zeuge und heute auch sein Gesalbter, daß ihr nichts in meiner
Hand gefunden habt. Sie sprachen: Ja, Zeuge sollen sie sein.
[12.6] Und Samuel sprach zum Volk: Der HERR ist's, der
Mose und Aaron eingesetzt und eure Väter aus Ägyptenland
geführt hat.
[12.7] So tretet nun her, daß ich mit euch rechte vor dem
HERRN wegen aller Wohltaten des HERRN, die er an euch und euren
Vätern getan hat.
[12.8] Als Jakob nach Ägypten gekommen war, schrien eure
Väter zu dem HERRN, und der HERR sandte Mose und Aaron, um eure
Väter aus Ägypten zu führen und sie in diesem Land wohnen zu
lassen.
[12.9] Aber als sie den HERRN, ihren Gott, vergaßen,
verkaufte er sie in die Hand Siseras, des Feldhauptmanns von
Hazor, und in die Hand der Philister und in die Hand des Königs
von Moab; die kämpften gegen sie.
[12.10] Und sie schrien zum HERRN und sprachen: Wir haben
gesündigt, daß wir den HERRN verlassen und den Baalen und den
Astarten gedient haben; nun aber errette uns aus der Hand unserer
Feinde, so wollen wir dir dienen.
[12.11] Da sandte der HERR Jerubbaal, Barak, Jeftah und
Samuel und errettete euch aus der Hand eurer Feinde ringsum und
ließ euch sicher wohnen.
[12.12] Als ihr aber saht, daß Nahasch, der König der
Ammoniter, gegen euch zog, spracht ihr zu mir: Nein, sondern ein
König soll über uns herrschen, obwohl doch der HERR, euer Gott,
euer König ist.
[12.13] Nun, da ist euer König, den ihr erwählt und
erbeten habt; denn siehe, der HERR hat einen König über euch
gesetzt.
[12.14] Möchtet ihr doch den HERRN fürchten und ihm
dienen und seiner Stimme gehorchen und dem Munde des HERRN nicht
ungehorsam sein, und möchtet ihr und euer König, der über euch
herrscht, dem HERRN, eurem Gott, folgen!
[12.15] Werdet ihr aber der Stimme des HERRN nicht
gehorchen, sondern seinem Munde ungehorsam sein, so wird die Hand
des HERRN gegen euch sein wie gegen eure Väter.
[12.16] So tretet nun herzu und seht, was der HERR Großes
vor euren Augen tun wird.
[12.17] Ist nicht jetzt die Weizenernte? Ich will aber den
HERRN anrufen, daß er soll donnern und regnen lassen, damit ihr
innewerdet und seht, daß ihr getan habt, was dem HERRN mißfiel,
als ihr euch einen König erbeten habt.
[12.18] Und als Samuel den HERRN anrief, ließ der HERR
donnern und regnen an demselben Tage. Da fürchtete das ganze
Volk den HERRN und Samuel gar sehr
[12.19] und sprach zu Samuel: Bitte für deine Knechte den
HERRN, deinen Gott, daß wir nicht sterben; denn zu allen unsern
Sünden haben wir noch das Unrecht getan, daß wir uns einen
König erbeten haben.
[12.20] Samuel aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht!
Ihr habt zwar all das Unrecht getan, doch weicht nicht vom HERRN
ab, sondern dienet dem HERRN von ganzem Herzen
[12.21] und folgt nicht den nichtigen Götzen nach; denn
sie nützen nicht und können nicht erretten, weil sie nichtig
sind.
[12.22] Der HERR verstößt sein Volk nicht um seines
großen Namens willen; denn es hat dem HERRN gefallen, euch zu
seinem Volk zu machen.
[12.23] Es sei aber auch ferne von mir, mich an dem HERRN
dadurch zu versündigen, daß ich davon abließe, für euch zu
beten und euch zu lehren den guten und richtigen Weg!
[12.24] Nur fürchtet den HERRN und dienet ihm treu von
ganzem Herzen; denn seht doch, wie große Dinge er an euch getan
hat.
[12.25] Werdet ihr aber Unrecht tun, so werdet ihr und
euer König verloren sein.
[13.1] Saul war. . . Jahre alt, als er König wurde,
und zwei Jahre* regierte er über Israel. *Die Angabe über das
Alter Sauls ist ausgefallen; für die Regierungszeit Sauls finden
sich verschiedene Überlieferungen; vgl. Apg 13,21.
[13.2] Er erwählte sich dreitausend Mann aus Israel.
Zweitausend waren mit Saul in Michmas und auf dem Gebirge von
Bethel und eintausend mit Jonatan zu Gibea in Benjamin. Das
übrige Volk aber entließ er, einen jeden in sein Zelt.
[13.3] Da erschlug Jonatan die Wache der Philister, die in
Gibea war; und die Philister hörten, daß die Hebräer
abgefallen waren. Saul aber hatte die Posaune blasen lassen im
ganzen Land.
[13.4] Und ganz Israel hörte: Saul hat die Wache der
Philister erschlagen, und Israel hat sich in Verruf gebracht bei
den Philistern. Und alles Volk wurde zusammengerufen, um Saul
nach Gilgal zu folgen.
[13.5] Da sammelten sich die Philister zum Kampf mit
Israel, dreitausend Wagen, sechstausend Gespanne und Fußvolk, so
viel wie Sand am Ufer des Meeres, und zogen herauf und lagerten
sich bei Michmas, östlich von Bet-Awen.
[13.6] Als aber die Männer Israels sahen, daß das Volk
in Gefahr und Bedrängnis war, verkrochen sie sich in die Höhlen
und Klüfte und Felsen und Gewölbe und Gruben.
[13.7] Es gingen aber auch Hebräer durch die Furten des
Jordans ins Land Gad und Gilead. Saul aber war noch in Gilgal;
und alles Volk, das ihm folgte, war voll Angst.
[13.8] Da wartete er sieben Tage bis zu der Zeit, die von
Samuel bestimmt war. Und als Samuel nicht nach Gilgal kam, begann
das Volk von Saul wegzulaufen.
[13.9] Da sprach er: Bringt mir her das Brandopfer und die
Dankopfer. Und er brachte das Brandopfer dar.
[13.10] Als er aber das Brandopfer vollendet hatte, siehe,
da kam Samuel. Da ging Saul ihm entgegen, um ihm den Segensgruß
zu entbieten.
[13.11] Samuel aber sprach: Was hast du getan? Saul
antwortete: Ich sah, daß das Volk von mir wegzulaufen begann,
und du kamst nicht zur bestimmten Zeit, während doch die
Philister sich schon in Michmas versammelt hatten.
[13.12] Da dachte ich: Nun werden die Philister zu mir
herabkommen nach Gilgal, und ich habe die Gnade des HERRN noch
nicht gesucht; da wagte ich's und opferte Brandopfer.
[13.13] Samuel aber sprach zu Saul: Du hast töricht
gehandelt und nicht gehalten das Gebot des HERRN, deines Gottes,
das er dir geboten hat. Er hätte dein Königtum bestätigt über
Israel für und für.
[13.14] Aber nun wird dein Königtum nicht bestehen. Der
HERR hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der HERR
hat ihn bestellt zum Fürsten über sein Volk; denn du hast das
Gebot des HERRN nicht gehalten.
[13.15] Und Samuel machte sich auf und ging von Gilgal
hinauf und zog seines Weges. Die Übrigen vom Volk aber zogen
hinter Saul her dem Kriegsvolk entgegen von Gilgal hinauf nach
Gibea in Benjamin. Und Saul musterte das Volk, das bei ihm war,
etwa sechshundert Mann.
[13.16] Und Saul und sein Sohn Jonatan und das Volk, das
bei ihnen war, blieben in Gibea in Benjamin. Die Philister aber
hatten sich gelagert bei Michmas.
[13.17] Da zogen aus dem Lager der Philister drei
Heerhaufen, das Land zu verheeren. Einer wandte sich in Richtung
auf Ofra ins Gebiet von Schual;
[13.18] der andere wandte sich in Richtung auf Bet-Horon;
der dritte wandte sich in Richtung auf das Gebiet, das nach dem
Tal Zeboïm der Wüste zu gelegen ist.
[13.19] Es war aber kein Schmied im ganzen Lande Israel zu
finden; denn die Philister dachten, die Hebräer könnten sich
Schwert und Spieß machen.
[13.20] Und ganz Israel mußte hinabziehen zu den
Philistern, wenn jemand eine Pflugschar, Hacke, Beil oder Sense
zu schärfen hatte.
[13.21] Das Schärfen aber geschah für ein Zweidrittellot
Silber bei Pflugscharen, Hacken, Gabeln, Beilen und um die
Stacheln gerade zu machen.
[13.22] Als nun der Tag des Kampfes kam, wurde kein
Schwert noch Spieß gefunden in der Hand des ganzen Volks, das
mit Saul und Jonatan war; nur Saul und sein Sohn hatten Waffen.
[13.23] Aber eine Wache der Philister zog heran gegen den
engen Weg von Michmas.
[14.1] Es begab sich eines Tages, daß Jonatan, der
Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger sprach: Komm, laß uns
hinübergehen zu der Wache der Philister, die da drüben ist.
Aber seinem Vater sagte er nichts.
[14.2] Saul aber saß am Rande des Gebietes von Gibea
unter dem Granatapfelbaum, der in Migron steht; und die Leute bei
ihm waren etwa sechshundert Mann.
[14.3] Und Ahija, der Sohn Ahitubs, des Bruders Ikabods,
des Sohnes des Pinhas, des Sohnes Elis, des Priesters des HERRN
zu Silo, trug den Priesterschurz. Das Volk wußte aber nicht,
daß Jonatan weggegangen war.
[14.4] Es waren aber an dem engen Wege, wo Jonatan
hinüberzugehen suchte zu der Wache der Philister, zwei
Felsklippen, die eine diesseits, die andere jenseits; die eine
hieß Bozez, die andere Senne.
[14.5] Die eine Felsklippe stand im Norden gegenüber
Michmas und die andere im Süden gegenüber Geba.
[14.6] Und Jonatan sprach zu seinem Waffenträger: Komm,
laß uns hinübergehen zu der Wache dieser Unbeschnittenen!
Vielleicht wird der HERR etwas für uns tun, denn es ist dem
HERRN nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.
[14.7] Da antwortete ihm sein Waffenträger: Tu alles, was
in deinem Herzen ist; geh nur hin! Siehe, ich bin mit dir, wie
dein Herz will.
[14.8] Jonatan sprach: Wohlan, wir gehen zu den Männern
hinüber und zeigen uns ihnen.
[14.9] Werden sie dann zu uns sagen: Steht still, bis wir
zu euch herankommen!, so wollen wir an unserm Ort stehenbleiben
und nicht zu ihnen hinaufgehen.
[14.10] Werden sie aber sagen: Kommt zu uns herauf!, so
wollen wir zu ihnen hinaufsteigen; dann hat sie der HERR in
unsere Hände gegeben. Das soll uns zum Zeichen sein.
[14.11] Als sie sich nun beide der Wache der Philister
zeigten, sprachen die Philister: Siehe, die Hebräer sind aus den
Löchern hervorgekommen, in die sie sich verkrochen hatten.
[14.12] Und die Männer der Wache riefen Jonatan und
seinem Waffenträger zu und sprachen: Kommt herauf zu uns, so
wollen wir's euch schon lehren! Da sprach Jonatan zu seinem
Waffenträger: Steig mir nach! Der HERR hat sie in die Hände
Israels gegeben.
[14.13] Und Jonatan kletterte mit Händen und Füßen
hinauf und sein Waffenträger ihm nach. Da fielen sie zu Boden
vor Jonatan, und sein Waffenträger hinter ihm tötete sie.
[14.14] So traf der erste Schlag, den Jonatan und sein
Waffenträger taten, ungefähr zwanzig Mann etwa auf einer halben
Hufe Acker, die ein Joch Rinder pflügt.
[14.15] Und es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem
freien Felde; und das ganze Kriegsvolk, die Wache und die
streifenden Rotten erschraken; und die Erde erbebte. Und so
geschah ein Gottesschrecken.
[14.16] Und die Wächter Sauls zu Gibea in Benjamin sahen,
wie das Getümmel der Philister hin und her wogte.
[14.17] Da sprach Saul zu dem Volk, das bei ihm war:
Zählt und seht, wer von uns weggegangen ist! Und als sie
zählten, siehe, da waren Jonatan und sein Waffenträger nicht
da.
[14.18] Da sprach Saul zu Ahija: Bringe den Efod herbei!
Denn er trug den Efod in jener Zeit vor Israel.
[14.19] Und als Saul noch mit dem Priester redete, wurde
das Getümmel im Lager der Philister immer größer. Und Saul
sprach zum Priester: Laß es sein!
[14.20] Und Saul und das ganze Volk, das bei ihm war,
sammelten sich und kamen zum Kampfplatz. Und siehe, da ging eines
jeden Schwert gegen den andern, und es war ein sehr großes
Getümmel.
[14.21] Auch die Hebräer, die vorher bei den Philistern
gewesen und mit ihnen ins Feld gezogen waren, gingen über zu
denen von Israel, die mit Saul und Jonatan waren.
[14.22] Und als alle Männer von Israel, die sich auf dem
Gebirge Ephraim verkrochen hatten, hörten, daß die Philister
flohen, jagten sie hinter ihnen her im Kampf.
[14.23] So half der HERR Israel an diesem Tage. Und der
Kampf breitete sich aus bis Bet- Awen.
[14.24] Und als die Männer Israels in Bedrängnis kamen
an jenem Tage, belegte Saul das Volk mit seinem Fluch und schwor:
Verflucht sei jedermann, der etwas ißt bis zum Abend, bis ich
mich an meinen Feinden räche! Da aß das ganze Volk nichts.
[14.25] Es waren aber Honigwaben auf dem Felde,
[14.26] und als das Volk hinkam zu den Waben, siehe, da
floß der Honig. Aber niemand nahm davon etwas mit der Hand in
seinen Mund; denn das Volk fürchtete den Schwur.
[14.27] Jonatan aber hatte nicht gehört, daß sein Vater
das Volk mit einem Schwur belegt hatte. Und er streckte seinen
Stab aus, den er in seiner Hand hatte, und tauchte die Spitze in
den Honigseim und führte seine Hand zum Munde; da strahlten
seine Augen.
[14.28] Da hob einer aus dem Volk an und sprach: Dein
Vater hat das Volk mit einem Fluch belegt und geschworen:
Verflucht sei jedermann, der heute etwas ißt! So ist das Volk
nun matt geworden.
[14.29] Da sprach Jonatan: Mein Vater bringt das Land ins
Unglück; seht, wie strahlend sind meine Augen geworden, weil ich
ein wenig von diesem Honig gekostet habe.
[14.30] Fürwahr, hätte doch das Volk heute gegessen von
der Beute seiner Feinde, die es gemacht hat! Wäre dann die
Niederlage der Philister nicht noch größer geworden?
[14.31] Sie schlugen aber die Philister an jenem Tage von
Michmas bis nach Ajalon. Und das Volk wurde sehr matt.
[14.32] Und das Volk fiel über die Beute her, und sie
nahmen Schafe und Rinder und Kälber und schlachteten sie, daß
das Blut auf die Erde floß, und aßen das Fleisch über dem
Blut.
[14.33] Da sagte man Saul: Siehe, das Volk versündigt
sich am HERRN; denn es ißt das Fleisch über dem Blut. Er
sprach: Ihr habt gefrevelt; wälzt her zu mir einen großen
Stein.
[14.34] Und Saul sprach weiter: Zerstreut euch unter das
Volk und sagt ihnen, daß ein jeder seinen Stier und sein Schaf
zu mir bringen soll, und schlachtet's hier und esset, damit ihr
euch nicht an dem HERRN versündigt mit dem Essen über dem Blut.
Da brachte alles Volk, ein jeder, was er hatte, noch in der Nacht
herzu, und sie schlachteten es dort.
[14.35] Und Saul baute dem HERRN einen Altar. Das war der
erste Altar, den er dem HERRN baute.
[14.36] Und Saul sprach: Laßt uns noch in der Nacht
hinabziehen den Philistern nach und sie berauben, bis es lichter
Morgen wird, und laßt niemand von ihnen übrig. Sie antworteten:
Tu alles, was dir gefällt! Aber der Priester sprach: So laßt
uns erst hierher vor Gott treten.
[14.37] Und Saul befragte Gott: Soll ich hinabziehen den
Philistern nach? Willst du sie in Israels Hände geben? Aber er
antwortete ihm an diesem Tage nicht.
[14.38] Da sprach Saul: Laßt herzutreten alle Obersten
des Volks und forschet und seht, an wem heute die Schuld liegt.
[14.39] Denn so wahr der HERR lebt, der Heiland Israels:
auch wenn sie bei meinem Sohn Jonatan wäre, so soll er sterben!
Aber niemand aus dem ganzen Volk antwortete ihm.
[14.40] Und er sprach zu ganz Israel: Tretet ihr auf die
eine Seite, ich und mein Sohn Jonatan wollen auf die andere Seite
treten. Das Volk sprach zu Saul: Tu, was dir gefällt.
[14.41] Und Saul sprach zum HERRN: Gott Israels, warum
hast du deinem Knecht heute nicht geantwortet? Liegt die Schuld
bei mir oder bei meinem Sohn Jonatan, HERR, Gott Israels, so gib
das Los "Licht"; liegt die Schuld aber an deinem Volk
Israel, so gib das Los "Recht". Da fiel das Los auf
Jonatan und Saul, aber das Volk ging frei aus.
[14.42] Saul sprach: Werft das Los über mich und meinen
Sohn Jonatan! Da fiel das Los auf Jonatan.
[14.43] Und Saul sprach zu Jonatan: Sage mir, was hast du
getan? Jonatan sagte es ihm und sprach: Ich habe ein wenig Honig
gekostet mit der Spitze des Stabes, den ich in meiner Hand hatte;
siehe, ich bin bereit zu sterben.
[14.44] Da sprach Saul: Gott tue mir dies und das;
Jonatan, du mußt des Todes sterben!
[14.45] Aber das Volk sprach zu Saul: Sollte Jonatan
sterben, der dies große Heil in Israel vollbracht hat? Das sei
ferne! So wahr der HERR lebt: es soll kein Haar von seinem Haupt
auf die Erde fallen, denn Gott hat heute durch ihn geholfen. Und
so löste das Volk Jonatan aus, so daß er nicht sterben mußte.
[14.46] Aber Saul ließ von den Philistern ab und zog
hinauf, und die Philister zogen in ihr Land.
[Note: Sauls Kriege. Seine Familie][14.47] Als Saul die
Königsherrschaft über Israel erlangt hatte, kämpfte er gegen
alle seine Feinde ringsumher: gegen die Moabiter, die Ammoniter,
die Edomiter, gegen die Könige Zobas und gegen die Philister.
Und wo er sich hinwandte, da gewann er den Sieg.
[14.48] Und er vollbrachte tapfere Taten und schlug die
Amalekiter und errettete Israel aus der Hand aller, die es
ausplünderten.
[14.49] Sauls Söhne waren: Jonatan, Jischwi, Malkischua.
Und seine zwei Töchter hießen: die erstgeborene Merab und die
jüngere Michal.
[14.50] Und Sauls Frau hieß Ahinoam und war eine Tochter
des Ahimaaz. Und sein Feldhauptmann hieß Abner, ein Sohn Ners,
der Sauls Oheim war.
[14.51] Kisch, Sauls Vater, und Ner, Abners Vater, waren
Söhne Abïls.
[14.52] Es war aber der Krieg gegen die Philister schwer,
solange Saul lebte. Und wo Saul einen tapferen und rüstigen Mann
sah, den nahm er in seinen Dienst.
[15.1] Samuel sprach zu Saul: Der HERR hat mich
gesandt, daß ich dich zum König salben sollte über sein Volk
Israel; so höre nun auf die Worte des HERRN!
[15.2] So spricht der HERR Zebaoth: Ich habe bedacht, was
Amalek Israel angetan und wie es ihm den Weg verlegt hat, als
Israel aus Ägypten zog.
[15.3] So zieh nun hin und schlag Amalek und vollstrecke
den Bann an ihm und an allem, was es hat; verschone sie nicht,
sondern töte Mann und Frau, Kinder und Säuglinge, Rinder und
Schafe, Kamele und Esel.
[15.4] Da bot Saul das Volk auf, und er musterte sie zu
Telem: zweihunderttausend Mann Fußvolk und zehntausend Mann aus
Juda.
[15.5] Und als Saul zu der Stadt der Amalekiter kam, legte
er einen Hinterhalt im Tal.
[15.6] Und Saul ließ den Kenitern sagen: Geht, weicht und
zieht weg von den Amalekitern, daß ich euch nicht mit ihnen
aufreibe; denn ihr tatet Barmherzigkeit an allen Israeliten, als
sie aus Ägypten zogen. Da zogen die Keniter fort von den
Amalekitern.
[15.7] Da schlug Saul die Amalekiter von Hawila bis nach
Schur, das vor Ägypten liegt,
[15.8] und nahm Agag, den König von Amalek, lebendig
gefangen, und an allem Volk vollstreckte er den Bann mit der
Schärfe des Schwerts.
[15.9] Aber Saul und das Volk verschonten Agag und die
besten Schafe und Rinder und das Mastvieh und die Lämmer und
alles, was von Wert war, und sie wollten den Bann daran nicht
vollstrecken; was aber nichts taugte und gering war, daran
vollstreckten sie den Bann.
[15.10] Da geschah des HERRN Wort zu Samuel:
[15.11] Es reut mich, daß ich Saul zum König gemacht
habe; denn er hat sich von mir abgewandt und meine Befehle nicht
erfüllt. Darüber wurde Samuel zornig und schrie zu dem HERRN
die ganze Nacht.
[15.12] Und Samuel machte sich früh auf, um Saul am
Morgen zu begegnen. Und ihm wurde angesagt, daß Saul nach Karmel
gekommen sei und sich ein Siegeszeichen aufgerichtet habe und
weitergezogen und nach Gilgal hinabgekommen sei.
[15.13] Als nun Samuel zu Saul kam, sprach Saul zu ihm:
Gesegnet seist du vom HERRN! Ich habe des HERRN Wort erfüllt.
[15.14] Samuel antwortete: Und was ist das für ein
Blöken von Schafen, das zu meinen Ohren kommt, und ein Brüllen
von Rindern, das ich höre?
[15.15] Saul sprach: Von den Amalekitern hat man sie
gebracht; denn das Volk verschonte die besten Schafe und Rinder,
um sie zu opfern dem HERRN, deinem Gott; an dem andern haben wir
den Bann vollstreckt.
[15.16] Samuel aber antwortete Saul: Halt ein, ich will
dir sagen, was der HERR mit mir diese Nacht geredet hat. Er
sprach: Sag an!
[15.17] Samuel sprach: Ist's nicht so: Obschon du vor dir
selbst gering warst, so bist du doch das Haupt der Stämme
Israels; denn der HERR hat dich zum König über Israel gesalbt.
[15.18] Und der HERR sandte dich auf den Weg und sprach:
Zieh hin und vollstrecke den Bann an den Frevlern, den
Amalekitern, und kämpfe mit ihnen, bis du sie vertilgt hast!
[15.19] Warum hast du der Stimme des HERRN nicht gehorcht,
sondern hast dich an die Beute gemacht und getan, was dem HERRN
mißfiel?
[15.20] Saul antwortete Samuel: Ich habe doch der Stimme
des HERRN gehorcht und bin den Weg gezogen, den mich der HERR
sandte, und habe Agag, den König von Amalek, hergebracht und an
den Amalekitern den Bann vollstreckt.
[15.21] Aber das Volk hat von der Beute genommen Schafe
und Rinder, das Beste vom Gebannten, um es dem HERRN, deinem
Gott, zu opfern in Gilgal.
[15.22] Samuel aber sprach: Meinst du, daß der HERR
Gefallen habe am Brandopfer und Schlachtopfer gleichwie am
Gehorsam gegen die Stimme des HERRN? Siehe, Gehorsam ist besser
als Opfer und Aufmerken besser als das Fett von Widdern.
[15.23] Denn Ungehorsam ist Sünde wie Zauberei, und
Widerstreben ist wie Abgötterei und Götzendienst. Weil du des
HERRN Wort verworfen hast, hat er dich auch verworfen, daß du
nicht mehr König seist.
[15.24] Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe gesündigt,
daß ich des HERRN Befehl und deine Worte übertreten habe; denn
ich fürchtete das Volk und gehorchte seiner Stimme.
[15.25] Und nun, vergib mir die Sünde und kehre mit mir
um, daß ich den HERRN anbete.
[15.26] Samuel sprach zu Saul: Ich will nicht mit dir
umkehren; denn du hast des HERRN Wort verworfen, und der HERR hat
dich auch verworfen, daß du nicht mehr König über Israel
seist.
[15.27] Und als sich Samuel umwandte, um wegzugehen,
ergriff ihn Saul bei einem Zipfel seines Rocks; aber der riß ab.
[15.28] Da sprach Samuel zu ihm: Der HERR hat das
Königtum Israels heute von dir gerissen und einem andern
gegeben, der besser ist als du.
[15.29] Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es
gereut ihn nicht; denn er ist nicht ein Mensch, daß ihn etwas
gereuen könnte.
[15.30] Saul aber sprach: Ich habe gesündigt; aber ehre
mich doch jetzt vor den Ältesten meines Volks und vor Israel und
kehre mit mir um, daß ich den HERRN, deinen Gott, anbete.
[15.31] Da kehrte Samuel um und folgte Saul, und Saul
betete den HERRN an.
[15.32] Und Samuel sprach: Bringt Agag, den König von
Amalek, zu mir! Und Agag ging hin zu ihm zitternd und sprach:
Fürwahr, bitter ist der Tod!
[15.33] Samuel aber sprach: Wie dein Schwert Frauen ihrer
Kinder beraubt hat, so soll auch deine Mutter der Kinder beraubt
sein unter den Frauen. Und Samuel hieb den Agag in Stücke vor
dem HERRN in Gilgal.
[15.34] Und Samuel ging hin nach Rama; Saul aber zog
hinauf in sein Haus zu Gibea Sauls.
[15.35] Und Samuel sah Saul fortan nicht mehr bis an den
Tag seines Todes. Aber doch trug Samuel Leid um Saul, weil es den
HERRN gereut hatte, daß er Saul zum König über Israel gemacht
hatte.
[16.1] Und der HERR sprach zu Samuel: Wie lange trägst
du Leid um Saul, den ich verworfen habe, daß er nicht mehr
König sei über Israel? Fülle dein Horn mit Öl und geh hin:
ich will dich senden zu dem Bethlehemiter Isai; denn unter seinen
Söhnen hab ich mir einen zum König ersehen.
[16.2] Samuel aber sprach: Wie kann ich hingehen? Saul
wird's erfahren und mich töten. Der HERR sprach: Nimm eine junge
Kuh mit dir und sprich: Ich bin gekommen, dem HERRN zu opfern.
[16.3] Und du sollst Isai zum Opfer laden. Da will ich
dich wissen lassen, was du tun sollst, daß du mir den salbest,
den ich dir nennen werde.
[16.4] Samuel tat, wie ihm der HERR gesagt hatte, und kam
nach Bethlehem. Da entsetzten sich die Ältesten der Stadt und
gingen ihm entgegen und sprachen: Bedeutet dein Kommen Heil?
[16.5] Er sprach: Ja, es bedeutet Heil! Ich bin gekommen,
dem HERRN zu opfern; heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer.
Und er heiligte den Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer.
[16.6] Als sie nun kamen, sah er den Eliab an und dachte:
Fürwahr, da steht vor dem HERRN sein Gesalbter.
[16.7] Aber der HERR sprach zu Samuel: Sieh nicht an sein
Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn
nicht sieht der HERR auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch
sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.
[16.8] Da rief Isai den Abinadab und ließ ihn an Samuel
vorübergehen. Und er sprach: Auch diesen hat der HERR nicht
erwählt.
[16.9] Da ließ Isai vorübergehen Schamma. Er aber
sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt.
[16.10] So ließ Isai seine sieben Söhne an Samuel
vorübergehen; aber Samuel sprach zu Isai: Der HERR hat keinen
von ihnen erwählt.
[16.11] Und Samuel sprach zu Isai: Sind das die Knaben
alle? Er aber sprach: Es ist noch übrig der jüngste; siehe, er
hütet die Schafe. Da sprach Samuel zu Isai: Sende hin und laß
ihn holen; denn wir werden uns nicht niedersetzen, bis er
hierherkommt.
[16.12] Da sandte er hin und ließ ihn holen. Und er war
bräunlich, mit schönen Augen und von guter Gestalt. Und der
HERR sprach: Auf, salbe ihn, denn der ist's.
[16.13] Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn mitten
unter seinen Brüdern. Und der Geist des HERRN geriet über David
von dem Tag an und weiterhin. Samuel aber machte sich auf und
ging nach Rama.
[16.14] Der Geist des HERRN aber wich von Saul, und ein
böser Geist vom HERRN ängstigte ihn.
[16.15] Da sprachen die Großen Sauls zu ihm: Siehe, ein
böser Geist von Gott ängstigt dich.
[16.16] Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor
ihm stehen, daß sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut
spielen kann, damit er mit seiner Hand darauf spiele, wenn der
böse Geist Gottes über dich kommt, und es besser mit dir werde.
[16.17] Da sprach Saul zu seinen Leuten: Seht euch um nach
einem Mann, der des Saitenspiels kundig ist, und bringt ihn zu
mir.
[16.18] Da antwortete einer der jungen Männer und sprach:
Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist
des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum
Kampf, verständig in seinen Reden und schön gestaltet, und der
HERR ist mit ihm.
[16.19] Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen:
Sende zu mir deinen Sohn David, der bei den Schafen ist.
[16.20] Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen
Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch
seinen Sohn David.
[16.21] So kam David zu Saul und diente vor ihm. Und Saul
gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger.
[16.22] Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Laß
David mir dienen, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen.
[16.23] Sooft nun der böse Geist von Gott über Saul kam,
nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So wurde
es Saul leichter, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist
wich von ihm.
[17.1] Die Philister sammelten ihre Heere zum Kampf und
kamen zusammen bei Socho in Juda und lagerten sich zwischen Socho
und Aseka bei Efes- Dammim.
[17.2] Und Saul und die Männer Israels kamen zusammen und
lagerten sich im Eichgrund und rüsteten sich zum Kampf gegen die
Philister.
[17.3] Und die Philister standen auf einem Berge jenseits
und die Israeliten auf einem Berge diesseits, so daß das Tal
zwischen ihnen war.
[17.4] D trat aus den Reihen der Philister ein Riese*
heraus mit Namen Goliat aus Gat, sechs Ellen und eine Handbreit
groß. *Wörtlich: Vorkämpfer zwischen den Fronten.
[17.5] Der hatte einen ehernen Helm auf seinem Haupt und
einen Schuppenpanzer an, und das Gewicht seines Panzers war
fünftausend Lot Erz,
[17.6] und hatte eherne Schienen an seinen Beinen und
einen ehernen Wurfspieß auf seiner Schulter.
[17.7] Und der Schaft seines Spießes war wie ein
Weberbaum, und die eiserne Spitze seines Spießes wog
sechshundert Lot, und sein Schildträger ging vor ihm her.
[17.8] Und er stellte sich hin und rief dem Heer Israels
zu: Was seid ihr ausgezogen, euch zum Kampf zu rüsten? Bin ich
nicht ein Philister und ihr Sauls Knechte? Erwählt einen unter
euch, der zu mir herabkommen soll.
[17.9] Vermag er gegen mich zu kämpfen und erschlägt er
mich, so wollen wir eure Knechte sein; vermag ich aber über ihn
zu siegen und erschlage ich ihn, so sollt ihr unsere Knechte sein
und uns dienen.
[17.10] Und der Philister sprach: Ich habe heute dem Heere
Israels hohngesprochen, als ich sagte: Gebt mir einen Mann und
laßt uns miteinander kämpfen.
[17.11] Als Saul und ganz Israel diese Rede des Philisters
hörten, entsetzten sie sich und fürchteten sich sehr.
[17.12] David aber war der Sohn jenes Efratiters aus
Bethlehem in Juda, der Isai hieß. Der hatte acht Söhne und war
zu Sauls Zeiten schon zu alt, um unter die Kriegsleute zu gehen.
[17.13] Aber die drei ältesten Söhne Isais waren mit
Saul in den Krieg gezogen, und sie hießen: Eliab, der
erstgeborene, Abinadab, der zweite, und Schamma, der dritte.
[17.14] Und David war der jüngste; die drei ältesten
aber waren Saul gefolgt.
[17.15] Und David ging ab und zu von Saul hinweg nach
Bethlehem, um die Schafe seines Vaters zu hüten.
[17.16] Aber der Philister kam heraus frühmorgens und
abends und stellte sich hin, vierzig Tage lang.
[17.17] Isai aber sprach zu seinem Sohn David: Nimm für
deine Brüder diesen Scheffel geröstete Körner und diese zehn
Brote und bringe sie eilends ins Lager zu deinen Brüdern;
[17.18] und diese zehn frischen Käse bringe dem Hauptmann
und sieh nach deinen Brüdern, ob's ihnen gut geht, und bringe
auch ein Unterpfand von ihnen mit.
[17.19] Saul und sie und alle Männer Israels sind im
Eichgrund und kämpfen gegen die Philister.
[17.20] Da machte sich David früh am Morgen auf und
überließ die Schafe einem Hüter, lud auf und ging hin, wie ihm
Isai geboten hatte, und kam zum Lager. Das Heer aber war
ausgezogen und hatte sich aufgestellt zum Kampf, und sie erhoben
das Kriegsgeschrei.
[17.21] Und Israel und die Philister hatten sich
aufgestellt, Schlachtreihe gegen Schlachtreihe.
[17.22] Da ließ David sein Gepäck, das er trug, bei der
Wache des Trosses und lief zu dem Heer, kam hin und fragte seine
Brüder, ob's ihnen gut gehe.
[17.23] Und als er noch mit ihnen redete, siehe, da kam
herauf der Riese mit Namen Goliat, der Philister von Gat, von dem
Heer der Philister und redete dieselben Worte, und David hörte
es.
[17.24] Und wer von Israel den Mann sah, floh vor ihm und
fürchtete sich sehr.
[17.25] Und die Männer von Israel sprachen: Habt ihr den
Mann heraufkommen sehen? Er kommt herauf, um Israel
hohnzusprechen. Wer ihn erschlägt, den will der König sehr
reich machen und ihm seine Tochter geben und will ihm seines
Vaters Haus freimachen von Lasten in Israel.
[17.26] Da sprach David zu den Männern, die bei ihm
standen: Was wird man dem geben, der diesen Philister erschlägt
und die Schande von Israel abwendet? Denn wer ist dieser
unbeschnittene Philister, der das Heer des lebendigen Gottes
verhöhnt?
[17.27] Da sagte ihm das Volk wie vorher: Das und das wird
man dem geben, der ihn erschlägt.
[17.28] Und als Eliab, sein ältester Bruder, ihn reden
hörte mit den Männern, wurde er zornig über David und sprach:
Warum bist du hergekommen? Und wem hast du die wenigen Schafe
dort in der Wüste überlassen? Ich kenne deine Vermessenheit
wohl und deines Herzens Bosheit. Du bist nur gekommen, um dem
Kampf zuzusehen.
[17.29] David antwortete: Was hab ich denn getan? Ich habe
doch nur gefragt!
[17.30] Und er wandte sich von ihm zu einem andern und
sprach, wie er vorher gesagt hatte. Da antwortete ihm das Volk
wie das erstemal.
[17.31] Und als sie die Worte hörten, die David sagte,
brachten sie es vor Saul, und er ließ ihn holen.
[17.32] Und David sprach zu Saul: Seinetwegen lasse keiner
den Mut sinken; dein Knecht wird hingehen und mit diesem
Philister kämpfen.
[17.33] Saul aber sprach zu David: Du kannst nicht
hingehen, um mit diesem Philister zu kämpfen; denn du bist zu
jung dazu, dieser aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf.
[17.34] David aber sprach zu Saul: Dein Knecht hütete die
Schafe seines Vaters; und kam dann ein Löwe oder ein Bär und
trug ein Schaf weg von der Herde,
[17.35] so lief ich ihm nach, schlug auf ihn ein und
errettete es aus seinem Maul. Wenn er aber auf mich losging,
ergriff ich ihn bei seinem Bart und schlug ihn tot.
[17.36] So hat dein Knecht den Löwen und den Bären
erschlagen, und diesem unbeschnittenen Philister soll es ergehen
wie einem von ihnen; denn er hat das Heer des lebendigen Gottes
verhöhnt.
[17.37] Und David sprach: Der HERR, der mich von dem
Löwen und Bären errettet hat, der wird mich auch erretten von
diesem Philister. Und Saul sprach zu David: Geh hin, der HERR sei
mit dir!
[17.38] Und Saul legte David seine Rüstung an und setzte
ihm einen ehernen Helm auf sein Haupt und legte ihm einen Panzer
an.
[17.39] Und David gürtete Sauls Schwert über seine
Rüstung und mühte sich vergeblich, damit zu gehen; denn er
hatte es noch nie versucht. Da sprach David zu Saul: Ich kann so
nicht gehen, denn ich bin's nicht gewohnt; und er legte es ab
[17.40] und nahm seinen Stab in die Hand und wählte fünf
glatte Steine aus dem Bach und tat sie in die Hirtentasche, die
ihm als Köcher diente, und nahm die Schleuder in die Hand und
ging dem Philister entgegen.
[17.41] Der Philister aber kam immer näher an David
heran, und sein Schildträger ging vor ihm her.
[17.42] Als nun der Philister aufsah und David anschaute,
verachtete er ihn; denn er war noch jung, und er war bräunlich
und schön.
[17.43] Und der Philister sprach zu David: Bin ich denn
ein Hund, daß du mit Stecken zu mir kommst? Und der Philister
fluchte dem David bei seinem Gott
[17.44] und sprach zu David: Komm her zu mir, ich will
dein Fleisch den Vögeln unter dem Himmel geben und den Tieren
auf dem Felde.
[17.45] David aber sprach zu dem Philister: Du kommst zu
mir mit Schwert, Lanze und Spieß, ich aber komme zu dir im Namen
des HERRN Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du
verhöhnt hast.
[17.46] Heute wird dich der HERR in meine Hand geben, daß
ich dich erschlage und dir den Kopf abhaue und gebe deinen
Leichnam und die Leichname des Heeres der Philister heute den
Vögeln unter dem Himmel und dem Wild auf der Erde, damit alle
Welt innewerde, daß Israel einen Gott hat,
[17.47] und damit diese ganze Gemeinde innewerde, daß der
HERR nicht durch Schwert oder Spieß hilft; denn der Krieg ist
des HERRN, und er wird euch in unsere Hände geben.
[17.48] Als sich nun der Philister aufmachte und daherging
und sich David nahte, lief David eilends von der Schlachtreihe
dem Philister entgegen.
[17.49] Und David tat seine Hand in die Hirtentasche und
nahm einen Stein daraus und schleuderte ihn und traf den
Philister an die Stirn, daß der Stein in seine Stirn fuhr und er
zur Erde fiel auf sein Angesicht.
[17.50] So überwand David den Philister mit Schleuder und
Stein und traf und tötete ihn. David aber hatte kein Schwert in
seiner Hand.
[17.51] Da lief er hin und trat zu dem Philister und nahm
dessen Schwert und zog es aus der Scheide und tötete ihn
vollends und hieb ihm den Kopf damit ab. Als aber die Philister
sahen, daß ihr Stärkster tot war, flohen sie.
[17.52] Und die Männer Israels und Judas machten sich
auf, erhoben das Kampfgeschrei und jagten den Philistern nach,
bis nach Gat und bis an die Tore Ekrons. Und die Philister
blieben erschlagen liegen auf dem Wege von Schaarajim bis nach
Gat und Ekron.
[17.53] Und die Israeliten kehrten um von der Verfolgung
der Philister und plünderten ihr Lager.
[17.54] David aber nahm des Philisters Haupt und brachte
es nach Jerusalem, seine Waffen aber legte er in sein Zelt.
[17.55] Als Saul aber David dem Philister entgegengehen
sah, sprach er zu Abner, seinem Feldhauptmann: Wessen Sohn ist
der Junge? Abner sprach: Bei deinem Leben, König: ich weiß es
nicht.
[17.56] Der König sprach: So frage danach, wessen Sohn
der junge Mann ist.
[17.57] Als nun David zurückkam vom Sieg über den
Philister, nahm ihn Abner und brachte ihn vor Saul, und er hatte
des Philisters Haupt in seiner Hand.
[17.58] Und Saul sprach zu ihm: Wessen Sohn bist du, mein
Junge? David sprach: Ich bin ein Sohn deines Knechts Isai, des
Bethlehemiters.
[18.1] Als David aufgehört hatte, mit Saul zu reden,
verband sich das Herz Jonatans mit dem Herzen Davids, und Jonatan
gewann ihn lieb wie sein eigenes Herz.
[18.2] Und Saul nahm ihn an diesem Tage zu sich und ließ
ihn nicht wieder in seines Vaters Haus zurückkehren.
[18.3] Und Jonatan schloß mit David einen Bund, denn er
hatte ihn lieb wie sein eigenes Herz.
[18.4] Und Jonatan zog seinen Rock aus, den er anhatte,
und gab ihn David, dazu seine Rüstung, sein Schwert, seinen
Bogen und seinen Gurt.
[Note: Sauls Eifersucht auf David][18.5] Und David zog in
den Kampf und richtete alles recht aus, wohin Saul ihn auch
sandte. Und Saul setzte ihn über die Kriegsleute, und es gefiel
allem Volk gut und auch den Großen Sauls.
[18.6] Es begab sich aber, als David zurückkam vom Sieg
über die Philister, daß die Frauen aus allen Städten Israels
herausgingen mit Gesang und Reigen dem König Saul entgegen unter
Jauchzen, mit Pauken und mit Zimbeln.
[18.7] Und die Frauen sangen im Reigen und sprachen: Saul
hat tausend erschlagen, aber David zehntausend.
[18.8] Da ergrimmte Saul sehr, und das Wort mißfiel ihm,
und er sprach: Sie haben David zehntausend gegeben und mir
tausend; ihm wird noch das Königtum zufallen.
[18.9] Und Saul sah David scheel an von dem Tage an und
hinfort.
[18.10] Am andern Tage kam der böse Geist von Gott über
Saul, und er geriet in Raserei in seinem Hause; David aber
spielte auf den Saiten mit seiner Hand, wie er täglich zu tun
pflegte. Und Saul hatte einen Spieß in der Hand
[18.11] und zückte den Spieß und dachte: Ich will David
an die Wand spießen. David aber wich ihm zweimal aus.
[18.12] Und Saul fürchtete sich vor David; denn der HERR
war mit ihm, aber von Saul war er gewichen.
[18.13] Da entfernte ihn Saul aus seiner Nähe und setzte
ihn zum Obersten über tausend Mann. Und David zog aus und ein
vor dem Kriegsvolk
[18.14] und richtete all sein Tun recht aus, und der HERR
war mit ihm.
[18.15] Als nun Saul sah, daß David alles so gut gelang,
graute es ihm vor David.
[18.16] Aber ganz Israel und Juda hatte David lieb, denn
er zog aus und ein vor ihnen her.
[Note: David gewinnt Sauls Tochter zur Frau][18.17] Und
Saul sprach zu David: Siehe, meine älteste Tochter Merab will
ich dir zur Frau geben; sei nur ein tapferer Mann und führe des
HERRN Kriege. Denn Saul dachte: Meine Hand soll nicht gegen ihn
sein, sondern die Hand der Philister.
[18.18] David aber antwortete Saul: Wer bin ich? Und was
ist meine Sippe, das Geschlecht meines Vaters, in Israel, daß
ich des Königs Schwiegersohn werden soll?
[18.19] Als aber die Zeit kam, daß Merab, die Tochter
Sauls, David gegeben werden sollte, wurde sie dem Adrïl von
Mehola zur Frau gegeben.
[18.20] Aber Michal, Sauls Tochter, hatte David lieb. Als
das Saul angesagt wurde, war es ihm recht.
[18.21] Und Saul sagte sich: Ich will sie ihm geben, damit
sie ihm zum Fallstrick wird und die Hände der Philister gegen
ihn sind. Und Saul sprach zu David: Heute in zwei Jahren kannst
du mein Schwiegersohn werden.
[18.22] Und Saul gebot seinen Großen: Redet mit David
heimlich und sprecht: Siehe, der König hat Gefallen an dir, und
alle seine Großen lieben dich; so werde nun des Königs
Schwiegersohn.
[18.23] Und die Großen Sauls sagten diese Worte vor den
Ohren Davids. David aber sprach: Dünkt euch das ein Geringes,
des Königs Schwiegersohn zu werden? Ich bin nur ein armer,
geringer Mann.
[18.24] Und die Großen Sauls sagten es ihm weiter und
sprachen: Diese Worte hat David gesagt.
[18.25] Saul sprach: So sagt zu David: Der König begehrt
keinen andern Brautpreis als hundert Vorhäute von Philistern, um
an den Feinden des Königs Vergeltung zu üben. Aber Saul
trachtete danach, David umzubringen durch die Hände der
Philister.
[18.26] Da sagten seine Großen David diese Worte, und es
dünkte David gut, des Königs Schwiegersohn zu werden.
[18.27] Und die Zeit war noch nicht um, da machte sich
David auf und zog hin mit seinen Männern und erschlug unter den
Philistern zweihundert Mann. Und David brachte ihre Vorhäute dem
König in voller Zahl, um des Königs Schwiegersohn zu werden. Da
gab ihm Saul seine Tochter Michal zur Frau.
[18.28] Als aber Saul sah und merkte, daß der HERR mit
David war und daß seine Tochter Michal ihn liebhatte,
[18.29] da fürchtete sich Saul noch mehr vor David und
wurde sein Feind sein Leben lang.
[18.30] Und sooft die Fürsten der Philister in den Kampf
zogen, richtete David mehr gegen sie aus als alle Großen Sauls,
wenn sie auszogen, so daß sein Name hoch gepriesen wurde.
[19.1] Saul aber redete mit seinem Sohn Jonatan und mit
allen seinen Großen davon, daß er David töten wolle. Aber
Jonatan, Sauls Sohn, hatte David sehr lieb
[19.2] und sagte es ihm weiter und sprach: Mein Vater Saul
trachtet danach, dich zu töten. Nun, so hüte dich morgen früh
und verstecke dich und bleibe verborgen.
[19.3] Ich aber will hinausgehen und mich neben meinen
Vater stellen auf dem Felde, wo du bist, und über dich mit
meinem Vater sprechen; und was ich erfahre, will ich dir kundtun.
[19.4] Und Jonatan redete das Beste von David mit seinem
Vater Saul und sprach zu ihm: Es versündige sich der König
nicht an seinem Knechte David, denn er hat sich nicht an dir
versündigt, und sein Tun ist dir sehr nützlich.
[19.5] Er hat sein Leben gewagt und den Philister
erschlagen, und der HERR hat großes Heil für ganz Israel
vollbracht. Das hast du gesehen und dich darüber gefreut. Warum
willst du dich denn an unschuldigem Blut versündigen, daß du
David ohne Grund tötest?
[19.6] Da hörte Saul auf die Stimme Jonatans und schwor:
So wahr der HERR lebt: er soll nicht sterben!
[19.7] Da rief Jonatan David und sagte ihm alle diese
Worte und brachte ihn zu Saul; und David diente ihm wie früher.
[Note: Michal rettet David][19.8] Es erhob sich aber
wieder ein Kampf, und David zog aus und kämpfte gegen die
Philister und schlug sie so hart, daß sie vor ihm flohen.
[19.9] Aber der böse Geist vom HERRN kam über Saul, und
Saul saß in seinem Hause und hatte seinen Spieß in der Hand.
David aber spielte mit der Hand auf den Saiten.
[19.10] Und Saul trachtete danach, David mit dem Spieß an
die Wand zu spießen. Er aber wich aus vor Saul, und der Spieß
fuhr in die Wand. David aber floh und entrann. In jener Nacht
aber
[19.11] sandte Saul Boten zu Davids Haus, ihn zu bewachen,
um ihn am Morgen zu töten. Doch Michal, Davids Frau, sagte es
ihrem Mann und sprach: Wirst du nicht diese Nacht dein Leben
retten, so mußt du morgen sterben.
[19.12] Da ließ ihn Michal durchs Fenster hinab, daß er
floh und entrinnen konnte.
[19.13] Dann nahm Michal das Götzenbild und legte es aufs
Bett und ein Geflecht von Ziegenhaaren zu seinen Häupten und
deckte ein Kleid darauf.
[19.14] Da sandte Saul Boten, um David zu holen. Sie aber
sprach: Er ist krank.
[19.15] Saul sandte abermals Boten, nach David zu sehen,
und sprach: Bringt ihn her zu mir samt dem Bett, daß er getötet
werde!
[19.16] Als nun die Boten kamen, siehe, da lag das
Götzenbild im Bett und das Geflecht von Ziegenhaaren zu seinen
Häupten.
[19.17] Da sprach Saul zu Michal: Warum hast du mich
betrogen und meinen Feind entrinnen lassen? Michal antwortete
Saul: Er sagte zu mir: Laß mich gehen, oder ich töte dich!
[Note: David flieht zu Samuel][19.18] David aber floh und
konnte entrinnen und kam zu Samuel nach Rama und sagte ihm alles,
was ihm Saul angetan hatte. Und er ging mit Samuel, und sie
blieben zu Najot.
[19.19] Und es wurde Saul angesagt: Siehe, David ist zu
Najot in Rama.
[19.20] Da sandte Saul Boten, um David zu holen. Und sie
sahen die Schar der Propheten in Verzückung und Samuel an ihrer
Spitze. Da kam der Geist Gottes auf die Boten Sauls, so daß auch
sie in Verzückung gerieten.
[19.21] Als das Saul angesagt wurde, sandte er andere
Boten; die gerieten auch in Verzückung. Da sandte er die dritten
Boten; die gerieten auch in Verzückung.
[19.22] Da ging er selbst nach Rama. Und als er zum
großen Brunnen kam, der in Sechu ist, fragte er: Wo sind Samuel
und David? Da wurde ihm gesagt: Siehe, zu Najot in Rama.
[19.23] Und er machte sich von dort auf nach Najot in
Rama. Und der Geist Gottes kam auch über ihn, und er ging einher
in Verzückung, bis er nach Najot in Rama kam.
[19.24] Da zog auch er seine Kleider aus und war in
Verzückung vor Samuel und fiel hin und lag nackt den ganzen Tag
und die ganze Nacht. Daher sagt man: Ist Saul auch unter den
Propheten?
[20.1] David aber floh von Najot in Rama und kam und
redete vor Jonatan: Was hab ich getan? Was ist meine Schuld? Was
hab ich gesündigt vor deinem Vater, daß er mir nach dem Leben
trachtet?
[20.2] Er aber sprach zu ihm: Das sei ferne; du sollst
nicht sterben. Siehe, mein Vater tut nichts, weder Großes noch
Kleines, ohne es mir kundzutun. Warum sollte denn mein Vater dies
vor mir verbergen? Es ist nicht so.
[20.3] Da antwortete David und schwor: Dein Vater weiß
sehr wohl, daß ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe; darum
dachte er: Jonatan soll das nicht wissen, es könnte ihn
bekümmern. Wahrlich, so wahr der HERR lebt und so wahr du lebst:
es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tode!
[20.4] Jonatan sprach zu David: Ich will für dich tun,
was dein Herz begehrt.
[20.5] David sprach zu Jonatan: Siehe, morgen ist Neumond;
da sollte ich mit dem König zu Tisch sitzen; aber laß mich,
daß ich mich auf dem Felde verberge bis zum Abend des dritten
Tages.
[20.6] Wird dein Vater nach mir fragen, so sprich: David
bat mich, daß er nach Bethlehem, seiner Stadt, gehen dürfe;
denn dort ist das jährliche Opferfest für das ganze Geschlecht.
[20.7] Wird er sagen: Es ist recht, so steht es gut um
deinen Knecht; wird er aber ergrimmen, so wirst du merken, daß
Böses bei ihm beschlossen ist.
[20.8] So tu nun Barmherzigkeit an deinem Knecht, denn du
hast mit deinem Knecht einen Bund im HERRN geschlossen. Liegt
aber eine Schuld auf mir, so töte du mich; warum willst du mich
zu deinem Vater bringen?
[20.9] Jonatan sprach: Das sei ferne von dir, daß ich es
dir nicht sagen sollte, wenn ich merke, daß bei meinem Vater
beschlossen ist, Böses über dich zu bringen.
[20.10] David aber sprach zu Jonatan: Wer wird mir's
sagen, wenn dir dein Vater etwas Hartes antwortet?
[20.11] Jonatan sprach zu David: Komm, laß uns hinaus
aufs Feld gehen! Und sie gingen beide hinaus aufs Feld.
[20.12] Und Jonatan sprach zu David: Bei dem HERRN, dem
Gott Israels: wenn ich meinen Vater ausforsche morgen und am
dritten Tage, daß es gut steht mit David, und wenn ich dann
nicht hinsende zu dir und es dir nicht kundtue,
[20.13] so tue der HERR dem Jonatan dies und das. Wenn
aber mein Vater Böses gegen dich sinnt, so will ich es dir auch
kundtun und dich ziehen lassen, daß du mit Frieden weggehen
kannst. Und der HERR sei mit dir, wie er mit meinem Vater gewesen
ist.
[20.14] Du aber wollest die Barmherzigkeit des HERRN an
mir tun, solange ich lebe, und wenn ich sterbe,
[20.15] so nimm die Barmherzigkeit niemals fort von meinem
Hause. Und wenn der HERR die Feinde Davids ausrotten wird, Mann
für Mann, aus dem Lande,
[20.16] so möge der Name Jonatans nicht aus gelöscht
werden neben dem Hause Davids! Vielmehr möge der HERR Rache
nehmen nur an den Feinden Davids!
[20.17] Und Jonatan ließ nun auch David schwören bei
seiner Liebe zu ihm; denn er hatte ihn so lieb wie sein eigenes
Herz.
[20.18] Und Jonatan sprach zu ihm: Morgen ist Neumond; da
wird man dich vermissen, wenn dein Platz leer bleibt.
[20.19] Am dritten Tage wirst du erst recht vermißt
werden. Du aber komm an den Ort, wo du dich verborgen hattest am
Tage jener Tat, und setze dich dort neben den Steinhaufen.
[20.20] So will ich nach seiner Seite drei Pfeile
schießen, als ob ich nach dem Ziele schösse.
[20.21] Und ich will den Knaben hinschicken: Geh, suche
die Pfeile! Werde ich zum Knaben sagen: Siehe, die Pfeile liegen
herwärts von dir, hole sie!, so komm; denn es steht gut um dich
und hat keine Gefahr, so wahr der HERR lebt.
[20.22] Sage ich aber zum Knaben: Siehe, die Pfeile liegen
hinwärts von dir!, so geh hin; denn der HERR befiehlt dir
fortzugehen.
[20.23] Für das Wort aber, das du und ich miteinander
geredet haben: siehe, dafür steht der HERR zwischen mir und dir
ewiglich.
[20.24] David verbarg sich auf dem Felde. Und als der
Neumond kam, setzte sich der König zu Tisch, um zu essen.
[20.25] Und der König saß an seinem Platz, wie er
gewohnt war, an der Wand, und Jonatan saß gegenüber; Abner aber
setzte sich an die Seite Sauls. Davids Platz aber war leer.
[20.26] Und Saul sagte an diesem Tage nichts; denn er
dachte: Es ist ihm etwas widerfahren, so daß er nicht rein ist.
[20.27] Am andern Tage aber nach dem Neumond, als Davids
Platz leer blieb, sprach Saul zu seinem Sohn Jonatan: Warum ist
der Sohn Isais nicht zu Tisch gekommen, weder gestern noch heute?
[20.28] Jonatan antwortete Saul: Er bat mich sehr, daß er
nach Bethlehem gehen dürfe,
[20.29] und sprach: Laß mich hingehen, denn unser
Geschlecht hat zu opfern in der Stadt, und mein Bruder hat mir's
selbst geboten. Hab ich nun Gnade vor deinen Augen gefunden, so
laß mich hingehen und meine Brüder sehen. Darum ist er nicht
zum Tisch des Königs gekommen.
[20.30] Da entbrannte der Zorn Sauls über Jonatan, und er
sprach zu ihm: Du Sohn einer ehrlosen Mutter! Ich weiß sehr
wohl, daß du den Sohn Isais erkoren hast, dir und deiner Mutter,
die dich geboren hat, zur Schande!
[20.31] Denn solange der Sohn Isais lebt auf Erden, wirst
du und auch dein Königtum nicht bestehen. So sende nun hin und
laß ihn herholen zu mir, denn er ist ein Kind des Todes.
[20.32] Jonatan antwortete seinem Vater Saul und sprach zu
ihm: Warum soll er sterben? Was hat er getan?
[20.33] Da zückte Saul den Spieß nach ihm, um ihn zu
durchbohren. Da merkte Jonatan, daß es bei seinem Vater fest
beschlossen war, David zu töten,
[20.34] und stand vom Tisch auf in grimmigem Zorn und aß
am zweiten Tage nach dem Neumond nichts; denn er war bekümmert
um David, und daß ihm sein Vater solchen Schimpf antat.
[Note: Davids Abschied von Jonatan][20.35] Am Morgen ging
Jonatan hinaus aufs Feld, wohin er David bestellt hatte, und ein
Knabe mit ihm.
[20.36] Und er sprach zu dem Knaben: Lauf und suche mir
die Pfeile, die ich schieße! Und als der Knabe lief, schoß er
einen Pfeil über ihn hin.
[20.37] Und als der Knabe an den Ort kam, wohin Jonatan
den Pfeil geschossen hatte, rief ihm Jonatan nach und sprach: Der
Pfeil liegt hinwärts von dir.
[20.38] Und Jonatan rief abermals dem Knaben nach: Rasch,
eile und halte dich nicht auf! Da las der Knabe Jonatans Pfeil
auf und brachte ihn zu seinem Herrn.
[20.39] Der Knabe aber merkte nichts; nur Jonatan und
David wußten um die Sache.
[20.40] Da gab Jonatan seine Waffen dem Knaben, den er bei
sich hatte, und sprach zu ihm: Geh und trage sie in die Stadt.
[20.41] Und als der Knabe weggegangen war, stand David auf
hinter dem Steinhaufen und fiel auf sein Antlitz zur Erde und
beugte sich dreimal nieder, und sie küßten einander und weinten
miteinander, David aber am allermeisten.
[20.42] Und Jonatan sprach zu David: Geh hin mit Frieden!
Für das, was wir beide geschworen haben im Namen des HERRN,
dafür stehe der HERR zwischen mir und dir, zwischen meinen
Nachkommen und deinen Nachkommen in Ewigkeit.
[21.1] *Und David machte sich auf und ging seines
Weges; Jonatan aber ging in die Stadt. *Abweichende Verszählung
statt 21,1-16: 20,43 - 21,15.
[Note: David bei den Priestern von Nob][21.2] Und als
David nach Nob kam zum Priester Ahimelech, entsetzte sich
Ahimelech, als er David entgegenging, und sprach zu ihm: Warum
kommst du allein und ist kein Mann mit dir?
[21.3] David sprach zu dem Priester Ahimelech: Der König
hat mir eine Sache befohlen und sprach zu mir: Niemand darf auch
nur das Geringste von der Sache wissen, in der ich dich gesandt
habe und die ich dir befohlen habe. Darum hab ich meine Leute an
den und den Ort beschieden.
[21.4] Hast du nun etwas bei der Hand, etwa fünf Brote,
oder was sonst vorhanden ist, das gib mir in meine Hand.
[21.5] Der Priester antwortete David: Ich habe kein
gewöhnliches Brot bei der Hand, sondern nur heiliges Brot; nur
müssen die Leute sich der Frauen enthalten haben.
[21.6] David antwortete dem Priester: Sicher, Frauen waren
uns schon etliche Tage verwehrt. Als ich auszog, war der Leib der
Leute nicht unrein, obgleich es nur um ein gewöhnliches Vorhaben
ging; um wieviel mehr werden sie heute am Leibe rein sein.
[21.7] Da gab ihm der Priester von dem heiligen Brot, weil
kein anderes da war als die Schaubrote, die man vor dem HERRN nur
hinwegnimmt, um frisches Brot aufzulegen an dem Tage, an dem man
das andere wegnimmt.
[21.8] Es war aber am selben Tage ein Mann von den Großen
Sauls dort eingeschlossen vor dem HERRN mit Namen Doëg, ein
Edomiter, der über die Hirten Sauls gesetzt war.
[21.9] Und David sprach zu Ahimelech: Ist nicht hier bei
dir ein Spieß oder ein Schwert? Ich habe mein Schwert und meine
Waffen nicht mit mir genommen, denn die Sache des Königs war
eilig.
[21.10] Der Priester sprach: Das Schwert des Philisters
Goliat, den du im Eichgrund erschlagen hast, das ist hier, in
einen Mantel gewickelt, hinter dem Efod. Willst du das, so nimm
es, denn es ist kein anderes hier als dies. David sprach:
Seinesgleichen gibt es nicht; gib mir's!
[Note: David flieht zum König Achisch von Gat][21.11] Und
David machte sich auf und floh an jenem Tage vor Saul und kam zu
Achisch, dem König von Gat.
[21.12] Aber die Großen des Achisch sprachen zu ihm: Ist
das nicht David, der König des Landes, von dem sie im Reigen
sangen: Saul schlug tausend, David aber zehntausend?
[21.13] Und David nahm sich die Worte zu Herzen und
fürchtete sich sehr vor Achisch, dem König von Gat.
[21.14] Und er stellte sich wahnsinnig vor ihren Augen und
tobte unter ihren Händen und rannte gegen die Pforte des Tores
und ließ seinen Speichel in seinen Bart fließen.
[21.15] Da sprach Achisch zu seinen Großen: Ihr seht ja,
daß der Mann wahnsinnig ist; warum habt ihr ihn zu mir gebracht?
[21.16] Hab ich zu wenig Wahnsinnige, daß ihr diesen
herbrachtet, bei mir zu toben? Sollte der in mein Haus kommen?
[22.1] David ging von da hinweg und rettete sich in die
Höhle Adullam. Als das seine Brüder hörten und das ganze Haus
seines Vaters, kamen sie zu ihm dahin.
[22.2] Und es sammelten sich bei ihm allerlei Männer, die
in Not und Schulden und verbitterten Herzens waren, und er wurde
ihr Oberster; und es waren bei ihm etwa vierhundert Mann.
[22.3] Und David ging von da nach Mizpe ins Land der
Moabiter und sprach zum König von Moab: Laß meinen Vater und
meine Mutter bei euch bleiben, bis ich erfahre, was Gott mit mir
tun wird.
[22.4] Und er brachte sie vor den König von Moab, und sie
blieben bei ihm, solange David auf der Bergfeste war.
[22.5] Aber der Prophet Gad sprach zu David: Bleib nicht
auf der Bergfeste, sondern geh hin ins Land Juda. Da ging David
weg und kam nach Jaar-Heret.
[Note: Saul nimmt Rache an den Priestern von Nob][22.6]
Und es kam vor Saul, daß David und die Männer, die bei ihm
waren, von sich reden machten. Und Saul saß zu Gibea unter dem
Tamariskenbaum auf der Höhe, den Spieß in der Hand, und alle
seine Großen standen um ihn.
[22.7] Da sprach Saul zu seinen Großen, die um ihn
standen: Hört, ihr Benjaminiter! Wird der Sohn Isais euch allen
auch Äcker und Weinberge geben und euch alle zu Obersten über
tausend und über hundert machen,
[22.8] daß ihr euch alle verschworen habt gegen mich und
daß niemand da ist, der es mir zu Ohren brächte, daß mein Sohn
sich mit dem Sohn Isais verbunden hat? Ist niemand unter euch,
der sich um mich gegrämt und der es mir zu Ohren gebracht
hätte, daß mein Sohn meinen Knecht gegen mich aufgereizt hat,
daß er mir nachstellt, wie es jetzt am Tage ist?
[22.9] Da antwortete Doëg, der Edomiter, der unter den
Großen Sauls stand, und sprach: Ich sah den Sohn Isais, wie er
nach Nob kam zu Ahimelech, dem Sohn Ahitubs.
[22.10] Der befragte den HERRN für ihn und gab ihm
Wegzehrung und das Schwert des Philisters Goliat.
[22.11] Da sandte der König hin und ließ rufen den
Priester Ahimelech, den Sohn Ahitubs, und das ganze Haus seines
Vaters, die Priester, die zu Nob waren. Und sie kamen alle zum
König.
[22.12] Und Saul sprach: Höre, du Sohn Ahitubs! Er
sprach: Hier bin ich, mein Herr.
[22.13] Und Saul sprach zu ihm: Warum habt ihr euch
verschworen gegen mich, du und der Sohn Isais, daß du ihm Brot
und ein Schwert gegeben und Gott für ihn befragt hast, damit er
sich gegen mich empöre und mir nachstelle, wie es jetzt am Tage
ist?
[22.14] Ahimelech antwortete dem König und sprach: Wer
ist unter allen deinen Knechten so treu wie David, dazu des
Königs Schwiegersohn und der Oberste deiner Leibwache und geehrt
in deinem Hause?
[22.15] Hab ich denn heute erst angefangen, Gott für ihn
zu befragen? Das sei ferne von mir! Der König lege solches
seinem Knecht nicht zur Last noch meines Vaters ganzem Hause;
denn dein Knecht hat von alledem nichts gewußt, weder Kleines
noch Großes.
[22.16] Aber der König sprach: Ahimelech, du mußt des
Todes sterben, du und deines Vaters ganzes Haus!
[22.17] Und der König sprach zu seiner Leibwache, die um
ihn stand: Tretet heran und tötet die Priester des HERRN; denn
ihre Hand ist mit David, und obwohl sie wußten, daß er auf der
Flucht war, haben sie mir's nicht zu Ohren gebracht! Aber die
Männer des Königs wollten ihre Hände nicht an die Priester des
HERRN legen, sie zu erschlagen.
[22.18] Da sprach der König zu Doëg: Tritt du heran und
erschlage die Priester! Doëg, der Edomiter, trat heran und
erschlug die Priester, daß an diesem Tage starben
fünfundachtzig Männer, die den leinenen Priesterschurz trugen.
[22.19] Auch Nob, die Stadt der Priester, schlug er mit
der Schärfe des Schwerts, Mann und Frau, Kinder und Säuglinge,
Rinder und Esel und Schafe, mit der Schärfe des Schwerts.
[22.20] Es entrann aber ein Sohn Ahimelechs, des Sohnes
Ahitubs, der hieß Abjatar, und floh zu David
[22.21] und verkündete ihm, daß Saul die Priester des
HERRN getötet habe.
[22.22] David aber sprach zu Abjatar: Ich wußte es schon
an dem Tage, als der Edomiter Doëg dort war, daß er's Saul
verraten werde. Ich bin schuldig am Leben aller aus deines Vaters
Haus.
[22.23] Bleibe bei mir und fürchte dich nicht. Denn der,
der mir nach dem Leben trachtet, der trachtet auch dir nach dem
Leben; du bist bei mir in Sicherheit.
[23.1] Und es wurde David angesagt: Siehe, die
Philister kämpfen gegen Keiëla und berauben die Tennen.
[23.2] Da befragte David den HERRN und sprach: Soll ich
hinziehen und diese Philister schlagen? Und der HERR sprach zu
David: Zieh hin, du wirst die Philister schlagen und Keïla
erretten!
[23.3] Aber die Männer bei David sprachen zu ihm: Siehe,
wir fürchten uns schon hier in Juda und wollen nun hinziehen
nach Keïla gegen das Heer der Philister?
[23.4] Da befragte David wieder den HERRN, und der HERR
antwortete ihm: Auf, zieh hin nach Keïla , denn ich will die
Philister in deine Hände geben!
[23.5] So zog David mit seinen Männern nach Keïla und
kämpfte gegen die Philister und trieb ihnen ihr Vieh weg und
schlug sie hart. So errettete David die Leute von Keiëla.
[23.6] Als aber Abjatar, der Sohn Ahimelechs, zu David
geflohen war, zog er mit herab nach Keïla und brachte den Efod
mit.
[23.7] Da wurde Saul angesagt, daß David nach Keïla
gekommen sei, und Saul dachte: Gott hat ihn in meine Hände
gegeben, denn er ist eingeschlossen, nun er in eine Stadt mit
Toren und Riegeln gekommen ist.
[23.8] Und Saul ließ das ganze Kriegsvolk aufrufen, zum
Kampf hinabzuziehen nach Keïla, damit sie David und seine
Männer belagerten.
[23.9] Als aber David merkte, daß Saul Böses gegen ihn
im Sinne hatte, sprach er zu dem Priester Abjatar: Bringe den
Efod her!
[23.10] Und David sprach: HERR, Gott Israels, dein Knecht
hat gehört, daß Saul danach trachtet, nach Keïla zu ziehen, um
die Stadt zu verderben um meinetwillen.
[23.11] Werden mich die Bürger von Keïla übergeben in
seine Hände? Und wird Saul herabkommen, wie dein Knecht gehört
hat? Das verkünde, HERR, Gott Israels, deinem Knecht! Und der
HERR sprach: Er wird herabkommen.
[23.12] David fragte weiter: Werden die Bürger von Keïla
mich und meine Männer übergeben in die Hände Sauls? Der HERR
sprach: Ja.
[23.13] Da machte sich David auf samt seinen Männern,
etwa sechshundert, und sie zogen fort von Keïla und streiften da
und dort umher. Als nun Saul angesagt wurde, daß David aus
Keiëla entronnen war, stand er ab von seinem Zuge.
[Note: David in der Wüste Sif][23.14] David aber blieb in
der Wüste, auf den Bergfesten; und zwar blieb er im Gebirge, in
der Wüste Sif. Und Saul suchte ihn die ganze Zeit; aber Gott gab
ihn nicht in seine Hände.
[23.15] Und als David sah, daß Saul ausgezogen war, um
ihm nach dem Leben zu trachten, blieb er in der Wüste Sif in
Horescha.
[23.16] Da machte sich Jonatan, Sauls Sohn, auf und ging
hin zu David nach Horescha und stärkte sein Vertrauen auf Gott
[23.17] und sprach zu ihm: Fürchte dich nicht! Sauls,
meines Vaters, Hand wird dich nicht erreichen, und du wirst
König werden über Israel, und ich werde der Zweite nach dir
sein; auch mein Vater weiß das sehr wohl.
[23.18] Und sie schlossen beide einen Bund miteinander vor
dem HERRN. David blieb in Horescha, aber Jonatan zog wieder heim.
[23.19] Aber die Sifiter zogen zu Saul hinauf nach Gibea
und sprachen: David hält sich bei uns verborgen auf den
Bergfesten in Horescha in Gibea-Hachila, das südlich liegt von
Jeschimon.
[23.20] Ist's nun, König, deines Herzens Verlangen
hinabzukommen, so komm; wir wollen ihn in des Königs Hände
übergeben.
[23.21] Da sprach Saul: Gesegnet seid ihr vom HERRN, daß
ihr euch meiner erbarmt habt!
[23.22] So geht nun und gebt weiter acht, daß ihr wißt
und seht, an welchem Ort sein Fuß weilt und wer ihn dort gesehen
hat; denn man hat mir gesagt, daß er sehr listig ist.
[23.23] Beobachtet und erkundet jeden versteckten Ort, wo
er sich verkriecht, und kommt wieder zu mir, wenn ihr's gewiß
seid, so will ich mit euch ziehen. Ist er im Lande, so will ich
ihn aufspüren unter allen Tausendschaften Judas.
[23.24] Da machten sie sich auf und gingen vor Saul her
nach Sif. David aber und seine Männer waren in der Wüste Maon,
in der Steppe südlich von Jeschimon.
[23.25] Als nun Saul hinzog mit seinen Männern, David zu
suchen, wurde es David angesagt. Und er ging zu dem Felsen hinab,
der in der Wüste Maon ist. Als das Saul hörte, jagte er David
nach in die Wüste Maon.
[23.26] Und Saul ging auf der einen Seite eines Berges,
David mit seinen Männern auf der andern Seite des Berges. David
aber eilte, Saul zu entgehen, während Saul samt seinen Männern
David und seine Männer umstellte, um sie zu fangen.
[23.27] Aber es kam ein Bote zu Saul und sprach: Komm
eilends, denn die Philister sind ins Land eingefallen.
[23.28] Da ließ Saul davon ab, David nachzujagen, und zog
hin, den Philistern entgegen. Daher nennt man den Ort
Sela-Machlekot*. *d. . vermutlich "Trennungsfelsen".
[24.1] Und David zog von dort hinauf und blieb in den
Bergfesten bei En- Gedi.
[24.2] Als nun Saul zurückkam von der Verfolgung der
Philister, wurde ihm gesagt: Siehe, David ist in der Wüste
En-Gedi.
[24.3] Und Saul nahm dreitausend auserlesene Männer aus
ganz Israel und zog hin, David samt seinen Männern zu suchen, in
Richtung auf die Steinbockfelsen.
[24.4] Und als er kam zu den Schafhürden am Wege, war
dort eine Höhle, und Saul ging hinein, um seine Füße zu
decken. David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle.
[24.5] Da sprachen die Männer Davids zu ihm: Siehe, das
ist der Tag, von dem der HERR zu dir gesagt hat: Siehe, ich will
deinen Feind in deine Hände geben, daß du mit ihm tust, was dir
gefällt. Und David stand auf und schnitt leise einen Zipfel vom
Rock Sauls.
[24.6] Aber danach schlug ihm sein Herz, daß er den
Zipfel vom Rock Sauls abgeschnitten hatte,
[24.7] und er sprach zu seinen Männern: Das lasse der
HERR ferne von mir sein, daß ich das tun sollte und meine Hand
legen an meinen Herrn, den Gesalbten des HERRN; denn er ist der
Gesalbte des HERRN.
[24.8] Und David wies seine Männer von sich mit harten
Worten und ließ sie sich nicht an Saul vergreifen. Als aber Saul
sich aufmachte aus der Höhle und seines Weges ging,
[24.9] machte sich auch David auf ihm nach und ging aus
der Höhle und rief Saul nach und sprach: Mein Herr und König!
Saul sah sich um. Und David neigte sein Antlitz zur Erde und fiel
nieder.
[24.10] Und David sprach zu Saul: Warum hörst du auf das
Geschwätz der Menschen, die da sagen: David sucht dein Unglück?
[24.11] Siehe, heute haben deine Augen gesehen, daß dich
der HERR in meine Hand gegeben hat in der Höhle, und man hat mir
gesagt, daß ich dich töten sollte. Aber ich habe dich
verschont; denn ich dachte: Ich will meine Hand nicht an meinen
Herrn legen; denn er ist der Gesalbte des HERRN.
[24.12] Mein Vater, sieh doch hier den Zipfel deines Rocks
in meiner Hand! Daß ich den Zipfel von deinem Rock schnitt und
dich nicht tötete, daran erkenne und sieh, daß meine Hände
rein sind von Bosheit und Empörung. Ich habe mich nicht an dir
versündigt; aber du jagst mir nach, um mir das Leben zu nehmen.
[24.13] Der HERR wird Richter sein zwischen mir und dir
und mich an dir rächen, aber meine Hand soll dich nicht
anrühren;
[24.14] wie man sagt nach dem alten Sprichwort: Von Bösen
kommt Böses; aber meine Hand soll dich nicht anrühren.
[24.15] Wem zieht der König von Israel nach? Wem jagst du
nach? Einem toten Hund, einem einzelnen Floh!
[24.16] Der HERR sei Richter und richte zwischen mir und
dir und sehe darein und führe meine Sache, daß er mir Recht
schaffe wider dich!
[24.17] Als nun David diese Worte zu Saul geredet hatte,
sprach Saul: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David? Und
Saul erhob seine Stimme und weinte
[24.18] und sprach zu David: Du bist gerechter als ich, du
hast mir Gutes erwiesen; ich aber habe dir Böses erwiesen.
[24.19] Und du hast mir heute gezeigt, wie du Gutes an mir
getan hast, als mich der HERR in deine Hände gegeben hatte und
du mich doch nicht getötet hast.
[24.20] Wo ist jemand, der seinen Feind findet und läßt
ihn mit Frieden seinen Weg gehen? Der HERR vergelte dir Gutes
für das, was du heute an mir getan hast!
[24.21] Nun siehe, ich weiß, daß du König werden wirst
und das Königtum über Israel durch deine Hand Bestand haben
wird.
[24.22] So schwöre mir nun bei dem HERRN, daß du mein
Geschlecht nach mir nicht ausrotten und meinen Namen nicht
austilgen wirst aus meines Vaters Hause.
[24.23] Und David schwor es Saul. Da zog Saul heim. David
aber mit seinen Männern zog hinauf auf die Bergfeste.
[25.1] Und Samuel starb, und ganz Israel versammelte
sich und hielt ihm die Totenklage. Und sie begruben ihn in seinem
Hause zu Rama.
[Note: David und Abigajil David aber machte sich auf und zog
hinab in die Wüste][Note: Maon.][25.2] Und es war ein
Mann in Maon, der hatte seine Tätigkeit in Karmel, und der Mann
hatte sehr großes Vermögen und besaß dreitausend Schafe und
tausend Ziegen. Und es begab sich, daß er eben seine Schafe
schor in Karmel.
[25.3] Der Mann hieß Nabal, seine Frau aber hieß
Abigajil. Und sie war eine Frau von Verstand und schön von
Angesicht, der Mann aber war roh und boshaft in seinem Tun und
war einer von Kaleb.
[25.4] Als nun David in der Wüste hörte, daß Nabal
seine Schafe schor,
[25.5] sandte er zehn seiner Leute aus und sprach zu
ihnen: Geht hinauf nach Karmel, und wenn ihr zu Nabal kommt, so
grüßt ihn freundlich in meinem Namen
[25.6] und sprecht zu meinem Bruder: Friede sei mit dir
und deinem Hause und mit allem, was du hast!
[25.7] Ich habe gehört, daß du Schafschur hast. Nun,
deine Hirten sind mit uns zusammen gewesen; wir haben ihnen
nichts zuleide getan, und sie haben nichts vermißt, solange sie
in Karmel gewesen sind.
[25.8] Frage deine Leute danach, die werden's dir sagen.
Und laß meine Leute Gnade finden vor deinen Augen, denn wir sind
an einem Festtag gekommen. Gib deinen Knechten und deinem Sohn
David, was du zur Hand hast.
[25.9] Und als die Leute Davids hingekommen waren und in
Davids Namen alle diese Worte mit Nabal geredet hatten und ruhig
warteten,
[25.10] antwortete Nabal den Knechten Davids: Wer ist
David? Und wer ist der Sohn Isais! Es gibt jetzt viele Knechte,
die ihren Herren davongelaufen sind.
[25.11] Sollte ich mein Brot und mein Wasser nehmen und
mein Fleisch, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, und
Leuten geben, von denen ich nicht weiß, wo sie her sind?
[25.12] Da wandten sich die Leute Davids um und gingen
ihres Weges. Und als sie zu ihm zurückkamen, sagten sie ihm das
alles.
[25.13] Da sprach David zu seinen Männern: Gürte sich
ein jeder sein Schwert um! Und jeder gürtete sich sein Schwert
um, und auch David gürtete sich sein Schwert um, und etwa
vierhundert Mann zogen ihm nach, aber zweihundert blieben bei dem
Troß.
[25.14] Aber der Abigajil, Nabals Frau, sagte es einer von
den Leuten und sprach: Siehe, David hat Boten gesandt aus der
Wüste, unsern Herrn zu grüßen, er aber hat sie angeschrien.
[25.15] Aber die Männer sind uns doch sehr nützlich
gewesen und haben uns nichts zuleide getan, und wir haben nichts
vermißt, solange wir mit ihnen umherzogen, wenn wir auf dem
Felde waren,
[25.16] sondern sie sind wie Mauern um uns gewesen Tag und
Nacht, solange wir die Schafe in ihrer Nähe gehütet haben.
[25.17] So bedenke nun und sieh zu, was du tust; denn es
ist gewiß ein Unheil beschlossen über unsern Herrn und über
sein ganzes Haus. Er aber ist ein heilloser Mensch, dem niemand
etwas zu sagen wagt.
[25.18] Da eilte Abigajil und nahm zweihundert Brote und
zwei Krüge Wein und fünf zubereitete Schafe und fünf Maß
Röstkorn und hundert Rosinenkuchen und zweihundert Feigenkuchen
und lud alles auf Esel
[25.19] und sprach zu ihren Leuten: Geht vor mir her;
siehe, ich will sogleich hinter euch her kommen. Und sie sagte
ihrem Mann Nabal nichts davon.
[25.20] Und als sie auf dem Esel ritt und hinabzog im
Schutz des Berges, siehe, da kam David mit seinen Männern ihr
entgegen, so daß sie auf sie stieß.
[25.21] David aber hatte gedacht: Nun hab ich alles
umsonst behütet, was der da in der Wüste hat, so daß nichts
vermißt wurde von allem, was er hat; und er vergilt mir Gutes
mit Bösem!
[25.22] Gott tue David dies und noch mehr, wenn ich ihm
bis zum lichten Morgen einen übriglasse, der männlich ist, von
allem, was er hat.
[25.23] Als nun Abigajil David sah, stieg sie eilends vom
Esel und fiel vor David nieder und beugte sich zur Erde
[25.24] und fiel ihm zu Füßen und sprach: Ach, mein
Herr, auf mich allein falle die Schuld! Laß deine Magd reden vor
deinen Ohren und höre die Worte deiner Magd!
[25.25] Mein Herr errege sich nicht über Nabal, diesen
heillosen Menschen; denn wie sein Name, so ist er: er heißt
"Tor", und Torheit ist bei ihm. Ich aber, deine Magd,
habe die Leute meines Herrn nicht gesehen, die du gesandt hast.
[25.26] Nun aber, mein Herr, so wahr der HERR lebt und so
wahr du selbst lebst: der HERR hat dich davor bewahrt, in
Blutschuld zu geraten und dir mit eigener Hand zu helfen. So
sollen deine Feinde und alle, die meinem Herrn übel wollen, wie
Nabal werden!
[25.27] Hier ist die Segensgabe, die deine Magd meinem
Herrn gebracht hat; das soll den Leuten gegeben werden, die
meinem Herrn folgen.
[25.28] Vergib deiner Magd die Anmaßung! Der HERR wird
meinem Herrn ein beständiges Haus bauen, denn du führst des
HERRN Kriege. Es möge nichts Böses an dir gefunden werden dein
Leben lang.
[25.29] Und wenn sich ein Mensch erheben wird, dich zu
verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, so soll das Leben
meines Herrn eingebunden sein im Bündlein der Lebendigen bei dem
HERRN, deinem Gott, aber das Leben deiner Feinde soll er
fortschleudern mit der Schleuder.
[25.30] Wenn dann der HERR meinem Herrn all das Gute tun
wird, was er dir zugesagt hat, und dich zum Fürsten bestellt hat
über Israel,
[25.31] so wird das Herz meines Herrn frei sein von dem
Anstoß und Ärgernis, daß du unschuldiges Blut vergossen und
dir selber geholfen habest. Und wenn der HERR meinem Herrn
wohltun wird, so wollest du an deine Magd denken.
[25.32] Da sprach David zu Abigajil: Gelobt sei der HERR,
der Gott Israels, der dich heute mir entgegengesandt hat,
[25.33] und gesegnet sei deine Klugheit, und gesegnet
seist du, daß du mich heute davon zurückgehalten hast, in
Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Hand zu helfen.
[25.34] Wahrlich, so wahr der HERR, der Gott Israels,
lebt, der mich davor bewahrt hat, übel an dir zu tun: wärest du
nicht eilends mir begegnet, so wäre dem Nabal bis zum lichten
Morgen nicht einer, der männlich ist, übriggeblieben.
[25.35] Also nahm David aus ihrer Hand, was sie ihm
gebracht hatte, und sprach zu ihr: Zieh mit Frieden hinauf in
dein Haus; sieh, ich habe auf deine Stimme gehört und dein
Antlitz wieder erhoben.
[25.36] Als aber Abigajil zu Nabal kam, siehe, da hatte er
ein Mahl zubereitet in seinem Hause wie eines Königs Mahl, und
sein Herz war guter Dinge, und er war sehr betrunken. Sie aber
sagte ihm nichts, weder wenig noch viel, bis an den lichten
Morgen.
[25.37] Als es aber Morgen geworden und die Betrunkenheit
von Nabal gewichen war, sagte ihm seine Frau alles. Da erstarb
sein Herz in seinem Leibe, und er ward wie ein Stein.
[25.38] Und nach zehn Tagen schlug der HERR den Nabal,
daß er starb.
[25.39] Als David hörte, daß Nabal tot war, sprach er:
Gelobt sei der HERR, der meine Schmach gerächt hat an Nabal und
seinen Knecht abgehalten hat von einer bösen Tat! Der HERR hat
dem Nabal seine böse Tat auf seinen Kopf vergolten. Und David
sandte hin und ließ Abigajil sagen, daß er sie zur Frau nehmen
wolle.
[25.40] Und als die Knechte Davids zu Abigajil nach Karmel
kamen, redeten sie mit ihr und sprachen: David hat uns zu dir
gesandt, daß er dich zur Frau nehme.
[25.41] Sie stand auf und fiel nieder auf ihr Angesicht
zur Erde und sprach: Siehe, deine Magd ist bereit, den Knechten
meines Herrn zu dienen und ihre Füße zu waschen.
[25.42] Und Abigajil machte sich eilends auf und setzte
sich auf einen Esel, und ihre fünf Mägde gingen hinter ihr her.
Und sie zog den Boten Davids nach und wurde seine Frau.
[25.43] Auch hatte David Ahinoam von Jesreel zur Frau
genommen; sie wurden beide seine Frauen.
[25.44] Saul aber hatte seine Tochter Michal, Davids Frau,
Palti, dem Sohn des Lajisch aus Gallim, gegeben.
[26.1] Die Leute von Sif aber kamen zu Saul nach Gibea
und sprachen: David hält sich verborgen auf dem Hügel Hachila,
der Jeschimon gegenüber liegt.
[26.2] Da machte sich Saul auf und zog hinab zur Wüste
Sif und mit ihm dreitausend auserlesene Männer aus Israel, um
David in der Wüste Sif zu suchen.
[26.3] Und Saul lagerte sich auf dem Hügel Hachila, der
Jeschimon gegenüber liegt am Wege. David aber hielt sich in der
Wüste auf. Und als er merkte, daß Saul ihm nachkam in die
Wüste,
[26.4] sandte er Kundschafter aus und erfuhr, daß Saul
gewiß gekommen sei.
[26.5] Und David machte sich auf und kam an den Ort, wo
Saul sein Lager hielt, und sah die Stätte, wo Saul lag mit
seinem Feldhauptmann Abner, dem Sohn Ners. Saul aber lag im
innersten Lagerring und das Kriegsvolk um ihn her.
[26.6] Da hob David an und sprach zu Ahimelech, dem
Hetiter, und zu Abischai, dem Sohn der Zeruja, dem Bruder Joabs:
Wer will mit mir hinab zu Saul ins Lager? Abischai sprach: Ich
will mit dir hinab.
[26.7] So kam David mit Abischai in der Nacht zum Lager.
Und siehe, Saul lag und schlief im innersten Lagerring, und sein
Spieß steckte in der Erde zu seinen Häupten. Abner aber und das
Volk lagen um ihn her.
[26.8] Da sprach Abischai zu David: Gott hat deinen Feind
heute in deine Hand gegeben; so will ich ihn nun mit seinem Speer
an den Boden spießen mit einem Mal, daß es keines zweiten mehr
bedarf.
[26.9] David aber sprach zu Abischai: Tu ihm nichts
zuleide; denn wer könnte die Hand an den Gesalbten des HERRN
legen und ungestraft bleiben?
[26.10] Weiter sprach David: So wahr der HERR lebt: der
HERR wird ihn schlagen, wenn seine Zeit kommt, daß er sterbe,
oder er wird in den Krieg ziehen und umkommen.
[26.11] Von mir lasse der HERR fern sein, daß ich meine
Hand sollte an den Gesalbten des HERRN legen. Nimm nun den Spieß
zu seinen Häupten und den Wasserkrug und laß uns gehen.
[26.12] So nahm David den Spieß und den Wasserkrug zu
Häupten Sauls, und sie gingen weg, und es war niemand, der es
sah oder merkte oder der erwachte, sondern sie schliefen alle;
denn es war ein tiefer Schlaf vom HERRN auf sie gefallen.
[26.13] Als nun David auf die andere Seite
hinübergekommen war, stellte er sich auf den Gipfel des Berges
von ferne, so daß ein weiter Raum zwischen ihnen war.
[26.14] Und David rief zum Kriegsvolk und zu Abner, dem
Sohn Ners, und sprach: Antwortest du nicht, Abner? Und Abner
antwortete: Wer bist du, daß du so schreist zum König hin?
[26.15] Und David sprach zu Abner: Bist du nicht ein Mann?
Und wer ist dir gleich in Israel? Warum hast du denn deinen
Herrn, den König, nicht bewacht? Denn es ist einer vom Volk
hineingekommen, deinen Herrn, den König, umzubringen.
[26.16] Das war nicht recht, was du getan hast. So wahr
der HERR lebt: ihr seid Kinder des Todes, weil ihr euren Herrn,
den Gesalbten des HERRN, nicht bewacht habt! Nun sieh doch nach,
wo der Spieß des Königs ist und der Wasserkrug, der zu seinen
Häupten war.
[26.17] Da erkannte Saul die Stimme Davids und sprach: Ist
das nicht deine Stimme, mein Sohn David? David sprach: Es ist
meine Stimme, mein Herr und König.
[26.18] Und sprach weiter: Warum verfolgt denn mein Herr
seinen Knecht? Was hab ich getan? Und was ist Böses in meiner
Hand?
[26.19] So höre doch nun mein Herr, der König, die Worte
seines Knechts: Reizt dich der HERR gegen mich, so lasse man ihn
ein Speisopfer riechen; tun's aber Menschen, so seien sie
verflucht vor dem HERRN, weil sie mich heute verstoßen und nicht
an dem Erbteil des HERRN teilhaben lassen und sprechen: Geh hin,
diene andern Göttern!
[26.20] So fließe nun mein Blut nicht auf die Erde fern
vom Angesicht des HERRN! Denn der König von Israel ist ja
ausgezogen, zu suchen einen einzelnen Floh, wie man ein Rebhuhn
jagt auf den Bergen.
[26.21] Und Saul sprach: Ich habe gesündigt; komm wieder,
mein Sohn David, ich will dir hinfort nichts Böses mehr tun,
weil mein Leben heute in deinen Augen teuer gewesen ist. Siehe,
ich habe töricht und sehr unrecht getan.
[26.22] David antwortete: Siehe, hier ist der Spieß des
Königs; es komme einer von den jungen Leuten herüber und hole
ihn.
[26.23] Der HERR aber wird einem jeden seine Gerechtigkeit
und Treue vergelten. Denn der HERR hat dich heute in meine Hand
gegeben, ich aber wollte meine Hand nicht an den Gesalbten des
HERRN legen.
[26.24] Und siehe, wie heute dein Leben in meinen Augen
wert geachtet gewesen ist, so werde mein Leben wert geachtet in
den Augen des HERRN, und er errette mich aus aller Not!
[26.25] Saul sprach zu David: Gesegnet seist du, mein Sohn
David; du wirst's ausführen und vollenden. Und David zog seine
Straße; Saul aber kehrte zurück an seinen Ort.
[27.1] David aber dachte in seinem Herzen: Ich werde
doch eines Tages Saul in die Hände fallen; es gibt nichts
Besseres für mich, als daß ich entrinne ins Philisterland. Dann
wird Saul davon ablassen, mich fernerhin zu suchen im ganzen
Gebiet Israels, und ich werde seinen Händen entrinnen.
[27.2] Und David machte sich auf und zog hin mit den
sechshundert Mann, die bei ihm waren, zu Achisch, dem Sohn
Maochs, dem König von Gat.
[27.3] Und David blieb bei Achisch in Gat mit seinen
Männern, ein jeder mit seinem Hause; David auch mit seinen
beiden Frauen, Ahinoam, der Jesreeliterin, und Abigajil, Nabals
Frau, der Karmeliterin.
[27.4] Und als Saul angesagt wurde, daß David nach Gat
geflohen sei, suchte er ihn nicht mehr.
[27.5] Und David sprach zu Achisch: Hab ich Gnade vor
deinen Augen gefunden, so mag man mir einen Wohnort geben in
einer der Städte auf dem Lande, daß ich darin wohne; warum soll
dein Knecht in der Königsstadt bei dir wohnen?
[27.6] Da gab ihm Achisch an diesem Tage Ziklag. Daher
gehört Ziklag den Königen von Juda bis auf diesen Tag.
[27.7] Die Zeit aber, die David im Philisterlande wohnte,
war ein Jahr und vier Monate.
[27.8] David zog hinauf mit seinen Männern und fiel ins
Land der Geschuriter und Girsiter und Amalekiter ein; denn diese
waren von alters her die Bewohner des Landes bis hin nach Schur
und Ägyptenland.
[27.9] Und sooft David in das Land einfiel, ließ er weder
Mann noch Frau leben und nahm mit Schafe, Rinder, Esel, Kamele
und Kleider und kehrte wieder zurück. Kam er dann zu Achisch
[27.10] und Achisch sprach: Wo seid ihr heute
eingefallen?, so sprach David: In das Südland Judas, oder: In
das Südland der Jerachmeeliter, oder: In das Südland der
Keniter.
[27.11] David aber ließ weder Mann noch Frau lebend nach
Gat kommen; denn er dachte: Sie könnten uns verraten. So tat
David, und das war seine Art, solange er im Philisterland wohnte.
[27.12] Und Achisch glaubte David; denn er dachte: Er hat
sich in Verruf gebracht bei seinem Volk Israel; darum wird er
für immer mein Knecht sein.
[28.1] Und es begab sich zu der Zeit, daß die
Philister ihr Heer sammelten, um in den Kampf zu ziehen gegen
Israel. Und Achisch sprach zu David: Du sollst wissen, daß du
und deine Männer mit mir ausziehen sollen im Heer.
[28.2] David sprach zu Achisch: Wohlan, du sollst
erfahren, was dein Knecht tun wird. Achisch sprach zu David: So
will ich dich zu meinem Leibwächter setzen für die ganze Zeit.
[Note: Saul bei der Totenbeschwörerin in En-Dor][28.3]
Samuel aber war gestorben, und ganz Israel hatte ihm die
Totenklage gehalten und ihn begraben in seiner Stadt Rama. Und
Saul hatte die Geisterbeschwörer und Zeichendeuter aus dem Lande
vertrieben.
[28.4] Als nun die Philister sich versammelten und
herankamen und sich lagerten bei Schunem, versammelte Saul auch
ganz Israel, und sie lagerten sich auf dem Gebirge Gilboa.
[28.5] Als aber Saul das Heer der Philister sah,
fürchtete er sich, und sein Herz verzagte sehr.
[28.6] Und er befragte den HERRN; aber der HERR antwortete
ihm nicht, weder durch Träume noch durch das Los
"Licht" noch durch Propheten.
[28.7] Da sprach Saul zu seinen Getreuen: Sucht mir ein
Weib, das Tote beschwören kann, daß ich zu ihr gehe und sie
befrage. Seine Männer sprachen zu ihm: Siehe, in En-Dor ist ein
Weib, das kann Tote beschwören.
[28.8] Und Saul machte sich unkenntlich und zog andere
Kleider an und ging hin und zwei Männer mit ihm, und sie kamen
bei Nacht zu dem Weibe. Und Saul sprach: Wahrsage mir, weil du
Geister beschwören kannst, und hole mir herauf, wen ich dir
nenne.
[28.9] Das Weib sprach zu ihm: Siehe, du weißt doch
selbst, was Saul getan hat, wie er die Geisterbeschwörer und
Zeichendeuter ausgerottet hat im Lande; warum willst du mir denn
eine Falle stellen, daß ich getötet werde?
[28.10] Saul aber schwor ihr bei dem HERRN und sprach: So
wahr der HERR lebt: es soll dich in dieser Sache keine Schuld
treffen.
[28.11] Da sprach das Weib: Wen soll ich dir denn
heraufholen? Er sprach: Hol mir Samuel herauf!
[28.12] Als nun das Weib merkte, daß es um Samuel ging,
schrie sie laut und sprach zu Saul: Warum hast du mich betrogen?
Du bist Saul.
[28.13] Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht!
Was siehst du? Das Weib sprach zu Saul: Ich sehe einen Geist
heraufsteigen aus der Erde.
[28.14] Er sprach: Wie ist er gestaltet? Sie sprach: Es
kommt ein alter Mann herauf und ist bekleidet mit einem
Priesterrock. Da erkannte Saul, daß es Samuel war, und neigte
sich mit seinem Antlitz zur Erde und fiel nieder.
[28.15] Samuel aber sprach zu Saul: Warum hast du meine
Ruhe gestört, daß du mich heraufsteigen lässest? Saul sprach:
Ich bin in großer Bedrängnis, die Philister kämpfen gegen
mich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht,
weder durch Propheten noch durch Träume; darum hab ich dich
rufen lassen, daß du mir kundtust, was ich tun soll.
[28.16] Samuel sprach: Warum willst du mich befragen, da
doch der HERR von dir gewichen und dein Feind geworden ist?
[28.17] Der HERR hat dir getan, wie er durch mich geredet
hat, und hat das Königtum aus deiner Hand gerissen und David,
deinem Nächsten, gegeben.
[28.18] Weil du der Stimme des HERRN nicht gehorcht und
seinen grimmigen Zorn nicht an Amalek vollstreckt hast, darum hat
der HERR dir das jetzt getan.
[28.19] Dazu wird der HERR mit dir auch Israel in die
Hände der Philister geben. Morgen wirst du mit deinen Söhnen
bei mir sein. Auch wird der HERR das Heer Israels in die Hände
der Philister geben.
[28.20] Da stürzte Saul zur Erde, so lang er war, und
geriet in große Furcht über die Worte Samuels. Auch war keine
Kraft mehr in ihm; denn er hatte nichts gegessen den ganzen Tag
und die ganze Nacht.
[28.21] Und das Weib trat zu Saul und sah, daß er sehr
erschrocken war, und sprach zu ihm: Siehe, deine Magd hat deiner
Stimme gehorcht, und ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, als
ich die Worte hörte, die du zu mir gesagt hast.
[28.22] So gehorche du nun auch der Stimme deiner Magd!
Ich will dir einen Bissen Brot vorsetzen, daß du issest und zu
Kräften kommst und deine Straße gehen kannst.
[28.23] Er aber weigerte sich und sprach: Ich will nicht
essen. Da nötigten ihn seine Männer und das Weib, bis er auf
sie hörte. Und er stand auf von der Erde und setzte sich aufs
Bett.
[28.24] Das Weib aber hatte im Haus ein gemästetes Kalb;
das schlachtete sie eilends und nahm Mehl und knetete es und
backte ungesäuertes Brot
[28.25] und setzte es Saul und seinen Männern vor. Und
als sie gegessen hatten, standen sie auf und gingen fort noch in
der Nacht.
[29.1] Die Philister aber versammelten ihr ganzes Heer
bei Afek, und Israel lagerte sich an der Quelle bei Jesreel.
[29.2] Und die Fürsten der Philister zogen daher mit
ihren Hundertschaften und Tausendschaften. David aber und seine
Männer zogen hinterher mit Achisch.
[29.3] Da sprachen die Obersten der Philister: Was sollen
diese Hebräer? Achisch sprach zu ihnen: Das ist David, der
Knecht Sauls, des Königs von Israel, der nun bei mir gewesen ist
Jahr und Tag; ich habe nichts an ihm gefunden seit der Zeit, da
er abgefallen ist, bis heute.
[29.4] Aber die Obersten der Philister wurden zornig auf
ihn und sprachen zu ihm: Schick den Mann zurück! Er soll an den
Ort zurückkehren, den du ihm angewiesen hast, damit er nicht mit
uns hinziehe zum Kampf und unser Widersacher werde im Kampf. Denn
womit könnte er seinem Herrn einen größeren Gefallen tun als
mit den Köpfen unserer Männer?
[29.5] Ist das denn nicht derselbe David, von dem sie
sangen im Reigen: Saul hat tausend geschlagen, David aber
zehntausend?
[29.6] Da rief Achisch David und sprach zu ihm: So wahr
der HERR lebt: ich halte dich für redlich, und daß du mit mir
aus- und einzögest im Heer, gefiele mir gut, denn ich habe
nichts Arges an dir gespürt seit der Zeit, da du zu mir gekommen
bist, bis heute; aber du gefällst den Fürsten nicht.
[29.7] So kehre nun um und zieh hin mit Frieden, damit du
nicht tust, was den Fürsten der Philister nicht gefällt.
[29.8] David aber sprach zu Achisch: Was hab ich getan,
und was hast du gespürt an deinem Knecht seit der Zeit, da ich
dir gedient habe, bis heute, daß ich nicht mitziehen darf und
kämpfen gegen die Feinde meines Herrn, des Königs?
[29.9] Achisch antwortete David: Ich weiß es wohl; denn
du bist mir lieb wie ein Engel Gottes. Aber die Obersten der
Philister haben gesagt: Laß ihn nicht mit uns hinaufziehen in
den Kampf!
[29.10] So mach dich nun früh am Morgen auf mit den
Knechten deines Herrn, die mit dir gekommen sind; macht euch
früh am Morgen auf und zieht weg, sobald es Tag ist.
[29.11] Da machten sich David und seine Männer früh am
Morgen auf, um wegzuziehen und ins Philisterland zurückzukehren.
Die Philister aber zogen hinauf nach Jesreel.
[30.1] Als nun David mit seinen Männern am dritten
Tage nach Ziklag kam, waren die Amalekiter eingefallen ins
Südland und in Ziklag und hatten Ziklag eingenommen und mit
Feuer verbrannt
[30.2] und hatten die Frauen und alles, was in der Stadt
war, klein und groß, gefangengenommen. Sie hatten aber niemand
getötet, sondern sie weggeführt und waren abgezogen.
[30.3] Als nun David mit seinen Männern zur Stadt kam und
sah, daß sie mit Feuer verbrannt war und ihre Frauen, Söhne und
Töchter gefangen waren,
[30.4] erhoben David und die Leute, die bei ihm waren,
ihre Stimme und weinten, bis sie nicht mehr weinen konnten.
[30.5] Auch die beiden Frauen Davids waren
gefangengenommen worden: Ahinoam, die Jesreeliterin, und
Abigajil, Nabals, des Karmeliters, Frau.
[30.6] Und David geriet in große Bedrängnis, weil die
Leute ihn steinigen wollten; denn die Seele des ganzen Volks war
erbittert, ein jeder wegen seiner Söhne und Töchter. David aber
stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott,
[30.7] und sprach zu dem Priester Abjatar, dem Sohn
Ahimelechs: Bringe mir den Efod her! Und als Abjatar den Efod zu
David gebracht hatte,
[30.8] befragte David den HERRN und sprach: Soll ich
dieser Schar nachjagen, und werde ich sie einholen? Er sprach:
Jage ihr nach! Du wirst sie einholen und die Gefangenen befreien.
[30.9] Da zog David hin mit den sechshundert Mann, die bei
ihm waren. Und als sie an den Bach Besor kamen, blieben etliche
zurück.
[30.10] David aber und vierhundert Mann jagten der Schar
nach; die zweihundert Mann aber, die zurückblieben, waren zu
müde, um über den Bach Besor zu gehen.
[30.11] Und sie fanden einen Ägypter auf dem Felde; den
führten sie zu David und gaben ihm Brot zu essen und Wasser zu
trinken
[30.12] und gaben ihm ein Stück Feigenkuchen und zwei
Rosinenkuchen. Und als er gegessen hatte, kam er wieder zu sich;
denn er hatte in drei Tagen und drei Nächten nichts gegessen und
kein Wasser getrunken.
[30.13] David sprach zu ihm: Zu wem gehörst du? Und woher
bist du? Er sprach: Ich bin ein junger Ägypter, eines
Amalekiters Knecht, und mein Herr hat mich zurückgelassen; denn
ich wurde vor drei Tagen krank.
[30.14] Wir sind eingefallen in das Südland der Kreter
und in Juda und in das Südland Kalebs und haben Ziklag mit Feuer
verbrannt.
[30.15] David sprach zu ihm: Willst du mich hinführen zu
dieser Schar? Er sprach: Schwöre mir bei Gott, daß du mich
nicht töten noch in meines Herrn Hand übergeben wirst, so will
ich dich hinführen zu dieser Schar.
[30.16] Und er führte ihn hin. Und siehe, sie hatten sich
ausgebreitet über das ganze Land, aßen und tranken und feierten
ein Fest wegen all der großen Beute, die sie mitgenommen hatten
aus dem Philisterland und aus Juda.
[30.17] Und David schlug sie vom Morgen bis zum Abend des
nächsten Tages, so daß keiner von ihnen entrann außer
vierhundert jungen Männern; die stiegen auf die Kamele und
flohen.
[30.18] So gewann David alles zurück, was die Amalekiter
genommen hatten, auch seine beiden Frauen,
[30.19] und es fehlte nichts, weder klein noch groß,
weder Söhne noch Töchter noch Beute noch alles, was sie sich
genommen hatten; David brachte es alles zurück
[30.20] und nahm die Schafe und Rinder, und sie trieben
das Vieh vor David her und sprachen: Das ist Davids Beute.
[30.21] Und als David zu den zweihundert Männern kam, die
zu müde gewesen waren, um David zu folgen, und am Bach Besor
geblieben waren, gingen sie David entgegen und den Leuten, die
mit ihm waren. Und David trat zu ihnen und grüßte sie
freundlich.
[30.22] Da sprachen böse und heillose Leute unter den
Männern, die mit David gezogen waren: Weil sie nicht mit uns
gezogen sind, soll man ihnen nichts geben von der Beute, die wir
zurückgewonnen haben; sondern jeder nehme nur seine Frau und
seine Kinder mit sich und gehe seines Weges.
[30.23] Da sprach David: Ihr sollt nicht so tun, meine
Brüder, mit dem, was uns der HERR gegeben hat; er hat uns
behütet und diese Schar, die über uns gekommen war, in unsere
Hände gegeben.
[30.24] Wer sollte in dieser Sache auf euch hören? Wie
der Anteil derjenigen, die in den Kampf gezogen sind, so soll
auch der Anteil derjenigen sein, die beim Troß geblieben sind;
jeder soll den gleichen Anteil haben.
[30.25] Und so blieb es weiterhin von diesem Tag an; und
er machte es zu Satzung und Recht für Israel bis auf diesen Tag.
[30.26] Und als David nach Ziklag kam, sandte er von der
Beute den Ältesten in Juda, seinen Freunden, und ließ sagen: Da
habt ihr eine Segensgabe aus der Beute der Feinde des HERRN, -
[30.27] nämlich denen zu Betul, denen zu Rama im
Südland, denen zu Jattir,
[30.28] denen zu Aroër, denen zu Sifmot, denen zu
Eschtemoa,
[30.29] denen zu Karmel, denen in den Städten der
Jerachmeeliter, denen in den Städten der Keniter,
[30.30] denen zu Horma, denen zu Bor-Aschan, denen zu
Atach,
[30.31] denen zu Hebron und allen Orten, wo David mit
seinen Männern aus- und eingegangen war.
[31.1] Die Philister aber kämpften gegen Israel, und
die Männer Israels flohen vor den Philistern und blieben
erschlagen liegen auf dem Gebirge Gilboa.
[31.2] Und die Philister waren hinter Saul und seinen
Söhnen her und erschlugen Jonatan und Abinadab und Malkischua,
die Söhne Sauls.
[31.3] Und der Kampf tobte heftig um Saul, und die
Bogenschützen fanden ihn, und er wurde schwer verwundet von den
Schützen.
[31.4] Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: Zieh dein
Schwert und erstich mich damit, daß nicht diese Unbeschnittenen
kommen und mich erstechen und treiben ihren Spott mit mir. Aber
sein Waffenträger wollte nicht, denn er fürchtete sich sehr. Da
nahm Saul das Schwert und stürzte sich hinein.
[31.5] Als nun sein Waffenträger sah, daß Saul tot war,
stürzte auch er sich in sein Schwert und starb mit ihm.
[31.6] So starben Saul und seine drei Söhne und sein
Waffenträger und alle seine Männer miteinander an diesem Tage.
[31.7] Als aber die Männer Israels, die jenseits der
Ebene und gegen den Jordan hin wohnten, sahen, daß die Männer
Israels geflohen und Saul und seine Söhne tot waren, verließen
sie die Städte und flohen auch. Da kamen die Philister und
wohnten darin.
[31.8] Am andern Tage kamen die Philister, um die
Erschlagenen auszuplündern, und fanden Saul und seine drei
Söhne, wie sie gefallen auf dem Gebirge Gilboa lagen.
[31.9] Da hieben sie ihm sein Haupt ab und nahmen ihm
seine Rüstung ab und sandten sie im Philisterland umher, um es
zu verkünden im Hause ihrer Götzen und unter dem Volk.
[31.10] Und sie legten seine Rüstung in das Haus der
Astarte, aber seinen Leichnam hängten sie auf an der Mauer von
Bet- Schean.
[31.11] Als die Leute von Jabesch in Gilead hörten, was
die Philister Saul angetan hatten,
[31.12] machten sich alle streitbaren Männer auf und
gingen die ganze Nacht hindurch und nahmen die Leichname Sauls
und seiner Söhne von der Mauer zu Bet-Schean und brachten sie
nach Jabesch und salbten sie dort.
[31.13] Und sie nahmen ihre Gebeine und begruben sie unter
dem Tamariskenbaum bei Jabesch und fasteten sieben Tage.