DAS BUCH DER RICHTER
1. Kapitel
Israels Kämpfe bei der Einwanderung
[1.1] Nach dem Tod Josuas befragten die Israeliten den
HERRN und sprachen: Wer soll unter uns zuerst hinaufziehen, Krieg
zu führen gegen die Kanaaniter?
[1.2] Der HERR sprach: Juda soll hinaufziehen. Siehe, ich
habe das Land in seine Hand gegeben.
[1.3] Da sprach Juda zu seinem Bruder Simeon: Zieh mit mir
hinauf in mein Erbteil und laß uns mit den Kanaanitern kämpfen,
dann will auch ich mit dir ziehen in dein Erbteil. So zog Simeon
mit ihm.
[1.4] Als nun Juda hinaufzog, gab der HERR die Kanaaniter
und Perisiter in ihre Hände, und sie schlugen bei Besek
zehntausend Mann
[1.5] und fanden den Adoni-Besek zu Besek und kämpften
mit ihm und schlugen die Kanaaniter und Perisiter.
[1.6] Aber Adoni-Besek floh, und sie jagten ihm nach. Und
als sie ihn ergriffen, hieben sie ihm die Daumen ab an seinen
Händen und Füßen.
[1.7] Da sprach Adoni-Besek: Siebzig Könige mit
abgehauenen Daumen an Händen und Füßen lasen auf unter meinem
Tisch. Wie ich getan habe, so hat mir Gott vergolten. Und man
brachte ihn nach Jerusalem; dort starb er.
[1.8] Aber Juda kämpfte gegen Jerusalem und eroberte es
und schlug es mit der Schärfe des Schwerts und zündete die
Stadt an.
[1.9] Danach zog Juda hinab, um gegen die Kanaaniter zu
kämpfen, die auf dem Gebirge und im Südland und im Hügelland
wohnten.
[1.10] Und Juda zog gegen die Kanaaniter, die in Hebron
wohnten - Hebron aber hieß vorzeiten Kirjat-Arba -, und sie
erschlugen den Scheschai und Ahiman und Talmai
[1.11] und zogen von dort gegen die Einwohner von Debir.
Debir aber hieß vorzeiten Kirjat-Sefer.
[1.12] Und Kaleb sprach: Wer Kirjat-Sefer schlägt und
erobert, dem will ich meine Tochter Achsa zur Frau geben.
[1.13] Da eroberte es Otnïl, der Sohn des Kenas, des
jüngsten Bruders von Kaleb. Und Kaleb gab ihm seine Tochter
Achsa zur Frau.
[1.14] Und es begab sich, als sie zu ihm kam, beredete er
sie, ein Stück Land zu fordern von ihrem Vater. Und sie stieg
vom Esel. Da sprach Kaleb zu ihr: Was willst du?
[1.15] Sie sprach: Gib mir eine Segensgabe! Denn du hast
mich nach dem dürren Südland gegeben; gib mir auch
Wasserquellen! Da gab er ihr die oberen und unteren Quellen.
[1.16] Und die Nachkommen des Keniters Hobab, mit dem Mose
verschwägert war, zogen herauf aus der Palmenstadt mit den
Männern von Juda in die Wüste Juda, die im Süden von Arad
liegt, und gingen hin und wohnten mitten unter dem Volk.
[1.17] Und Juda zog hin mit seinem Bruder Simeon, und sie
erschlugen die Kanaaniter in Zefat und vollstreckten den Bann an
ihnen und nannten die Stadt Horma.
[1.18] Doch eroberte Juda nicht Gaza mit seinem Gebiet und
Askalon mit seinem Gebiet und Ekron mit seinem Gebiet.
[1.19] Dennoch war der HERR mit Juda, daß es das Gebirge
einnahm; es konnte aber die Bewohner der Ebene nicht vertreiben,
weil sie eiserne Wagen hatten.
[1.20] Und sie gaben dem Kaleb Hebron, wie Mose gesagt
hatte, und er vertrieb daraus die drei Söhne des Anak.
[1.21] Aber Benjamin vertrieb die Jebusiter nicht, die in
Jerusalem wohnten, sondern die Jebusiter wohnten bei denen von
Benjamin in Jerusalem bis auf diesen Tag.
[1.22] Auch das Haus Josef zog hinauf nach Bethel, und der
HERR war mit ihnen.
[1.23] Und das Haus Josef ließ Bethel auskundschaften;
die Stadt hieß vorzeiten Lus.
[1.24] Und die Späher sahen einen Mann aus der Stadt
gehen und sprachen zu ihm: Zeige uns, wo wir in die Stadt kommen,
so wollen wir Barmherzigkeit an dir tun.
[1.25] Und als er ihnen zeigte, wo sie in die Stadt
kämen, schlugen sie die Stadt mit der Schärfe des Schwerts;
aber den Mann und sein ganzes Geschlecht ließen sie gehen.
[1.26] Da zog der Mann ins Land der Hetiter und baute eine
Stadt und nannte sie Lus; die heißt noch heutigentags so.
[1.27] Und Manasse vertrieb nicht Bet- Schean und seine
Ortschaften noch Taanach und seine Ortschaften noch die Einwohner
von Dor und seinen Ortschaften noch die Einwohner von Jibleam und
seinen Ortschaften noch die Einwohner von Megiddo und seinen
Ortschaften. So blieben die Kanaaniter dort im Lande wohnen.
[1.28] Als aber Israel mächtig wurde, machte es die
Kanaaniter fronpflichtig, vertrieb sie jedoch nicht.
[1.29] Auch Ephraim vertrieb die Kanaaniter nicht, die in
Geser wohnten, sondern die Kanaaniter wohnten mitten unter ihnen
in Geser.
[1.30] Auch Sebulon vertrieb nicht die Einwohner von
Kitron und Nahalol, sondern die Kanaaniter wohnten mitten unter
ihnen und waren fronpflichtig.
[1.31] Asser vertrieb nicht die Einwohner von Akko noch
die Einwohner von Sidon, von Mahaleb, von Achsib, von Helba, von
Afek und von Rehob;
[1.32] sondern die von Asser saßen mitten unter den
Kanaanitern, die im Land wohnten, denn sie vertrieben sie nicht.
[1.33] Naftali vertrieb die Einwohner nicht von
Bet-Schemesch noch von Bet-Anat, sondern saß mitten unter den
Kanaanitern, die im Lande wohnten. Aber die von Bet- Schemesch
und von Bet-Anat wurden fronpflichtig.
[1.34] Und die Amoriter drängten die Daniter aufs Gebirge
und ließen nicht zu, daß sie herunter in die Ebene kämen.
[1.35] Und die Amoriter blieben wohnen auf dem Gebirge
Heres, in Ajalon und in Schaalbim. Doch wurde ihnen die Hand des
Hauses Josef zu schwer, und sie wurden fronpflichtig.
[1.36] Und das Gebiet der Edomiter ging vom
Skorpionensteig, von der Felsenstadt und weiter hinauf.
2. Kapitel
Der Engel des HERRN droht Israel
[2.1] Es kam aber der Engel des HERRN herauf von
Gilgal nach Bochim und sprach: Ich habe euch aus Ägypten
heraufgeführt und ins Land gebracht, das ich euren
Vätern zu geben geschworen habe, und gesprochen, ich
wollte meinen Bund mit euch nicht brechen ewiglich.
[2.2] Ihr aber solltet keinen Bund schließen mit
den Bewohnern dieses Landes und ihre Altäre zerbrechen.
Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Warum habt
ihr das getan?
[2.3] Da sprach ich: Ich will sie nicht vor euch
vertreiben, damit sie euch zum Fangstrick werden und ihre
Götter zur Falle.
[2.4] Und als der Engel des HERRN diese Worte zu
ganz Israel geredet hatte, erhob das Volk seine Stimme
und weinte.
[2.5] Und sie nannten die Stätte Bochim* und
opferten dort dem HERRN. *d. . die Weinenden.
[2.6] Als Josua das Volk entlassen hatte und die
Israeliten hingezogen waren, ein jeder in sein Erbteil,
um das Land einzunehmen,
[2.7] diente das Volk dem HERRN, solange Josua
lebte und die Ältesten, die noch lange nach Josua lebten
und alle die großen Werke des HERRN gesehen hatten, die
er an Israel getan hatte.
[2.8] Da starb Josua, der Sohn Nuns, der Knecht
des HERRN, als er hundertundzehn Jahre alt war.
[2.9] Und sie begruben ihn im Gebiet seines
Erbteils in Timnat-Heres auf dem Gebirge Ephraim,
nördlich vom Berge Gaasch.
[2.10] Als auch alle, die zu der Zeit gelebt
hatten, zu ihren Vätern versammelt waren, kam nach ihnen
ein anderes Geschlecht auf, das den HERRN nicht kannte
noch die Werke, die er an Israel getan hatte.
[2.11] Da taten die Israeliten, was dem HERRN
mißfiel, und dienten den Baalen
[2.12] und verließen den HERRN, den Gott ihrer
Väter, der sie aus Ägyptenland geführt hatte, und
folgten andern Göttern nach von den Göttern der
Völker, die um sie her wohnten, und beteten sie an und
erzürnten den HERRN.
[2.13] Denn sie verließen je und je den HERRN und
dienten dem Baal und den Astarten.
[2.14] So entbrannte denn der Zorn des HERRN über
Israel, und er gab sie in die Hand von Räubern, die sie
beraubten, und verkaufte sie in die Hände ihrer Feinde
ringsumher. Und sie konnten nicht mehr ihren Feinden
widerstehen,
[2.15] sondern sooft sie auszogen, war des HERRN
Hand wider sie zum Unheil, wie denn der HERR ihnen gesagt
und geschworen hatte. Und sie wurden hart bedrängt.
[2.16] Wenn dann der HERR Richter erweckte, die
ihnen halfen aus der Hand der Räuber,
[2.17] so gehorchten sie den Richtern auch nicht,
sondern liefen andern Göttern nach und beteten sie an
und wichen bald von dem Wege, auf dem ihre Väter
gegangen waren, als sie des HERRN Geboten gehorchten; sie
jedoch taten nicht wie diese.
[2.18] Wenn aber der HERR ihnen Richter erweckte,
so war der HERR mit dem Richter und errettete sie aus der
Hand ihrer Feinde, solange der Richter lebte. Denn es
jammerte den HERRN ihr Wehklagen über die, die sie
unterdrückten und bedrängten.
[2.19] Wenn aber der Richter gestorben war, so
fielen sie wieder ab und trieben es ärger als ihre
Väter, indem sie andern Göttern folgten, ihnen zu
dienen und sie anzubeten. Sie ließen nicht von ihrem Tun
noch von ihrem halsstarrigen Wandel.
[2.20] Darum entbrannte der Zorn des HERRN über
Israel, und er sprach: Weil dies Volk meinen Bund
übertreten hat, den ich ihren Vätern geboten habe, und
gehorcht meiner Stimme nicht,
[2.21] so will ich auch hinfort die Völker nicht
vertreiben, die Josua übriggelassen hat, als er starb,
[2.22] damit ich Israel durch sie prüfe, ob sie
auf dem Wege des HERRN bleiben und darauf wandeln, wie
ihre Väter geblieben sind, oder nicht.
[2.23] So ließ der HERR diese Völker, die er
nicht in Josuas Hand gegeben hatte, übrig, ohne sie
sogleich zu vertreiben.
3. Kapitel
[3.1] Dies sind die Völker, die der HERR übrig
ließ - damit er durch sie Israel prüfte, alle, die
nichts wußten von den Kriegen um Kanaan,
[3.2] und die Geschlechter Israels Krieg führen
lehrte, die früher nichts davon wußten-,
[3.3] nämlich die fünf Fürsten der Philister
und alle Kanaaniter und Sidonier und Hiwiter, die am
Gebirge Libanon wohnten, vom Berg Baal-Hermon an bis
dorthin, wo man nach Hamat kommt.
[3.4] Diese blieben, um Israel durch sie zu
prüfen, damit es kund würde, ob sie den Geboten des
HERRN gehorchten, die er ihren Vätern durch Mose geboten
hatte.
[3.5] Als nun die Israeliten wohnten unter den
Kanaanitern, Hetitern, Amoritern, Perisitern, Hiwitern
und Jebusitern,
[3.6] nahmen sie deren Töchter zu Frauen und
gaben ihre Töchter deren Söhnen und dienten deren
Göttern.
[Note: Der Richter Otnïl]
[3.7] Und die Israeliten taten, was dem HERRN
mißfiel, und vergaßen den HERRN, ihren Gott, und
dienten den Baalen und den Ascheren.
[3.8] Da entbrannte der Zorn des HERRN über
Israel, und er verkaufte sie in die Hand
Kuschan-Rischatajims, des Königs von Mesopotamien; und
so diente Israel dem Kuschan-Rischatajim acht Jahre.
[3.9] Da schrien die Israeliten zu dem HERRN, und
der HERR erweckte ihnen einen Retter, der sie errettete,
Otnïl, den Sohn des Kenas, des jüngsten Bruders von
Kaleb.
[3.10] Und der Geist des HERRN kam auf ihn, und er
wurde Richter in Israel und zog aus zum Kampf. Und der
HERR gab den König von Mesopotamien Kuschan-Rischatajim
in seine Hand, so daß seine Hand über ihn stark wurde.
[3.11] Da hatte das Land Ruhe vierzig Jahre. Und
Otnïl, der Sohn des Kenas, starb.
[Note: Die Richter Ehud und Schamgar]
[3.12] Aber die Israeliten taten wiederum, was dem
HERRN mißfiel. Da machte der HERR den Eglon, den König
der Moabiter, stark gegen Israel, weil sie taten, was dem
HERRN mißfiel.
[3.13] Und er sammelte zu sich die Ammoniter und
die Amalekiter und zog hin und schlug Israel und nahm die
Palmenstadt ein.
[3.14] Und die Israeliten dienten Eglon, dem
König der Moabiter, achtzehn Jahre.
[3.15] Da schrien sie zu dem HERRN, und der HERR
erweckte ihnen einen Retter, Ehud, den Sohn Geras, den
Benjaminiter; der war linkshändig. Und als die
Israeliten durch ihn Tribut sandten an Eglon, den König
der Moabiter,
[3.16] machte sich Ehud einen zweischneidigen
Dolch, eine Hand lang, und gürtete ihn unter sein Kleid
auf seine rechte Hüfte
[3.17] und brachte Eglon, dem König der Moabiter,
den Tribut. Eglon aber war ein sehr fetter Mann.
[3.18] Und als er den Tribut übergeben hatte,
entließ er die Leute, die den Tribut getragen hatten.
[3.19] Er selbst aber kehrte um bei den
Steinbildern zu Gilgal und ließ sagen: Ich habe, oh
König, dir heimlich etwas zu sagen. Der aber gebot:
Hinaus! Da gingen hinaus von ihm alle, die um ihn
standen.
[3.20] Und Ehud kam zu ihm hinein. Er aber saß in
dem kühlen Obergemach, das für ihn allein bestimmt war.
Und Ehud sprach: Ich habe ein Wort von Gott an dich. Da
stand er auf von seinem Thron.
[3.21] Ehud aber streckte seine linke Hand aus und
nahm den Dolch von seiner rechten Hüfte und stieß ihm
den in den Bauch,
[3.22] daß nach der Schneide noch der Griff
hineinfuhr und das Fett die Schneide umschloß; denn er
zog den Dolch nicht aus seinem Bauch.
[3.23] Aber Ehud ging zum Nebenraum hinaus, machte
die Tür des Obergemachs hinter sich zu und verschloß
sie.
[3.24] Als er nun hinausgegangen war, kamen die
Leute des Königs und sahen, daß die Tür verschlossen
war, und sprachen: Er ist vielleicht austreten gegangen
in die Kammer am Obergemach.
[3.25] Als sie aber allzu lange gewartet hatten
und niemand die Tür des Gemachs auftat, nahmen sie den
Schlüssel und schlossen auf. Siehe, da lag ihr Herr auf
der Erde tot.
[3.26] Ehud aber war entronnen, während sie
gewartet hatten, und ging an den Steinbildern vorüber
und entkam bis nach Seïra.
[3.27] Und als er hineinkam, blies er die Posaune
auf dem Gebirge Ephraim. Und die Israeliten zogen mit ihm
vom Gebirge und er vor ihnen her,
[3.28] und er sprach zu ihnen: Schnell mir nach!
Denn der HERR hat die Moabiter, eure Feinde, in eure
Hände gegeben! Und sie jagten ihm nach und besetzten die
Furten am Jordan, die nach Moab gehen, und ließen
niemand hinüber
[3.29] und erschlugen zu jener Zeit die Moabiter,
etwa zehntausend Mann, alles starke und streitbare
Männer, so daß auch nicht einer entrann.
[3.30] So wurden die Moabiter zu jener Zeit unter
die Hand Israels gedemütigt. Und das Land hatte Ruhe
achtzig Jahre.
[3.31] Nach ihm kam Schamgar, der Sohn Anats. Der
erschlug sechshundert Philister mit einem Ochsenstecken,
und auch er errettete Israel.
4. Kapitel
Die Richterin Debora und Barak besiegen Sisera
[4.1] Aber die Israeliten taten wiederum, was dem
HERRN mißfiel, als Ehud gestorben war.
[4.2] Und der HERR verkaufte sie in die Hand
Jabins, des Königs von Kanaan, der zu Hazor herrschte,
und sein Feldhauptmann war Sisera; der wohnte in
Haroschet der Heiden.
[4.3] Und die Israeliten schrien zum HERRN, denn
Jabin hatte neunhundert eiserne Wagen und unterdrückte
die Israeliten mit Gewalt zwanzig Jahre.
[4.4] Zu der Zeit war Richterin in Israel die
Prophetin Debora, die Frau Lappidots.
[4.5] Sie hatte ihren Sitz unter der Palme Deboras
zwischen Rama und Bethel auf dem Gebirge Ephraim. Und die
Israeliten kamen zu ihr hinauf zum Gericht.
[4.6] Und sie sandte hin und ließ rufen Barak,
den Sohn Abinoams aus Kedesch in Naftali, und ließ ihm
sagen: Hat dir nicht der HERR, der Gott Israels, geboten:
Geh hin und zieh auf den Berg Tabor und nimm zehntausend
Mann mit dir von Naftali und Sebulon?
[4.7] Ich aber will Sisera, den Feldhauptmann
Jabins, dir zuführen an den Bach Kischon mit seinen
Wagen und mit seinem Heer und will ihn in deine Hände
geben.
[4.8] Barak sprach zu ihr: Wenn du mit mir ziehst,
so will auch ich ziehen; ziehst du aber nicht mit mir, so
will auch ich nicht ziehen.
[4.9] Sie sprach: Ich will mit dir ziehen; aber
der Ruhm wird nicht dein sein auf diesem Kriegszug, den
du unternimmst, sondern der HERR wird Sisera in eines
Weibes Hand geben. So machte sich Debora auf und zog mit
Barak nach Kedesch.
[4.10] Da rief Barak Sebulon und Naftali nach
Kedesch; und es zogen hinauf ihm nach zehntausend Mann.
Debora zog auch mit ihm.
[4.11] Heber aber, der Keniter, war von den
Kenitern, vom Geschlecht Hobabs, mit dem Mose
verschwägert war, weggezogen und hatte sein Zelt
aufgeschlagen bei der Eiche in Zaanannim bei Kedesch.
[4.12] Da wurde Sisera angesagt, daß Barak, der
Sohn Abinoams, auf den Berg Tabor gezogen wäre.
[4.13] Und er rief alle seine Kriegswagen
zusammen, neunhundert eiserne Wagen, und das ganze Volk,
das mit ihm war, aus Haroschet der Heiden an den Bach
Kischon.
[4.14] Debora aber sprach zu Barak: Auf ! Das ist
der Tag, an dem dir der HERR den Sisera in deine Hand
gegeben hat, denn der HERR ist ausgezogen vor dir her. So
zog Barak von dem Berge Tabor hinab und die zehntausend
Mann ihm nach.
[4.15] Und der HERR erschreckte den Sisera samt
allen seinen Wagen und dem ganzen Heer vor der Schärfe
von Baraks Schwert, so daß Sisera von seinem Wagen
sprang und zu Fuß floh.
[4.16] Barak aber jagte den Wagen und dem Heer
nach bis Haroschet der Heiden. Und Siseras ganzes Heer
fiel durch die Schärfe des Schwerts, so daß auch nicht
einer übrigblieb.
[4.17] Sisera aber floh zu Fuß in das Zelt
Jaëls, der Frau des Keniters Heber. Denn der König
Jabin von Hazor und das Haus Hebers, des Keniters, lebten
miteinander im Frieden.
[4.18] Jaël aber ging hinaus Sisera entgegen und
sprach zu ihm: Kehre ein, mein Herr, kehre ein bei mir
und fürchte dich nicht! Und er kehrte bei ihr ein in ihr
Zelt, und sie deckte ihn mit einer Decke zu.
[4.19] Er aber sprach zu ihr: Gib mir doch ein
wenig Wasser zu trinken, denn ich habe Durst. Da öffnete
sie den Schlauch mit Milch und gab ihm zu trinken und
deckte ihn wieder zu.
[4.20] Und er sprach zu ihr: Tritt in die Tür des
Zeltes, und wenn einer kommt und fragt, ob jemand hier
sei, so sprich: Niemand.
[4.21] Da nahm Jaël, die Frau Hebers, einen
Pflock von dem Zelt und einen Hammer in ihre Hand und
ging leise zu ihm hinein und schlug ihm den Pflock durch
seine Schläfe, daß er in die Erde drang. Er aber war
ermattet in einen tiefen Schlaf gesunken. So starb er.
[4.22] Als aber Barak Sisera nachjagte, ging ihm
Jaël entgegen und sprach zu ihm: Komm her! Ich will dir
den Mann zeigen, den du suchst. Und als er zu ihr
hereinkam, lag Sisera tot da, und der Pflock steckte in
seiner Schläfe.
[4.23] So demütigte Gott zu der Zeit Jabin, den
König von Kanaan, vor Israel.
[4.24] Und die Hand der Israeliten legte sich
immer härter auf Jabin, den König von Kanaan, bis sie
ihn vernichteten.
5. Kapitel
Deboras Siegeslied
[5.1] Da sangen Debora und Barak, der Sohn
Abinoams, zu jener Zeit:
[5.2] Lobet den HERRN, daß man sich in Israel zum
Kampf rüstete und das Volk willig dazu gewesen ist.
[5.3] Höret zu, ihr Könige, und merket auf, ihr
Fürsten! Ich will singen, dem HERRN will ich singen, dem
HERRN, dem Gott Israels, will ich spielen.
[5.4] HERR, als du von Seïr auszogst und
einhergingst vom Gefilde Edoms, da erzitterte die Erde,
der Himmel troff, und die Wolken troffen von Wasser.
[5.5] Die Berge wankten vor dem HERRN, der Sinai
vor dem HERRN, dem Gott Israels.
[5.6] Zu den Zeiten Schamgars, des Sohnes Anats,
zu den Zeiten Jaëls waren verlassen die Wege, und die da
auf Straßen gehen sollten, die wanderten auf ungebahnten
Wegen.
[5.7] Still war's bei den Bauern, ja still in
Israel, bis du, Debora, aufstandest, bis du aufstandest,
eine Mutter in Israel.
[5.8] Man erwählte sich neue Götter; es gab kein
Brot in den Toren. Es war kein Schild noch Speer unter
vierzigtausend in Israel zu sehen.
[5.9] Mein Herz ist mit den Gebietern Israels, mit
denen, die willig waren unter dem Volk. Lobet den HERRN!
[5.10] Die ihr auf weißen Eselinnen reitet, die
ihr auf Teppichen sitzet und die ihr auf dem Wege gehet:
Singet!
[5.11] Horch, wie sie jubeln zwischen den
Tränkrinnen! Da sage man von der Gerechtigkeit des
HERRN, von der Gerechtigkeit an seinen Bauern in Israel,
als des HERRN Volk herabzog zu den Toren.
[5.12] Auf, auf, Debora! Auf, auf und singe ein
Lied! Mach dich auf, Barak, und fange, die dich fingen,
du Sohn Abinoams!
[5.13] Da zog herab, was übrig war von Herrlichen
im Volk. Der HERR zog mit mir herab unter den Helden:
[5.14] aus Ephraim zogen sie herab ins Tal, und
nach ihm Benjamin mit seinem Volk. Von Machir zogen
Gebieter herab und von Sebulon, die den Führerstab
halten,
[5.15] und die Fürsten in Issaschar mit Debora,
wie Issachar so Barak; ins Tal folgte er ihm auf dem
Fuß. An Rubens Bächen überlegten sie lange.
[5.16] Warum saßest du zwischen den
Sattelkörben, zu hören bei den Herden das Flötenspiel?
An Rubens Bächen überlegten sie lange.
[5.17] Gilead blieb jenseits des Jordans. Und
warum dient Dan auf fremden Schiffen? Asser saß am Ufer
des Meeres und blieb ruhig an seinen Buchten.
[5.18] Sebulons Volk aber wagte sein Leben in den
Tod, Naftali auch auf der Höhe des Gefildes.
[5.19] Könige kamen und stritten; damals stritten
die Könige Kanaans zu Taanach am Wasser Megiddos, aber
Silber gewannen sie dabei nicht.
[5.20] Vom Himmel her kämpften die Sterne, von
ihren Bahnen stritten sie wider Sisera.
[5.21] Der Bach Kischon riß sie hinweg, der
uralte Bach, der Bach Kischon. Tritt einher, meine Seele,
mit Kraft!
[5.22] Da stampften die Hufe der Rosse, ein Jagen
ihrer mächtigen Renner.
[5.23] Fluchet der Stadt Meros, sprach der Engel
des HERRN, fluchet, fluchet ihren Bürgern, daß sie
nicht kamen dem HERRN zu Hilfe, zu Hilfe dem HERRN unter
den Helden!
[5.24] Gepriesen sei unter den Frauen Jaël, das
Weib Hebers, des Keniters; gepriesen sei sie im Zelt
unter den Frauen!
[5.25] Milch gab sie, als er Wasser forderte,
Sahne reichte sie dar in einer herrlichen Schale.
[5.26] Sie griff mit ihrer Hand den Pflock und mit
ihrer Rechten den Schmiedehammer und zerschlug Siseras
Haupt und zermalmte und durchbohrte seine Schläfe.
[5.27] Zu ihren Füßen krümmte er sich, fiel
nieder und lag da. Er krümmte sich, fiel nieder zu ihren
Füßen; wie er sich krümmte, so lag er erschlagen da.
[5.28] Die Mutter Siseras spähte zum Fenster
hinaus und klagte durchs Gitter: Warum zögert sein
Wagen, daß er nicht kommt? Warum säumen die Hufe seiner
Rosse?
[5.29] Die weisesten unter ihren Fürstinnen
antworten, und sie selbst wiederholt ihre Worte:
[5.30] Sie werden wohl Beute finden und verteilen,
ein Weib, zwei Weiber für jeden Mann, und für Sisera
bunte gestickte Kleider zur Beute, gewirkte bunte Tücher
um den Hals als Beute.
[5.31] So sollen umkommen, HERR, alle deine
Feinde! Die ihn aber liebhaben, sollen sein, wie die
Sonne aufgeht in ihrer Pracht! Und das Land hatte Ruhe
vierzig Jahre.
6. Kapitel
[6.1] Und als die Israeliten taten, was dem HERRN
mißfiel, gab sie der HERR in die Hand der Midianiter
sieben Jahre.
[6.2] Und als die Hand der Midianiter zu stark
wurde über Israel, machten sich die Israeliten in den
Bergen Schluchten zurecht und Höhlen und Festungen.
[6.3] Und immer, wenn Israel gesät hatte, kamen
die Midianiter und Amalekiter und die aus dem Osten
herauf über sie
[6.4] und lagerten sich gegen sie und vernichteten
die Ernte im Land bis hin nach Gaza und ließen nichts
übrig an Nahrung in Israel, weder Schafe noch Rinder
noch Esel.
[6.5] Denn sie kamen herauf mit ihrem Vieh und
ihren Zelten wie eine große Menge Heuschrecken, so daß
weder sie noch ihre Kamele zu zählen waren, und fielen
ins Land, um es zu verderben.
[6.6] So wurde Israel sehr schwach vor den
Midianitern. Da schrien die Israeliten zum HERRN.
[6.7] Als sie aber zum HERRN schrien um der
Midianiter willen,
[6.8] sandte der HERR einen Propheten zu ihnen,
der sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott
Israels: Ich habe euch aus Ägypten geführt und aus der
Knechtschaft gebracht
[6.9] und habe euch errettet aus der Hand der
Ägypter und aus der Hand aller, die euch bedrängten,
und habe sie vor euch her ausgestoßen und ihr Land euch
gegeben
[6.10] und zu euch gesprochen: Ich bin der HERR,
euer Gott! Ihr sollt nicht fürchten die Götter der
Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Aber ihr habt meiner
Stimme nicht gehorcht.
[6.11] Und der Engel des HERRN kam und setzte sich
unter die Eiche bei Ofra; die gehörte Joasch, dem
Abïsriter. Und sein Sohn Gideon drosch Weizen in der
Kelter, damit er ihn berge vor den Midianitern.
[6.12] Da erschien ihm der Engel des HERRN und
sprach zu ihm: Der HERR mit dir, du streitbarer Held!
[6.13] Gideon aber sprach zu ihm: Ach, mein Herr!
Ist der HERR mit uns, warum ist uns dann das alles
widerfahren? Und wo sind alle seine Wunder, die uns
unsere Väter erzählten und sprachen: Der HERR hat uns
aus Ägypten geführt? Nun aber hat uns der HERR
verstoßen und in die Hände der Midianiter gegeben.
[6.14] Der HERR aber wandte sich zu ihm und
sprach: Geh hin in dieser deiner Kraft; du sollst Israel
erretten aus den Händen der Midianiter. Siehe, ich habe
dich gesandt!a
[6.15] Er aber sprach zu ihm: Ach, mein Herr,
womit soll ich Israel erretten? Siehe, mein Geschlecht
ist das geringste in Manasse, und ich bin der Jüngste in
meines Vaters Hause.
[6.16] Der HERR aber sprach zu ihm: Ich will mit
dir sein, daß du die Midianiter schlagen sollst wie
einen Mann.
[6.17] Er aber sprach zu ihm: Hab ich Gnade vor
dir gefunden, so mach mir doch ein Zeichen, daß du es
bist, der mit mir redet.
[6.18] Geh nicht fort, bis ich wieder zu dir komme
und bringe meine Gabe und lege sie vor dir hin. Er
sprach: Ich will bleiben, bis du wiederkommst.
[6.19] Und Gideon ging hin und richtete ein
Ziegenböcklein zu und ungesäuerte Brote von einem
Scheffel Mehl und legte das Fleisch in einen Korb und tat
die Brühe in einen Topf und brachte es zu ihm hinaus
unter die Eiche und trat hinzu.
[6.20] Aber der Engel Gottes sprach zu ihm: Nimm
das Fleisch und die Brote und lege es hin auf den Fels
hier und gieß die Brühe darüber. Und er tat es.
[6.21] Da streckte der Engel des HERRN den Stab
aus, den er in der Hand hatte, und berührte mit der
Spitze das Fleisch und die Brote. Da fuhr Feuer aus dem
Fels und verzehrte das Fleisch und die Brote. Und der
Engel des HERRN entschwand seinen Augen.
[6.22] Als nun Gideon sah, daß es der Engel des
HERRN war, sprach er: Ach, Herr HERR! Habe ich wirklich
den Engel des HERRN von Angesicht zu Angesicht gesehen!
[6.23] Aber der HERR sprach zu ihm: Friede sei mit
dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben.
[6.24] Da baute Gideon dem HERRN dort einen Altar
und nannte ihn "Der HERR ist Friede". Der steht
noch bis auf den heutigen Tag in Ofra, der Stadt der
Abïsriter.
[6.25] Und in derselben Nacht sprach der HERR zu
ihm: Nimm einen jungen Stier von den Stieren deines
Vaters und einen zweiten Stier, der siebenjährig ist,
und reiße nieder den Altar Baals, der deinem Vater
gehört, und haue um das Bild der Aschera, das dabei
steht,
[6.26] und baue dem HERRN, deinem Gott, oben auf
der Höhe dieses Felsens einen Altar und rüste ihn zu
und nimm den zweiten Stier und bringe ein Brandopfer dar
mit dem Holz des Ascherabildes, das du umgehauen hast.
[6.27] Da nahm Gideon zehn Mann von seinen Leuten
und tat, wie ihm der HERR gesagt hatte. Aber er
fürchtete sich vor seines Vaters Haus und vor den Leuten
in der Stadt, das am Tage zu tun, und tat's in der Nacht.
[6.28] Als nun die Leute in der Stadt früh am
Morgen aufstanden, siehe, da war der Altar Baals
niedergerissen und das Ascherabild daneben umgehauen und
der zweite Stier als Brandopfer dargebracht auf dem
Altar, der gebaut war.
[6.29] Und einer sprach zum andern: Wer hat das
getan? Und als sie suchten und nachfragten, wurde gesagt:
Gideon, der Sohn des Joasch, hat das getan.
[6.30] Da sprachen die Leute der Stadt zu Joasch:
Gib deinen Sohn heraus; er muß sterben, weil er den
Altar Baals niedergerissen und das Ascherabild daneben
umgehauen hat.
[6.31] Joasch aber sprach zu allen, die bei ihm
standen: Wollt ihr für Baal streiten? Wollt ihr ihm
helfen? Wer für ihn streitet, der soll noch diesen
Morgen sterben. Ist er Gott, so streite er für sich
selbst, weil sein Altar niedergerissen ist.
[6.32] Von dem Tag an nannte man Gideon Jerubbaal,
das heißt "Baal streite mit ihm", weil er
seinen Altar niedergerissen hat.
[Note: Gideons Zurüstung zum Kampf]
[6.33] Als nun alle Midianiter und Amalekiter und
die aus dem Osten sich versammelt hatten, zogen sie
herüber und lagerten sich in der Ebene Jesreel.
[6.34] Da erfüllte der Geist des HERRN den
Gideon. Und er ließ die Posaune blasen und rief die
Abïsriter auf, ihm zu folgen.
[6.35] Und er sandte Botschaft zu ganz Manasse und
rief sie auf, daß auch sie ihm folgten. Er sandte auch
Botschaft zu Asser und Sebulon und Naftali; die kamen
herauf, ihm entgegen.
[6.36] Und Gideon sprach zu Gott: Willst du Israel
durch meine Hand erretten, wie du zugesagt hast,
[6.37] so will ich abgeschorene Wolle auf die
Tenne legen: Wird der Tau allein auf der Wolle sein und
der ganze Boden umher trocken, so will ich daran
erkennen, daß du Israel erretten wirst durch meine Hand,
wie du zugesagt hast.
[6.38] Und so geschah es. Und als er am andern
Morgen früh aufstand, drückte er den Tau aus der Wolle,
eine Schale voll Wasser!
[6.39] Und Gideon sprach zu Gott: Dein Zorn
entbrenne nicht gegen mich, wenn ich noch einmal rede.
Ich will's nur noch einmal versuchen mit der Wolle: es
sei allein auf der Wolle trocken und Tau auf dem ganzen
Boden.
[6.40] Und Gott machte es so in derselben Nacht,
daß es trocken war allein auf der Wolle und Tau überall
auf dem Boden.
7. Kapitel
Gideons Sieg über Midian
[7.1] Da machte sich Jerubbaal - das ist Gideon -
früh auf und das ganze Kriegsvolk, das mit ihm war, und
sie lagerten sich an der Quelle Harod, so daß er das
Heerlager der Midianiter nördlich von dem Hügel More im
Tal hatte.
[7.2] Der HERR aber sprach zu Gideon: Zu zahlreich
ist das Volk, das bei dir ist, als daß ich Midian in
seine Hände geben sollte; Israel könnte sich rühmen
wider mich und sagen: Meine Hand hat mich errettet.
[7.3] So laß nun ausrufen vor den Ohren des
Volks: Wer ängstlich und verzagt ist, der kehre um. So
sichtete sie Gideon. Da kehrten vom Kriegsvolk
zweiundzwanzigtausend um, so daß nur zehntausend
übrigblieben.
[7.4] Und der HERR sprach zu Gideon: Das Volk ist
noch zu zahlreich. Führe sie hinab ans Wasser; dort will
ich sie dir sichten. Und von wem ich dir sagen werde,
daß er mit dir ziehen soll, der soll mit dir ziehen; von
wem ich aber sagen werde, daß er nicht mit dir ziehen
soll, der soll nicht mitziehen.
[7.5] Und er führte das Volk hinab ans Wasser.
Und der HERR sprach zu Gideon: Wer mit seiner Zunge
Wasser leckt, wie ein Hund leckt, den stelle besonders;
ebenso, wer niederkniet, um zu trinken.
[7.6] Da war die Zahl derer, die geleckt hatten,
dreihundert Mann. Alles übrige Volk hatte kniend
getrunken aus der Hand zum Mund.
[7.7] Und der HERR sprach zu Gideon: Durch die
dreihundert Mann, die geleckt haben, will ich euch
erretten und die Midianiter in deine Hände geben; aber
alles übrige Volk laß gehen an seinen Ort.
[7.8] Und sie nahmen die Verpflegung des Volks und
ihre Posaunen an sich. Aber die übrigen Israeliten ließ
er alle gehen, jeden in sein Zelt; die dreihundert Mann
aber behielt er bei sich. Und das Heer der Midianiter lag
unten vor ihm in der Ebene.
[7.9] Und der HERR sprach in derselben Nacht zu
Gideon: Steh auf und geh hinab zum Lager; denn ich habe
es in deine Hände gegeben.
[7.10] Fürchtest du dich aber hinabzugehen, so
laß deinen Diener Pura mit dir hinabgehen zum Lager,
[7.11] damit du hörst, was sie reden. Danach
werden deine Hände stark sein, und du wirst hinabziehen
zum Lager. Da ging Gideon mit seinem Diener Pura hinab
bis an den Ort der Schildwache, die im Lager war.
[7.12] Und die Midianiter und Amalekiter und alle
aus dem Osten hatten sich niedergelassen in der Ebene wie
eine Menge Heuschrecken, und ihre Kamele waren nicht zu
zählen wegen ihrer großen Menge, wie der Sand am Ufer
des Meeres.
[7.13] Als nun Gideon kam, siehe, da erzählte
einer einem andern einen Traum und sprach: Siehe, ich
habe geträumt: ein Laib Gerstenbrot rollte zum Lager der
Midianiter; und er kam an das Zelt, stieß es um, daß es
einfiel, und kehrte es um, das Oberste zu unterst, so
daß das Zelt am Boden lag.
[7.14] Da antwortete der andere: Das ist nichts
anderes als das Schwert Gideons, des Sohnes des Joasch,
des Israeliten. Gott hat die Midianiter in seine Hände
gegeben mit dem ganzen Heerlager.
[7.15] Als Gideon diesen Traum erzählen hörte
und seine Auslegung, fiel er anbetend nieder und kam
zurück ins Lager Israels und sprach: Macht euch auf,
denn der HERR hat das Lager der Midianiter in eure Hände
gegeben!
[7.16] Und er teilte die dreihundert Mann in drei
Heerhaufen und gab jedem eine Posaune in die Hand und
leere Krüge mit Fackeln darin
[7.17] und sprach zu ihnen: Seht auf mich und tut
ebenso; wenn ich nun an das Lager komme - wie ich tue, so
tut ihr auch!
[7.18] Wenn ich die Posaune blase und alle, die
mit mir sind, so sollt ihr auch die Posaune blasen rings
um das ganze Heerlager und rufen: Für den HERRN und für
Gideon!
[7.19] So kam Gideon mit hundert Mann an das Lager
zu Anfang der mittleren Nachtwache, als sie eben die
Wachen aufgestellt hatten, und sie bliesen die Posaunen
und zerschlugen die Krüge in ihren Händen.
[7.20] Da bliesen alle drei Heerhaufen die
Posaunen und zerbrachen die Krüge. Sie hielten aber die
Fackeln in ihrer linken Hand und die Posaunen in ihrer
rechten Hand, um zu blasen, und riefen: Hier Schwert des
HERRN und Gideons!
[7.21] Und sie blieben stehen, jeder an seiner
Stelle, rings um das Lager her. Da fing das ganze Heer an
zu laufen, und sie schrien und flohen.
[7.22] Und während die dreihundert Mann die
Posaunen bliesen, schaffte der HERR, daß im ganzen
Heerlager eines jeden Schwert gegen den andern war. Und
das Heer floh bis Bet-Schitta auf Zereda zu, bis an die
Grenze von Abel-Mehola bei Tabbat.
[7.23] Und die Männer Israels von Naftali, von
Asser und von ganz Manasse wurden zusammengerufen und
jagten den Midianitern nach.
[7.24] Und Gideon sandte Botschaft auf das ganze
Gebirge Ephraim und ließ sagen: Kommt herab den
Midianitern entgegen und nehmt ihnen die Wasserstellen
weg bis nach Bet-Bara und auch den Jordan. Da wurden
zusammengerufen alle, die von Ephraim waren, und nahmen
ihnen die Wasserstellen weg bis nach Bet-Bara und auch
den Jordan.
[7.25] Und sie fingen zwei Fürsten der
Midianiter, Oreb und Seeb, und erschlugen Oreb am Felsen
Oreb* und Seeb bei der Kelter Seeb* und jagten den
Midianitern nach und brachten die Häupter Orebs und
Seebs zu Gideon über den Jordan. *Die Namen bedeuten
"Rabenfels" und "Wolfskelter".
8. Kapitel
[8.1] Da sprachen die Männer von Ephraim zu ihm:
Warum hast du uns das angetan, daß du uns nicht riefst,
als du in den Kampf zogst gegen die Midianiter? Und sie
zankten heftig mit ihm.
[8.2] Er aber sprach zu ihnen: Was hab ich jetzt
getan, das eurer Tat gleich sei? Ist nicht die Nachlese
Ephraims besser als die ganze Weinernt Abïsers?
[8.3] Gott hat die Fürsten der Midianiter, Oreb
und Seeb, in eure Hände gegeben. Was hab ich zu tun
vermocht gegen das, was ihr getan habt? Als er das sagte,
ließ ihr Zorn von ihm ab.
[Note: Weitere Taten Gideons und sein Tod]
[8.4] Als nun Gideon an den Jordan kam, ging er
hinüber mit den dreihundert Mann, die bei ihm waren; die
waren müde und jagten den Feinden nach.
[8.5] Da bat er die Leute von Sukkot: Gebt doch
dem Volk, das mir auf dem Fuße folgt, Brote; denn sie
sind müde, und ich muß nachjagen den Königen der
Midianiter, Sebach und Zalmunna.
[8.6] Aber die Oberen von Sukkot sprachen: Sind
die Fäuste Sebachs und Zalmunnas schon in deinen
Händen, daß wir deinem Heer Brot geben sollen?
[8.7] Gideon sprach: Wohlan, wenn der HERR Sebach
und Zalmunna in meine Hand gibt, will ich euer Fleisch
mit Dornen aus der Wüste und mit Stacheln zerdreschen.
[8.8] Und er zog von dort hinauf nach Pnuël und
redete ebenso mit ihnen. Und die Leute von Pnuël
antworteten ihm dasselbe wie die von Sukkot.
[8.9] Und er sprach auch zu den Leuten von Pnuël:
Komm ich heil wieder, so will ich diese Burg
niederreißen.
[8.10] Sebach aber und Zalmunna waren in Karkor
und ihr Heerlager mit ihnen, etwa fünfzehntausend, alle,
die übriggeblieben waren vom ganzen Heer derer aus dem
Osten; denn hundertundzwanzigtausend waren gefallen, die
das Schwert ziehen konnten.
[8.11] Und Gideon zog herauf auf der Straße
derer, die in Zelten wohnen, östlich von Nobach und
Jogboha, und schlug das Heerlager, während es ohne Sorge
lagerte.
[8.12] Und Sebach und Zalmunna flohen; aber er
jagte ihnen nach und nahm gefangen die beiden Könige der
Midianiter, Sebach und Zalmunna, und setzte das ganze
Heerlager in Schrecken.
[8.13] Als nun Gideon, der Sohn des Joasch, vom
Kampf zurückkam, auf der Steige von Heres,
[8.14] griff er sich einen Knaben von den Leuten
von Sukkot und fragte ihn aus. Der schrieb ihm auf die
Oberen von Sukkot und ihre Ältesten, siebenundsiebzig
Mann.
[8.15] Und er kam zu den Leuten von Sukkot und
sprach: Siehe, hier sind Sebach und Zalmunna, um
derentwillen ihr mich verspottet habt und gesprochen: Ist
denn Sebachs und Zalmunnas Faust schon in deinen Händen,
daß wir deinen Leuten, die müde sind, Brot geben
sollen?
[8.16] Und er nahm die Ältesten der Stadt und
holte Dornen aus der Wüste und Stacheln und ließ es die
Leute zu Sukkot fühlen.
[8.17] Und die Burg von Pnuël riß er nieder und
erschlug die Leute der Stadt.
[8.18] Und Gideon sprach zu Sebach und Zalmunna:
Wie waren die Männer, die ihr am Tabor erschlagen habt?
Sie sprachen: Sie waren wie du, jeder anzusehen wie ein
Königssohn.
[8.19] Er aber sprach: Es sind meine Brüder,
meiner Mutter Söhne, gewesen. So wahr der HERR lebt:
wenn ihr sie am Leben gelassen hättet, würde ich euch
nicht töten.
[8.20] Und er sprach zu seinem erstgeborenen Sohn
Jeter: Steh auf und erschlage sie. Aber der Knabe zog
sein Schwert nicht; denn er fürchtete sich, weil er noch
ein Knabe war.
[8.21] Sebach aber und Zalmunna sprachen: Steh du
auf und mache dich an uns; denn wie der Mann ist, so ist
auch seine Kraft. Da stand Gideon auf und erschlug Sebach
und Zalmunna und nahm die kleinen Monde, die an den
Hälsen ihrer Kamele waren.
[8.22] Da sprachen die Männer von Israel zu
Gideon: Sei Herrscher über uns, du und dein Sohn und
deines Sohnes Sohn, weil du uns aus der Hand der
Midianiter errettet hast.
[8.23] Aber Gideon sprach zu ihnen: Ich will nicht
Herrscher über euch sein, und mein Sohn soll auch nicht
Herrscher über euch sein, sondern der HERR soll
Herrscher über euch sein.
[8.24] Und Gideon sprach zu ihnen: Eins begehre
ich von euch: jeder gebe mir die Ringe, die er als Beute
genommen hat. Denn weil es Ismaeliter waren, hatten sie
goldene Ringe.
[8.25] Sie sprachen: Die wollen wir geben. Und sie
breiteten einen Mantel aus, und ein jeder warf die Ringe
darauf, die er als Beute genommen hatte.
[8.26] Und die goldenen Ringe, die er gefordert
hatte, wogen tausendsiebenhundert Lot Gold ohne die
kleinen Monde und Ohrringe und Purpurkleider, die die
Könige der Midianiter getragen hatten, und ohne die
Spangen ihrer Kamele.
[8.27] Und Gideon machte einen Efod daraus und
stellte ihn in seiner Stadt Ofra auf. Und ganz Israel
trieb dort mit ihm Abgötterei. Und er wurde Gideon und
seinem Hause zum Fallstrick.
[8.28] So wurden die Midianiter gedemütigt vor
den Israeliten und hoben ihren Kopf nicht mehr empor. Und
das Land hatte Ruhe vierzig Jahre, solange Gideon lebte.
[8.29] Und Jerubbaal, der Sohn des Joasch, ging
hin und wohnte in seinem Hause.
[8.30] Und Gideon hatte siebzig leibliche Söhne,
denn er hatte viele Frauen.
[8.31] Auch seine Nebenfrau, die er in Sichem
hatte, gebar ihm einen Sohn; den nannte er Abimelech.
[8.32] Und Gideon, der Sohn des Joasch, starb in
hohem Alter und wurde begraben im Grab seines Vaters
Joasch in Ofra, der Stadt der Abïsriter.
[8.33] Als aber Gideon gestorben war, kehrten sich
die Israeliten ab und liefen den Baalen nach und machten
Baal-Berit zu ihrem Gott.
[8.34] Und sie dachten nicht an den HERRN, ihren
Gott, der sie errettet hatte aus der Hand aller ihrer
Feinde ringsumher,
[8.35] und erzeigten sich nicht dankbar dem Hause
des Jerubbaal - das ist Gideon - für alles Gute, das er
an Israel getan hatte.
9. Kapitel
Abimelechs Königtum
[9.1] Abimelech aber, der Sohn Jerubbaals, ging
hin nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und redete
mit ihnen und mit dem ganzen Geschlecht des Hauses seiner
Mutter und sprach:
[9.2] Redet doch vor den Ohren aller Männer von
Sichem: Was ist euch besser, daß siebzig Männer, alle
die Söhne Jerubbaals, über euch Herrscher seien oder
daß ein Mann über euch Herrscher sei? Denkt auch daran,
daß ich euer Gebein und Fleisch bin.
[9.3] Da redeten die Brüder seiner Mutter
seinetwegen alle diese Worte vor den Ohren aller Männer
von Sichem. Und ihr Herz neigte sich Abimelech zu; denn
sie dachten: Er ist unser Bruder.
[9.4] Und sie gaben ihm siebzig Silberstücke aus
dem Tempel des Baal-Berit. Und Abimelech warb damit lose,
verwegene Männer an, die ihm nachfolgten.
[9.5] Und er kam in das Haus seines Vaters nach
Ofra und tötete seine Brüder, die Söhne Jerubbaals,
siebzig Mann, auf einem Stein. Es blieb aber übrig
Jotam, der jüngste Sohn Jerubbaals; denn er hatte sich
versteckt.
[9.6] Und es versammelten sich alle Männer von
Sichem und alle Bewohner des Millo, gingen hin und
machten Abimelech zum König bei der Eiche am Steinmal
von Sichem.
[9.7] Als das dem Jotam angesagt wurde, ging er
hin und stellte sich auf den Gipfel des Berges Garizim,
erhob seine Stimme, rief und sprach zu ihnen: Höret
mich, ihr Männer von Sichem, daß euch Gott auch höre.
[9.8] Die Bäume gingen hin, um einen König über
sich zu salben, und sprachen zum Ölbaum: Sei unser
König!
[9.9] Aber der Ölbaum antwortete ihnen: Soll ich
meine Fettigkeit lassen, die Götter und Menschen an mir
preisen, und hingehen, über den Bäumen zu schweben?
[9.10] Da sprachen die Bäume zum Feigenbaum: Komm
du und sei unser König!
[9.11] Aber der Feigenbaum sprach zu ihnen: Soll
ich meine Süßigkeit und meine gute Frucht lassen und
hingehen, über den Bäumen zu schweben?
[9.12] Da sprachen die Bäume zum Weinstock: Komm
du und sei unser König!
[9.13] Aber der Weinstock sprach zu ihnen: Soll
ich meinen Wein lassen, der Götter und Menschen
fröhlich macht, und hingehen, über den Bäumen zu
schweben?
[9.14] Da sprachen alle Bäume zum Dornbusch: Komm
du und sei unser König!
[9.15] Und der Dornbusch sprach zu den Bäumen:
Ist's wahr, daß ihr mich zum König über euch salben
wollt, so kommt und bergt euch in meinem Schatten; wenn
nicht, so gehe Feuer vom Dornbusch aus und verzehre die
Zedern Libanons.
[9.16] Habt ihr nun recht und redlich getan, daß
ihr Abimelech zum König gemacht habt? Und habt ihr
wohlgetan an Jerubbaal und an seinem Hause, und habt ihr
ihm getan, wie er's um euch verdient hat?
[9.17] Denn mein Vater hat für euch gekämpft und
sein Leben gewagt, um euch aus der Hand der Midianiter zu
erretten.
[9.18] Aber ihr habt euch heute gegen meines
Vaters Haus aufgelehnt und seine Söhne getötet, siebzig
Mann auf einem Stein, und habt Abimelech, seiner Magd
Sohn, zum König über die Männer von Sichem gemacht,
weil er euer Bruder ist.
[9.19] Habt ihr nun heute recht und redlich
gehandelt an Jerubbaal und an seinem Hause, so seid
fröhlich über Abimelech, und er sei fröhlich über
euch.
[9.20] Wenn nicht, so gehe Feuer aus von Abimelech
und verzehre die Männer von Sichem und die Bewohner des
Millo, und gehe auch Feuer aus von den Männern von
Sichem und von den Bewohnern des Millo und verzehre
Abimelech.
[9.21] Und Jotam floh vor seinem Bruder Abimelech
und entwich und ging nach Beer und wohnte dort.
[9.22] Als nun Abimelech drei Jahre über Israel
geherrscht hatte,
[9.23] sandte Gott einen bösen Geist zwischen
Abimelech und die Männer von Sichem. Und die Männer von
Sichem wurden Abimelech untreu,
[9.24] damit der Frevel an den siebzig Söhnen
Jerubbaals und ihr Blut käme auf Abimelech, ihren
Bruder, der sie getötet hatte, und auf die Männer von
Sichem, die ihm seine Hand dazu gestärkt hatten, daß er
seine Brüder tötete.
[9.25] Und die Männer von Sichem legten einen
Hinterhalt auf den Höhen der Berge und beraubten alle,
die auf der Straße bei ihnen vorüberkamen. Und es wurde
Abimelech angesagt.
[9.26] Es kamen aber Gaal, der Sohn Ebeds, und
seine Brüder und zogen in Sichem ein. Und die Männer
von Sichem verließen sich auf ihn
[9.27] und zogen hinaus aufs Feld und ernteten
ihre Weinberge ab und kelterten und hielten ein
Freudenfest und gingen in das Haus ihres Gottes, aßen
und tranken und fluchten dem Abimelech.
[9.28] Und Gaal, der Sohn Ebeds, sprach: Wer ist
Abimelech, und wer ist denn dieser Sichemiter, daß wir
ihm dienen sollten? Ist er nicht Jerubbaals Sohn und hat
Sebul, seinen Vogt, hergesetzt? Dienet den Leuten Hamors,
des Vaters von Sichem! Warum sollten wir jenem dienen?
[9.29] Wollte Gott, das Volk wäre unter meiner
Hand, so würde ich den Abimelech vertreiben und ihm
sagen: Mehre dein Heer und zieh in den Kampf !
[9.30] Als aber Sebul, der Stadthauptmann, die
Worte Gaals, des Sohnes Ebeds, hörte, entbrannte sein
Zorn,
[9.31] und er sandte heimlich Botschaft zu
Abimelech und ließ ihm sagen: Siehe, Gaal, der Sohn
Ebeds, und seine Brüder sind nach Sichem gekommen und
machen dir die Stadt aufrührerisch.
[9.32] So mach dich nun auf bei Nacht, du und dein
Volk, das bei dir ist, und lege einen Hinterhalt im
Felde.
[9.33] Und am Morgen, wenn die Sonne aufgeht,
mache dich auf und überfalle die Stadt. Und wenn er und
das Volk, das bei ihm ist, gegen dich hinauszieht, so tu
mit ihm, wie du es vermagst.
[9.34] Abimelech machte sich auf bei Nacht und
alles Volk, das bei ihm war, und sie legten einen
Hinterhalt gegen Sichem mit vier Heerhaufen.
[9.35] Und Gaal, der Sohn Ebeds, zog heraus und
trat vor das Stadttor. Aber Abimelech machte sich auf aus
dem Hinterhalt samt dem Volk, das mit ihm war.
[9.36] Als nun Gaal das Volk sah, sprach er zu
Sebul: Siehe, da kommt Kriegsvolk von der Höhe des
Gebirges herab. Sebul aber sprach zu ihm: Du siehst die
Schatten der Berge für Leute an.
[9.37] Gaal redete noch weiter und sprach: Siehe,
Kriegsvolk kommt herab vom Nabel der Erde*, und ein
Heerhaufe kommt daher auf dem Wege von der Zaubereiche.
[9.38] Da sprach Sebul zu ihm: Wo ist nun dein
Maul, das da sagte: Wer ist Abimelech, daß wir ihm
dienen sollten? Ist das nicht das Kriegsvolk, das du
verachtet hast? Zieh nun hin und kämpfe mit ihm!
[9.39] Gaal zog aus vor den Männern von Sichem
her und kämpfte mit Abimelech.
[9.40] Aber Abimelech jagte ihm nach, daß er vor
ihm floh, und viele blieben erschlagen liegen bis an das
Tor.
[9.41] Und Abimelech blieb in Aruma. Sebul aber
verjagte den Gaal und seine Brüder, so daß sie in
Sichem nicht bleiben konnten.
[9.42] Am Morgen aber ging das Volk heraus aufs
Feld. Als das Abimelech angesagt wurde,
[9.43] nahm er das Kriegsvolk, teilte es in drei
Heerhaufen und legte einen Hinterhalt im Feld. Als er nun
sah, daß das Volk aus der Stadt ging, erhob er sich
gegen sie und erschlug sie.
[9.44] Abimelech und der Heerhaufe, der bei ihm
war, überfielen sie und stellten sich am Stadttor auf.
Die beiden andern Heerhaufen aber überfielen alle, die
auf dem Felde waren, und erschlugen sie.
[9.45] So kämpfte Abimelech gegen die Stadt den
ganzen Tag und eroberte sie und tötete das Volk, das
darin war, und zerstörte die Stadt und streute Salz
darauf.
[9.46] Als das alle Männer der Burg von Sichem
hörten, gingen sie in das Gewölbe des Tempels des
Baal-Berit.
[9.47] Und als Abimelech hörte, daß sich alle
Männer der Burg von Sichem versammelt hatten,
[9.48] ging er auf den Berg Zalmon mit seinem
ganzen Kriegsvolk, das bei ihm war, und nahm eine Axt in
seine Hand und hieb einen Ast vom Baum und hob ihn auf
und legte ihn auf seine Schulter und sprach zu allem
Volk, das mit ihm war: Was ihr mich tun seht, das beeilt
euch, auch zu tun.
[9.49] Da hieb jeder vom Volk einen Ast ab, und
sie folgten Abimelech und legten die Äste auf das
Gewölbe und setzten über ihnen das Gewölbe in Brand,
so daß auch alle in der Burg von Sichem starben, etwa
tausend Männer und Frauen.
[Note: Abimelechs Ende]
[9.50] Abimelech aber zog nach Tebez, belagerte es
und eroberte es.
[9.51] Es war aber eine starke Burg mitten in der
Stadt. Dahin flohen alle Männer und Frauen und alle
Bürger der Stadt, schlossen hinter sich zu und stiegen
auf das Dach der Burg.
[9.52] Da kam Abimelech zur Burg und kämpfte
gegen sie und näherte sich dem Burgtor, um es mit Feuer
zu verbrennen.
[9.53] Aber eine Frau warf einen Mühlstein
Abimelech auf den Kopf und zerschmetterte ihm den
Schädel.
[9.54] Da rief Abimelech eilends seinen
Waffenträger herbei und sprach zu ihm: Zieh dein Schwert
und töte mich, daß man nicht von mir sage: Ein Weib hat
ihn erschlagen. Da durchstach ihn sein Waffenträger, und
er starb.
[9.55] Als aber die Israeliten, die mit ihm waren,
sahen, daß Abimelech tot war, ging jeder heim.
[9.56] So vergalt Gott dem Abimelech das Böse,
das er seinem Vater angetan hatte, als er seine siebzig
Brüder tötete.
[9.57] Desgleichen alle bösen Taten der Männer
von Sichem vergalt ihnen Gott auf ihren Kopf, und es kam
über sie der Fluch Jotams, des Sohnes Jerubbaals.
10. Kapitel
Die Richter Tola und Jaïr
[10.1] Nach Abimelech stand auf, Israel zu
erretten, Tola, ein Mann aus Issachar, ein Sohn Puwas,
des Sohnes Dodos. Er wohnte in Schamir auf dem Gebirge
Ephraim
[10.2] und richtete Israel dreiundzwanzig Jahre
und starb und wurde begraben in Schamir.
[10.3] Nach ihm stand auf Jaïr, ein Gileaditer,
und richtete Israel zweiundzwanzig Jahre.
[10.4] Der hatte dreißig Söhne, die auf dreißig
Eseln ritten. Und sie hatten dreißig Städte, die
heißen "Dörfer Jaïrs" bis auf diesen Tag und
liegen in Gilead.
[10.5] Und Jaïr starb und wurde begraben in
Kamon.
[Note: Gericht über Israels Untreue]
[10.6] Aber die Israeliten taten wiederum, was dem
HERRN mißfiel, und dienten den Baalen und den Astarten
und den Göttern von Aram und den Göttern von Sidon und
den Göttern Moabs und den Göttern der Ammoniter und den
Göttern der Philister und verließen den HERRN und
dienten ihm nicht.
[10.7] Da entbrannte der Zorn des HERRN über
Israel, und er verkaufte sie unter die Hand der Philister
und Ammoniter.
[10.8] Und sie zertraten und zerschlugen Israel zu
jener Zeit achtzehn Jahre lang, nämlich ganz Israel
jenseits des Jordans im Land der Amoriter, das in Gilead
liegt.
[10.9] Dazu zogen die Ammoniter über den Jordan
und kämpften gegen Juda, Benjamin und das Haus Ephraim,
so daß Israel sehr geängstigt wurde.
[10.10] Da schrien die Israeliten zu dem HERRN und
sprachen: Wir haben an dir gesündigt, denn wir haben
unsern Gott verlassen und den Baalen gedient.
[10.11] Aber der HERR sprach zu den Israeliten:
Haben euch nicht auch unterdrückt die Ägypter, die
Amoriter, die Ammoniter, die Philister,
[10.12] die Sidonier, die Amalekiter und Maoniter?
Aber ich half euch aus ihren Händen, als ihr zu mir
schriet.
[10.13] Dennoch habt ihr mich verlassen und andern
Göttern gedient. Darum will ich euch nicht mehr
erretten.
[10.14] Geht hin und schreit zu den Göttern, die
ihr erwählt habt; laßt diese euch helfen zur Zeit eurer
Bedrängnis!
[10.15] Aber die Israeliten sprachen zum HERRN:
Wir haben gesündigt, mache du es mit uns, wie dir's
gefällt; nur errette uns heute!
[10.16] Und sie taten von sich die fremden Götter
und dienten dem HERRN. Da jammerte es ihn, daß Israel so
geplagt wurde.
[10.17] Und die Ammoniter wurden aufgeboten und
lagerten sich in Gilead; aber Israel versammelte sich und
lagerte sich in Mizpa.
[10.18] Und die Oberen des Volks von Gilead
sprachen untereinander: Wer ist der Mann, der anfängt,
mit den Ammonitern zu kämpfen? Der soll das Haupt sein
über alle, die in Gilead wohnen.
11. Kapitel
[11.1] Jeftah, ein Gileaditer, war ein streitbarer
Mann, aber der Sohn einer Hure. Gilead hatte Jeftah
gezeugt.
[11.2] Als aber die Ehefrau Gileads ihm Söhne
gebar und die Söhne dieser Frau groß wurden, stießen
sie Jeftah aus und sprachen zu ihm: Du sollst nicht erben
in unserer Familie, denn du bist der Sohn einer andern.
[11.3] Da floh er vor seinen Brüdern und wohnte
im Lande Tob. Und es sammelten sich bei ihm lose Leute
und zogen mit ihm aus.
[11.4] Und einige Zeit danach kämpften die
Ammoniter mit Israel.
[11.5] Als nun die Ammoniter mit Israel kämpften,
gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jeftah aus dem
Lande Tob zu holen,
[11.6] und sprachen zu ihm: Komm und sei unser
Hauptmann, damit wir gegen die Ammoniter kämpfen.
[11.7] Aber Jeftah sprach zu den Ältesten von
Gilead: Seid ihr es nicht, die mich hassen und aus meiner
Familie ausgestoßen haben? Und nun kommt ihr zu mir,
weil ihr in Bedrängnis seid?
[11.8] Die Ältesten von Gilead sprachen zu
Jeftah: Darum kommen wir nun wieder zu dir, damit du mit
uns ziehst und uns hilfst, gegen die Ammoniter zu
kämpfen, und unser Haupt seist über alle, die in Gilead
wohnen.
[11.9] Jeftah sprach zu den Ältesten von Gilead:
Wenn ihr mich wieder holt, um gegen die Ammoniter zu
kämpfen, und der HERR sie mir in die Hand gibt, soll ich
dann euer Haupt sein?
[11.10] Die Ältesten von Gilead sprachen zu
Jeftah: Der HERR sei Ohrenzeuge zwischen uns und strafe
uns, wenn wir nicht tun, wie du gesagt hast.
[11.11] So ging Jeftah mit den Ältesten von
Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und Obersten
über sich. Und Jeftah redete alles, was er zu sagen
hatte, vor dem HERRN in Mizpa.
[11.12] Dann sandte Jeftah Botschaft zum König
der Ammoniter und ließ ihm sagen: Was hast du mit mir zu
schaffen, daß du zu mir kommst, um gegen mein Land zu
kämpfen?
[11.13] Der König der Ammoniter antwortete den
Boten Jeftahs: Weil Israel mein Land genommen hat, als
sie aus Ägypten zogen, vom Arnon an bis an den Jabbok
und bis an den Jordan, so gib mir's nun gutwillig
zurück.
[11.14] Jeftah aber sandte abermals Boten zum
König der Ammoniter;
[11.15] die sprachen zu ihm: So spricht Jeftah:
Israel hat kein Land genommen, weder den Moabitern noch
den Ammonitern.
[11.16] Denn als sie aus Ägypten heraufkamen, zog
Israel durch die Wüste bis ans Schilfmeer und kam nach
Kadesch.
[11.17] Da sandte Israel Boten zum König der
Edomiter und sprach: Laß mich durch dein Land ziehen.
Aber der König der Edomiter hörte nicht auf sie. Auch
sandten sie zum König der Moabiter; der wollte auch
nicht. So blieb Israel in Kadesch
[11.18] und zog in der Wüste umher. Und sie
umgingen das Land der Edomiter und Moabiter und kamen von
Sonnenaufgang her an das Land der Moabiter und lagerten
sich jenseits des Arnon, aber sie kamen nicht ins Gebiet
der Moabiter; denn der Arnon ist die Grenze von Moab.
[11.19] Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem
König der Amoriter zu Heschbon, und ließ ihm sagen:
Laß uns durch dein Land ziehen bis an unsern Ort.
[11.20] Aber Sihon traute Israel nicht und ließ
es nicht durch sein Gebiet ziehen, sondern versammelte
sein ganzes Kriegsvolk und lagerte sich bei Jahaz und
kämpfte mit Israel.
[11.21] Der HERR aber, der Gott Israels, gab Sihon
mit seinem ganzen Kriegsvolk in die Hände Israels, und
sie erschlugen sie. So nahm Israel das ganze Land der
Amoriter ein, die in jenem Land wohnten.
[11.22] Sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter
ein vom Arnon bis an den Jabbok und von der Wüste bis an
den Jordan.
[11.23] So hat nun der HERR, der Gott Israels, die
Amoriter vertrieben vor seinem Volk Israel, und du willst
ihr Land einnehmen?
[11.24] Du solltest das Land derer einnehmen, die
dein Gott Kemosch vertreibt, uns dagegen das Land derer
einnehmen lassen, die der HERR, unser Gott, vor uns
vertrieben hat.
[11.25] Meinst du, daß du ein besseres Recht
hättest als Balak, der Sohn Zippors, der König der
Moabiter? Hat dieser auch je mit Israel gerechtet oder
gekämpft,
[11.26] obwohl Israel dreihundert Jahre gewohnt
hat in Heschbon und in Aroër und ihren Ortschaften und
in allen Städten, die am Arnon liegen? Warum habt ihr
sie nicht mit Gewalt genommen in dieser Zeit?
[11.27] Ich habe mich nicht an dir versündigt, du
aber tust so Böses an mir, daß du mit mir kämpfst. Der
HERR, der da Richter ist, richte heute zwischen Israel
und den Ammonitern.
[11.28] Aber der König der Ammoniter hörte nicht
auf die Worte Jeftahs, die er ihm sagen ließ.
[11.29] Da kam der Geist des HERRN auf Jeftah, und
er zog durch Gilead und Manasse und nach Mizpe, das in
Gilead liegt, und von Mizpe, das in Gilead liegt, gegen
die Ammoniter.
[11.30] Und Jeftah gelobte dem HERRN ein Gelübde
und sprach: Gibst du die Ammoniter in meine Hand,
[11.31] so soll, was mir aus meiner Haustür
entgegengeht, wenn ich von den Ammonitern heil
zurückkomme, dem HERRN gehören, und ich will's als
Brandopfer darbringen.
[11.32] So zog Jeftah auf die Ammoniter los, um
gegen sie zu kämpfen. Und der HERR gab sie in seine
Hände.
[11.33] Und er schlug sie mit gewaltigen Schlägen
von Aroër an bis hin nach Minnit, zwanzig Städte, und
bis nach Abel-Keramim. So wurden die Ammoniter
gedemütigt vor den Israeliten.
[11.34] Als nun Jeftah nach Mizpa zu seinem Hause
kam, siehe, da geht seine Tochter heraus ihm entgegen mit
Pauken und Reigen; und sie war sein einziges Kind, und er
hatte sonst keinen Sohn und keine Tochter.
[11.35] Und als er sie sah, zerriß er seine
Kleider und sprach: Ach, meine Tochter, wie beugst du
mich und betrübst mich! Denn ich habe meinen Mund
aufgetan vor dem HERRN und kann's nicht widerrufen.
[11.36] Sie aber sprach: Mein Vater, hast du
deinen Mund aufgetan vor dem HERRN, so tu mit mir, wie
dein Mund geredet hat, nachdem der HERR dich gerächt hat
an deinen Feinden, den Ammonitern.
[11.37] Und sie sprach zu ihrem Vater: Du wollest
mir das gewähren: Laß mir zwei Monate, daß ich hingehe
auf die Berge und meine Jungfrauschaft beweine mit meinen
Gespielen.
[11.38] Er sprach: Geh hin! und ließ sie zwei
Monate gehen. Da ging sie hin mit ihren Gespielen und
beweinte ihre Jungfrauschaft auf den Bergen.
[11.39] Und nach zwei Monaten kam sie zurück zu
ihrem Vater. Und er tat ihr, wie er gelobt hatte, und sie
hatte nie einen Mann erkannt. Und es ward Brauch in
Israel,
[11.40] daß die Töchter Israel jährlich
hingehen, zu klagen um die Tochter Jeftahs, des
Gileaditers, vier Tage im Jahr.
12. Kapitel
Jeftahs Kampf mit Ephraim
[12.1] Und die Männer von Ephraim wurden
aufgeboten und zogen nordwärts und sprachen zu Jeftah:
Warum bist du in den Kampf gezogen gegen die Ammoniter
und hast uns nicht gerufen, damit wir mit dir ziehen? Wir
wollen dein Haus samt dir mit Feuer verbrennen.
[12.2] Jeftah sprach zu ihnen: Ich und mein Volk
hatten einen harten Kampf mit den Ammonitern und ich rief
euch auf, aber ihr halft mir nicht aus ihren Händen.
[12.3] Als ich nun sah, daß ihr nicht helfen
wolltet, wagte ich mein Leben daran und zog gegen die
Ammoniter, und der HERR gab sie in meine Hand. Warum
kommt ihr nun zu mir herauf, mit mir zu kämpfen?
[12.4] Und Jeftah sammelte alle Männer von Gilead
und kämpfte gegen Ephraim. Und die Männer von Gilead
schlugen Ephraim - denn diese hatten gesagt: Ihr seid
Flüchtlinge aus Ephraim; denn Gilead liegt mitten in
Ephraim und Manasse -;
[12.5] und die Gileaditer besetzten die Furten des
Jordans vor Ephraim. Wenn nun einer von den Flüchtlingen
Ephraims sprach: Laß mich hinübergehen!, so sprachen
die Männer von Gilead zu ihm: Bist du ein Ephraimiter?
Wenn er dann antwortete: Nein!,
[12.6] ließen sie ihn sprechen: Schibbolet.
Sprach er aber: Sibbolet, weil er's nicht richtig
aussprechen konnte, dann ergriffen sie ihn und erschlugen
ihn an den Furten des Jordans, so daß zu der Zeit von
Ephraim fielen zweiundvierzigtausend.
[12.7] Jeftah aber richtete Israel sechs Jahre.
Und Jeftah, der Gileaditer, starb und wurde begraben in
seiner Stadt in Gilead.
[Note: Die Richter Ibzan, Elon und Abdon]
[12.8] Nach ihm richtete Israel Ibzan aus
Bethlehem.
[12.9] Der hatte dreißig Söhne. Und dreißig
Töchter gab er nach auswärts, und dreißig Töchter
nahm er von auswärts für seine Söhne. Er richtete
Israel sieben Jahre
[12.10] und starb und wurde begraben in Bethlehem.
[12.11] Nach ihm richtete Israel Elon, ein
Sebuloniter; er richtete Israel zehn Jahre
[12.12] und starb und wurde begraben in Ajalon im
Lande Sebulon.
[12.13] Nach ihm richtete Israel Abdon, ein Sohn
Hillels aus Piraton.
[12.14] Der hatte vierzig Söhne und dreißig
Enkel, die auf siebzig Eseln ritten. Er richtete Israel
acht Jahre
[12.15] und starb und wurde begraben in Piraton im
Lande Ephraim, auf dem Gebirge der Amalekiter.
13. Kapitel
Simsons Geburt
[13.1] Und die Israeliten taten wiederum, was dem
HERRN mißfiel, und der HERR gab sie in die Hände der
Philister vierzig Jahre.
[13.2] Es war aber ein Mann in Zora von einem
Geschlecht der Daniter, mit Namen Manoach, und seine Frau
war unfruchtbar und hatte keine Kinder.
[13.3] Und der Engel des HERRN erschien der Frau
und sprach zu ihr: Siehe, du bist unfruchtbar und hast
keine Kinder, aber du wirst schwanger werden und einen
Sohn gebären.
[13.4] So hüte dich nun, Wein oder starkes
Getränk zu trinken und Unreines zu essen;
[13.5] denn du wirst schwanger werden und einen
Sohn gebären, dem kein Schermesser aufs Haupt kommen
soll. Denn der Knabe wird ein Geweihter Gottes sein von
Mutterleibe an; und er wird anfangen, Israel zu erretten
aus der Hand der Philister.
[13.6] Da kam die Frau und sagte es ihrem Mann und
sprach: Es kam ein Mann Gottes zu mir, und seine Gestalt
war an zusehen wie der Engel Gottes, zum Erschrecken, so
daß ich ihn nicht fragte, woher oder wohin; und er sagte
mir nicht, wie er hieß.
[13.7] Er sprach aber zu mir: Siehe, du wirst
schwanger werden und einen Sohn gebären. So trinke nun
keinen Wein oder starkes Getränk und iß nichts
Unreines; denn der Knabe soll ein Geweihter Gottes sein
von Mutterleibe an bis zum Tag seines Todes.
[13.8] Da bat Manoach den HERRN und sprach: Ach,
Herr, laß den Mann Gottes wieder zu uns kommen, den du
gesandt hast, damit er uns lehre, was wir mit dem Knaben
tun sollen, der geboren werden soll.
[13.9] Und Gott erhörte Manoach, und der Engel
Gottes kam wieder zu der Frau. Sie saß aber auf dem
Felde, und ihr Mann Manoach war nicht bei ihr.
[13.10] Da lief sie eilends und sagte es ihrem
Mann und sprach zu ihm: Siehe, der Mann ist mir
erschienen, der heute Nacht zu mir kam.
[13.11] Manoach machte sich auf und ging hinter
seiner Frau her und kam zu dem Mann und sprach zu ihm:
Bist du der Mann, der mit der Frau geredet hat? Er
sprach: Ja.
[13.12] Und Manoach sprach: Wenn nun eintrifft,
was du gesagt hast: Wie sollen wir's mit dem Knaben
halten und tun?
[13.13] Der Engel des HERRN sprach zu Manoach: Vor
allem, was ich der Frau gesagt habe, soll sie sich
hüten:
[13.14] sie soll nicht essen, was vom Weinstock
kommt, und soll keinen Wein oder starkes Getränk trinken
und nichts Unreines essen; alles, was ich ihr geboten
habe, soll sie halten.
[13.15] Manoach sprach zum Engel des HERRN: Wir
möchten dich gern hier behalten und dir ein
Ziegenböcklein zurichten.
[13.16] Aber der Engel des HERRN antwortete
Manoach: Wenn du mich auch hier hältst, so esse ich doch
von deiner Speise nicht. Willst du aber dem HERRN ein
Brandopfer bringen, so kannst du es opfern. Manoach aber
wußte nicht, daß es der Engel des HERRN war.
[13.17] Und Manoach sprach zum Engel des HERRN:
Wie heißt du? Denn wir wollen dich ehren, wenn nun
eintrifft, was du gesagt hast.
[13.18] Aber der Engel des HERRN sprach zu ihm:
Warum fragst du nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll
ist?
[13.19] Da nahm Manoach ein Ziegenböcklein und
Speisopfer und brachte es auf einem Felsen dem HERRN dar,
der geheimnisvolle Dinge tut. Manoach aber und seine Frau
sahen zu.
[13.20] Und als die Flamme aufloderte vom Altar
gen Himmel, fuhr der Engel des HERRN auf in der Flamme
des Altars. Als das Manoach und seine Frau sahen, fielen
sie zur Erde auf ihr Angesicht.
[13.21] Und der Engel des HERRN erschien Manoach
und seiner Frau nicht mehr. Damals erkannte Manoach, daß
es der Engel des HERRN war,
[13.22] und sprach zu seiner Frau: Wir müssen des
Todes sterben, weil wir Gott gesehen haben.
[13.23] Aber seine Frau antwortete ihm: Wenn es
dem HERRN gefallen hätte, uns zu töten, so hätte er
das Brandopfer und Speisopfer nicht angenommen von unsern
Händen. Er hätte uns auch das alles weder sehen noch
hören lassen, wie jetzt geschehen ist.
[13.24] Und die Frau gebar einen Sohn und nannte
ihn Simson. Und der Knabe wuchs heran, und der HERR
segnete ihn.
[13.25] Und der Geist des HERRN fing an, ihn
umzutreiben im Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol.
14. Kapitel
[14.1] Simson ging hinab nach Timna und sah ein
Mädchen in Timna unter den Töchtern der Philister.
[14.2] Und als er heraufkam, sagte er's seinem
Vater und seiner Mutter und sprach: Ich hab ein Mädchen
gesehen in Timna unter den Töchtern der Philister; nehmt
mir nun diese zur Frau.
[14.3] Sein Vater und seine Mutter sprachen zu
ihm: Ist denn nun kein Mädchen unter den Töchtern
deiner Brüder und in deinem ganzen Volk, daß du
hingehst und willst eine Frau nehmen von den Philistern,
die unbeschnitten sind? Simson sprach zu seinem Vater:
Nimm mir diese, denn sie gefällt meinen Augen.
[14.4] Aber sein Vater und seine Mutter wußten
nicht, daß es von dem HERRN kam; denn er suchte einen
Anlaß gegen die Philister. Die Philister aber herrschten
zu der Zeit über Israel.
[14.5] So ging Simson hinab mit seinem Vater und
seiner Mutter nach Timna. Und als sie kamen an die
Weinberge von Timna, siehe, da kam ein junger Löwe
brüllend ihm entgegen.
[14.6] Und der Geist des HERRN geriet über ihn,
und er zerriß ihn, wie man ein Böcklein zerreißt, und
hatte doch gar nichts in seiner Hand. Er sagte aber
seinem Vater und seiner Mutter nicht, was er getan hatte.
[14.7] Als er nun hinkam, redete er mit dem
Mädchen, und Simson hatte Gefallen an ihr.
[14.8] Und nach einigen Tagen kam er wieder, um
sie zu holen, und bog vom Wege ab, um nach dem Aas des
Löwen zu sehen. Siehe, da war ein Bienenschwarm in dem
Leibe des Löwen und Honig.
[14.9] Und er nahm davon in seine Hand und aß
unterwegs und ging zu seinem Vater und zu seiner Mutter
und gab ihnen, daß sie auch aßen. Er sagte ihnen aber
nicht, daß er den Honig aus dem Leibe des Löwen
genommen hatte.
[14.10] Und als sein Vater hinkam zu dem Mädchen,
machte Simson dort ein Hochzeitsgelage, wie es die jungen
Leute zu tun pflegen.
[14.11] Und als sie ihn sahen, gaben sie ihm
dreißig Gesellen, die bei ihm sein sollten.
[14.12] Simson aber sprach zu ihnen: Ich will euch
ein Rätsel aufgeben. Wenn ihr mir das erratet und trefft
in diesen sieben Tagen des Gelages, so will ich euch
dreißig Gewänder geben und dreißig Feierkleider.
[14.13] Könnt ihr's aber nicht erraten, so sollt
ihr mir dreißig Gewänder und dreißig Feierkleider
geben. Und sie sprachen zu ihm: Gib dein Rätsel auf,
laß uns hören!
[14.14] Er sprach zu ihnen: Speise ging aus vom
Fresser und Süßigkeit vom Starken. Und sie konnten in
drei Tagen das Rätsel nicht erraten.
[14.15] Am vierten Tage sprachen sie zu Simsons
Frau: Überrede deinen Mann, daß er uns des Rätsels
Lösung sagt, oder wir werden dich und deines Vaters Haus
mit Feuer verbrennen. Habt ihr uns hierher geladen, um
uns arm zu machen?
[14.16] Da weinte Simsons Frau vor ihm und sprach:
Du bist meiner überdrüssig und hast mich nicht lieb. Du
hast den Söhnen meines Volks ein Rätsel aufgegeben und
hast mir's nicht gesagt. Er aber sprach zu ihr: Siehe,
ich hab's meinem Vater und meiner Mutter nicht gesagt und
sollte dir's sagen?
[14.17] Und sie weinte vor ihm die sieben Tage,
die sie feierten; aber am siebenten Tage sagte er es ihr,
denn sie drang in ihn. Sie aber sagte des Rätsels
Lösung den Söhnen ihres Volks.
[14.18] Da sprachen die Männer der Stadt zu ihm
am siebenten Tage, ehe die Sonne unterging: Was ist
süßer als Honig? Was ist stärker als der Löwe? Aber
er sprach zu ihnen: Wenn ihr nicht mit meinem Kalb
gepflügt hättet, so hättet ihr mein Rätsel nicht
getroffen.
[14.19] Und der Geist des HERRN geriet über ihn,
und er ging hinab nach Askalon und erschlug dreißig Mann
unter ihnen und nahm ihre Gewänder und gab Feierkleider
denen, die das Rätsel erraten hatten. Und sein Zorn
entbrannte, und er ging hinauf in seines Vaters Haus.
[14.20] Aber Simsons Frau wurde seinem Gesellen
gegeben, der sein Brautführer gewesen war.
15. Kapitel
Simsons Streit mit den Philistern
[15.1] Es begab sich aber nach einigen Tagen, um
die Weizenernte, daß Simson seine Frau besuchte mit
einem Ziegenböcklein. Und als er dachte: Ich will zu
meiner Frau in die Kammer gehen, da wollte ihn ihr Vater
nicht hinein lassen
[15.2] und sprach: Ich meinte, du bist ihrer ganz
überdrüssig geworden, und ich habe sie deinem Gesellen
gegeben. Sie hat aber eine jüngere Schwester, die ist
schöner als sie; die nimm statt ihrer.
[15.3] Da sprach Simson zu ihnen: Diesmal bin ich
frei von Schuld, wenn ich den Philistern Böses tue.
[15.4] Und Simson ging hin und fing dreihundert
Füchse, nahm Fackeln und kehrte je einen Schwanz zum
andern und tat eine Fackel je zwischen zwei Schwänze
[15.5] und zündete die Fackeln an und ließ die
Füchse in das Korn der Philister laufen und zündete so
die Garben samt dem stehenden Korn an und Weinberge und
Ölbäume.
[15.6] Da sprachen die Philister: Wer hat das
getan? Da sagte man: Simson, der Schwiegersohn des
Timnaïters, weil er ihm seine Frau genommen und seinem
Gesellen gegeben hat. Da zogen die Philister hin und
verbrannten sie samt ihrer Familie mit Feuer.
[15.7] Simson aber sprach zu ihnen: Wenn ihr das
tut, so will ich nicht ruhen, bis ich mich an euch
gerächt habe.
[15.8] Und er schlug sie zusammen mit mächtigen
Schlägen und zog hinab und wohnte in der Felsenkluft von
Etam.
[15.9] Da zogen die Philister hinauf und lagerten
sich in Juda und breiteten sich aus bei Lehi.
[15.10] Aber die von Juda sprachen: Warum seid ihr
gegen uns heraufgezogen? Sie antworteten: Wir sind
heraufgekommen, Simson zu binden, daß wir ihm tun, wie
er uns getan hat.
[15.11] Da zogen dreitausend Mann von Juda hinab
in die Felsenkluft zu Etam und sprachen zu Simson: Weißt
du nicht, daß die Philister über uns herrschen? Warum
hast du uns denn das angetan? Er sprach zu ihnen: Wie sie
mir getan haben, so hab ich ihnen wieder getan.
[15.12] Sie sprachen zu ihm: Wir sind
herabgekommen, dich zu binden und in die Hände der
Philister zu geben. Simson sprach zu ihnen: So schwört
mir, daß ihr selber mir nichts antun wollt.
[15.13] Sie antworteten ihm: Nein, sondern wir
wollen dich nur binden und in ihre Hände geben und
wollen dich nicht töten. Und sie banden ihn mit zwei
neuen Stricken und führten ihn aus der Felsenkluft
hinauf.
[15.14] Und als er nach Lehi kam, jauchzten die
Philister ihm entgegen. Aber der Geist des HERRN geriet
über ihn, und die Stricke an seinen Armen wurden wie
Fäden, die das Feuer versengt hat, so daß die Fesseln
an seinen Händen zerschmolzen.
[15.15] Und er fand einen frischen
Eselskinnbacken. Da streckte er seine Hand aus und nahm
ihn und erschlug damit tausend Mann.
[15.16] Und Simson sprach: Mit eines Esels
Kinnbacken hab ich sie geschunden; mit eines Esels
Kinnbacken hab ich tausend Mann erschlagen.
[15.17] Und als er das gesagt hatte, warf er den
Kinnbacken aus seiner Hand, und man nannte die Stätte
Ramat-Lehi*. *d. . Kinnbackenhöhe.
[15.18] Als ihn aber sehr dürstete, rief er den
HERRN an und sprach: Du hast solch großes Heil gegeben
durch die Hand deines Knechts; nun aber muß ich vor
Durst sterben und in die Hände der Unbeschnittenen
fallen.
[15.19] Da spaltete Gott die Höhlung im
Kinnbacken, daß Wasser herausfloß. Und als er trank,
kehrte sein Geist zurück, und er lebte wieder auf. Darum
heißt der Ort "Quelle des Rufenden"; die ist
in Lehi bis auf den heutigen Tag.
[15.20] Und er richtete Israel zu den Zeiten der
Philister zwanzig Jahre.
16. Kapitel
[16.1] Simson ging nach Gaza und sah dort eine
Hure und ging zu ihr.
[16.2] Da wurde den Gazatitern gesagt: Simson ist
hierhergekommen! Und sie umstellten ihn und ließen auf
ihn lauern am Stadttor; aber die ganze Nacht verhielten
sie sich still und dachten: Morgen, wenn's licht wird,
wollen wir ihn umbringen.
[16.3] Simson aber lag bis Mitternacht. Da stand
er auf um Mitternacht und ergriff beide Torflügel am
Stadttor samt den beiden Pfosten, hob sie aus mit den
Riegeln und legte sie auf seine Schultern und trug sie
hinauf auf die Höhe des Berges vor Hebron.
[Note: Simsons Fall und Rache]
[16.4] Danach gewann er ein Mädchen lieb im Tal
Sorek, die hieß Delila.
[16.5] Zu der kamen die Fürsten der Philister und
sprachen zu ihr: Überrede ihn und sieh, wodurch er so
große Kraft hat und womit wir ihn überwältigen
können, daß wir ihn binden und bezwingen, so wollen wir
dir ein jeder tausendeinhundert Silberstücke geben.
[16.6] Und Delila sprach zu Simson: Sage mir doch,
worin deine große Kraft liegt und womit man dich binden
muß, um dich zu bezwingen?
[16.7] Simson sprach zu ihr: Wenn man mich bände
mit sieben Seilen von frischem Bast, die noch nicht
getrocknet sind, so würde ich schwach und wäre wie ein
anderer Mensch.
[16.8] Da brachten die Fürsten der Philister ihr
sieben Seile von frischem Bast, die noch nicht getrocknet
waren, und sie band ihn damit.
[16.9] Man lauerte ihm aber auf bei ihr in der
Kammer. Da sprach sie zu ihm: Philister über dir,
Simson! Er aber zerriß die Seile, wie eine Flachsschnur
zerreißt, wenn sie ans Feuer kommt. Und so wurde nicht
kund, worin seine Kraft lag.
[16.10] Da sprach Delila zu Simson: Siehe, du hast
mich getäuscht und mich belogen. So sage mir nun doch,
womit kann man dich binden?
[16.11] Er antwortete ihr: Wenn sie mich bänden
mit neuen Stricken, mit denen noch nie eine Arbeit getan
worden ist, so würde ich schwach und wie ein anderer
Mensch.
[16.12] Da nahm Delila neue Stricke und band ihn
damit und sprach: Philister über dir, Simson! - man
lauerte ihm aber auf in der Kammer -, und er riß sie von
seinen Armen herunter wie einen Faden.
[16.13] Da sprach Delila zu ihm: Bisher hast du
mich getäuscht und mich belogen. Sage mir doch, womit
kann man dich binden? Er antwortete ihr: Wenn du die
sieben Locken meines Hauptes zusammenflöchtest mit dem
Aufzug deines Webstuhls und heftetest sie mit dem Pflock
an, so würde ich schwach und wie ein anderer Mensch.
[16.14] Da ließ sie ihn einschlafen und flocht
die sieben Locken seines Hauptes zusammen mit dem Gewebe
und heftete sie mit dem Pflock an und sprach zu ihm:
Philister über dir, Simson! Er aber wachte auf von
seinem Schlaf und riß die geflochtenen Locken mit Pflock
und Gewebe heraus.
[16.15] Da sprach sie zu ihm: Wie kannst du sagen,
du habest mich lieb, wenn doch dein Herz nicht mit mir
ist? Dreimal hast du mich getäuscht und mir nicht
gesagt, worin deine große Kraft liegt.
[16.16] Als sie aber mir ihren Worten alle Tage in
ihn drang und ihm zusetzte, wurde seine Seele
sterbensmatt,
[16.17] und er tat ihr sein ganzes Herz auf und
sprach zu ihr: Es ist nie ein Schermesser auf mein Haupt
gekommen; denn ich bin ein Geweihter Gottes von
Mutterleib an. Wenn ich geschoren würde, so wiche meine
Kraft von mir, so daß ich schwach würde und wie alle
andern Menschen.
[16.18] Als nun Delila sah, daß er ihr sein
ganzes Herz aufgetan hatte, sandte sie hin und ließ die
Fürsten der Philister rufen und sagen: Kommt noch einmal
her, denn er hat mir sein ganzes Herz aufgetan. Da kamen
die Fürsten der Philister zu ihr und brachten das Geld
in ihrer Hand mit.
[16.19] Und sie ließ ihn einschlafen in ihrem
Schoß und rief einen, der ihm die sieben Locken seines
Hauptes abschnitt. Und sie fing an, ihn zu bezwingen - da
war seine Kraft von ihm gewichen.
[16.20] Und sie sprach zu ihm: Philister über
dir, Simson! Als er nun von seinem Schlaf erwachte,
dachte er: Ich will frei ausgehen, wie ich früher getan
habe, und will mich losreißen. Aber er wußte nicht,
daß der HERR von ihm gewichen war.
[16.21] Da ergriffen ihn die Philister und stachen
ihm die Augen aus, führten ihn hinab nach Gaza und
legten ihn in Ketten; und er mußte die Mühle drehen im
Gefängnis.
[16.22] Aber das Haar seines Hauptes fing wieder
an zu wachsen, nachdem es geschoren war.
[16.23] Als aber die Fürsten der Philister sich
versammelten, um ihrem Gott Dagon ein großes Opfer
darzubringen und ein Freudenfest zu feiern, sprachen sie:
Unser Gott hat uns unsern Feind Simson in unsere Hände
gegeben.
[16.24] *Als nun ihr Herz guter Dinge war,
sprachen sie: Laßt Simson holen, daß er vor uns seine
Späße treibe. Da holten sie Simson aus dem Gefängnis,
und er trieb seine Späße vor ihnen, und sie stellten
ihn zwischen die Säulen.
[16.25] *Als das Volk ihn sah, lobten sie ihren
Gott, denn sie sprachen: Unser Gott hat uns unsern Feind
in unsere Hände gegeben, der unser Land verwüstete und
viele von uns erschlug. *Der Zusammenhang erfordert die
hier vorgenommene Umstellung der Verse.
[16.26] Simson aber sprach zu dem Knaben, der ihn
an der Hand führte: Laß mich los, daß ich nach den
Säulen taste, auf denen das Haus steht, damit ich mich
daran lehne.
[16.27] Das Haus aber war voller Männer und
Frauen. Es waren auch alle Fürsten der Philister da, und
auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen,
die zusahen, wie Simson seine Späße trieb.
[16.28] Simson aber rief den HERRN an und sprach:
Herr HERR, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch
dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen
einmal räche an den Philistern!
[16.29] Und er umfaßte die zwei Mittelsäulen,
auf denen das Haus ruhte, die eine mit seiner rechten und
die andere mit seiner linken Hand, und stemmte sich gegen
sie
[16.30] und sprach: Ich will sterben mit den
Philistern! Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel
das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin
war, so daß es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod
tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte.
[16.31] Da kamen seine Brüder herab und das ganze
Haus seines Vaters, und sie hoben ihn auf und brachten
ihn hinauf und begruben ihn im Grab seines Vaters Manoach
zwischen Zora und Eschtaol. Er hatte aber Israel zwanzig
Jahre gerichtet.
17. Kapitel
Michas Gottesbild und sein Priester
[17.1] Es war ein Mann auf dem Gebirge Ephraim mit
Namen Micha.
[17.2] Der sprach zu seiner Mutter: Die
tausendeinhundert Silberstücke, die dir genommen worden
sind und derenthalben du den Fluch gesprochen und ihn
auch vor meinen eigenen Ohren gesagt hast - siehe, dies
Geld ist bei mir; ich selbst hab's genommen. Da sprach
seine Mutter: Gesegnet seist du, mein Sohn, vom HERRN!
[17.3] So gab er seiner Mutter die
tausendeinhundert Silberstücke zurück. Und seine Mutter
sprach: Ich weihe nun das Geld dem HERRN; es kommt aus
meiner Hand für meinen Sohn, damit man ein geschnitztes
und gegossenes Bild davon machen soll. Darum gebe ich's
dir nun wieder.
[17.4] Aber er gab seiner Mutter das Geld zurück.
Da nahm seine Mutter zweihundert Silberstücke und gab
sie dem Goldschmied; der machte ein geschnitztes und
gegossenes Bild daraus; das kam danach in das Haus
Michas.
[17.5] Der Mann Micha hatte nämlich ein
Gotteshaus und machte einen Efod und Hausgötzen und
füllte einem seiner Söhne die Hand, so daß er sein
Priester wurde.
[17.6] Zu der Zeit war kein König in Israel, und
jeder tat, was ihn recht dünkte.
[17.7] Es war aber ein junger Mann von Bethlehem
in Juda aus dem Geschlecht Judas; der war ein Levit und
war dort fremd.
[17.8] Er zog aber aus der Stadt Bethlehem in
Juda, um einen Ort zu finden, wo er bleiben konnte. Als
er so seines Weges zog, kam er aufs Gebirge Ephraim zum
Hause Michas.
[17.9] Da fragte ihn Micha: Wo kommst du her? Er
antwortete ihm: Ich bin ein Levit aus Bethlehem in Juda
und wandere, um einen Ort zu finden, wo ich bleiben kann.
[17.10] Micha sprach zu ihm: Bleibe bei mir, du
sollst mir Vater und Priester sein. Ich will dir
jährlich zehn Silberstücke und deine Kleidung und
Nahrung geben.
[17.11] Der Levit willigte ein, bei dem Mann zu
bleiben; und der hielt ihn wie einen Sohn.
[17.12] Und Micha füllte dem Leviten die Hand,
daß er sein Priester wurde, und so war er im Haus
Michas.
[17.13] Und Micha sprach: Nun weiß ich, daß mir
der HERR wohltun wird, weil ich einen Leviten zum
Priester habe.
18. Kapitel
Der Stamm Dan gewinnt Wohnsitz und Heiligtum
[18.1] Zu der Zeit war kein König in Israel. Und
der Stamm der Daniter suchte sich zu der Zeit ein
Erbteil, wo sie wohnen könnten; denn es war ihm bis auf
den Tag noch kein Erbe zuteil geworden unter den Stämmen
Israels.
[18.2] Und die Daniter sandten von ihrem
Geschlecht aus ihrem Gebiet, aus Zora und Eschtaol, fünf
tüchtige Männer aus, um das Land zu erkunden und zu
erforschen, und sprachen zu ihnen: Zieht hin und
erforscht das Land! Und sie kamen auf das Gebirge Ephraim
zum Haus Michas und blieben dort über Nacht.
[18.3] Und während sie dort bei Michas Leuten
waren, fiel ihnen die Stimme des jungen Leviten auf, und
sie gingen dorthin und sprachen zu ihm: Wer hat dich
hierhergebracht? Was machst du hier? Und was hast du hier
vor?
[18.4] Er antwortete ihnen: So und so hat Micha an
mir getan und hat mich in Dienst genommen, daß ich sein
Priester sei.
[18.5] Sie sprachen zu ihm: Befrage doch Gott,
daß wir erfahren, ob unser Weg, den wir gehen, auch zum
Ziel führt.
[18.6] Der Priester antwortete ihnen: Ziehet hin
mit Frieden; euer Weg, den ihr geht, ist dem HERRN vor
Augen.
[18.7] Da gingen die fünf Männer hin und kamen
nach Lajisch und sahen das Volk, das darin war, sicher
wohnen in der Weise der Sidonier, ruhig und sicher. Sie
waren reich an Besitz, und es fehlte ihnen nichts an
alledem, was es auf Erden gibt. Und sie waren ferne von
den Sidoniern und hatten mit Aramäern nichts zu tun.
[18.8] Und sie kamen zu ihren Brüdern nach Zora
und Eschtaol, und ihre Brüder sprachen zu ihnen: Wie
steht's mit euch?
[18.9] Sie sprachen: Auf, laßt uns gegen sie
hinaufziehen! Denn wir haben das Land angesehen, und
siehe, es ist sehr gut. Und ihr sitzt noch untätig da?
Seid doch nicht faul hinzuziehen, daß ihr kommt und das
Land einnehmt.
[18.10] Wenn ihr hinzieht, werdet ihr zu einem
Volk kommen, das sicher wohnt, und das Land ist weit nach
allen Seiten; denn Gott hat's in eure Hände gegeben,
einen Ort, an dem nichts von alledem fehlt, was es auf
Erden gibt.
[18.11] Da zogen von dort aus dem Geschlecht Dan,
aus Zora und Eschtaol, sechshundert Mann, gerüstet mit
ihren Waffen zum Kampf,
[18.12] und sie zogen hinauf und lagerten sich bei
Kirjat-Jearim in Juda. Daher heißt die Stätte
"Lager Dans" bis auf diesen Tag; es liegt
hinter Kirjat-Jearim.
[18.13] Und von dort gingen sie auf das Gebirge
Ephraim und kamen zum Hause Michas.
[18.14] Da hoben die fünf Männer an, die
ausgezogen waren, um das Land bei Lajisch zu erkunden,
und sprachen zu ihren Brüdern: Wißt ihr auch, daß es
in diesen Häusern einen Efod und einen Hausgötzen und
ein geschnitztes und gegossenes Bild gibt? Bedenkt nun,
was ihr zu tun habt.
[18.15] Da gingen sie dorthin und kamen an das
Haus des jungen Leviten in Michas Hause und grüßten ihn
freundlich.
[18.16] Während die sechshundert zum Krieg
gerüsteten Männer, die von den Danitern waren, vor dem
Tor standen,
[18.17] gingen die fünf Männer, die das Land zu
erkunden ausgezogen waren, hinauf, drangen dort ein und
nahmen das geschnitzte und gegossene Bild, den Efod und
den Hausgötzen; unterdessen stand der Priester vor dem
Tor bei den sechshundert zum Krieg gerüsteten Männern.
[18.18] Als nun jene in das Haus Michas gekommen
waren und das geschnitzte und gegossene Bild, den Efod
und den Hausgötzen nahmen, sprach der Priester zu ihnen:
Was macht ihr?
[18.19] Sie antworteten ihm: Schweig und halt den
Mund und zieh mit uns, daß du uns Vater und Priester
seist. Ist es für dich besser, Priester in eines Mannes
Haus zu sein oder unter einem ganzen Stamm und Geschlecht
in Israel?
[18.20] Das gefiel dem Priester gut, und er nahm
den Efod, den Hausgötzen und das geschnitzte Bild und
schloß sich dem Volk an.
[18.21] Und sie wandten sich und zogen hin und
schickten die Frauen und die Kinder und das Vieh, und was
sie an wertvollem Gut hatten, vor sich her.
[18.22] Als sie sich nun von Michas Haus entfernt
hatten, wurden die Männer in den Häusern, die bei
Michas Haus waren, zusammengerufen, und sie jagten den
Danitern nach
[18.23] und riefen hinter ihnen her. Sie aber
wandten sich um und sprachen zu Micha: Was hast du, daß
du die Leute zusammengerufen hast?
[18.24] Er antwortete: Ihr habt meine Götter
genommen, die ich gemacht hatte, und den Priester und
seid fortgezogen. Was hab ich nun noch? Und da fragt ihr,
was mir fehlt?
[18.25] Aber die Daniter sprachen zu ihm: Laß
deine Stimme nicht weiter bei uns hören, damit nicht
etwa zornige Leute über euch herfallen und dein Leben
und das Leben deiner Leute hingerafft werde.
[18.26] So gingen die Daniter ihres Weges. Und als
Micha sah, daß sie ihm zu stark waren, wandte er sich um
und kehrte zurück zu seinem Hause.
[18.27] Sie aber nahmen, was Micha gemacht hatte,
und den Priester, den er hatte, und fielen über Lajisch
her, über ein Volk, das ruhig und sicher wohnte, und
schlugen es mit der Schärfe des Schwerts und verbrannten
die Stadt mit Feuer.
[18.28] Und es war niemand, der sie errettet
hätte; denn die Stadt lag fern von Sidon, und sie hatten
mit den Aramäern nichts zu schaffen; und die Stadt lag
in der Ebene bei Bet-Rehob. Dann bauten sie die Stadt
wieder auf und wohnten darin
[18.29] und nannten sie Dan nach dem Namen ihres
Vaters Dan, der dem Israel geboren war. Vorzeiten aber
hieß die Stadt Lajisch.
[18.30] Und die Daniter richteten für sich das
Schnitzbild auf. Und Jonatan, der Sohn Gerschoms, des
Sohnes des Mose*, und seine Söhne waren Priester im
Stamm der Daniter bis auf die Zeit, da sie aus dem Lande
gefangen weggeführt wurden.
[18.31] So stellten sie das Schnitzbild, das Micha
gemacht hatte, bei sich auf, solange das Haus Gottes zu
Silo stand.
19. Kapitel
Die Schandtat von Gibea in Benjamin
[19.1] Zu der Zeit war kein König in Israel. Und
ein Levit wohnte als Fremdling weit hinten im Gebirge
Ephraim und hatte sich eine Nebenfrau genommen aus
Bethlehem in Juda.
[19.2] Und als sie über ihn erzürnt war, lief
sie von ihm fort zu ihres Vaters Hause nach Bethlehem in
Juda und war dort vier Monate lang.
[19.3] Da machte sich ihr Mann auf und zog ihr
nach, um freundlich mit ihr zu reden und sie zu sich
zurückzuholen; und er hatte seinen Knecht und ein Paar
Esel bei sich. Und sie führte ihn in ihres Vaters Haus.
Als ihn aber der Vater der jungen Frau sah, wurde er froh
und ging ihm entgegen.
[19.4] Und sein Schwiegervater, der Vater der
jungen Frau, hielt ihn fest, daß er drei Tage bei ihm
blieb. Sie aßen und tranken und blieben dort über
Nacht.
[19.5] Am vierten Tag erhoben sie sich früh am
Morgen, und er machte sich auf und wollte fortziehen. Da
sprach der Vater der jungen Frau zu seinem Schwiegersohn:
Labe dich zuvor mit einem Bissen Brot, danach könnt ihr
ziehen.
[19.6] Und sie setzten sich und aßen beide
miteinander und tranken. Da sprach der Vater der jungen
Frau zu dem Mann: Bleib doch über Nacht und laß dein
Herz guter Dinge sein.
[19.7] Als aber der Mann aufstand und ziehen
wollte, nötigte ihn sein Schwiegervater, daß er noch
einmal über Nacht dablieb.
[19.8] Am Morgen des fünften Tages machte er sich
früh auf und wollte ziehen. Da sprach der Vater der
jungen Frau: Labe dich doch und laß uns warten, bis sich
der Tag neigt. Und so aßen die beiden miteinander.
[19.9] Da machte sich der Mann auf und wollte mit
seiner Nebenfrau und mit seinem Knecht fortziehen. Aber
sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, sprach zu
ihm: Siehe, der Tag hat sich geneigt, und es will Abend
werden; bleib über Nacht und laß dein Herz guter Dinge
sein. Morgen mögt ihr früh aufstehen und eures Weges
ziehen zu deinem Zelt.
[19.10] Aber der Mann wollte nicht mehr über
Nacht bleiben, sondern machte sich auf und zog hin und
kam bis gegenüber von Jebus - das ist Jerusalem - und
hatte ein Paar beladene Esel bei sich und seine Nebenfrau
und seinen Knecht.
[19.11] Als sie nun nahe bei Jebus waren, dunkelte
es schnell; da sprach der Knecht zu seinem Herrn: Komm
doch und laß uns in diese Stadt der Jebusiter einkehren
und über Nacht dort bleiben.
[19.12] Aber sein Herr sprach zu ihm: Wir wollen
nicht in die Stadt der Fremden einkehren, die nicht von
den Israeliten sind, sondern wollen hinüber auf Gibea
zu.
[19.13] Und er sprach zu seinem Knecht: Geh
weiter, damit wir an einen andern Ort kommen und über
Nacht in Gibea oder in Rama bleiben.
[19.14] Und sie zogen weiter ihres Weges, und die
Sonne ging unter, als sie nahe bei Gibea waren, das in
Benjamin liegt.
[19.15] Und sie bogen ab vom Wege, um nach Gibea
zu kommen und dort über Nacht zu bleiben. Als er aber
hineinkam, blieb er auf dem Platze der Stadt; denn es war
niemand, der sie die Nacht im Hause beherbergen wollte.
[19.16] Und siehe, da kam ein alter Mann von
seiner Arbeit vom Felde am Abend; der war auch vom
Gebirge Ephraim und ein Fremdling in Gibea, aber die
Leute des Orts waren Benjaminiter.
[19.17] Und als er seine Augen aufhob, sah er den
Wanderer auf dem Platze und sprach zu ihm: Wo willst du
hin? Und wo kommst du her?
[19.18] Er aber antwortete ihm: Wir reisen von
Bethlehem in Juda weit ins Gebirge Ephraim hinein, wo ich
her bin. Ich bin nach Bethlehem in Juda gezogen und kehre
jetzt nach Hause zurück, doch niemand will mich
beherbergen.
[19.19] Wir haben Stroh und Futter für unsere
Esel und Brot und Wein für mich, deinen Knecht, und für
deine Magd und den Knecht, der bei mir ist, so daß uns
nichts fehlt.
[19.20] Der alte Mann sprach: Friede sei mit dir!
Alles, was dir mangelt, findest du bei mir; bleib nur
nicht über Nacht auf dem Platze.
[19.21] Und er führte ihn in sein Haus und gab
den Eseln Futter, und sie wuschen ihre Füße und aßen
und tranken.
[19.22] Und als ihr Herz nun guter Dinge war,
siehe, da kamen die Leute der Stadt, ruchlose Männer,
und umstellten das Haus und pochten an die Tür und
sprachen zu dem alten Mann, dem Hauswirt: Gib den Mann
heraus, der in dein Haus gekommen ist, daß wir uns über
ihn hermachen.
[19.23] Aber der Mann, der Hauswirt, ging zu ihnen
hinaus und sprach zu ihnen: Nicht, meine Brüder, tut
doch nicht solch ein Unrecht! Nachdem dieser Mann in mein
Haus gekommen ist, tut nicht solch eine Schandtat!
[19.24] Siehe, ich habe eine Tochter, noch eine
Jungfrau, und dieser hat eine Nebenfrau; die will ich
euch herausbringen. Die könnt ihr schänden und mit
ihnen tun, was euch gefällt, aber an diesem Mann tut
nicht solch eine Schandtat!
[19.25] Aber die Leute wollten nicht auf ihn
hören. Da faßte der Mann seine Nebenfrau und brachte
sie zu ihnen hinaus. Die machten sich über sie her und
trieben ihren Mutwillen mit ihr die ganze Nacht bis an
den Morgen. Und als die Morgenröte anbrach, ließen sie
sie gehen.
[19.26] Da kam die Frau, als der Morgen anbrach,
und fiel hin vor der Tür des Hauses, in dem ihr Herr
war, und lag da, bis es licht wurde.
[19.27] Als nun ihr Herr am Morgen aufstand und
die Tür des Hauses auftat und herausging, um seines
Weges zu ziehen, siehe, da lag seine Nebenfrau vor der
Tür des Hauses, die Hände auf der Schwelle.
[19.28] Er sprach zu ihr: Steh auf, laß uns
ziehen! Aber sie antwortete nicht. Da legte er sie auf
den Esel, machte sich auf und zog an seinen Ort.
[19.29] Als er nun heimkam, nahm er ein Messer,
faßte seine Nebenfrau und zerstückelte sie Glied für
Glied in zwölf Stücke und sandte sie in das ganze
Gebiet Israels.
[19.30] Wer das sah, der sprach: Solches ist nicht
geschehen noch gesehen, seitdem Israel aus Ägyptenland
gezogen ist, bis auf diesen Tag. Nun denkt darüber nach,
beratet und sprecht!
20. Kapitel
Strafgericht am Stamm Benjamin
[20.1] Da zogen die Israeliten aus, und die
Gemeinde versammelte sich wie ein Mann - von Dan bis nach
Beerscheba und vom Lande Gilead - vor dem HERRN in Mizpa.
[20.2] Und es traten zusammen die Obersten des
ganzen Volks aller Stämme Israels in der Versammlung des
Volkes Gottes, vierhunderttausend Mann zu Fuß, die das
Schwert führten.
[20.3] Aber die Benjaminiter hörten, daß ganz
Israel hinauf nach Mizpa gezogen war. Und die Israeliten
sprachen: Sagt, wie ist die Schandtat zugegangen?
[20.4] Da antwortete der Levit, der Mann der Frau,
die getötet worden war, und sprach: Ich kam nach Gibea
in Benjamin mit meiner Nebenfrau, um da über Nacht zu
bleiben.
[20.5] Da machten sich gegen mich auf die Bürger
von Gibea und umstellten meinetwegen das Haus des Nachts.
Mich wollten sie töten, und meine Nebenfrau haben sie
geschändet, so daß sie gestorben ist.
[20.6] Da nahm ich meine Nebenfrau und
zerstückelte sie und sandte die Stücke in das ganze
Gebiet des Erbbesitzes von Israel; denn sie haben ein
Verbrechen und eine Schandtat getan in Israel.
[20.7] Siehe, da seid ihr Israeliten alle. So
sprecht und beratet hier!
[20.8] Da erhob sich alles Volk wie ein Mann und
sprach: Es soll niemand in sein Zelt gehen und in sein
Haus heimkehren,
[20.9] sondern das wollen wir jetzt mit Gibea tun:
Auf, laßt uns gegen die Stadt hinaufziehen nach dem Los!
[20.10] Laßt uns nehmen zehn Mann von hundert und
hundert von tausend und tausend von zehntausend aus allen
Stämmen Israels, damit sie Speise holen für das Volk,
das gekommen ist, um Gibea in Benjamin seine große
Schandtat zu vergelten, die es in Israel getan hat.
[20.11] So versammelten sich gegen die Stadt alle
Männer Israels, geschlossen wie ein Mann.
[20.12] Und die Stämme Israels sandten Männer zu
allen Geschlechtern Benjamins und ließen ihnen sagen:
Was ist das für eine Untat, die bei euch geschehen ist?
[20.13] So gebt nun heraus die Männer, die
ruchlosen Leute von Gibea, daß wir sie töten und das
Böse aus Israel austilgen. Aber die Benjaminiter wollten
nicht hören auf die Stimme ihrer Brüder, der
Israeliten,
[20.14] sondern sie versammelten sich aus den
Städten nach Gibea, um in den Kampf gegen die Israeliten
auszuziehen.
[20.15] Und es wurden an jenem Tage gezählt von
Benjamin aus den Städten sechsundzwanzigtausend Mann,
die das Schwert führten, außer den Bürgern von Gibea;
von ihnen wurden siebenhundert gezählt, auserlesene
Männer.
[20.16] Und unter diesem ganzen Volk waren
siebenhundert auserlesene Männer, die linkshändig waren
und mit der Schleuder ein Haar treffen konnten, ohne zu
fehlen.
[20.17] Aber von Israel - außer denen von
Benjamin - wurden gezählt vierhunderttausend Mann, die
das Schwert führten, lauter streitbare Männer.
[20.18] Die machten sich auf und zogen hinauf nach
Bethel und befragten Gott und sprachen: Wer von uns soll
zuerst hinaufziehen in den Kampf gegen Benjamin? Der HERR
sprach: Juda soll anfangen.
[20.19] So machten sich die Israeliten am Morgen
auf und lagerten sich vor Gibea.
[20.20] Und die Männer von Israel zogen heraus,
um gegen Benjamin zu kämpfen, und stellten sich auf zum
Kampf gegen Gibea.
[20.21] Da fielen die Benjaminiter aus Gibea aus
und schlugen an dem Tage von Israel zweiundzwanzigtausend
zu Boden.
[20.22] *Da zogen die Israeliten hinauf und
hielten Klage vor dem HERRN bis zum Abend und befragten
den HERRN und sprachen: Sollen wir wieder in den Kampf
ziehen gegen die Benjaminiter, unsere Brüder? Der HERR
sprach: Zieht hin gegen sie!
[20.23] *Da ermannte sich das Kriegsvolk von
Israel und stellte sich abermals auf, um am selben Ort
noch weiter zu kämpfen, an dem sie sich am vorigen Tag
aufgestellt hatten. *Der Zusammenhang erfordert die hier
vorgenommene Umstellung der Verse.
[20.24] Und als die Israeliten am andern Tage nahe
herankamen an die Benjaminiter,
[20.25] machten die Benjaminiter auch am zweiten
Tag einen Ausfall aus Gibea und schlugen von Israel noch
achtzehntausend zu Boden, die alle das Schwert führten.
[20.26] Da zogen alle Israeliten, das ganze
Kriegsvolk, hinauf und kamen nach Bethel und hielten
Klage und blieben dort vor dem HERRN und fasteten an
diesem Tag bis zum Abend und opferten Brandopfer und
Dankopfer vor dem HERRN.
[20.27] Und die Israeliten befragten den HERRN. -
Es war aber zu jener Zeit die Lade des Bundes Gottes
dort,
[20.28] und Pinhas, der Sohn Eleasars, des Sohnes
Aarons, versah den Dienst vor ihm in jener Zeit. - Und
sie sprachen: Sollen wir abermals ausziehen, um gegen die
Benjaminiter, unsere Brüder, zu kämpfen, oder sollen
wir es lassen? Der HERR sprach: Zieht hinauf; morgen will
ich sie in eure Hände geben.
[20.29] Und Israel legte einen Hinterhalt rings um
Gibea her.
[20.30] So zog Israel hinauf am dritten Tage gegen
die Benjaminiter und stellte sich auf gegen Gibea wie
schon zweimal vorher.
[20.31] Da machten die Benjaminiter einen Ausfall,
dem Kriegsvolk entgegen, und wurden weggezogen von der
Stadt und erschlugen anfangs einige vom Kriegsvolk - wie
schon zweimal vorher - auf den Straßen, von denen die
eine nach Bethel und die andere nach Gibeon führt, auf
offenem Feld etwa dreißig Mann von Israel.
[20.32] Da dachten die Benjaminiter: Sie sind
geschlagen vor uns wie vorher. Aber die Israeliten hatten
verabredet: Laßt uns fliehen, damit wir sie von der
Stadt wegziehen auf die beiden Straßen!
[20.33] Da machten sich alle Männer von Israel
auf von ihrem Ort und stellten sich bei Baal-Tamar auf.
Und der Hinterhalt Israels brach hervor aus seinem
Versteck westlich von Geba.
[20.34] Und sie rückten gegen Gibea an,
zehntausend Mann, auserlesen aus ganz Israel, so daß der
Kampf hart wurde; jene aber wußten nicht, daß sie das
Unglück treffen würde.
[20.35] So schlug der HERR die Benjaminiter vor
den Männern von Israel, daß die Israeliten an dem Tag
umbrachten fünfundzwanzigtausendeinhundert Mann von
Benjamin, die alle das Schwert führten.
[20.36] Denn als die Benjaminiter sahen, daß sie
geschlagen waren, gaben ihnen die Männer Israels Raum;
denn sie verließen sich auf den Hinterhalt, den sie bei
Gibea angelegt hatten.
[20.37] Und der Hinterhalt brach eilends hervor
auf Gibea zu und zog hin und schlug die ganze Stadt mit
der Schärfe des Schwerts.
[20.38] Sie hatten aber verabredet miteinander,
die Männer von Israel und der Hinterhalt, sie sollten
eine Rauchsäule von der Stadt aufsteigen lassen.
[20.39] Als nun die Männer von Israel sich im
Kampf abgewandt hatten und die Benjaminiter anfangs etwa
dreißig Mann von Israel erschlagen hatten, so daß sie
dachten: sie sind vor uns geschlagen wie im vorigen
Kampf,
[20.40] da begann eine Rauchsäule von der Stadt
gerade empor aufzusteigen. Und die Benjaminiter wandten
sich um, und siehe, da ging die Stadt ganz in Flammen auf
zum Himmel.
[20.41] Und die Männer von Israel machten kehrt;
da erschraken die Männer von Benjamin, denn sie sahen,
daß das Unglück sie getroffen hatte,
[20.42] und wandten sich weg von den Männern
Israels auf den Weg zur Steppe. Aber der Kampf folgte
ihnen auch dorthin, und die von der Stadt her kamen,
vernichteten in ihrer Mitte die Benjaminiter.
[20.43] Sie umringten diese und jagten ihnen nach,
ohne ihnen Ruhe zu lassen, und zertraten sie bis östlich
von Gibea, gegen Sonnenaufgang.
[20.44] Und es fielen von Benjamin achtzehntausend
Mann, lauter streitbare Männer.
[20.45] Da wandten sie sich um und flohen zur
Steppe hin zum Fels Rimmon; aber die Männer von Israel
hielten auf den Straßen eine Nachlese von fünftausend
Mann und verfolgten sie weiter bis Gidom und erschlugen
von ihnen noch zweitausend.
[20.46] So fielen an diesem Tage von Benjamin
fünfundzwanzigtausend Mann, die das Schwert führten,
lauter streitbare Männer.
[20.47] Nur sechshundert Mann wandten sich um und
flohen zur Steppe hin zum Fels Rimmon und blieben auf dem
Fels Rimmon vier Monate.
[20.48] Und die Männer Israels kehrten um zu den
Benjaminitern und schlugen in der Stadt mit der Schärfe
des Schwerts Leute und Vieh und alles, was man fand. Und
alle Städte, die man fand, verbrannte man mit Feuer.
21. Kapitel
Israel verhilft Benjamin zu Frauen
[21.1] Die Männer Israels aber hatten in Mizpa
geschworen und gesagt: Niemand soll seine Tochter den
Benjaminitern zur Frau geben.
[21.2] Und das Volk kam nach Bethel und saß da
bis zum Abend vor Gott, und sie erhoben ihre Stimme und
weinten sehr
[21.3] und sprachen: Oh HERR, Gott Israels, warum
ist das geschehen in Israel, daß heute Israel um einen
Stamm weniger geworden ist?
[21.4] Am andern Morgen machte sich das Volk früh
auf und baute dort einen Altar und opferte Brandopfer und
Dankopfer.
[21.5] Und die Israeliten sprachen: Wer von allen
Stämmen Israels ist nicht mit der Gemeinde
heraufgekommen zum HERRN? Denn es war ein großer Schwur
getan worden, daß, wer nicht hinaufkäme zum HERRN nach
Mizpa, der sollte des Todes sterben.
[21.6] Und es tat den Israeliten leid um ihren
Bruder Benjamin, und sie sprachen: Heute ist ein Stamm
von Israel abgeschlagen.
[21.7] Wie können wir ihnen helfen, daß die
übriggebliebenen Benjaminiter zu Frauen kommen? Denn wir
haben geschworen bei dem HERRN, daß wir ihnen von unsern
Töchtern keine zu Frauen geben.
[21.8] Und sie sprachen: Ist einer von den
Stämmen Israels nicht heraufgekommen zum HERRN nach
Mizpa? Und siehe, da war ins Lager der Gemeinde niemand
gekommen von Jabesch in Gilead.
[21.9] Denn sie zählten das Volk, und siehe, da
war kein Bürger da von Jabesch in Gilead.
[21.10] Da sandte die Gemeinde zwölftausend
streitbare Männer dorthin und gebot ihnen: Geht hin und
schlagt mit der Schärfe des Schwerts die Bürger von
Jabesch in Gilead mit Weib und Kind.
[21.11] Doch so sollt ihr tun: An allem, was
männlich ist, und an allen Frauen, die einem Mann
angehört haben, sollt ihr den Bann vollstrecken!
[21.12] Und sie fanden bei den Bürgern von
Jabesch in Gilead vierhundert Mädchen, die Jungfrauen
waren und keinem Mann angehört hatten. Die brachten sie
ins Lager nach Silo, das da liegt im Lande Kanaan.
[21.13] Da sandte die ganze Gemeinde hin und
verhandelte mit den Benjaminitern, die auf dem Fels
Rimmon waren, und sagten ihnen Frieden zu.
[21.14] So kamen die Benjaminiter zurück zu jener
Zeit. Und sie gaben ihnen die Mädchen, die sie am Leben
gelassen hatten von den Frauen aus Jabesch in Gilead;
aber diese waren noch nicht genug für sie.
[21.15] Da tat es dem Volk leid um Benjamin, daß
der HERR einen Riß gemacht hatte zwischen den Stämmen
Israels.
[21.16] Und die Ältesten der Gemeinde sprachen:
Was wollen wir tun, daß die übriggebliebenen
Benjaminiter zu Frauen kommen? Denn die Frauen in
Benjamin sind ausgerottet.
[21.17] Und sie sprachen: Die Entronnenen von
Benjamin müssen doch ihr Erbe behalten, damit nicht ein
Stamm ausgetilgt werde von Israel.
[21.18] Wir aber können ihnen unsere Töchter
nicht zu Frauen geben; denn die Israeliten haben
geschworen und gesagt: Verflucht sei, wer den
Benjaminitern Frauen gibt!
[21.19] Und sie sprachen: Siehe, jedes Jahr findet
ein Fest des HERRN statt zu Silo, das nördlich von
Bethel liegt, östlich von der Straße, die hinaufführt
von Bethel nach Sichem, und südlich von Lebona.
[21.20] Und sie geboten den Benjaminitern und
sprachen: Geht hin und legt euch auf die Lauer in den
Weinbergen.
[21.21] Wenn ihr dann seht, daß die Töchter
Silos zum Reigentanz herausgehen, so brecht hervor aus
den Weinbergen und raubt euch jeder eine Frau von den
Töchtern Silos und geht heim ins Land Benjamin.
[21.22] Wenn aber ihre Väter oder ihre Brüder
kommen, um mit uns zu rechten, wollen wir zu ihnen sagen:
Gönnt sie uns, denn wir haben nicht für jeden eine Frau
gewonnen im Kampf; auch habt nicht ihr sie ihnen gegeben,
sonst wäret ihr jetzt schuldig.
[21.23] Die Benjaminiter taten das und nahmen sich
Frauen nach ihrer Zahl von den Mädchen, die im Reigen
tanzten und die sie geraubt hatten, und zogen heim in ihr
Erbteil, bauten die Städte wieder auf und wohnten darin.
[21.24] Auch die Israeliten gingen zu der Zeit von
dort auseinander, jeder zu seinem Stamm und zu seinem
Geschlecht, und zogen von dort weg, jeder zu seinem
Erbteil.
[21.25] Zu der Zeit war kein König in Israel;
jeder tat, was ihn recht dünkte.