[1.1] Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber
Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte
[1.2] bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem
er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den heiligen Geist
Weisung gegeben hatte.
[1.3] Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele
Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen
vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.
[1.4] Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen,
Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die
Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört
habt;
[1.5] denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt
mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen
Tagen.
[1.6] Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und
sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das
Reich für Israel?
[1.7] Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht,
Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht
bestimmt hat;
[1.8] aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes
empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein
in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende
der Erde.
[1.9] Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends
aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.
[1.10] Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr,
siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.
[1.11] Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr
da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel
aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen
Himmel fahren sehen.
[1.12] Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg,
der heißt Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg
entfernt.
[1.13] Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das
Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus,
Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas,
Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und
Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus.
[1.14] Diese alle waren stets beieinander einmütig im
Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen
Brüdern.
[1.15] Und in den Tagen trat Petrus auf unter den Brüdern
- es war aber eine Menge beisammen von etwa hundertzwanzig - und
sprach:
[1.16] Ihr Männer und Brüder, es mußte das Wort der
Schrift erfüllt werden, das der heilige Geist durch den Mund
Davids vorausgesagt hat über Judas, der denen den Weg zeigte,
die Jesus gefangennahmen;
[1.17] denn er gehörte zu uns und hatte dieses Amt mit
uns empfangen.
[1.18] Der hat einen Acker erworben mit dem Lohn für
seine Ungerechtigkeit. Aber er ist vornüber gestürzt und mitten
entzwei geborsten, so daß alle seine Eingeweide hervorquollen.
[1.19] Und es ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem
wohnen, so daß dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird:
Hakeldamach, das heißt Blutacker.
[1.20] Denn es steht geschrieben im Psalmbuch (Psalm
69,26; 109,8): "Seine Behausung soll verwüstet werden, und
niemand wohne darin", und: "Sein Amt empfange ein
andrer."
[1.21] So muß nun einer von diesen Männern, die bei uns
gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns
ein- und ausgegangen ist
[1.22] - von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an
dem er von uns genommen wurde -, mit uns Zeuge seiner
Auferstehung werden.
[1.23] Und sie stellten zwei auf: Josef, genannt
Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias,
[1.24] und beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen
kennst, zeige an, welchen du erwählt hast von diesen beiden,
[1.25] damit er diesen Dienst und das Apostelamt empfange,
das Judas verlassen hat, um an den Ort zu gehen, wohin er
gehört.
[1.26] Und sie warfen das Los über sie, und das Los fiel
auf Matthias; und er wurde zugeordnet zu den elf Aposteln.
[2.1] Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie
alle an einem Ort beieinander.
[2.2] Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie
von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem
sie saßen.
[2.3] Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von
Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen,
[2.4] und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist
und fingen an, zu predigen in andern Sprachen,* wie der Geist
ihnen gab auszusprechen.
[2.5] Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren
gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
[2.6] Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge
zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner
eigenen Sprache reden.
[2.7] Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und
sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus
Galiläa?
[2.8] Wie hören wir denn jeder seine eigene
Muttersprache?
[2.9] Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in
Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz
Asien,
[2.10] Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend
von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom,
[2.11] Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir
hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden.
[2.12] Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und
sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?
[2.13] Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie
sind voll von süßem Wein.
[Note: Die Pfingstpredigt des Petrus][2.14] Da trat Petrus
auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr
Juden, liebe Männer und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das
sei euch kundgetan, und laßt meine Worte zu euren Ohren
eingehen!
[2.15] Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist
es doch erst die dritte Stunde am Tage;
[2.16] sondern das ist's, was durch den Propheten Joel
gesagt worden ist (Joel 3,1-5): "
[2.17] Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht
Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch;
und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure
Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume
haben;
[2.18] und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich
in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen
weissagen.
[2.19] Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen
unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf;
[2.20] die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut
verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn
kommt.
[2.21] Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn
anrufen wird, der soll gerettet werden."
[2.22] Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus
von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und
Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat,
wie ihr selbst wißt -
[2.23] diesen Mann, der durch Gottes Ratschluß und
Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden
ans Kreuz geschlagen und umgebracht.
[2.24] Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die
Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, daß er vom Tode
festgehalten werden konnte.
[2.25] Denn David spricht von ihm (Psalm 16,8-11):
"Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir
zur Rechten, damit ich nicht wanke.
[2.26] Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge
frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung.
[2.27] Denn du wirst mich nicht dem Tod überlassen und
nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe.
[2.28] Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst
mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht."
[2.29] Ihr Männer, liebe Brüder, laßt mich freimütig
zu euch reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und
begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag.
[2.30] Da er nun ein Prophet war und wußte, daß ihm Gott
verheißen hatte mit einem Eid, daß ein Nachkomme von ihm auf
seinem Thron sitzen sollte,
[2.31] hat er's vorausgesehen und von der Auferstehung des
Christus gesagt: Er ist nicht dem Tod überlassen, und sein Leib
hat die Verwesung nicht gesehen.
[2.32] Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir
alle Zeugen.
[2.33] Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist
und empfangen hat den verheißenen heiligen Geist vom Vater, hat
er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört.
[2.34] Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern
er sagt selbst (Psalm 110,1): "Der Herr sprach zu meinem
Herrn: Setze dich zu meiner Rechten,
[2.35] bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße
mache."
[2.36] So wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß
Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und
Christus gemacht hat.
[Note: Die erste Gemeinde][2.37] Als sie aber das hörten,
ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den
andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?
[2.38] Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von
euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung
eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen
Geistes.
[2.39] Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung,
und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott,
herzurufen wird.
[2.40] Auch mit vielen andern Worten bezeugte er das und
ermahnte sie und sprach: Laßt euch erretten aus diesem
verkehrten Geschlecht!
[2.41] Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen;
und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.
[2.42] Sie blieben aber beständig in der Lehre der
Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
[2.43] Es kam aber Furcht über alle Seelen, und es
geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.
[2.44] Alle aber, die gläubig geworden waren, waren
beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.
[2.45] Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus
unter alle, je nach dem es einer nötig hatte.
[2.46] Und sie waren täglich einmütig beieinander im
Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern,
hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen
[2.47] und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen
Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die
gerettet wurden.
[3.1] Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den
Tempel um die neunte Stunde, zur Gebetszeit.
[3.2] Und es wurde ein Mann herbeigetragen, lahm von
Mutterleibe; den setzte man täglich vor die Tür des Tempels,
die da heißt die Schöne, damit er um Almosen bettelte bei
denen, die in den Tempel gingen.
[3.3] Als er nun Petrus und Johannes sah, wie sie in den
Tempel hineingehen wollten, bat er um ein Almosen.
[3.4] Petrus aber blickte ihn an mit Johannes und sprach:
Sieh uns an!
[3.5] Und er sah sie an und wartete darauf, daß er etwas
von ihnen empfinge.
[3.6] Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht;
was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von
Nazareth steh auf und geh umher!
[3.7] Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete
ihn auf. Sogleich wurden seine Füße und Knöchel fest,
[3.8] er sprang auf, konnte gehen und stehen und ging mit
ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott.
[3.9] Und es sah ihn alles Volk umhergehen und Gott loben.
[3.10] Sie erkannten ihn auch, daß er es war, der vor der
Schönen Tür des Tempels gesessen und um Almosen gebettelt
hatte; und Verwunderung und Entsetzen erfüllte sie über das,
was ihm widerfahren war.
[3.11] Als er sich aber zu Petrus und Johannes hielt, lief
alles Volk zu ihnen in die Halle, die da heißt Salomos, und sie
wunderten sich sehr.
[3.12] Als Petrus das sah, sprach er zu dem Volk: Ihr
Männer von Israel, was wundert ihr euch darüber, oder was seht
ihr auf uns, als hätten wir durch eigene Kraft oder Frömmigkeit
bewirkt, daß dieser gehen kann?
[3.13] Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott
unsrer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr
überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, als der ihn
loslassen wollte.
[3.14] Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet
und darum gebeten, daß man euch den Mörder schenke;
[3.15] aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet. Den
hat Gott auferweckt von den Toten; dessen sind wir Zeugen.
[3.16] Und durch den Glauben an seinen Namen hat sein Name
diesen, den ihr seht und kennt, stark gemacht; und der Glaube,
der durch ihn gewirkt ist, hat diesem die Gesundheit gegeben vor
euer aller Augen.
[3.17] Nun, liebe Brüder, ich weiß, daß ihr's aus
Unwissenheit getan habt wie auch eure Oberen.
[3.18] Gott aber hat erfüllt, was er durch den Mund aller
seiner Propheten zuvor verkündigt hat: daß sein Christus leiden
sollte.
[3.19] So tut nun Buße und bekehrt euch, daß eure
Sünden getilgt werden,
[3.20] damit die Zeit der Erquickung komme von dem
Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus
bestimmt ist: Jesus.
[3.21] Ihn muß der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in
der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den
Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.
[3.22] Mose hat gesagt (5. Mose 18,15.19): "Einen
Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus
euren Brüdern; den sollt ihr hören in allem, was er zu euch
sagen wird.
[3.23] Und es wird geschehen, wer diesen Propheten nicht
hören wird, der soll vertilgt werden aus dem Volk."
[3.24] Und alle Propheten von Samuel an, wie viele auch
danach geredet haben, die haben auch diese Tage verkündigt.
[3.25] Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes,
den Gott geschlossen hat mit euren Vätern, als er zu Abraham
sprach (1. Mose 22,18): "Durch dein Geschlecht sollen
gesegnet werden alle Völker auf Erden."
[3.26] Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht Jesus
erweckt und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, daß ein
jeder sich bekehre von seiner Bosheit.
[4.1] Während sie zum Volk redeten, traten zu ihnen
die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer,
[4.2] die verdroß, daß sie das Volk lehrten und
verkündigten an Jesus die Auferstehung von den Toten.
[4.3] Und sie legten Hand an sie und setzten sie gefangen
bis zum Morgen; denn es war schon Abend.
[4.4] Aber viele von denen, die das Wort gehört hatten,
wurden gläubig; und die Zahl der Männer stieg auf etwa
fünftausend.
[4.5] Als nun der Morgen kam, versammelten sich ihre
Oberen und Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem,
[4.6] auch Hannas, der Hohepriester, und Kaiphas und
Johannes und Alexander und alle, die vom Hohenpriestergeschlecht
waren;
[4.7] und sie stellten sie vor sich und fragten sie: Aus
welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?a
[4.8] Petrus, voll des heiligen Geistes, sprach zu ihnen:
Ihr Oberen des Volkes und ihr Ältesten!
[4.9] Wenn wir heute verhört werden wegen dieser Wohltat
an dem kranken Menschen, durch wen er gesund geworden ist,
[4.10] so sei euch und dem ganzen Volk Israel kundgetan:
Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den
Gott von den Toten auferweckt hat; durch ihn steht dieser hier
gesund vor euch.
[4.11] Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen,
der zum Eckstein geworden ist.
[4.12] Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein
andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir
sollen selig werden.
[4.13] Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes
und wunderten sich; denn sie merkten, daß sie ungelehrte und
einfache Leute waren, und wußten auch von ihnen, daß sie mit
Jesus gewesen waren.
[4.14] Sie sahen aber den Menschen, der gesund geworden
war, bei ihnen stehen und wußten nichts dagegen zu sagen.
[4.15] Da hießen sie sie hinausgehen aus dem Hohen Rat
und verhandelten miteinander und sprachen:
[4.16] Was wollen wir mit diesen Menschen tun? Denn daß
ein offenkundiges Zeichen durch sie geschehen ist, ist allen
bekannt, die in Jerusalem wohnen, und wir können's nicht
leugnen.
[4.17] Aber damit es nicht weiter einreiße unter dem
Volk, wollen wir ihnen drohen, daß sie hinfort zu keinem
Menschen in diesem Namen reden.
[4.18] Und sie riefen sie und geboten ihnen, keinesfalls
zu reden oder zu lehren in dem Namen Jesu.
[4.19] Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen
zu ihnen: Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, daß wir euch
mehr gehorchen als Gott.
[4.20] Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden,
was wir gesehen und gehört haben.
[4.21] Da drohten sie ihnen und ließen sie gehen um des
Volkes willen, weil sie nichts fanden, was Strafe verdient
hätte; denn alle lobten Gott für das, was geschehen war.
[4.22] Denn der Mensch war über vierzig Jahre alt, an dem
dieses Zeichen der Heilung geschehen war.
[Note: Das Gebet der Gemeinde][4.23] Und als man sie hatte
gehen lassen, kamen sie zu den Ihren und berichteten, was die
Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten.
[4.24] Als sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme
einmütig zu Gott und sprachen: Herr, du hast Himmel und Erde und
das Meer und alles, was darin ist, gemacht,
[4.25] du hast durch den heiligen Geist, durch den Mund
unseres Vaters David, deines Knechtes, gesagt (Psalm 2,1.2):
"Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor,
was umsonst ist?
[4.26] Die Könige der Erde treten zusammen, und die
Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen
Christus."
[4.27] Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser
Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast,
Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen
Israels,
[4.28] zu tun, was deine Hand und dein Ratschluß zuvor
bestimmt hatten, daß es geschehen solle.
[4.29] Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen
Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort;
[4.30] strecke deine Hand aus, daß Heilungen und Zeichen
und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes
Jesus.
[4.31] Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo
sie versammelt waren; und sie wurden alle vom heiligen Geist
erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.
[Note: Die Gütergemeinschaft der ersten Christen][4.32]
Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch
nicht einer sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären,
sondern es war ihnen alles gemeinsam.
[4.33] Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die
Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen
allen.
[4.34] Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte;
denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und
brachte das Geld für das Verkaufte
[4.35] und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab
einem jeden, was er nötig hatte.
[4.36] Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt
wurde - das heißt übersetzt: Sohn des Trostes -, ein Levit, aus
Zypern gebürtig,
[4.37] der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte
das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.
[5.1] Ein Mann aber mit Namen Hananias samt seiner Frau
Saphira verkaufte einen Acker,
[5.2] doch er hielt mit Wissen seiner Frau etwas von dem
Geld zurück und brachte nur einen Teil und legte ihn den
Aposteln zu Füßen.
[5.3] Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan
dein Herz erfüllt, daß du den heiligen Geist belogen und etwas
vom Geld für den Acker zurückbehalten hast?
[5.4] Hättest du den Acker nicht behalten können, als du
ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war,
noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem
Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen.
[5.5] Als Hananias diese Worte hörte, fiel er zu Boden
und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle,
die dies hörten.
[5.6] Da standen die jungen Männer auf und deckten ihn zu
und trugen ihn hinaus und begruben ihn.
[5.7] Es begab sich nach einer Weile, etwa nach drei
Stunden, da kam seine Frau herein und wußte nicht, was geschehen
war.
[5.8] Aber Petrus sprach zu ihr: Sag mir, habt ihr den
Acker für diesen Preis verkauft? Sie sprach: Ja, für diesen
Preis.
[5.9] Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr euch denn
einig geworden, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die
Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür
und werden auch dich hinaustragen.
[5.10] Und sogleich fiel sie zu Boden, ihm vor die Füße,
und gab den Geist auf. Da kamen die jungen Männer und fanden sie
tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihrem Mann.
[5.11] Und es kam eine große Furcht über die ganze
Gemeinde und über alle, die das hörten.
[Note: Wundertaten der Apostel][5.12] Es geschahen aber
viele Zeichen und Wunder im Volk durch die Hände der Apostel;
und sie waren alle in der Halle Salomos einmütig beieinander.
[5.13] Von den andern aber wagte keiner, ihnen zu nahe zu
kommen; doch das Volk hielt viel von ihnen.
[5.14] Desto mehr aber wuchs die Zahl derer, die an den
Herrn glaubten - eine Menge Männer und Frauen -,
[5.15] so daß sie die Kranken sogar auf die Straßen
hinaustrugen und sie auf Betten und Bahren legten, damit, wenn
Petrus käme, wenigstens sein Schatten auf einige von ihnen
fiele.
[5.16] Es kamen auch viele aus den Städten rings um
Jerusalem und brachten Kranke und solche, die von unreinen
Geistern geplagt waren; und alle wurden gesund.
[Note: Die Apostel vor dem Hohen Rat][5.17] Es erhoben
sich aber der Hohepriester und alle, die mit ihm waren, nämlich
die Partei der Sadduzäer, von Eifersucht erfüllt,
[5.18] und legten Hand an die Apostel und warfen sie in
das öffentliche Gefängnis.
[5.19] Aber der Engel des Herrn tat in der Nacht die
Türen des Gefängnisses auf und führte sie heraus und sprach:
[5.20] Geht hin und tretet im Tempel auf und redet zum
Volk alle Worte des Lebens.
[5.21] Als sie das gehört hatten, gingen sie frühmorgens
in den Tempel und lehrten. Der Hohepriester aber und die mit ihm
waren, kamen und riefen den Hohen Rat und alle Ältesten in
Israel zusammen und sandten zum Gefängnis, sie zu holen.
[5.22] Die Knechte gingen hin und fanden sie nicht im
Gefängnis, kamen zurück und berichteten:
[5.23] Das Gefängnis fanden wir fest verschlossen und die
Wächter vor den Türen stehen; aber als wir öffneten, fanden
wir niemanden darin.
[5.24] Als der Hauptmann des Tempels und die Hohenpriester
diese Worte hörten, wurden sie betreten und wußten nicht, was
daraus werden sollte.
[5.25] Da kam jemand, der berichtete ihnen: Siehe, die
Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, stehen im Tempel
und lehren das Volk.
[5.26] Da ging der Hauptmann mit den Knechten hin und
holte sie, doch nicht mit Gewalt; denn sie fürchteten sich vor
dem Volk, daß sie gesteinigt würden.
[5.27] Und sie brachten sie und stellten sie vor den Hohen
Rat. Und der Hohepriester fragte sie
[5.28] und sprach: Haben wir euch nicht streng geboten, in
diesem Namen nicht zu lehren? Und seht, ihr habt Jerusalem
erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen über
uns bringen.
[5.29] Petrus aber und die Apostel antworteten und
sprachen: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.
[5.30] Der Gott unsrer Väter hat Jesus auferweckt, den
ihr an das Holz gehängt und getötet habt.
[5.31] Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum
Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden
zu geben.
[5.32] Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns
der heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.
[5.33] Als sie das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und
sie wollten sie töten.
[Note: Der Rat des Gamaliel][5.34] Da stand aber im Hohen
Rat ein Pharisäer auf mit Namen Gamaliel, ein Schriftgelehrter,
vom ganzen Volk in Ehren gehalten, und ließ die Männer für
kurze Zeit hinausführen.
[5.35] Und er sprach zu ihnen: Ihr Männer von Israel,
seht genau zu, was ihr mit diesen Menschen tun wollt.
[5.36] Denn vor einiger Zeit stand Theudas auf und gab
vor, er wäre etwas, und ihm hing eine Anzahl Männer an, etwa
vierhundert. Der wurde erschlagen, und alle, die ihm folgten,
wurden zerstreut und vernichtet.
[5.37] Danach stand Judas der Galiläer auf in den Tagen
der Volkszählung und brachte eine Menge Volk hinter sich zum
Aufruhr; und der ist auch umgekommen, und alle, die ihm folgten,
wurden zerstreut.
[5.38] Und nun sage ich euch: Laßt ab von diesen Menschen
und laßt sie gehen! Ist dies Vorhaben oder dies Werk von
Menschen, so wird's untergehen;
[5.39] ist es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht
vernichten - damit ihr nicht dasteht als solche, die gegen Gott
streiten wollen. Da stimmten sie ihm zu
[5.40] und riefen die Apostel herein, ließen sie geißeln
und geboten ihnen, sie sollten nicht mehr im Namen Jesu reden,
und ließen sie gehen.
[5.41] Sie gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort,
weil sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach
zu leiden,
[5.42] und sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und
hier und dort in den Häusern zu lehren und zu predigen das
Evangelium von Jesus Christus.
[6.1] In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger
zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der
Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen
wurden bei der täglichen Versorgung.
[6.2] Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen
und sprachen: Es ist nicht recht, daß wir für die Mahlzeiten
sorgen und darüber das Wort Gottes vernachlässigen.
[6.3] Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben
Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll
heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu
diesem Dienst.
[6.4] Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des
Wortes bleiben.
[6.5] Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie
wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und heiligen
Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und
Parmenas und Nikolaus, den Judengenossen aus Antiochia.
[6.6] Diese Männer stellten sie vor die Apostel; die
beteten und legten die Hände auf sie.
[6.7] Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl
der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele
Priester dem Glauben gehorsam.
[Note: Stephanus vor dem Hohen Rat][6.8] Stephanus aber,
voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem
Volk.
[6.9] Da standen einige auf von der Synagoge der
Libertiner und der Kyrenäer und der Alexandriner und einige von
denen aus Zilizien und der Provinz Asien und stritten mit
Stephanus.
[6.10] Doch sie vermochten nicht zu widerstehen der
Weisheit und dem Geist, in dem er redete.
[6.11] Da stifteten sie einige Männer an, die sprachen:
Wir haben ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und gegen
Gott.
[6.12] Und sie brachten das Volk und die Ältesten und die
Schriftgelehrten auf, traten herzu und ergriffen ihn und führten
ihn vor den Hohen Rat
[6.13] und stellten falsche Zeugen auf, die sprachen:
Dieser Mensch hört nicht auf, zu reden gegen diese heilige
Stätte und das Gesetz.
[6.14] Denn wir haben ihn sagen hören: Dieser Jesus von
Nazareth wird diese Stätte zerstören und die Ordnungen ändern,
die uns Mose gegeben hat.
[6.15] Und alle, die im Rat saßen, blickten auf ihn und
sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.
[7.1] Da fragte der Hohepriester: Ist das so?
[7.2] Er aber sprach: Liebe Brüder und Väter, hört zu.
Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, als er
noch in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte,
[7.3] und sprach zu ihm (1. Mose 12,1): "Geh aus
deinem Land und von deiner Verwandtschaft und zieh in das Land,
das ich dir zeigen will."
[7.4] Da ging er aus dem Land der Chaldäer und wohnte in
Haran. Und als sein Vater gestorben war, brachte Gott ihn von
dort herüber in dies Land, in dem ihr nun wohnt,
[7.5] aber er gab ihm kein Eigentum darin, auch nicht
einen Fuß breit, und verhieß ihm, er wolle es ihm und seinen
Nachkommen zum Besitz geben, obwohl er noch kein Kind hatte.
[7.6] Denn so sprach Gott (1. Mose 15,13.14): "Deine
Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem fremden Lande, und man
wird sie knechten und mißhandeln vierhundert Jahre lang.
[7.7] Aber das Volk, dem sie als Knechte dienen müssen,
will ich richten", sprach Gott, "und danach werden sie
ausziehen und mir dienen an dieser Stätte."
[7.8] Und er gab ihm den Bund der Beschneidung. Und so
zeugte er Isaak und beschnitt ihn am achten Tage, und Isaak den
Jakob, und Jakob die zwölf Erzväter.
[7.9] Und die Erzväter beneideten Josef und verkauften
ihn nach Ägypten. Aber Gott war mit ihm
[7.10] und errettete ihn aus aller seiner Bedrängnis und
gab ihm Gnade und Weisheit vor dem Pharao, dem König von
Ägypten; der setzte ihn zum Regenten über Ägypten und über
sein ganzes Haus.
[7.11] Es kam aber eine Hungersnot über ganz Ägypten und
Kanaan und eine große Bedrängnis, und unsre Väter fanden keine
Nahrung.
[7.12] Jakob aber hörte, daß es in Ägypten Getreide
gäbe, und sandte unsre Väter aus zum ersten Mal.
[7.13] Und beim zweiten Mal gab sich Josef seinen Brüdern
zu erkennen; so wurde dem Pharao Josefs Herkunft bekannt.
[7.14] Josef aber sandte aus und ließ seinen Vater Jakob
holen und seine ganze Verwandtschaft, fünfundsiebzig Menschen.
[7.15] Und Jakob zog hinab nach Ägypten und starb, er und
unsre Väter;
[7.16] und sie wurden nach Sichem herübergebracht und in
das Grab gelegt, das Abraham für Geld gekauft hatte von den
Söhnen Hamors in Sichem.
[7.17] Als nun die Zeit der Verheißung sich nahte, die
Gott dem Abraham zugesagt hatte, wuchs das Volk und mehrte sich
in Ägypten,
[7.18] bis ein andrer König über Ägypten aufkam, der
nichts wußte von Josef.
[7.19] Dieser ging mit Hinterlist vor gegen unser Volk und
mißhandelte unsre Väter und ließ ihre kleinen Kinder
aussetzen, damit sie nicht am Leben blieben.
[7.20] Zu der Zeit wurde Mose geboren, und er war ein
schönes Kind vor Gott und wurde drei Monate ernährt im Hause
seines Vaters.
[7.21] Als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter
des Pharao auf und zog ihn auf als ihren Sohn.
[7.22] Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter
gelehrt und war mächtig in Worten und Werken.
[7.23] Als er aber vierzig Jahre alt wurde, gedachte er,
nach seinen Brüdern, den Israeliten, zu sehen.
[7.24] Und sah einen Unrecht leiden; da stand er ihm bei
und rächte den, dem Leid geschah, und erschlug den Ägypter.
[7.25] Er meinte aber, seine Brüder sollten's verstehen,
daß Gott durch seine Hand ihnen Rettung bringe; aber sie
verstanden's nicht.
[7.26] Und am nächsten Tag kam er zu ihnen, als sie
miteinander stritten, und ermahnte sie, Frieden zu halten, und
sprach: Liebe Männer, ihr seid doch Brüder; warum tut einer dem
andern Unrecht?
[7.27] Der aber seinem Nächsten Unrecht getan hatte,
stieß ihn von sich und sprach (2. Mose 2,14): "Wer hat dich
zum Aufseher und Richter über uns gesetzt?
[7.28] Willst du mich auch töten, wie du gestern den
Ägypter getötet hast?"
[7.29] Mose aber floh wegen dieser Rede und lebte als
Fremdling im Lande Midian; dort zeugte er zwei Söhne.
[7.30] Und nach vierzig Jahren erschien ihm in der Wüste
am Berge Sinai ein Engel in einer Feuerflamme im Dornbusch.
[7.31] Als aber Mose das sah, wunderte er sich über die
Erscheinung. Als er aber hinzuging, zu schauen, geschah die
Stimme des Herrn zu ihm (2. Mose 3,5-10): "
[7.32] Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams
und Isaaks und Jakobs." Mose aber fing an zu zittern und
wagte nicht hinzuschauen.
[7.33] Aber der Herr sprach zu ihm: "Zieh die Schuhe
aus von deinen Füßen; denn die Stätte, auf der du stehst, ist
heiliges Land!
[7.34] Ich habe gesehen das Leiden meines Volkes, das in
Ägypten ist, und habe sein Seufzen gehört und bin
herabgekommen, es zu erretten. Und nun komm her, ich will dich
nach Ägypten senden."
[7.35] Diesen Mose, den sie verleugnet hatten, als sie
sprachen: "Wer hat dich als Aufseher und Richter
eingesetzt?", den sandte Gott als Anführer und Retter durch
den Engel, der ihm im Dornbusch erschienen war.
[7.36] Dieser Mose führte sie heraus und tat Wunder und
Zeichen in Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig
Jahre lang.
[7.37] Dies ist der Mose, der zu den Israeliten gesagt hat
(5. Mose 18,15): "Einen Propheten wie mich wird euch der
Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern."
[7.38] Dieser ist's, der in der Gemeinde in der Wüste
stand zwischen dem Engel, der mit ihm redete auf dem Berge Sinai,
und unsern Vätern. Dieser empfing Worte des Lebens, um sie uns
weiterzugeben.
[7.39] Ihm wollten unsre Väter nicht gehorsam werden,
sondern sie stießen ihn von sich und wandten sich in ihrem
Herzen wieder Ägypten zu
[7.40] und sprachen zu Aaron (2. Mose 32,1): "Mache
uns Götter, die vor uns hergehen; denn wir wissen nicht, was
diesem Mose, der uns aus dem Lande Ägypten geführt hat,
widerfahren ist."
[7.41] Und sie machten zu der Zeit ein Kalb und opferten
dem Götzenbild und freuten sich über das Werk ihrer Hände.
[7.42] Aber Gott wandte sich ab und gab sie dahin, so daß
sie dem Heer des Himmels dienten, wie geschrieben steht im Buch
der Propheten (Amos 5,25-27): "Habt ihr vom Hause Israel die
vierzig Jahre in der Wüste mir je Opfer und Gaben dargebracht?
[7.43] Ihr trugt die Hütte Molochs umher und den Stern
des Gottes Räfan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie
anzubeten. Und ich will euch wegführen bis über Babylon
hinaus."
[7.44] Es hatten unsre Väter die Stiftshütte in der
Wüste, wie der es angeordnet hatte, der zu Mose redete, daß er
sie machen sollte nach dem Vorbild, das er gesehen hatte.
[7.45] Diese übernahmen unsre Väter und brachten sie mit
Josua in das Land, das die Heiden inne hatten, die Gott vertrieb
vor dem Angesicht unsrer Väter, bis zur Zeit Davids.
[7.46] Der fand Gnade bei Gott und bat darum, daß er eine
Stätte finden möge für das Haus Jakob.
[7.47] Salomo aber baute ihm ein Haus.
[7.48] Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die
mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht (Jesaja
66,1.2): "
[7.49] Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel
meiner Füße; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen",
spricht der Herr, "oder was ist die Stätte meiner Ruhe?
[7.50] Hat nicht meine Hand das alles gemacht?"
[7.51] Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und
tauben Ohren,* ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geist, wie
eure Väter, so auch ihr.
[7.52] Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?
Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des
Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.
[7.53] Ihr habt das Gesetz empfangen durch Weisung von
Engeln und habt's nicht gehalten.
[Note: Der Tod des Stephanus][7.54] Als sie das hörten,
ging's ihnen durchs Herz, und sie knirschten mit den Zähnen
über ihn.
[7.55] Er aber, voll heiligen Geistes, sah auf zum Himmel
und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten
Gottes
[7.56] und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und
den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
[7.57] Sie schrien aber laut und hielten sich ihre Ohren
zu und stürmten einmütig auf ihn ein,
[7.58] stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.
Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu den Füßen eines jungen
Mannes, der hieß Saulus,
[7.59] und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an
und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
[7.60] Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne
ihnen diese Sünde nicht an! Und als er das gesagt hatte,
verschied er.
[7.61] Saulus aber hatte Gefallen an seinem Tode.
[8.1] Es erhob sich aber an diesem Tag eine große
Verfolgung über die Gemeinde in Jerusalem; da zerstreuten sich
alle in die Länder Judäa und Samarien, außer den Aposteln.
[8.2] Es bestatteten aber den Stephanus gottesfürchtige
Männer und hielten eine große Klage über ihn.
[8.3] Saulus aber suchte die Gemeinde zu zerstören, ging
von Haus zu Haus, schleppte Männer und Frauen fort und warf sie
ins Gefängnis.
[Note: Philippus in Samaria. Der Zauberer Simon][8.4] Die
nun zerstreut worden waren, zogen umher und predigten das Wort.
[8.5] Philippus aber kam hinab in die Hauptstadt Samariens
und predigte ihnen von Christus.
[8.6] Und das Volk neigte einmütig dem zu, was Philippus
sagte, als sie ihm zuhörten und die Zeichen sahen, die er tat.
[8.7] Denn die unreinen Geister fuhren aus mit großem
Geschrei aus vielen Besessenen, auch viele Gelähmte und
Verkrüppelte wurden gesund gemacht;
[8.8] und es entstand große Freude in dieser Stadt.
[8.9] Es war aber ein Mann mit Namen Simon, der zuvor in
der Stadt Zauberei trieb und das Volk von Samaria in seinen Bann
zog, weil er vorgab, er wäre etwas Großes.
[8.10] Und alle hingen ihm an, klein und groß, und
sprachen: Dieser ist die Kraft Gottes, die die Große genannt
wird.
[8.11] Sie hingen ihm aber an, weil er sie lange Zeit mit
seiner Zauberei in seinen Bann gezogen hatte.
[8.12] Als sie aber den Predigten des Philippus von dem
Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi glaubten, ließen
sich taufen Männer und Frauen.
[8.13] Da wurde auch Simon gläubig und ließ sich taufen
und hielt sich zu Philippus. Und als er die Zeichen und großen
Taten sah, die geschahen, geriet er außer sich vor Staunen.
[8.14] Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, daß
Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen
Petrus und Johannes.
[8.15] Die kamen hinab und beteten für sie, daß sie den
heiligen Geist empfingen.
[8.16] Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen,
sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus.
[8.17] Da legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen
den heiligen Geist.
[8.18] Als aber Simon sah, daß der Geist gegeben wurde,
wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an
[8.19] und sprach: Gebt auch mir die Macht, damit jeder,
dem ich die Hände auflege, den heiligen Geist empfange.
[8.20] Petrus aber sprach zu ihm: Daß du verdammt werdest
mitsamt deinem Geld, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld
erlangt.
[8.21] Du hast weder Anteil noch Anrecht an dieser Sache;
denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott.
[8.22] Darum tu Buße für diese deine Bosheit und flehe
zum Herrn, ob dir das Trachten deines Herzens vergeben werden
könne.
[8.23] Denn ich sehe, daß du voll bitterer Galle bist und
verstrickt in Ungerechtigkeit.
[8.24] Da antwortete Simon und sprach: Bittet ihr den
Herrn für mich, daß nichts von dem über mich komme, was ihr
gesagt habt.
[8.25] Als sie nun das Wort des Herrn bezeugt und geredet
hatten, kehrten sie wieder um nach Jerusalem und predigten das
Evangelium in vielen Dörfern der Samariter.
[Note: Der Kämmerer aus Äthiopien][8.26] Aber der Engel
des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach
Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt
und öde ist.
[8.27] Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann
aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake,
der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz
verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten.
[8.28] Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen
und las den Propheten Jesaja.
[8.29] Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und
halte dich zu diesem Wagen!
[8.30] Da lief Philippus hin und hörte, daß er den
Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du
liest?
[8.31] Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht
jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu
ihm zu setzen.
[8.32] Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser
(Jesaja 53,7.8): "Wie ein Schaf, das zur Schlachtung
geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer
verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf.
[8.33] In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil
aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben
wird von der Erde weggenommen."
[8.34] Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und
sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich
selber oder von jemand anderem?
[8.35] Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit
diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von
Jesus.
[8.36] Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie
an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was
hindert's, daß ich mich taufen lasse?* *Vers 37 findet sich erst
in der späteren Überlieferung: "Philippus aber sprach:
Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so kann es geschehen. Er aber
antwortete und sprach: Ich glaube, daß Jesus Christus Gottes
Sohn ist."
[8.37] Und er ließ den Wagen halten, und beide stiegen in
das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.
[8.38] Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen,
entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer
sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.
[8.39] Philippus aber fand sich in Aschdod wieder und zog
umher und predigte in allen Städten das Evangelium, bis er nach
Cäsarea kam.
[9.1] Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden
gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester
[9.2] und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die
Synagogen, damit er Anhänger des neuen Weges, Männer und
Frauen, wenn er sie dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe.
[9.3] Als er aber auf dem Wege war und in die Nähe von
Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel;
[9.4] und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die
sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich?
[9.5] Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich
bin Jesus, den du verfolgst.
[9.6] Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir
sagen, was du tun sollst.
[9.7] Die Männer aber, die seine Gefährten waren,
standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, aber
sahen niemanden.
[9.8] Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als
er seine Augen aufschlug, sah er nichts. Sie nahmen ihn aber bei
der Hand und führten ihn nach Damaskus;
[9.9] und er konnte drei Tage nicht sehen und aß nicht
und trank nicht.
[9.10] Es war aber ein Jünger in Damaskus mit Namen
Hananias; dem erschien der Herr und sprach: Hananias! Und er
sprach: Hier bin ich, Herr.
[9.11] Der Herr sprach zu ihm: Steh auf und geh in die
Straße, die die Gerade heißt, und frage in dem Haus des Judas
nach einem Mann mit Namen Saulus von Tarsus. Denn siehe, er betet
[9.12] und hat in einer Erscheinung einen Mann gesehen mit
Namen Hananias, der zu ihm hereinkam und die Hand auf ihn legte,
damit er wieder sehend werde.
[9.13] Hananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen
gehört über diesen Mann, wieviel Böses er deinen Heiligen in
Jerusalem angetan hat;
[9.14] und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern,
alle gefangenzunehmen, die deinen Namen anrufen.
[9.15] Doch der Herr sprach zu ihm: Geh nur hin; denn
dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, daß er meinen Namen
trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel.
[9.16] Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um
meines Namens willen.
[9.17] Und Hananias ging hin und kam in das Haus und legte
die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat
mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist,
daß du wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllt
werdest.
[9.18] Und sogleich fiel es von seinen Augen wie Schuppen,
und er wurde wieder sehend; und er stand auf, ließ sich taufen
[9.19] und nahm Speise zu sich und stärkte sich.
[Note: Saulus in Damaskus und Jerusalem Saulus blieb aber einige
Tage bei den][Note: Jüngern in Damaskus.][9.20] Und
alsbald predigte er in den Synagogen von Jesus, daß dieser
Gottes Sohn sei.
[9.21] Alle aber, die es hörten, entsetzten sich und
sprachen: Ist das nicht der, der in Jerusalem alle vernichten
wollte, die diesen Namen anrufen, und ist er nicht deshalb
hierhergekommen, daß er sie gefesselt zu den Hohenpriestern
führe?
[9.22] Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb
die Juden in die Enge, die in Damaskus wohnten, und bewies, daß
Jesus der Christus ist.
[9.23] Nach mehreren Tagen aber hielten die Juden Rat und
beschlossen, ihn zu töten.
[9.24] Aber es wurde Saulus bekannt, daß sie ihm
nachstellten. Sie bewachten Tag und Nacht auch die Tore, um ihn
zu töten.
[9.25] Da nahmen ihn seine Jünger bei Nacht und ließen
ihn in einem Korb die Mauer hinab.
[9.26] Als er aber nach Jerusalem kam, versuchte er, sich
zu den Jüngern zu halten; doch sie fürchteten sich alle vor ihm
und glaubten nicht, daß er ein Jünger wäre.
[9.27] Barnabas aber nahm ihn zu sich und führte ihn zu
den Aposteln und erzählte ihnen, wie Saulus auf dem Wege den
Herrn gesehen und daß der mit ihm geredet und wie er in Damaskus
im Namen Jesu frei und offen gepredigt hätte.
[9.28] Und er ging bei ihnen in Jerusalem ein und aus und
predigte im Namen des Herrn frei und offen.
[9.29] Er redete und stritt auch mit den griechischen
Juden; aber sie stellten ihm nach, um ihn zu töten.
[9.30] Als das die Brüder erfuhren, geleiteten sie ihn
nach Cäsarea und schickten ihn weiter nach Tarsus.
[9.31] So hatte nun die Gemeinde Frieden in ganz Judäa
und Galiläa und Samarien und baute sich auf und lebte in der
Furcht des Herrn und mehrte sich unter dem Beistand des heiligen
Geistes.
[Note: Petrus in Lydda][9.32] Es geschah aber, als Petrus
überall im Land umherzog, daß er auch zu den Heiligen kam, die
in Lydda wohnten.
[9.33] Dort fand er einen Mann mit Namen Äneas, seit acht
Jahren ans Bett gebunden; der war gelähmt.
[9.34] Und Petrus sprach zu ihm: Äneas, Jesus Christus
macht dich gesund; steh auf und mach dir selber das Bett. Und
sogleich stand er auf.
[9.35] Da sahen ihn alle, die in Lydda und in Scharon
wohnten, und bekehrten sich zu dem Herrn.
[Note: Die Auferweckung der Tabita][9.36] In Joppe war
eine Jüngerin mit Namen Tabita, das heißt übersetzt: Reh. Die
tat viele gute Werke und gab reichlich Almosen.
[9.37] Es begab sich aber zu der Zeit, daß sie krank
wurde und starb. Da wuschen sie sie und legten sie in das
Obergemach.
[9.38] Weil aber Lydda nahe bei Joppe ist, sandten die
Jünger, als sie hörten, daß Petrus dort war, zwei Männer zu
ihm und baten ihn: Säume nicht, zu uns zu kommen!
[9.39] Petrus aber stand auf und ging mit ihnen. Und als
er hingekommen war, führten sie ihn hinauf in das Obergemach,
und es traten alle Witwen zu ihm, weinten und zeigten ihm die
Röcke und Kleider, die Tabita gemacht hatte, als sie noch bei
ihnen war.
[9.40] Und als Petrus sie alle hinausgetrieben hatte,
kniete er nieder, betete und wandte sich zu dem Leichnam und
sprach: Tabita, steh auf! Und sie schlug ihre Augen auf; und als
sie Petrus sah, setzte sie sich auf.
[9.41] Er aber gab ihr die Hand und ließ sie aufstehen
und rief die Heiligen und die Witwen und stellte sie lebendig vor
sie.
[9.42] Und das wurde in ganz Joppe bekannt, und viele
kamen zum Glauben an den Herrn.
[9.43] Und es geschah, daß Petrus lange Zeit in Joppe
blieb bei einem Simon, der ein Gerber war.
[10.1] Es war aber ein Mann in Cäsarea mit Namen
Kornelius, ein Hauptmann der Abteilung, die die Italische genannt
wurde.
[10.2] Der war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen
Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete immer zu Gott.
[10.3] Der hatte eine Erscheinung um die neunte Stunde am
Tage und sah deutlich einen Engel Gottes bei sich eintreten; der
sprach zu ihm: Kornelius!
[10.4] Er aber sah ihn an, erschrak und fragte: Herr, was
ist? Der sprach zu ihm: Deine Gebete und deine Almosen sind vor
Gott gekommen, und er hat ihrer gedacht. a Tob 3,24.25
[10.5] Und nun sende Männer nach Joppe und laß holen
Simon mit dem Beinamen Petrus.
[10.6] Der ist zu Gast bei einem Gerber Simon, dessen Haus
am Meer liegt.
[10.7] Und als der Engel, der mit ihm redete,
hinweggegangen war, rief Kornelius zwei seiner Knechte und einen
frommen Soldaten von denen, die ihm dienten,
[10.8] und erzählte ihnen alles und sandte sie nach
Joppe.
[10.9] Am nächsten Tag, als diese auf dem Wege waren und
in die Nähe der Stadt kamen, stieg Petrus auf das Dach, zu beten
um die sechste Stunde.
[10.10] Und als er hungrig wurde, wollte er essen.
Während sie ihm aber etwas zubereiteten, geriet er in
Verzückung
[10.11] und sah den Himmel aufgetan und etwas wie ein
großes leinenes Tuch herabkommen, an vier Zipfeln niedergelassen
auf die Erde.
[10.12] Darin waren allerlei vierfüßige und kriechende
Tiere der Erde und Vögel des Himmels.
[10.13] Und es geschah eine Stimme zu ihm: Steh auf,
Petrus, schlachte und iß!
[10.14] Petrus aber sprach: Oh nein, Herr; denn ich habe
noch nie etwas Verbotenes und Unreines gegessen.
[10.15] Und die Stimme sprach zum zweiten Mal zu ihm: Was
Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten.
[10.16] Und das geschah dreimal; und alsbald wurde das
Tuch wieder hinaufgenommen gen Himmel.
[10.17] Als aber Petrus noch ratlos war, was die
Erscheinung bedeute, die er gesehen hatte, siehe, da fragten die
Männer, von Kornelius gesandt, nach dem Haus Simons und standen
an der Tür,
[10.18] riefen und fragten, ob Simon mit dem Beinamen
Petrus hier zu Gast wäre.
[10.19] Während aber Petrus nachsann über die
Erscheinung, sprach der Geist zu ihm: Siehe, drei Männer suchen
dich;
[10.20] so steh auf, steig hinab und geh mit ihnen und
zweifle nicht, denn ich habe sie gesandt.
[10.21] Da stieg Petrus hinab zu den Männern und sprach:
Siehe, ich bin's, den ihr sucht; warum seid ihr hier?
[10.22] Sie aber sprachen: Der Hauptmann Kornelius, ein
frommer und gottesfürchtiger Mann mit gutem Ruf bei dem ganzen
Volk der Juden, hat Befehl empfangen von einem heiligen Engel,
daß er dich sollte holen lassen in sein Haus und hören, was du
zu sagen hast.
[10.23] Da rief er sie herein und beherbergte sie. Am
nächsten Tag machte er sich auf und zog mit ihnen, und einige
Brüder aus Joppe gingen mit ihm.
[10.24] Und am folgenden Tag kam er nach Cäsarea.
Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und
nächsten Freunde zusammengerufen.
[10.25] Und als Petrus hereinkam, ging ihm Kornelius
entgegen und fiel ihm zu Füßen und betete ihn an.
[10.26] Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf,
ich bin auch nur ein Mensch.
[10.27] Und während er mit ihm redete, ging er hinein und
fand viele, die zusammengekommen waren.
[10.28] Und er sprach zu ihnen: Ihr wißt, daß es einem
jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen
oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, daß ich keinen
Menschen meiden oder unrein nennen soll.
[10.29] Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als
ich geholt wurde. So frage ich euch nun, warum ihr mich habt
holen lassen.
[10.30] Kornelius sprach: Vor vier Tagen um diese Zeit
betete ich um die neunte Stunde in meinem Hause. Und siehe, da
stand ein Mann vor mir in einem leuchtenden Gewand
[10.31] und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört, und
deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott.
[10.32] So sende nun nach Joppe und laß herrufen Simon
mit dem Beinamen Petrus, der zu Gast ist im Hause des Gerbers
Simon am Meer.
[10.33] Da sandte ich sofort zu dir; und du hast recht
getan, daß du gekommen bist. Nun sind wir alle hier vor Gott
zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist.
[10.34] Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun
erfahre ich in Wahrheit, daß Gott die Person nicht ansieht;
[10.35] sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht
tut, der ist ihm angenehm.
[10.36] Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und
Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über
alle.
[10.37] Ihr wißt, was in ganz Judäa geschehen ist,
angefangen von Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte,
[10.38] wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit
heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes
getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels
waren, denn Gott war mit ihm.
[10.39] Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat
im jüdischen Land und in Jerusalem. Den haben sie an das Holz
gehängt und getötet.
[10.40] Den hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn
erscheinen lassen,
[10.41] nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott
vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken
haben, nachdem er auferstanden war von den Toten.
[10.42] Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und
zu bezeugen, daß er von Gott bestimmt ist zum Richter der
Lebenden und der Toten.
[10.43] Von diesem bezeugen alle Propheten, daß durch
seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden
empfangen sollen.
[10.44] Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der
heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten.
[10.45] Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus
gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die
Gabe des heiligen Geistes ausgegossen wurde;
[10.46] denn sie hörten, daß sie in Zungen redeten und
Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus:
[10.47] Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe
verwehren, die den heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir?
[10.48] Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen Jesu
Christi. Da baten sie ihn, noch einige Tage dazubleiben.
[11.1] Es kam aber den Aposteln und Brüdern in Judäa
zu Ohren, daß auch die Heiden Gottes Wort angenommen hatten.
[11.2] Und als Petrus hinaufkam nach Jerusalem, stritten
die gläubig gewordenen Juden mit ihm
[11.3] und sprachen: Du bist zu Männern gegangen, die
nicht Juden sind, und hast mit ihnen gegessen!a
[11.4] Petrus aber fing an und erzählte es ihnen der
Reihe nach und sprach:
[11.5] Ich war in der Stadt Joppe im Gebet und geriet in
Verzückung und hatte eine Erscheinung; ich sah etwas wie ein
großes leinenes Tuch herabkommen, an vier Zipfeln niedergelassen
vom Himmel; das kam bis zu mir.
[11.6] Als ich hineinsah, erblickte ich vierfüßige Tiere
der Erde und wilde Tiere und kriechende Tiere und Vögel des
Himmels.
[11.7] Ich hörte aber auch eine Stimme, die sprach zu
mir: Steh auf, Petrus, schlachte und iß!
[11.8] Ich aber sprach: Oh nein, Herr; denn es ist nie
etwas Verbotenes oder Unreines in meinen Mund gekommen.
[11.9] Aber die Stimme antwortete zum zweiten Mal vom
Himmel: Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten.
[11.10] Das geschah aber dreimal; und alles wurde wieder
gen Himmel hinaufgezogen.
[11.11] Und siehe, auf einmal standen drei Männer vor dem
Hause, in dem wir waren, von Cäsarea zu mir gesandt.
[11.12] Der Geist aber sprach zu mir, ich solle mit ihnen
gehen und nicht zweifeln. Es kamen aber mit mir auch diese sechs
Brüder, und wir gingen in das Haus des Mannes.
[11.13] Der berichtete uns, wie er den Engel in seinem
Haus gesehen habe, der zu ihm sagte: Sende Männer nach Joppe und
laß holen Simon, mit dem Beinamen Petrus;
[11.14] der wird dir die Botschaft sagen, durch die du
selig wirst und dein ganzes Haus.
[11.15] Als ich aber anfing zu reden, fiel der heilige
Geist auf sie ebenso wie am Anfang auf uns.
[11.16] Da dachte ich an das Wort des Herrn, als er sagte:
Johannes hat mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem heiligen
Geist getauft werden.
[11.17] Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat
wie auch uns, die wir zum Glauben gekommen sind an den Herrn
Jesus Christus: wer war ich, daß ich Gott wehren konnte?
[11.18] Als sie das hörten, schwiegen sie still und
lobten Gott und sprachen: So hat Gott auch den Heiden die Umkehr
gegeben, die zum Leben führt!
[Note: Erste Christen in Antiochia][11.19] Die aber
zerstreut waren wegen der Verfolgung, die sich wegen Stephanus
erhob, gingen bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und
verkündigten das Wort niemandem als allein den Juden.
[11.20] Es waren aber einige unter ihnen, Männer aus
Zypern und Kyrene, die kamen nach Antiochia und redeten auch zu
den Griechen und predigten das Evangelium vom Herrn Jesus.
[11.21] Und die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine
große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn.
[11.22] Es kam aber die Kunde davon der Gemeinde von
Jerusalem zu Ohren; und sie sandten Barnabas, daß er nach
Antiochia ginge.
[11.23] Als dieser dort hingekommen war und die Gnade
Gottes sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem
Herzen an dem Herrn zu bleiben;
[11.24] denn er war ein bewährter Mann, voll heiligen
Geistes und Glaubens. Und viel Volk wurde für den Herrn
gewonnen.
[11.25] Barnabas aber zog aus nach Tarsus, Saulus zu
suchen.
[11.26] Und als er ihn fand, brachte er ihn nach
Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und
lehrten viele. In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen
genannt.
[11.27] In diesen Tagen kamen Propheten von Jerusalem nach
Antiochia.
[11.28] Und einer von ihnen mit Namen Agabus trat auf und
sagte durch den Geist eine große Hungersnot voraus, die über
den ganzen Erdkreis kommen sollte; dies geschah unter dem Kaiser
Klaudius.
[11.29] Aber unter den Jüngern beschloß ein jeder, nach
seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Gabe
zu senden.
[11.30] Das taten sie auch und schickten sie zu den
Ältesten durch Barnabas und Saulus.
[12.1] Um diese Zeit legte der König Herodes Hand an
einige von der Gemeinde, sie zu mißhandeln.
[12.2] Er tötete aber Jakobus, den Bruder des Johannes,
mit dem Schwert.
[12.3] Und als er sah, daß es den Juden gefiel, fuhr er
fort und nahm auch Petrus gefangen. Es waren aber eben die Tage
der Ungesäuerten Brote.
[12.4] Als er ihn nun ergriffen hatte, warf er ihn ins
Gefängnis und überantwortete ihn vier Wachen von je vier
Soldaten, ihn zu bewachen. Denn er gedachte, ihn nach dem Fest
vor das Volk zu stellen.
[12.5] So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten;
aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott.
[12.6] Und in jener Nacht, als ihn Herodes vorführen
lassen wollte, schlief Petrus zwischen zwei Soldaten, mit zwei
Ketten gefesselt, und die Wachen vor der Tür bewachten das
Gefängnis.
[12.7] Und siehe, der Engel des Herrn kam herein, und
Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die
Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten
fielen ihm von seinen Händen.
[12.8] Und der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und zieh
deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm: Wirf deinen
Mantel um und folge mir!
[12.9] Und er ging hinaus und folgte ihm und wußte nicht,
daß ihm das wahrhaftig geschehe durch den Engel, sondern meinte,
eine Erscheinung zu sehen.
[12.10] Sie gingen aber durch die erste und zweite Wache
und kamen zu dem eisernen Tor, das zur Stadt führt; das tat sich
ihnen von selber auf. Und sie traten hinaus und gingen eine
Straße weit, und alsbald verließ ihn der Engel.
[12.11] Und als Petrus zu sich gekommen war, sprach er:
Nun weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen Engel gesandt und
mich aus der Hand des Herodes errettet hat und von allem, was das
jüdische Volk erwartete.
[12.12] Und als er sich besonnen hatte, ging er zum Haus
Marias, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo viele
beieinander waren und beteten.
[12.13] Als er aber an das Hoftor klopfte, kam eine Magd
mit Namen Rhode, um zu hören, wer da wäre.
[12.14] Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, tat
sie vor Freude das Tor nicht auf, lief hinein und verkündete,
Petrus stünde vor dem Tor.
[12.15] Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Doch
sie bestand darauf, es wäre so. Da sprachen sie: Es ist sein
Engel.
[12.16] Petrus aber klopfte weiter an. Als sie nun
aufmachten, sahen sie ihn und entsetzten sich.
[12.17] Er aber winkte ihnen mit der Hand, daß sie
schweigen sollten, und erzählte ihnen, wie ihn der Herr aus dem
Gefängnis geführt hatte, und sprach: Verkündet dies dem
Jakobus und den Brüdern. Dann ging er hinaus und zog an einen
andern Ort.
[Note: Das Ende des Herodes Agrippa][12.18] Als es aber
Tag wurde, entstand eine nicht geringe Verwirrung unter den
Soldaten, was wohl mit Petrus geschehen sei.
[12.19] Als aber Herodes ihn holen lassen wollte und ihn
nicht fand, verhörte er die Wachen und ließ sie abführen. Dann
zog er von Judäa hinab nach Cäsarea und blieb dort eine
Zeitlang.
[12.20] Er war aber zornig auf die Einwohner von Tyrus und
Sidon. Sie aber kamen einmütig zu ihm und überredeten Blastus,
den Kämmerer des Königs, und baten um Frieden, weil ihr Land
seine Nahrung aus dem Land des Königs bekam.
[12.21] Und an einem festgesetzten Tag legte Herodes das
königliche Gewand an, setzte sich auf den Thron und hielt eine
Rede an sie.
[12.22] Das Volk aber rief ihm zu: Das ist Gottes Stimme
und nicht die eines Menschen!a
[12.23] Alsbald schlug ihn der Engel des Herrn, weil er
Gott nicht die Ehre gab. Und von Würmern zerfressen, gab er den
Geist auf.
[12.24] Und das Wort Gottes wuchs und breitete sich aus.
[12.25] Barnabas und Saulus aber kehrten zurück, nachdem
sie in Jerusalem die Gabe überbracht hatten, und nahmen mit sich
Johannes, der den Beinamen Markus hat.
[13.1] Es waren aber in Antiochia in der Gemeinde
Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt
Niger, und Luzius von Kyrene und Manaën, der mit dem
Landesfürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus.
[13.2] Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach
der heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem
Werk, zu dem ich sie berufen habe.
[13.3] Da fasteten sie und beteten und legten die Hände
auf sie und ließen sie ziehen.
[Note: Auf der Insel Zypern][13.4] Nachdem sie nun
ausgesandt waren vom heiligen Geist, kamen sie nach Seleuzia und
von da zu Schiff nach Zypern.
[13.5] Und als sie in die Stadt Salamis kamen,
verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden; sie
hatten aber auch Johannes als Gehilfen bei sich.
[13.6] Als sie die ganze Insel bis nach Paphos durchzogen
hatten, trafen sie einen Zauberer und falschen Propheten, einen
Juden, der hieß Barjesus;
[13.7] der war bei dem Statthalter Sergius Paulus, einem
verständigen Mann. Dieser rief Barnabas und Saulus zu sich und
begehrte, das Wort Gottes zu hören.
[13.8] Da widerstand ihnen der Zauberer Elymas - denn so
wird sein Name übersetzt - und versuchte, den Statthalter vom
Glauben abzuhalten.
[13.9] Saulus aber, der auch Paulus heißt, voll heiligen
Geistes, sah ihn an
[13.10] und sprach: Du Sohn des Teufels, voll aller List
und aller Bosheit, du Feind aller Gerechtigkeit, hörst du nicht
auf, krumm zu machen die geraden Wege des Herrn?
[13.11] Und nun siehe, die Hand des Herrn kommt über
dich, und du sollst blind sein und die Sonne eine Zeitlang nicht
sehen! Auf der Stelle fiel Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und
er ging umher und suchte jemanden, der ihn an der Hand führte.
[13.12] Als der Statthalter sah, was geschehen war, wurde
er gläubig und verwunderte sich über die Lehre des Herrn.
[Note: In Antiochia in Pisidien][13.13] Paulus aber und
die um ihn waren, fuhren von Paphos ab und kamen nach Perge in
Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte
zurück nach Jerusalem.
[13.14] Sie aber zogen von Perge weiter und kamen nach
Antiochia in Pisidien und gingen am Sabbat in die Synagoge und
setzten sich.
[13.15] Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten
aber schickten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen
ihnen sagen: Liebe Brüder, wollt ihr etwas reden und das Volk
ermahnen, so sagt es.
[13.16] Da stand Paulus auf und winkte mit der Hand und
sprach: Ihr Männer von Israel und ihr Gottesfürchtigen*, hört
zu! *Siehe Sach- und Worterklärungen.
[13.17] Der Gott dieses Volkes Israel hat unsre Väter
erwählt und das Volk groß gemacht, als sie Fremdlinge waren im
Lande Ägypten, und mit starkem Arm führte er sie von dort
heraus.
[13.18] Und vierzig Jahre lang ertrug er sie in der
Wüstea
[13.19] und vernichtete sieben Völker in dem Land Kanaan
und gab ihnen deren Land zum Erbe;
[13.20] das geschah in etwa vierhundertfünfzig Jahren.
Danach gab er ihnen Richter bis zur Zeit des Propheten Samuel.
[13.21] Und von da an baten sie um einen König; und Gott
gab ihnen Saul, den Sohn des Kisch, einen Mann aus dem Stamm
Benjamin, für vierzig Jahre.
[13.22] Und als er diesen verstoßen hatte, erhob er David
zu ihrem König, von dem er bezeugte (1. Samuel 13,14): "Ich
habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem
Herzen, der soll meinen ganzen Willen tun."
[13.23] Aus dessen Geschlecht hat Gott, wie er verheißen
hat, Jesus kommen lassen als Heiland für das Volk Israel,
[13.24] nachdem Johannes, bevor Jesus auftrat, dem ganzen
Volk Israel die Taufe der Buße gepredigt hatte.
[13.25] Als aber Johannes seinen Lauf vollendete, sprach
er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet; aber siehe, er
kommt nach mir, dessen Schuhriemen zu lösen ich nicht wert bin.
[13.26] Ihr Männer, liebe Brüder, ihr Söhne aus dem
Geschlecht Abrahams und ihr Gottesfürchtigen, uns ist das Wort
dieses Heils gesandt.
[13.27] Denn die Einwohner von Jerusalem und ihre Oberen
haben, weil sie Jesus nicht erkannten, die Worte der Propheten,
die an jedem Sabbat vorgelesen werden, mit ihrem Urteilsspruch
erfüllt.
[13.28] Und obwohl sie nichts an ihm fanden, das den Tod
verdient hätte, baten sie doch Pilatus, ihn zu töten.
[13.29] Und als sie alles vollendet hatten, was von ihm
geschrieben steht, nahmen sie ihn von dem Holz und legten ihn in
ein Grab.
[13.30] Aber Gott hat ihn auferweckt von den Toten;
[13.31] und er ist an vielen Tagen denen erschienen, die
mit ihm von Galiläa hinauf nach Jerusalem gegangen waren; die
sind jetzt seine Zeugen vor dem Volk.
[13.32] Und wir verkündigen euch die Verheißung, die an
die Väter ergangen ist,
[13.33] daß Gott sie uns, ihren Kindern, erfüllt hat,
indem er Jesus auferweckte; wie denn im zweiten Psalm geschrieben
steht (Psalm 2,7): "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich
gezeugt."
[13.34] Daß er ihn aber von den Toten auferweckt hat und
ihn nicht der Verwesung überlassen wollte, hat er so gesagt
(Jesaja 55,3): "Ich will euch die Gnade, die David
verheißen ist, treu bewahren."
[13.35] Darum sagt er auch an einer andern Stelle (Psalm
16,10): "Du wirst nicht zugeben, daß dein Heiliger die
Verwesung sehe."
[13.36] Denn nachdem David zu seiner Zeit dem Willen
Gottes gedient hatte, ist er entschlafen und zu seinen Vätern
versammelt worden und hat die Verwesung gesehen.
[13.37] Der aber, den Gott auferweckt hat, der hat die
Verwesung nicht gesehen.
[13.38] So sei euch nun kundgetan, liebe Brüder, daß
euch durch ihn Vergebung der Sünden verkündigt wird; und in all
dem, worin ihr durch das Gesetz des Mose nicht gerecht werden
konntet,
[13.39] ist der gerecht gemacht, der an ihn glaubt.
[13.40] Seht nun zu, daß nicht über euch komme, was in
den Propheten gesagt ist (Habakuk 1,5): "
[13.41] Seht, ihr Verächter, und wundert euch und werdet
zunichte! Denn ich tue ein Werk zu euren Zeiten, das ihr nicht
glauben werdet, wenn es euch jemand erzählt."
[13.42] Als sie aber aus der Synagoge hinausgingen, baten
die Leute, daß sie am nächsten Sabbat noch einmal von diesen
Dingen redeten.
[13.43] Und als die Gemeinde auseinanderging, folgten
viele Juden und gottesfürchtige Judengenossen dem Paulus und
Barnabas. Diese sprachen mit ihnen und ermahnten sie, daß sie
bleiben sollten in der Gnade Gottes.
[13.44] Am folgenden Sabbat aber kam fast die ganze Stadt
zusammen, das Wort Gottes zu hören.
[13.45] Als aber die Juden die Menge sahen, wurden sie
neidisch und widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten.
[13.46] Paulus und Barnabas aber sprachen frei und offen:
Euch mußte das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber
von euch stoßt und haltet euch selbst nicht für würdig des
ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden.
[13.47] Denn so hat uns der Herr geboten (Jesaja 49,6):
"Ich habe dich zum Licht der Heiden gemacht, damit du das
Heil seist bis an die Enden der Erde."
[13.48] Als das die Heiden hörten, wurden sie froh und
priesen das Wort des Herrn, und alle wurden gläubig, die zum
ewigen Leben bestimmt waren.
[13.49] Und das Wort des Herrn breitete sich aus in der
ganzen Gegend.
[13.50] Aber die Juden hetzten die gottesfürchtigen
vornehmen Frauen und die angesehensten Männer der Stadt auf und
stifteten eine Verfolgung an gegen Paulus und Barnabas und
vertrieben sie aus ihrem Gebiet.
[13.51] Sie aber schüttelten den Staub von ihren Füßen
zum Zeugnis gegen sie und kamen nach Ikonion.
[13.52] Die Jünger aber wurden erfüllt von Freude und
heiligem Geist.
[14.1] Es geschah aber in Ikonion, daß sie wieder in
die Synagoge der Juden gingen und so predigten, daß eine große
Menge Juden und Griechen gläubig wurde.
[14.2] Die Juden aber, die ungläubig blieben, stifteten
Unruhe und hetzten die Seelen der Heiden auf gegen die Brüder.
[14.3] Dennoch blieben sie eine lange Zeit dort und
lehrten frei und offen im Vertrauen auf den Herrn, der das Wort
seiner Gnade bezeugte und ließ Zeichen und Wunder geschehen
durch ihre Hände.
[14.4] Die Menge in der Stadt aber spaltete sich; die
einen hielten's mit den Juden und die andern mit den Aposteln.
[14.5] Als sich aber ein Sturm erhob bei den Heiden und
Juden und ihren Oberen und sie sie mißhandeln und steinigen
wollten,
[14.6] merkten sie es und entflohen in die Städte
Lykaoniens, nach Lystra und Derbe, und in deren Umgebung
[14.7] und predigten dort das Evangelium.
[Note: In Lystra][14.8] Und es war ein Mann in Lystra, der
hatte schwache Füße und konnte nur sitzen; er war gelähmt von
Mutterleib an und hatte noch nie gehen können.
[14.9] Der hörte Paulus reden. Und als dieser ihn ansah
und merkte, daß er glaubte, ihm könne geholfen werden,
[14.10] sprach er mit lauter Stimme: Stell dich aufrecht
auf deine Füße! Und er sprang auf und ging umher.
[14.11] Als aber das Volk sah, was Paulus getan hatte,
erhoben sie ihre Stimme und riefen auf lykaonisch: Die Götter
sind den Menschen gleich geworden und zu uns herabgekommen.
[14.12] Und sie nannten Barnabas Zeus und Paulus Hermes,
weil er das Wort führte.
[14.13] Und der Priester des Zeus aus dem Tempel vor ihrer
Stadt brachte Stiere und Kränze vor das Tor und wollte opfern
samt dem Volk.
[14.14] Als das die Apostel Barnabas und Paulus hörten,
zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter das Volk und
schrien:
[14.15] Ihr Männer, was macht ihr da? Wir sind auch
sterbliche Menschen wie ihr und predigen euch das Evangelium,
daß ihr euch bekehren sollt von diesen falschen Göttern zu dem
lebendigen Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was
darin ist, gemacht hat.
[14.16] Zwar hat er in den vergangenen Zeiten alle Heiden
ihre eigenen Wege gehen lassen;
[14.17] und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt
gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und
fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit
Freude erfüllt. -
[14.18] Und obwohl sie das sagten, konnten sie kaum das
Volk davon abbringen, ihnen zu opfern.
[14.19] Es kamen aber von Antiochia und Ikonion Juden
dorthin und überredeten das Volk und steinigten Paulus und
schleiften ihn zur Stadt hinaus, und meinten, er wäre gestorben.
[14.20] Als ihn aber die Jünger umringten, stand er auf
und ging in die Stadt.
[Note: Die Rückkehr nach Antiochia in Syrien Am nächsten Tag
zog er mit Barnabas][Note: weiter nach Derbe;][14.21] und
sie predigten dieser Stadt das Evangelium und machten viele zu
Jüngern. Dann kehrten sie zurück nach Lystra und Ikonion und
Antiochia,
[14.22] stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten
sie, im Glauben zu bleiben, und sagten: Wir müssen durch viele
Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.
[14.23] Und sie setzten in jeder Gemeinde Älteste ein,
beteten und fasteten und befahlen sie dem Herrn, an den sie
gläubig geworden waren.
[14.24] Und sie zogen durch Pisidien und kamen nach
Pamphylien
[14.25] und sagten das Wort in Perge und zogen hinab nach
Attalia.
[14.26] Und von da fuhren sie mit dem Schiff nach
Antiochia, wo sie der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem
Werk, das sie nun ausgerichtet hatten.
[14.27] Als sie aber dort ankamen, versammelten sie die
Gemeinde und verkündeten, wieviel Gott durch sie getan und wie
er den Heiden die Tür des Glaubens aufgetan hätte.
[14.28] Sie blieben aber dort eine nicht geringe Zeit bei
den Jüngern.
[15.1] Und einige kamen herab von Judäa und lehrten
die Brüder: Wenn ihr euch nicht beschneiden laßt nach der
Ordnung des Mose, könnt ihr nicht selig werden.
[15.2] Als nun Zwietracht entstand, und Paulus und
Barnabas einen nicht geringen Streit mit ihnen hatten, ordnete
man an, daß Paulus und Barnabas und einige andre von ihnen nach
Jerusalem hinaufziehen sollten zu den Aposteln und Ältesten um
dieser Frage willen.
[15.3] Und sie wurden von der Gemeinde geleitet und zogen
durch Phönizien und Samarien und erzählten von der Bekehrung
der Heiden und machten damit allen Brüdern große Freude.
[15.4] Als sie aber nach Jerusalem kamen, wurden sie
empfangen von der Gemeinde und von den Aposteln und von den
Ältesten. Und sie verkündeten, wieviel Gott durch sie getan
hatte.
[15.5] Da traten einige von der Partei der Pharisäer auf,
die gläubig geworden waren, und sprachen: Man muß sie
beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz des Mose zu halten.
[15.6] Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen,
über diese Sache zu beraten.
[15.7] Als man sich aber lange gestritten hatte, stand
Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer, liebe Brüder, ihr
wißt, daß Gott vor langer Zeit unter euch bestimmt hat, daß
durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums hörten und
glaubten.
[15.8] Und Gott, der die Herzen kennt, hat es bezeugt und
ihnen den heiligen Geist gegeben wie auch uns,
[15.9] und er hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns
und ihnen, nachdem er ihre Herzen gereinigt hatte durch den
Glauben.
[15.10] Warum versucht ihr denn nun Gott dadurch, daß ihr
ein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsre Väter
noch wir haben tragen können?
[15.11] Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn
Jesus selig zu werden, ebenso wie auch sie.
[15.12] Da schwieg die ganze Menge still und hörte Paulus
und Barnabas zu, die erzählten, wie große Zeichen und Wunder
Gott durch sie getan hatte unter den Heiden.
[15.13] Danach, als sie schwiegen, antwortete Jakobus und
sprach: Ihr Männer, liebe Brüder, hört mir zu!
[15.14] Simon hat erzählt, wie Gott zum ersten Mal die
Heiden gnädig heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk für seinen
Namen zu gewinnen.
[15.15] Und dazu stimmen die Worte der Propheten, wie
geschrieben steht (Amos 9,11.12): "
[15.16] Danach will ich mich wieder zu ihnen wenden und
will die zerfallene Hütte Davids wieder bauen, und ihre Trümmer
will ich wieder aufbauen und will sie aufrichten,
[15.17] damit die Menschen, die übriggeblieben sind, nach
dem Herrn fragen, dazu alle Heiden, über die mein Name genannt
ist, spricht der Herr,
[15.18] der tut, was von alters her bekannt ist."
[15.19] Darum meine ich, daß man denen von den Heiden,
die sich zu Gott bekehren, nicht Unruhe mache,
[15.20] sondern ihnen vorschreibe, daß sie sich enthalten
sollen von Befleckung durch Götzen und von Unzucht* und vom
Erstickten* und vom Blut.
[15.21] Denn Mose hat von alten Zeiten her in allen
Städten solche, die ihn predigen, und wird alle Sabbattage in
den Synagogen gelesen.
[Note: Die Beschlüsse der Apostelversammlung][15.22] Und
die Apostel und Ältesten beschlossen samt der ganzen Gemeinde,
aus ihrer Mitte Männer auszuwählen und mit Paulus und Barnabas
nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen
Barsabbas und Silas, angesehene Männer unter den Brüdern.
[15.23] Und sie gaben ein Schreiben in ihre Hand, also
lautend: Wir, die Apostel und Ältesten, eure Brüder, wünschen
Heil den Brüdern aus den Heiden in Antiochia und Syrien und
Zilizien.
[15.24] Weil wir gehört haben, daß einige von den
Unsern, denen wir doch nichts befohlen hatten, euch mit Lehren
irre gemacht und eure Seelen verwirrt haben,
[15.25] so haben wir, einmütig versammelt, beschlossen,
Männer auszuwählen und zu euch zu senden, mit unsern geliebten
Brüdern Barnabas und Paulus,
[15.26] Männer, die ihr Leben eingesetzt haben für den
Namen unseres Herrn Jesus Christus.
[15.27] So haben wir Judas und Silas gesandt, die euch
mündlich dasselbe mitteilen werden.
[15.28] Denn es gefällt dem heiligen Geist und uns, euch
weiter keine Last aufzuerlegen als nur diese notwendigen Dinge:
[15.29] daß ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom
Blut und vom Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor
bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl!
[Note: Die Benachrichtigung der Gemeinde in Antiochia][15.30]
Als man sie hatte gehen lassen, kamen sie nach Antiochia und
versammelten die Gemeinde und übergaben den Brief.
[15.31] Als sie ihn lasen, wurden sie über den Zuspruch
froh.
[15.32] Judas aber und Silas, die selbst Propheten waren,
ermahnten die Brüder mit vielen Reden und stärkten sie.
[15.33] Und als sie eine Zeitlang dort verweilt hatten,
ließen die Brüder sie mit Frieden gehen zu denen, die sie
gesandt hatten.* *Vers 34 findet sich erst in der späteren
Überlieferung: "Es gefiel aber Silas, dort zu
bleiben."
[15.34] Paulus und Barnabas aber blieben in Antiochia,
lehrten und predigten mit vielen andern das Wort des Herrn.
[Note: Der Beginn der zweiten Missionsreise][15.35] Nach
einigen Tagen sprach Paulus zu Barnabas: Laß uns wieder
aufbrechen und nach unsern Brüdern sehen in allen Städten, in
denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, wie es um sie
steht.
[15.36] Barnabas aber wollte, daß sie auch Johannes mit
dem Beinamen Markus mitnähmen.
[15.37] Paulus aber hielt es nicht für richtig, jemanden
mitzunehmen, der sie in Pamphylien verlassen hatte und nicht mit
ihnen ans Werk gegangen war.
[15.38] Und sie kamen scharf aneinander, so daß sie sich
trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und fuhr nach Zypern.
[15.39] Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den
Brüdern der Gnade Gottes befohlen.
[15.40] Er zog aber durch Syrien und Zilizien und stärkte
die Gemeinden.
[16.1] Er kam auch nach Derbe und Lystra; und siehe,
dort war ein Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn einer
jüdischen Frau, die gläubig war, und eines griechischen Vaters.
[16.2] Der hatte einen guten Ruf bei den Brüdern in
Lystra und Ikonion.
[16.3] Diesen wollte Paulus mit sich ziehen lassen, und er
nahm ihn und beschnitt ihn wegen der Juden, die in jener Gegend
waren; denn sie wußten alle, daß sein Vater ein Grieche war.
[16.4] Als sie aber durch die Städte zogen, übergaben
sie ihnen die Beschlüsse, die von den Aposteln und Ältesten in
Jerusalem gefaßt worden waren, damit sie sich daran hielten.
[16.5] Da wurden die Gemeinden im Glauben gefestigt und
nahmen täglich zu an Zahl.
[16.6] Sie zogen aber durch Phrygien und das Land
Galatien, da ihnen vom heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort zu
predigen in der Provinz Asien.
[16.7] Als sie aber bis nach Mysien gekommen waren,
versuchten sie, nach Bithynien zu reisen; doch der Geist Jesu
ließ es ihnen nicht zu.
[16.8] Da zogen sie durch Mysien und kamen hinab nach
Troas.
[Note: Der Ruf nach Mazedonien][16.9] Und Paulus sah eine
Erscheinung bei Nacht: ein Mann aus Mazedonien stand da und bat
ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!
[16.10] Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da
suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen, gewiß, daß uns
Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen.
[Note: In Philippi][16.11] Da fuhren wir von Troas ab und
kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis
[16.12] und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des
ersten Bezirks von Mazedonien, eine römische Kolonie. Wir
blieben aber einige Tage in dieser Stadt.
[16.13] Am Sabbattag gingen wir hinaus vor die Stadt an
den Fluß, wo wir dachten, daß man zu beten pflegte, und wir
setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen.
[Note: Die Bekehrung der Lydia][16.14] Und eine
gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus
der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, so
daß sie darauf achthatte, was von Paulus geredet wurde.
[16.15] Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie
uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, daß ich an den Herrn glaube,
so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns.
[Note: Die Magd mit dem Wahrsagegeist][16.16] Es geschah
aber, als wir zum Gebet gingen, da begegnete uns eine Magd, die
hatte einen Wahrsagegeist und brachte ihren Herren viel Gewinn
ein mit ihrem Wahrsagen.
[16.17] Die folgte Paulus und uns überall hin und schrie:
Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch
den Weg des Heils verkündigen.
[16.18] Das tat sie viele Tage lang. Paulus war darüber
so aufgebracht, daß er sich umwandte und zu dem Geist sprach:
Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, daß du von ihr
ausfährst. Und er fuhr aus zu derselben Stunde.
[16.19] Als aber ihre Herren sahen, daß damit ihre
Hoffnung auf Gewinn ausgefahren war, ergriffen sie Paulus und
Silas, schleppten sie auf den Markt vor die Oberen
[16.20] und führten sie den Stadtrichtern vor und
sprachen: Diese Menschen bringen unsre Stadt in Aufruhr; sie sind
Juden
[16.21] und verkünden Ordnungen, die wir weder annehmen
noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind.
[16.22] Und das Volk wandte sich gegen sie; und die
Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herunterreißen und
befahlen, sie mit Stöcken zu schlagen.
[Note: Paulus und Silas im Gefängnis][16.23] Nachdem man
sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl
dem Aufseher, sie gut zu bewachen.
[16.24] Als er diesen Befehl empfangen hatte, warf er sie
in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block.
[16.25] Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und
lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie.
[16.26] Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, so
daß die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich
öffneten sich alle Türen, und von allen fielen die Fesseln ab.
[16.27] Als aber der Aufseher aus dem Schlaf auffuhr und
sah die Türen des Gefängnisses offenstehen, zog er das Schwert
und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen
wären entflohen.
[16.28] Paulus aber rief laut: Tu dir nichts an; denn wir
sind alle hier!
[16.29] Da forderte der Aufseher ein Licht und stürzte
hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen.
[16.30] Und er führte sie heraus und sprach: Liebe
Herren, was muß ich tun, daß ich gerettet werde?
[16.31] Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst
du und dein Haus selig!
[16.32] Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen,
die in seinem Hause waren.
[16.33] Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der
Nacht und wusch ihnen die Striemen. Und er ließ sich und alle
die Seinen sogleich taufen
[16.34] und führte sie in sein Haus und deckte ihnen den
Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, daß er zum
Glauben an Gott gekommen war.
[16.35] Als es aber Tag geworden war, sandten die
Stadtrichter die Amtsdiener und ließen sagen: Laß diese Männer
frei!
[16.36] Und der Aufseher überbrachte Paulus diese
Botschaft: Die Stadtrichter haben hergesandt, daß ihr frei sein
sollt. Nun kommt heraus und geht hin in Frieden!
[16.37] Paulus aber sprach zu ihnen: Sie haben uns ohne
Recht und Urteil öffentlich geschlagen, die wir doch römische
Bürger sind, und in das Gefängnis geworfen, und sollten uns nun
heimlich fortschicken? Nein! Sie sollen selbst kommen und uns
hinausführen!
[16.38] Die Amtsdiener berichteten diese Worte den
Stadtrichtern. Da fürchteten sie sich, als sie hörten, daß sie
römische Bürger seien,
[16.39] und kamen und redeten ihnen zu, führten sie
heraus und baten sie, die Stadt zu verlassen.
[16.40] Da gingen sie aus dem Gefängnis und gingen zu der
Lydia. Und als sie die Brüder gesehen und sie getröstet hatten,
zogen sie fort.
[17.1] Nachdem sie aber durch Amphipolis und Apollonia
gereist waren, kamen sie nach Thessalonich; da war eine Synagoge
der Juden.
[17.2] Wie nun Paulus gewohnt war, ging er zu ihnen hinein
und redete mit ihnen an drei Sabbaten von der Schrift,
[17.3] tat sie ihnen auf und legte ihnen dar, daß
Christus leiden mußte und von den Toten auferstehen und daß
dieser Jesus, den ich - so sprach er - euch verkündige, der
Christus ist.
[17.4] Einige von ihnen ließen sich überzeugen und
schlossen sich Paulus und Silas an, auch eine große Menge von
gottesfürchtigen Griechen, dazu nicht wenige von den
angesehensten Frauen.
[17.5] Aber die Juden ereiferten sich und holten sich
einige üble Männer aus dem Pöbel, rotteten sich zusammen und
richteten einen Aufruhr in der Stadt an und zogen vor das Haus
Jasons und suchten sie, um sie vor das Volk zu führen.
[17.6] Sie fanden sie aber nicht. Da schleiften sie Jason
und einige Brüder vor die Oberen der Stadt und schrien: Diese,
die den ganzen Weltkreis erregen, sind jetzt auch hierher
gekommen;
[17.7] die beherbergt Jason. Und diese alle handeln gegen
des Kaisers Gebote und sagen, ein anderer sei König, nämlich
Jesus.
[17.8] So brachten sie das Volk auf und die Oberen der
Stadt, die das hörten.
[17.9] Und erst nachdem ihnen von Jason und den andern
Bürgschaft geleistet war, ließen sie sie frei.
[Note: In Beröa][17.10] Die Brüder aber schickten noch
in derselben Nacht Paulus und Silas nach Beröa. Als sie dahin
kamen, gingen sie in die Synagoge der Juden.
[17.11] Diese aber waren freundlicher als die in
Thessalonich; sie nahmen das Wort bereitwillig auf und forschten
täglich in der Schrift, ob sich's so verhielte.
[17.12] So glaubten nun viele von ihnen, darunter nicht
wenige von den vornehmen griechischen Frauen und Männern.
[17.13] Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, daß
auch in Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt wurde,
kamen sie und erregten Unruhe und verwirrten auch dort das Volk.
[17.14] Da schickten die Brüder Paulus sogleich weiter
bis an das Meer; Silas und Timotheus aber blieben zurück.
[17.15] Die aber Paulus geleiteten, brachten ihn bis nach
Athen. Und nachdem sie den Auftrag empfangen hatten, daß Silas
und Timotheus so schnell wie möglich zu ihm kommen sollten,
kehrten sie zurück.
[Note: In Athen][17.16] Als aber Paulus in Athen auf sie
wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, als er die Stadt voller
Götzenbilder sah.
[17.17] Und er redete zu den Juden und den
Gottesfürchtigen in der Synagoge und täglich auf dem Markt zu
denen, die sich einfanden.
[17.18] Einige Philosophen aber, Epikureer und Stoiker,
stritten mit ihm. Und einige von ihnen sprachen: Was will dieser
Schwätzer sagen? Andere aber: Es sieht so aus, als wolle er
fremde Götter verkündigen. Er hatte ihnen nämlich das
Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigt.
[17.19] Sie nahmen ihn aber mit und führten ihn auf den
Areopag* und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine
neue Lehre ist, die du lehrst? *Siehe Sach- und Worterklärungen.
[17.20] Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren; nun
wollen wir gerne wissen, was das ist.
[17.21] Alle Athener nämlich, auch die Fremden, die bei
ihnen wohnten, hatten nichts anderes im Sinn, als etwas Neues zu
sagen oder zu hören.
[17.22] Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und
sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, daß ihr die Götter in
allen Stücken sehr verehrt.
[17.23] Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer
angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem
unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend
verehrt.
[17.24] Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was
darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in
Tempeln, die mit Händen gemacht sind.
[17.25] Auch läßt er sich nicht von Menschenhänden
dienen, wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber
jedermann Leben und Odem und alles gibt.
[17.26] Und er hat aus einem Menschen das ganze
Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden
wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in
welchen Grenzen sie wohnen sollen,
[17.27] damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl
fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von
einem jeden unter uns.
[17.28] Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch
einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines
Geschlechts.
[17.29] Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen
wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen
und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken
gemacht.
[17.30] Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit
hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, daß alle an
allen Enden Buße tun.
[17.31] Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den
Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er
dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem
er ihn von den Toten auferweckt hat.
[17.32] Als sie von der Auferstehung der Toten hörten,
begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir
wollen dich darüber ein andermal weiter hören.
[17.33] So ging Paulus von ihnen.
[17.34] Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden
gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und
eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.
[18.1] Danach verließ Paulus Athen und kam nach
Korinth
[18.2] und fand einen Juden mit Namen Aquila, aus Pontus
gebürtig; der war mit seiner Frau Priszilla kürzlich aus
Italien gekommen, weil Kaiser Klaudius allen Juden geboten hatte,
Rom zu verlassen. Zu denen ging Paulus.
[18.3] Und weil er das gleiche Handwerk hatte, blieb er
bei ihnen und arbeitete mit ihnen; sie waren nämlich von Beruf
Zeltmacher.
[18.4] Und er lehrte in der Synagoge an allen Sabbaten und
überzeugte Juden und Griechen.
[18.5] Als aber Silas und Timotheus aus Mazedonien kamen,
richtete sich Paulus ganz auf die Verkündigung des Wortes und
bezeugte den Juden, daß Jesus der Christus ist.
[18.6] Als sie aber widerstrebten und lästerten,
schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut
komme über euer Haupt; ohne Schuld gehe ich von nun an zu den
Heiden.
[18.7] Und er machte sich auf von dort und kam in das Haus
eines Mannes mit Namen Titius Justus, eines Gottesfürchtigen;
dessen Haus war neben der Synagoge.
[18.8] Krispus aber, der Vorsteher der Synagoge, kam zum
Glauben an den Herrn mit seinem ganzen Hause, und auch viele
Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich
taufen.
[18.9] Es sprach aber der Herr durch eine Erscheinung in
der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und
schweige nicht!
[18.10] Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich
unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in
dieser Stadt.
[18.11] Er blieb aber dort ein Jahr und sechs Monate und
lehrte unter ihnen das Wort Gottes.
[18.12] Als aber Gallio Statthalter in Achaja war,
empörten sich die Juden einmütig gegen Paulus und führten ihn
vor den Richterstuhl
[18.13] und sprachen: Dieser Mensch überredet die Leute,
Gott zu dienen dem Gesetz zuwider.
[18.14] Als aber Paulus den Mund auftun wollte, sprach
Gallio zu den Juden: Wenn es um einen Frevel oder ein Vergehen
ginge, ihr Juden, so würde ich euch anhören, wie es recht ist;
[18.15] weil es aber Fragen sind über Lehre und Namen und
das Gesetz bei euch, so seht ihr selber zu; ich gedenke, darüber
nicht Richter zu sein.
[18.16] Und er trieb sie weg von dem Richterstuhl.
[18.17] Da ergriffen sie alle Sosthenes, den Vorsteher der
Synagoge, und schlugen ihn vor dem Richterstuhl, und Gallio
kümmerte sich nicht darum.
[Note: Die Rückkehr nach Antiochia][18.18] Paulus aber
blieb noch eine Zeitlang dort. Danach nahm er Abschied von den
Brüdern und wollte nach Syrien fahren und mit ihm Priszilla und
Aquila. Zuvor ließ er sich in Kenchreä sein Haupt scheren, denn
er hatte ein Gelübde getan.
[18.19] Und sie kamen nach Ephesus, und er ließ die
beiden dort zurück; er aber ging in die Synagoge und redete mit
den Juden.
[18.20] Sie baten ihn aber, daß er längere Zeit bei
ihnen bleibe. Doch er willigte nicht ein,
[18.21] sondern nahm Abschied von ihnen und sprach: Will's
Gott, so will ich wieder zu euch kommen. Und er fuhr weg von
Ephesus
[18.22] und kam nach Cäsarea und ging hinauf nach
Jerusalem und grüßte die Gemeinde und zog hinab nach Antiochia.
[Note: Der Beginn der dritten Missionsreise][18.23] Und
nachdem er einige Zeit geblieben war, brach er wieder auf und
durchzog nacheinander das galatische Land und Phrygien und
stärkte alle Jünger.
[Note: Apollos in Ephesus][18.24] Es kam aber nach Ephesus
ein Jude mit Namen Apollos, aus Alexandria gebürtig, ein
beredter Mann und gelehrt in der Schrift.
[18.25] Dieser war unterwiesen im Weg des Herrn und redete
brennend im Geist und lehrte richtig von Jesus, wußte aber nur
von der Taufe des Johannes.
[18.26] Er fing an, frei und offen zu predigen in der
Synagoge. Als ihn Aquila und Priszilla hörten, nahmen sie ihn zu
sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer aus.
[18.27] Als er aber nach Achaja reisen wollte, schrieben
die Brüder an die Jünger dort und empfahlen ihnen, ihn
aufzunehmen. Und als er dahin gekommen war, half er denen viel,
die gläubig geworden waren durch die Gnade.
[18.28] Denn er widerlegte die Juden kräftig und erwies
öffentlich durch die Schrift, daß Jesus der Christus ist.
[19.1] Es geschah aber, als Apollos in Korinth war,
daß Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und
einige Jünger fand.
[19.2] Zu denen sprach er: Habt ihr den heiligen Geist
empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir
haben noch nie gehört, daß es einen heiligen Geist gibt.
[19.3] Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft?
Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes.
[19.4] Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der
Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben,
der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus.
[19.5] Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf
den Namen des Herrn Jesus.
[19.6] Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der
heilige Geist auf sie, und sie redeten in Zungen und weissagten.
[19.7] Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer.
[19.8] Er ging aber in die Synagoge und predigte frei und
offen drei Monate lang, lehrte und überzeugte sie von dem Reich
Gottes.
[19.9] Als aber einige verstockt waren und nicht glaubten
und vor der Menge übel redeten von der Lehre, trennte er sich
von ihnen und sonderte auch die Jünger ab und redete täglich in
der Schule des Tyrannus.
[19.10] Und das geschah zwei Jahre lang, so daß alle, die
in der Provinz Asien wohnten, das Wort des Herrn hörten, Juden
und Griechen.
[19.11] Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die
Hände des Paulus.
[19.12] So hielten sie auch die Schweißtücher und andere
Tücher, die er auf seiner Haut getragen hatte, über die
Kranken, und die Krankheiten wichen von ihnen, und die bösen
Geister fuhren aus.
[19.13] Es unterstanden sich aber einige von den Juden,
die als Beschwörer umherzogen, den Namen des Herrn Jesus zu
nennen über denen, die böse Geister hatten, und sprachen: Ich
beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus predigt.
[19.14] Es waren aber sieben Söhne eines jüdischen
Hohenpriesters mit Namen Skevas, die dies taten.
[19.15] Aber der böse Geist antwortete und sprach zu
ihnen: Jesus kenne ich wohl, und von Paulus weiß ich wohl; aber
wer seid ihr?
[19.16] Und der Mensch, in dem der böse Geist war,
stürzte sich auf sie und überwältigte sie alle und richtete
sie so zu, daß sie nackt und verwundet aus dem Haus flohen.
[19.17] Das aber wurde allen bekannt, die in Ephesus
wohnten, Juden und Griechen; und Furcht befiel sie alle, und der
Name des Herrn Jesus wurde hoch gelobt.
[19.18] Es kamen auch viele von denen, die gläubig
geworden waren, und bekannten und verkündeten, was sie getan
hatten.
[19.19] Viele aber, die Zauberei getrieben hatten,
brachten die Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich und
berechneten, was sie wert waren, und kamen auf fünfzigtausend
Silbergroschen.
[19.20] So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des
Herrn und wurde mächtig.
[19.21] Als das geschehen war, nahm sich Paulus im Geist
vor, durch Mazedonien und Achaja zu ziehen und nach Jerusalem zu
reisen, und sprach: Wenn ich dort gewesen bin, muß ich auch Rom
sehen.
[19.22] Und er sandte zwei, die ihm dienten, Timotheus und
Erastus, nach Mazedonien; er aber blieb noch eine Weile in der
Provinz Asien.
[Note: Der Aufruhr des Demetrius][19.23] Es erhob sich
aber um diese Zeit eine nicht geringe Unruhe über den neuen Weg.
[19.24] Denn einer mit Namen Demetrius, ein Goldschmied,
machte silberne Tempel der Diana* und verschaffte denen vom
Handwerk nicht geringen Gewinn. *Siehe Sach- und
Worterklärungen.
[19.25] Diese und die Zuarbeiter dieses Handwerks
versammelte er und sprach: Liebe Männer, ihr wißt, daß wir
großen Gewinn von diesem Gewerbe haben;
[19.26] und ihr seht und hört, daß nicht allein in
Ephesus, sondern auch fast in der ganzen Provinz Asien dieser
Paulus viel Volk abspenstig macht, überredet und spricht: Was
mit Händen gemacht ist, das sind keine Götter.
[19.27] Aber es droht nicht nur unser Gewerbe in Verruf zu
geraten, sondern auch der Tempel der großen Göttin Diana wird
für nichts geachtet werden, und zudem wird ihre göttliche
Majestät untergehen, der doch die ganze Provinz Asien und der
Weltkreis Verehrung erweist.
[19.28] Als sie das hörten, wurden sie von Zorn erfüllt
und schrien: Groß ist die Diana der Epheser!
[19.29] Und die ganze Stadt wurde voll Getümmel; sie
stürmten einmütig zum Theater und ergriffen Gajus und Aristarch
aus Mazedonien, die Gefährten des Paulus.
[19.30] Als aber Paulus unter das Volk gehen wollte,
ließen's ihm die Jünger nicht zu.
[19.31] Auch einige der Oberen der Provinz Asien, die ihm
freundlich gesinnt waren, sandten zu ihm und ermahnten ihn, sich
nicht zum Theater zu begeben.
[19.32] Dort schrien die einen dies, die andern das, und
die Versammlung war in Verwirrung, und die meisten wußten nicht,
warum sie zusammengekommen waren.
[19.33] Einige aber aus der Menge unterrichteten den
Alexander, den die Juden vorschickten. Alexander aber winkte mit
der Hand und wollte sich vor dem Volk verantworten.
[19.34] Als sie aber innewurden, daß er ein Jude war,
schrie alles wie aus einem Munde fast zwei Stunden lang: Groß
ist die Diana der Epheser!
[19.35] Als aber der Kanzler das Volk beruhigt hatte,
sprach er: Ihr Männer von Ephesus, wo ist ein Mensch, der nicht
weiß, daß die Stadt Ephesus eine Hüterin der großen Diana ist
und ihres Bildes, das vom Himmel gefallen ist?
[19.36] Weil das nun unwidersprechlich ist, sollt ihr euch
ruhig verhalten und nichts Unbedachtes tun.
[19.37] Ihr habt diese Menschen hergeführt, die weder
Tempelräuber noch Lästerer unserer Göttin sind.
[19.38] Haben aber Demetrius und die mit ihm vom Handwerk
sind einen Anspruch an jemanden, so gibt es Gerichte und
Statthalter; da laßt sie sich untereinander verklagen.
[19.39] Wollt ihr aber darüber hinaus noch etwas, so kann
man es in einer ordentlichen Versammlung entscheiden.
[19.40] Denn wir stehen in Gefahr, wegen der heutigen
Empörung verklagt zu werden, ohne daß ein Grund vorhanden ist,
mit dem wir diesen Aufruhr entschuldigen könnten. Und als er
dies gesagt hatte, ließ er die Versammlung gehen.
[20.1] Als nun das Getümmel aufgehört hatte, rief
Paulus die Jünger zu sich und tröstete sie, nahm Abschied und
brach auf, um nach Mazedonien zu reisen.
[20.2] Und als er diese Gegenden durchzogen und die
Gemeinden mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach
Griechenland
[20.3] und blieb dort drei Monate. Da ihm aber die Juden
nachstellten, als er zu Schiff nach Syrien fahren wollte,
beschloß er, durch Mazedonien zurückzukehren.
[20.4] Es zogen aber mit ihm Sopater aus Beröa, der Sohn
des Pyrrhus, aus Thessalonich aber Aristarch und Sekundus und
Gajus aus Derbe und Timotheus, aus der Provinz Asien aber
Tychikus und Trophimus.
[20.5] Diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas.
[Note: In Troas][20.6] Wir aber fuhren nach den Tagen der
Ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen am
fünften Tag zu ihnen nach Troas und blieben dort sieben Tage.
[20.7] Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt
waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am
nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis
Mitternacht.
[20.8] Und es waren viele Lampen in dem Obergemach, wo wir
versammelt waren.
[20.9] Es saß aber ein junger Mann mit Namen Eutychus in
einem Fenster und sank in einen tiefen Schlaf, weil Paulus so
lange redete; und vom Schlaf überwältigt fiel er hinunter vom
dritten Stock und wurde tot aufgehoben.
[20.10] Paulus aber ging hinab und warf sich über ihn,
umfing ihn und sprach: Macht kein Getümmel; denn es ist Leben in
ihm.
[20.11] Dann ging er hinauf und brach das Brot und aß und
redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und so zog er hinweg.
[20.12] Sie brachten aber den jungen Mann lebend herein
und wurden nicht wenig getröstet.
[Note: Die Reise nach Milet][20.13] Wir aber zogen voraus
zum Schiff und fuhren nach Assos und wollten dort Paulus zu uns
nehmen; denn er hatte es so befohlen, weil er selbst zu Fuß
gehen wollte.
[20.14] Als er uns nun traf in Assos, nahmen wir ihn zu
uns und kamen nach Mitylene.
[20.15] Und von dort fuhren wir weiter und kamen am
nächsten Tag auf die Höhe von Chios; am folgenden Tag gelangten
wir nach Samos und am nächsten Tag kamen wir nach Milet.
[20.16] Denn Paulus hatte beschlossen, an Ephesus
vorüberzufahren, um in der Provinz Asien keine Zeit zu
verlieren; denn er eilte, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein,
wenn es ihm möglich wäre.
[Note: Die Abschiedsrede des Paulus an die Ältesten von
Ephesus][20.17] Aber von Milet sandte er nach Ephesus und
ließ die Ältesten der Gemeinde rufen.
[20.18] Als aber die zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Ihr
wißt, wie ich mich vom ersten Tag an, als ich in die Provinz
Asien gekommen bin, die ganze Zeit bei euch verhalten habe,
[20.19] wie ich dem Herrn gedient habe in aller Demut und
mit Tränen und unter Anfechtungen, die mir durch die
Nachstellungen der Juden widerfahren sind.
[20.20] Ich habe euch nichts vorenthalten, was nützlich
ist, daß ich's euch nicht verkündigt und gelehrt hätte,
öffentlich und in den Häusern,
[20.21] und habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu
Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.
[20.22] Und nun siehe, durch den Geist gebunden, fahre ich
nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird,
[20.23] nur daß der heilige Geist in allen Städten mir
bezeugt, daß Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten.
[20.24] Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert,
wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich
von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium
von der Gnade Gottes.
[20.25] Und nun siehe, ich weiß, daß ihr mein Angesicht
nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen bin
und das Reich gepredigt habe.
[20.26] Darum bezeuge ich euch am heutigen Tage, daß ich
rein bin vom Blut aller;
[20.27] denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen
Ratschluß Gottes zu verkündigen.
[20.28] So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze
Herde, in der euch der heilige Geist eingesetzt hat zu
Bischöfen*, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein
eigenes Blut erworben hat.
[20.29] Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied
reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen
werden.
[20.30] Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die
Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen.
[20.31] Darum seid wachsam und denkt daran, daß ich drei
Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter
Tränen zu ermahnen.
[20.32] Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner
Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und euch das Erbe zu
geben mit allen, die geheiligt sind.
[20.33] Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder
Kleidung begehrt.
[20.34] Denn ihr wißt selber, daß mir diese Hände zum
Unterhalt gedient haben für mich und die, die mit mir gewesen
sind.
[20.35] Ich habe euch in allem gezeigt, daß man so
arbeiten und sich der Schwachen annehmen muß im Gedenken an das
Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger
als nehmen.
[20.36] Und als er das gesagt hatte, kniete er nieder und
betete mit ihnen allen.
[20.37] Da begannen alle laut zu weinen, und sie fielen
Paulus um den Hals und küßten ihn,
[20.38] am allermeisten betrübt über das Wort, das er
gesagt hatte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Und
sie geleiteten ihn auf das Schiff.
[21.1] Als wir uns nun von ihnen losgerissen hatten und
abgefahren waren, kamen wir geradewegs nach Kos und am folgenden
Tage nach Rhodos und von da nach Patara.
[21.2] Und als wir ein Schiff fanden, das nach Phönizien
fuhr, stiegen wir ein und fuhren ab.
[21.3] Als aber Zypern in Sicht kam, ließen wir es linker
Hand liegen und fuhren nach Syrien und kamen in Tyrus an, denn
dort sollte das Schiff die Ware ausladen.
[21.4] Als wir nun die Jünger fanden, blieben wir sieben
Tage dort. Die sagten Paulus durch den Geist, er solle nicht nach
Jerusalem hinaufziehen.
[21.5] Und es geschah, als wir die Tage zugebracht hatten,
da machten wir uns auf und reisten weiter. Und sie geleiteten uns
alle mit Frauen und Kindern bis hinaus vor die Stadt, und wir
knieten nieder am Ufer und beteten.
[21.6] Und als wir voneinander Abschied genommen hatten,
stiegen wir ins Schiff; jene aber wandten sich wieder heimwärts.
[21.7] Wir beendeten die Seefahrt und kamen von Tyrus nach
Ptolemaïs, begrüßten die Brüder und blieben einen Tag bei
ihnen.
[21.8] Am nächsten Tag zogen wir weiter und kamen nach
Cäsarea und gingen in das Haus des Philippus, des Evangelisten,
der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm.
[21.9] Der hatte vier Töchter, die waren Jungfrauen und
weissagten.
[21.10] Und als wir mehrere Tage dablieben, kam ein
Prophet mit Namen Agabus aus Judäa herab.
[21.11] Und als er zu uns kam, nahm er den Gürtel des
Paulus und band sich die Füße und Hände und sprach: Das sagt
der heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden
die Juden in Jerusalem so binden und überantworten in die Hände
der Heiden.
[21.12] Als wir aber das hörten, baten wir und die aus
dem Ort, daß er nicht hinauf nach Jerusalem zöge.
[21.13] Paulus aber antwortete: Was macht ihr, daß ihr
weint und brecht mir mein Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein
mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem für
den Namen des Herrn Jesus.
[21.14] Da er sich aber nicht überreden ließ, schwiegen
wir und sprachen: Des Herrn Wille geschehe.
[Note: Die Ankunft in Jerusalem][21.15] Und nach diesen
Tagen machten wir uns fertig und zogen hinauf nach Jerusalem.
[21.16] Es kamen aber mit uns auch einige Jünger aus
Cäsarea und führten uns zu einem alten Jünger mit Namen Mnason
aus Zypern, bei dem wir zu Gast sein sollten.
[21.17] Als wir nun nach Jerusalem kamen, nahmen uns die
Brüder gerne auf.
[21.18] Am nächsten Tag aber ging Paulus mit uns zu
Jakobus, und es kamen die Ältesten alle dorthin.
[21.19] Und als er sie begrüßt hatte, erzählte er eins
nach dem andern, was Gott unter den Heiden durch seinen Dienst
getan hatte.
[21.20] Als sie aber das hörten, lobten sie Gott und
sprachen zu ihm: Bruder, du siehst, wieviel tausend Juden
gläubig geworden sind, und alle sind Eiferer für das Gesetz.
[21.21] Ihnen ist aber berichtet worden über dich, daß
du alle Juden, die unter den Heiden wohnen, den Abfall von Mose
lehrst und sagst, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden und
auch nicht nach den Ordnungen leben.
[21.22] Was nun? Auf jeden Fall werden sie hören, daß du
gekommen bist.
[21.23] So tu nun das, was wir dir sagen. Wir haben vier
Männer, die haben ein Gelübde auf sich genommen;
[21.24] die nimm zu dir und laß dich reinigen mit ihnen
und trage die Kosten für sie, daß sie ihr Haupt scheren
können;* so werden alle erkennen, daß es nicht so ist, wie man
ihnen über dich berichtet hat, sondern daß du selber auch nach
dem Gesetz lebst und es hältst. *Siehe Sach- und
Worterklärungen zu "Gottgeweihter".
[21.25] Wegen der gläubig gewordenen Heiden aber haben
wir beschlossen und geschrieben, daß sie sich hüten sollen vor
dem Götzenopfer, vor Blut, vor Ersticktem und vor Unzucht.
[21.26] Da nahm Paulus die Männer zu sich und reinigte
sich am nächsten Tag mit ihnen und ging in den Tempel und zeigte
an, daß die Tage der Reinigung beendet sein sollten, sobald für
jeden von ihnen das Opfer dargebracht wäre.
[Note: Die Verhaftung des Paulus][21.27] Als aber die
sieben Tage zu Ende gingen, sahen ihn die Juden aus der Provinz
Asien im Tempel und erregten das ganze Volk, legten die Hände an
ihn
[21.28] und schrien: Ihr Männer von Israel, helft! Dies
ist der Mensch, der alle Menschen an allen Enden lehrt gegen
unser Volk, gegen das Gesetz und gegen diese Stätte; dazu hat er
auch Griechen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte
entweiht.
[21.29] Denn sie hatten Trophimus, den Epheser, mit ihm in
der Stadt gesehen; den, meinten sie, hätte Paulus in den Tempel
geführt.
[21.30] Und die ganze Stadt wurde erregt, und es entstand
ein Auflauf des Volkes. Sie ergriffen aber Paulus und zogen ihn
zum Tempel hinaus. Und sogleich wurden die Tore zugeschlossen.
[21.31] Als sie ihn aber töten wollten, kam die Nachricht
hinauf vor den Oberst der Abteilung, daß ganz Jerusalem in
Aufruhr sei.
[21.32] Der nahm sogleich Soldaten und Hauptleute und lief
hinunter zu ihnen. Als sie aber den Oberst und die Soldaten
sahen, hörten sie auf, Paulus zu schlagen.
[21.33] Als nun der Oberst herangekommen war, nahm er ihn
fest und ließ ihn fesseln mit zwei Ketten und fragte, wer er
wäre und was er getan hätte.
[21.34] Einer aber rief dies, der andre das im Volk. Da er
aber nichts Gewisses erfahren konnte wegen des Getümmels, ließ
er ihn in die Burg führen.
[21.35] Und als er an die Stufen kam, mußten ihn die
Soldaten tragen wegen des Ungestüms des Volkes;
[21.36] denn die Menge folgte und schrie: Weg mit ihm!a
[21.37] Als nun Paulus in die Burg geführt werden sollte,
fragte er den Oberst: Darf ich mit dir reden? Er aber sprach:
Kannst du Griechisch?
[21.38] Bist du nicht der Ägypter, der vor diesen Tagen
einen Aufruhr gemacht und viertausend von den Aufrührern in die
Wüste hinausgeführt hat?
[21.39] Paulus aber sprach: Ich bin ein jüdischer Mann
aus Tarsus in Zilizien, Bürger einer namhaften Stadt. Ich bitte
dich, erlaube mir, zu dem Volk zu reden.
[21.40] Als er es ihm aber erlaubte, trat Paulus auf die
Stufen und winkte dem Volk mit der Hand. Da entstand eine große
Stille, und er redete zu ihnen auf hebräisch und sprach:
[22.1] Ihr Männer, liebe Brüder und Väter, hört mir
zu, wenn ich mich jetzt vor euch verantworte.
[22.2] Als sie aber hörten, daß er auf hebräisch zu
ihnen redete, wurden sie noch stiller. Und er sprach:
[22.3] Ich bin ein jüdischer Mann, geboren in Tarsus in
Zilizien, aufgewachsen aber in dieser Stadt und mit aller
Sorgfalt unterwiesen im väterlichen Gesetz zu Füßen Gamaliels,
und war ein Eiferer für Gott, wie ihr es heute alle seid.
[22.4] Ich habe die neue Lehre verfolgt bis auf den Tod;
ich band Männer und Frauen und warf sie ins Gefängnis,
[22.5] wie mir auch der Hohepriester und alle Ältesten
bezeugen. Von ihnen empfing ich auch Briefe an die Brüder und
reiste nach Damaskus, um auch die, die dort waren, gefesselt nach
Jerusalem zu führen, damit sie bestraft würden.
[22.6] Es geschah aber, als ich dorthin zog und in die
Nähe von Damaskus kam, da umleuchtete mich plötzlich um die
Mittagszeit ein großes Licht vom Himmel.
[22.7] Und ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die
sprach zu mir: Saul, Saul, was verfolgst du mich?
[22.8] Ich antwortete aber: Herr, wer bist du? Und er
sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst.
[22.9] Die aber mit mir waren, sahen zwar das Licht, aber
die Stimme dessen, der mit mir redete, hörten sie nicht.
[22.10] Ich fragte aber: Herr, was soll ich tun? Und der
Herr sprach zu mir: Steh auf und geh nach Damaskus. Dort wird man
dir alles sagen, was dir zu tun aufgetragen ist.
[22.11] Als ich aber, geblendet von der Klarheit dieses
Lichtes, nicht sehen konnte, wurde ich an der Hand geleitet von
denen, die bei mir waren, und kam nach Damaskus.
[22.12] Da war aber ein gottesfürchtiger Mann, der sich
an das Gesetz hielt, mit Namen Hananias, der einen guten Ruf bei
allen Juden hatte, die dort wohnten.
[22.13] Der kam zu mir, trat vor mich hin und sprach zu
mir: Saul, lieber Bruder, sei sehend. Und zur selben Stunde
konnte ich ihn sehen.
[22.14] Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich
erwählt, daß du seinen Willen erkennen sollst und den Gerechten
sehen und die Stimme aus seinem Munde hören;
[22.15] denn du wirst für ihn vor allen Menschen Zeuge
sein von dem, was du gesehen und gehört hast.
[22.16] Und nun, was zögerst du? Steh auf und rufe seinen
Namen an und laß dich taufen und deine Sünden abwaschen.
[22.17] Es geschah aber, als ich wieder nach Jerusalem kam
und im Tempel betete, daß ich in Verzückung geriet
[22.18] und ihn sah. Da sprach er zu mir: Eile und mach
dich schnell auf aus Jerusalem; denn dein Zeugnis von mir werden
sie nicht annehmen.
[22.19] Und ich sprach: Herr, sie wissen doch, daß ich
die, die an dich glaubten, gefangennahm und in den Synagogen
geißeln ließ.
[22.20] Und als das Blut des Stephanus, deines Zeugen,
vergossen wurde, stand ich auch dabei und hatte Gefallen daran
und bewachte denen die Kleider, die ihn töteten.
[22.21] Und er sprach zu mir: Geh hin; denn ich will dich
in die Ferne zu den Heiden senden.
[Note: Paulus vor dem römischen Oberst][22.22] Sie
hörten ihm aber zu bis zu diesem Wort; dann erhoben sie ihre
Stimme und riefen: Hinweg mit diesem von der Erde! Denn er darf
nicht mehr leben.
[22.23] Als sie aber schrien und ihre Kleider abwarfen und
Staub in die Luft wirbelten,
[22.24] befahl der Oberst, ihn in die Burg zu führen, und
sagte, daß man ihn geißeln und verhören sollte, um zu
erfahren, aus welchem Grund sie so gegen ihn schrien.
[22.25] Als man ihn aber zum Geißeln festband, sprach
Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand: Ist es erlaubt bei euch,
einen Menschen, der römischer Bürger ist, ohne Urteil zu
geißeln?
[22.26] Als das der Hauptmann hörte, ging er zu dem
Oberst und berichtete ihm und sprach: Was willst du tun? Dieser
Mensch ist römischer Bürger.
[22.27] Da kam der Oberst zu ihm und fragte ihn: Sage mir,
bist du römischer Bürger? Er aber sprach: Ja.
[22.28] Da sagte der Oberst: Ich habe dies Bürgerrecht
für viel Geld erworben. Paulus aber sprach: Ich aber bin schon
als römischer Bürger geboren.
[22.29] Da ließen sogleich von ihm ab, die ihn verhören
sollten. Und der Oberst fürchtete sich, als er vernahm, daß es
ein römischer Bürger war, den er hatte festbinden lassen.
[22.30] Am nächsten Tag wollte er genau erkunden, warum
Paulus von den Juden verklagt wurde. Er ließ ihn von den Ketten
lösen und befahl den Hohenpriestern und dem ganzen Hohen Rat
zusammenzukommen, und führte Paulus hinab und stellte ihn vor
sie.
[23.1] Paulus aber sah den Hohen Rat an und sprach: Ihr
Männer, liebe Brüder, ich habe mein Leben mit gutem Gewissen
vor Gott geführt, bis auf diesen Tag.
[23.2] Der Hohepriester Hananias aber befahl denen, die um
ihn standen, ihn auf den Mund zu schlagen.
[23.3] Da sprach Paulus zu ihm: Gott wird dich schlagen,
du getünchte Wand! Sitzt du da und richtest mich nach dem Gesetz
und läßt mich schlagen gegen das Gesetz?
[23.4] Aber die dabeistanden, sprachen: Schmähst du den
Hohenpriester Gottes?
[23.5] Und Paulus sprach: Liebe Brüder, ich wußte es
nicht, daß er der Hohepriester ist. Denn es steht geschrieben
(2. Mose 22,27): "Dem Obersten deines Volkes sollst du nicht
fluchen."
[23.6] Als aber Paulus erkannte, daß ein Teil Sadduzäer
war und der andere Teil Pharisäer, rief er im Rat: Ihr Männer,
liebe Brüder, ich bin ein Pharisäer und ein Sohn von
Pharisäern. Ich werde angeklagt um der Hoffnung und um der
Auferstehung der Toten willen.
[23.7] Als er aber das sagte, entstand Zwietracht zwischen
Pharisäern und Sadduzäern, und die Versammlung spaltete sich.
[23.8] Denn die Sadduzäer sagen, es gebe keine
Auferstehung noch Engel und Geister; die Pharisäer aber lehren
beides.
[23.9] Es entstand aber ein großes Geschrei; und einige
Schriftgelehrte von der Partei der Pharisäer standen auf,
stritten und sprachen: Wir finden nichts Böses an diesem
Menschen; vielleicht hat ein Geist oder ein Engel mit ihm
geredet.
[23.10] Als aber die Zwietracht groß wurde, befürchtete
der Oberst, sie könnten Paulus zerreißen, und ließ Soldaten
hinabgehen und Paulus ihnen entreißen und in die Burg führen.
[23.11] In der folgenden Nacht aber stand der Herr bei ihm
und sprach: Sei getrost! denn wie du für mich in Jerusalem Zeuge
warst, so mußt du auch in Rom Zeuge sein.
[Note: Der Mordanschlag gegen Paulus][23.12] Als es aber
Tag wurde, rotteten sich einige Juden zusammen und verschworen
sich, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet
hätten.
[23.13] Es waren aber mehr als vierzig, die diese
Verschwörung machten.
[23.14] Die gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten und
sprachen: Wir haben uns durch einen Eid gebunden, nichts zu
essen, bis wir Paulus getötet haben.
[23.15] So wirkt nun ihr mit dem Hohen Rat bei dem Oberst
darauf hin, daß er ihn zu euch herunterführen läßt, als
wolltet ihr ihn genauer verhören; wir aber sind bereit, ihn zu
töten, ehe er vor euch kommt.
[23.16] Als aber der Sohn der Schwester des Paulus von dem
Anschlag hörte, ging er und kam in die Burg und berichtete es
Paulus.
[23.17] Paulus aber rief einen von den Hauptleuten zu sich
und sprach: Führe diesen jungen Mann zu dem Oberst, denn er hat
ihm etwas zu sagen.
[23.18] Der nahm ihn und führte ihn zum Oberst und
sprach: Der Gefangene Paulus hat mich zu sich rufen lassen und
mich gebeten, diesen jungen Mann zu dir zu führen, der dir etwas
zu sagen hat.
[23.19] Da nahm ihn der Oberst bei der Hand und führte
ihn beiseite und fragte ihn: Was ist's, das du mir zu sagen hast?
[23.20] Er aber sprach: Die Juden sind übereingekommen,
dich zu bitten, daß du Paulus morgen vor den Hohen Rat
hinunterbringen läßt, so als wollten sie ihn genauer verhören.
[23.21] Du aber traue ihnen nicht; denn mehr als vierzig
Männer von ihnen lauern ihm auf; die haben sich verschworen,
weder zu essen noch zu trinken, bis sie ihn getötet hätten; und
jetzt sind sie bereit und warten auf deine Zusage.
[23.22] Da ließ der Oberst den jungen Mann gehen und
gebot ihm, niemandem zu sagen, daß er ihm das eröffnet hätte.
[Note: Die Überführung des Paulus nach Cäsarea][23.23]
Und der Oberst rief zwei Hauptleute zu sich und sprach: Rüstet
zweihundert Soldaten, daß sie nach Cäsarea ziehen, und siebzig
Reiter und zweihundert Schützen für die dritte Stunde der
Nacht;
[23.24] und haltet Tiere bereit, Paulus draufzusetzen und
wohlverwahrt zu bringen zum Statthalter Felix.
[23.25] Und er schrieb einen Brief, der lautete:
[23.26] Klaudius Lysias dem edlen Statthalter Felix: Gruß
zuvor!
[23.27] Diesen Mann hatten die Juden ergriffen und wollten
ihn töten. Da kam ich mit Soldaten dazu und entriß ihnen den
und erfuhr, daß er ein römischer Bürger ist.
[23.28] Da ich aber erkunden wollte, weshalb sie ihn
anklagten, führte ich ihn hinunter vor ihren Hohen Rat.
[23.29] Da fand ich, daß er beschuldigt wird wegen Fragen
ihres Gesetzes, aber keine Anklage gegen sich hatte, auf die Tod
oder Gefängnis steht.
[23.30] Und als vor mich kam, daß ein Anschlag gegen den
Mann geplant sei, sandte ich ihn sogleich zu dir und wies auch
die Kläger an, vor dir zu sagen, was sie gegen ihn hätten.
[23.31] Die Soldaten nahmen Paulus, wie ihnen befohlen
war, und führten ihn in der Nacht nach Antipatris.
[23.32] Am nächsten Tag aber ließen sie die Reiter mit
ihm ziehen und kehrten wieder in die Burg zurück.
[23.33] Als aber jene nach Cäsarea kamen, übergaben sie
den Brief dem Statthalter und führten ihm auch Paulus vor.
[23.34] Als der Statthalter den Brief gelesen hatte,
fragte er, aus welchem Land er sei. Und als er erfuhr, daß er
aus Zilizien sei, sprach er:
[23.35] Ich will dich verhören, wenn deine Ankläger auch
da sind. Und er ließ ihn in Gewahrsam halten im Palast des
Herodes.
[24.1] Nach fünf Tagen kam der Hohepriester Hananias
mit einigen Ältesten und dem Anwalt Tertullus herab; die
erschienen vor dem Statthalter gegen Paulus.
[24.2] Als der aber herbeigerufen worden war, fing
Tertullus an, ihn anzuklagen, und sprach: Daß wir in großem
Frieden leben unter dir und daß diesem Volk viele Wohltaten
widerfahren sind durch deine Fürsorge, edelster Felix,
[24.3] das erkennen wir allezeit und überall mit aller
Dankbarkeit an.
[24.4] Damit ich dich aber nicht zu lange aufhalte, bitte
ich dich, du wollest uns kurz anhören in deiner Güte.
[24.5] Wir haben erkannt, daß dieser Mann schädlich ist
und daß er Aufruhr erregt unter allen Juden auf dem ganzen
Erdkreis und daß er ein Anführer der Sekte der Nazarener ist.
[24.6] Er hat auch versucht, den Tempel zu entweihen. Ihn
haben wir ergriffen.*
[24.7] Wenn du ihn verhörst, kannst du selbst das alles
von ihm erkunden, dessentwegen wir ihn verklagen.
[24.8] Auch die Juden bekräftigten das und sagten, es
verhielte sich so.
[24.9] Paulus aber antwortete, als ihm der Statthalter
winkte zu reden: Weil ich weiß, daß du in diesem Volk nun viele
Jahre Richter bist, will ich meine Sache unerschrocken
verteidigen.
[24.10] Du kannst feststellen, daß es nicht mehr als
zwölf Tage sind, seit ich nach Jerusalem hinaufzog, um
anzubeten.
[24.11] Und sie haben mich weder im Tempel noch in den
Synagogen noch in der Stadt dabei gefunden, wie ich mit jemandem
gestritten oder einen Aufruhr im Volk gemacht hätte.
[24.12] Sie können dir auch nicht beweisen, wessen sie
mich jetzt verklagen.
[24.13] Das bekenne ich dir aber, daß ich nach dem Weg,
den sie eine Sekte nennen, dem Gott meiner Väter so diene, daß
ich allem glaube, was geschrieben steht im Gesetz und in den
Propheten.
[24.14] Ich habe die Hoffnung zu Gott, die auch sie selbst
haben, nämlich daß es eine Auferstehung der Gerechten wie der
Ungerechten geben wird.
[24.15] Darin übe ich mich, allezeit ein unverletztes
Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen.
[24.16] Nach mehreren Jahren aber bin ich gekommen, um
Almosen für mein Volk zu überbringen und zu opfern.
[24.17] Als ich mich im Tempel reinigte, ohne Auflauf und
Getümmel, fanden mich dabei
[24.18] einige Juden aus der Provinz Asien. Die sollten
jetzt hier sein vor dir und mich verklagen, wenn sie etwas gegen
mich hätten.
[24.19] Oder laß diese hier selbst sagen, was für ein
Unrecht sie gefunden haben, als ich vor dem Hohen Rat stand;
[24.20] es sei denn dies eine Wort, das ich rief, als ich
unter ihnen stand: Um der Auferstehung der Toten willen werde ich
von euch heute angeklagt.
[Note: Die Verschleppung des Prozesses][24.21] Felix aber
zog die Sache hin, denn er wußte recht gut um diese Lehre und
sprach: Wenn der Oberst Lysias herabkommt, so will ich eure Sache
entscheiden.
[24.22] Er befahl aber dem Hauptmann, Paulus gefangen zu
halten, doch in leichtem Gewahrsam, und niemandem von den Seinen
zu wehren, ihm zu dienen.
[24.23] Nach einigen Tagen aber kam Felix mit seiner Frau
Drusilla, die eine Jüdin war, und ließ Paulus kommen und hörte
ihn über den Glauben an Christus Jesus.
[24.24] Als aber Paulus von Gerechtigkeit und
Enthaltsamkeit und von dem zukünftigen Gericht redete, erschrak
Felix und antwortete: Für diesmal geh! Zu gelegener Zeit will
ich dich wieder rufen lassen.
[24.25] Er hoffte aber nebenbei, daß ihm von Paulus Geld
gegeben werde; darum ließ er ihn auch oft kommen und besprach
sich mit ihm.
[24.26] Als aber zwei Jahre um waren, kam Porzius Festus
als Nachfolger des Felix. Felix aber wollte den Juden eine Gunst
erweisen und ließ Paulus gefangen zurück.
[25.1] Als nun Festus ins Land gekommen war, zog er
nach drei Tagen von Cäsarea hinauf nach Jerusalem.
[25.2] Da erschienen die Hohenpriester und die
Angesehensten der Juden vor ihm gegen Paulus und drangen in ihn
[25.3] und baten ihn um die Gunst, daß er Paulus nach
Jerusalem kommen ließe; denn sie wollten ihm einen Hinterhalt
legen, um ihn unterwegs umzubringen.
[25.4] Da antwortete Festus, Paulus werde weiter in
Gewahrsam gehalten in Cäsarea; er selber aber werde in Kürze
wieder dahin ziehen.
[25.5] Die nun unter euch ermächtigt sind, sprach er, die
laßt mit hinabziehen und den Mann verklagen, wenn etwas
Unrechtes an ihm ist.
[25.6] Nachdem aber Festus bei ihnen nicht mehr als acht
oder zehn Tage gewesen war, zog er hinab nach Cäsarea. Und am
nächsten Tag setzte er sich auf den Richterstuhl und ließ
Paulus holen.
[25.7] Als der aber vor ihn kam, umringten ihn die Juden,
die von Jerusalem herabgekommen waren, und brachten viele und
schwere Klagen gegen ihn vor, die sie aber nicht beweisen
konnten.
[25.8] Paulus aber verteidigte sich: Ich habe mich weder
am Gesetz der Juden noch am Tempel noch am Kaiser versündigt.
[Note: Die Berufung an den Kaiser][25.9] Festus aber
wollte den Juden eine Gunst erweisen und antwortete Paulus und
sprach: Willst du hinauf nach Jerusalem und dich dort in dieser
Sache von mir richten lassen?
[25.10] Paulus aber sprach: Ich stehe vor des Kaisers
Gericht; da muß ich gerichtet werden. Den Juden habe ich kein
Unrecht getan, wie auch du sehr wohl weißt.
[25.11] Habe ich aber Unrecht getan und todeswürdig
gehandelt, so weigere ich mich nicht zu sterben; ist aber nichts
an dem, dessentwegen sie mich verklagen, so darf mich ihnen
niemand preisgeben. Ich berufe mich auf den Kaiser!
[25.12] Da besprach sich Festus mit seinen Ratgebern und
antwortete: Auf den Kaiser hast du dich berufen, zum Kaiser
sollst du ziehen.
[Note: König Agrippa beim Statthalter Festus][25.13] Nach
einigen Tagen kamen König Agrippa und Berenike nach Cäsarea,
Festus zu begrüßen.
[25.14] Und als sie mehrere Tage dort waren, legte Festus
dem König die Sache des Paulus vor und sprach: Da ist ein Mann
von Felix als Gefangener zurückgelassen worden;
[25.15] um dessentwillen erschienen die Hohenpriester und
Ältesten der Juden vor mir, als ich in Jerusalem war, und baten,
ich solle ihn richten lassen.
[25.16] Denen antwortete ich: Es ist der Römer Art nicht,
einen Angeklagten preiszugeben, bevor er seinen Klägern
gegenüberstand und Gelegenheit hatte, sich gegen die Anklage zu
verteidigen.
[25.17] Als sie aber hier zusammenkamen, duldete ich
keinen Aufschub, sondern hielt am nächsten Tag Gericht und ließ
den Mann vorführen.
[25.18] Als seine Ankläger auftraten, brachten sie keine
Anklage vor wegen Vergehen, wie ich sie erwartet hatte.
[25.19] Sie hatten aber Streit mit ihm über einige Fragen
ihres Glaubens und über einen verstorbenen Jesus, von dem Paulus
behauptete, er lebe.
[25.20] Da ich aber von diesem Streit nichts verstand,
fragte ich, ob er nach Jerusalem reisen und sich dort deswegen
richten lassen wolle.
[25.21] Als aber Paulus sich auf sein Recht berief, bis
zur Entscheidung des Kaisers in Gewahrsam zu bleiben, ließ ich
ihn gefangen halten, bis ich ihn zum Kaiser senden könnte.
[25.22] Agrippa sprach zu Festus: Ich möchte den Menschen
auch gerne hören. Er aber sprach: Morgen sollst du ihn hören.
[25.23] Und am nächsten Tag kamen Agrippa und Berenike
mit großem Gepränge und gingen in den Palast mit den
Hauptleuten und vornehmsten Männern der Stadt. Und als Festus es
befahl, wurde Paulus gebracht.
[25.24] Und Festus sprach: König Agrippa und all ihr
Männer, die ihr mit uns hier seid, da seht ihr den, um
dessentwillen die ganze Menge der Juden in Jerusalem und auch
hier in mich drang und schrie, er dürfe nicht länger leben.
[25.25] Als ich aber erkannte, daß er nichts getan hatte,
das des Todes würdig war, und er auch selber sich auf den Kaiser
berief, beschloß ich, ihn dorthin zu senden.
[25.26] Etwas Sicheres über ihn aber habe ich nicht, das
ich meinem Herrn schreiben könnte. Darum habe ich ihn vor euch
bringen lassen, vor allem aber vor dich, König Agrippa, damit
ich nach geschehenem Verhör etwas hätte, was ich schreiben
könnte.
[25.27] Denn es erscheint mir unsinnig, einen Gefangenen
zu schicken und keine Beschuldigung gegen ihn anzugeben.
[26.1] Agrippa aber sprach zu Paulus: Es ist dir
erlaubt, für dich selbst zu reden. Da streckte Paulus die Hand
aus und verantwortete sich:
[26.2] Es ist mir sehr lieb, König Agrippa, daß ich mich
heute vor dir verantworten soll wegen all der Dinge, deren ich
von den Juden beschuldigt werde,
[26.3] vor allem weil du alle Ordnungen und Streitfragen
der Juden kennst. Darum bitte ich dich, mich geduldig anzuhören.
[26.4] Mein Leben von Jugend auf, wie ich es von Anfang an
unter meinem Volk und in Jerusalem zugebracht habe, ist allen
Juden bekannt,
[26.5] die mich von früher kennen, wenn sie es bezeugen
wollten. Denn nach der allerstrengsten Richtung unsres Glaubens
habe ich gelebt als Pharisäer.
[26.6] Und nun stehe ich hier und werde angeklagt wegen
der Hoffnung auf die Verheißung, die unsern Vätern von Gott
gegeben ist.
[26.7] Auf ihre Erfüllung hoffen die zwölf Stämme
unsres Volkes, wenn sie Gott bei Tag und Nacht beharrlich dienen.
Wegen dieser Hoffnung werde ich, oh König, von den Juden
beschuldigt.
[26.8] Warum wird das bei euch für unglaublich gehalten,
daß Gott Tote auferweckt?
[26.9] Zwar meinte auch ich selbst, ich müßte viel gegen
den Namen Jesu von Nazareth tun.
[26.10] Das habe ich in Jerusalem auch getan; dort brachte
ich viele Heilige ins Gefängnis, wozu ich Vollmacht von den
Hohenpriestern empfangen hatte. Und wenn sie getötet werden
sollten, gab ich meine Stimme dazu.
[26.11] Und in allen Synagogen zwang ich sie oft durch
Strafen zur Lästerung, und ich wütete maßlos gegen sie,
verfolgte sie auch bis in die fremden Städte.
[26.12] Als ich nun nach Damaskus reiste mit Vollmacht und
im Auftrag der Hohenpriester,
[26.13] sah ich mitten am Tage, oh König, auf dem Weg ein
Licht vom Himmel, heller als der Glanz der Sonne, das mich und
die mit mir reisten umleuchtete.
[26.14] Als wir aber alle zu Boden stürzten, hörte ich
eine Stimme zu mir reden, die sprach auf hebräisch: Saul, Saul,
was verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, wider den Stachel
zu löcken.* *Dahinter steht das Bild widerspenstiger Zugtiere,
die gegen den Treiber ausschlagen.
[26.15] Ich aber sprach: Herr, wer bist du? Der Herr
sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst;
[26.16] steh nun auf und stell dich auf deine Füße. Denn
dazu bin ich dir erschienen, um dich zu erwählen zum Diener und
zum Zeugen für das, was du von mir gesehen hast und was ich dir
noch zeigen will.
[26.17] Und ich will dich erretten von deinem Volk und von
den Heiden, zu denen ich dich sende,
[26.18] um ihnen die Augen aufzutun, daß sie sich
bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des
Satans zu Gott. So werden sie Vergebung der Sünden empfangen und
das Erbteil samt denen, die geheiligt sind durch den Glauben an
mich.
[26.19] Daher, König Agrippa, war ich der himmlischen
Erscheinung nicht ungehorsam,
[26.20] sondern verkündigte zuerst denen in Damaskus und
in Jerusalem und im ganzen jüdischen Land und dann auch den
Heiden, sie sollten Buße tun und sich zu Gott bekehren und
rechtschaffene Werke der Buße tun.
[26.21] Deswegen haben mich die Juden im Tempel ergriffen
und versucht, mich zu töten.
[26.22] Aber Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum
heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei groß und
klein und sage nichts, als was die Propheten und Mose
vorausgesagt haben:
[26.23] daß Christus müsse leiden und als erster
auferstehen von den Toten und verkündigen das Licht seinem Volk
und den Heiden.
[26.24] Als er aber dies zu seiner Verteidigung sagte,
sprach Festus mit lauter Stimme: Paulus, du bist von Sinnen! Das
große Wissen macht dich wahnsinnig.
[26.25] Paulus aber sprach: Edler Festus, ich bin nicht
von Sinnen, sondern ich rede wahre und vernünftige Worte.
[26.26] Der König, zu dem ich frei und offen rede,
versteht sich auf diese Dinge. Denn ich bin gewiß, daß ihm
nichts davon verborgen ist; denn dies ist nicht im Winkel
geschehen.
[26.27] Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich
weiß, daß du glaubst.
[26.28] Agrippa aber sprach zu Paulus: Es fehlt nicht
viel, so wirst du mich noch überreden und einen Christen aus mir
machen.
[26.29] Paulus aber sprach: Ich wünschte vor Gott, daß
über kurz oder lang nicht allein du, sondern alle, die mich
heute hören, das würden, was ich bin, ausgenommen diese
Fesseln.
[26.30] Da stand der König auf und der Statthalter und
Berenike und die bei ihnen saßen.
[26.31] Und als sie sich zurückzogen, redeten sie
miteinander und sprachen: Dieser Mensch hat nichts getan, was Tod
oder Gefängnis verdient hätte.
[26.32] Agrippa aber sagte zu Festus: Dieser Mensch
könnte freigelassen werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser
berufen hätte.
[27.1] Als es aber beschlossen war, daß wir nach
Italien fahren sollten, übergaben sie Paulus und einige andre
Gefangene einem Hauptmann mit Namen Julius von einer kaiserlichen
Abteilung.
[27.2] Wir bestiegen aber ein Schiff aus Adramyttion, das
die Küstenstädte der Provinz Asien anlaufen sollte, und fuhren
ab; mit uns war auch Aristarch, ein Mazedonier aus Thessalonich.
[27.3] Und am nächsten Tag kamen wir in Sidon an; und
Julius verhielt sich freundlich gegen Paulus und erlaubte ihm, zu
seinen Freunden zu gehen und sich pflegen zu lassen.
[27.4] Und von da stießen wir ab und fuhren im Schutz von
Zypern hin, weil uns die Winde entgegen waren,
[27.5] und fuhren über das Meer längs der Küste von
Zilizien und Pamphylien und kamen nach Myra in Lyzien.
[27.6] Und dort fand der Hauptmann ein Schiff aus
Alexandria, das nach Italien ging, und ließ uns darauf
übersteigen.
[27.7] Wir kamen aber viele Tage nur langsam vorwärts und
gelangten mit Mühe bis auf die Höhe von Knidos, denn der Wind
hinderte uns; und wir fuhren im Schutz von Kreta hin, bis auf die
Höhe von Salmone,
[27.8] und gelangten kaum daran vorbei und kamen an einen
Ort, der "Guthafen" heißt; nahe dabei lag die Stadt
Lasäa.
[27.9] Da nun viel Zeit vergangen war und die Schiffahrt
bereits gefährlich wurde, weil auch die Fastenzeit schon
vorüber war, ermahnte sie Paulus
[27.10] und sprach zu ihnen: Liebe Männer, ich sehe, daß
diese Fahrt nur mit Leid und großem Schaden vor sich gehen wird,
nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für
unser Leben.
[27.11] Aber der Hauptmann glaubte dem Steuermann und dem
Schiffsherrn mehr als dem, was Paulus sagte.
[27.12] Und da der Hafen zum Überwintern ungeeignet war,
bestanden die meisten von ihnen auf dem Plan, von dort
weiterzufahren und zu versuchen, ob sie zum Überwintern bis nach
Phönix kommen könnten, einem Hafen auf Kreta, der gegen
Südwest und Nordwest offen ist.
[Note: Seesturm und Schiffbruch][27.13] Als aber der
Südwind wehte, meinten sie, ihr Vorhaben ausführen zu können,
lichteten die Anker und fuhren nahe an Kreta entlang.
[27.14] Nicht lange danach aber brach von der Insel her
ein Sturmwind los, den man Nordost nennt.
[27.15] Und da das Schiff ergriffen wurde und nicht mehr
gegen den Wind gerichtet werden konnte, gaben wir auf und ließen
uns treiben.
[27.16] Wir fuhren aber vorbei an einer Insel, die Kauda
heißt, da konnten wir mit Mühe das Beiboot in unsre Gewalt
bekommen.
[27.17] Sie zogen es herauf und umspannten zum Schutz das
Schiff mit Seilen. Da sie aber fürchteten, in die Syrte zu
geraten, ließen sie den Treibanker herunter und trieben so
dahin.
[27.18] Und da wir großes Ungewitter erlitten, warfen sie
am nächsten Tag Ladung ins Meer.
[27.19] Und am dritten Tag warfen sie mit eigenen Händen
das Schiffsgerät hinaus.
[27.20] Da aber viele Tage weder Sonne noch Sterne
schienen und ein gewaltiges Ungewitter uns bedrängte, war all
unsre Hoffnung auf Rettung dahin.
[27.21] Und als man lange nichts gegessen hatte, trat
Paulus mitten unter sie und sprach: Liebe Männer, man hätte auf
mich hören sollen und nicht von Kreta aufbrechen, dann wäre uns
Leid und Schaden erspart geblieben.
[27.22] Doch nun ermahne ich euch: seid unverzagt; denn
keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff.
[27.23] Denn diese Nacht trat zu mir der Engel des Gottes,
dem ich gehöre und dem ich diene,
[27.24] und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du mußt
vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt
alle, die mit dir fahren.
[27.25] Darum, liebe Männer, seid unverzagt; denn ich
glaube Gott, es wird so geschehen, wie mir gesagt ist.
[27.26] Wir werden aber auf eine Insel auflaufen.
[27.27] Als aber die vierzehnte Nacht kam, seit wir in der
Adria trieben, wähnten die Schiffsleute um Mitternacht, sie
kämen an ein Land.
[27.28] Und sie warfen das Senkblei aus und fanden es
zwanzig Faden tief; und ein wenig weiter loteten sie abermals und
fanden es fünfzehn Faden tief.
[27.29] Da fürchteten sie, wir würden auf Klippen
geraten, und warfen hinten vom Schiff vier Anker aus und
wünschten, daß es Tag würde.
[27.30] Als aber die Schiffsleute vom Schiff zu fliehen
suchten und das Beiboot ins Meer herabließen und vorgaben, sie
wollten auch vorne die Anker herunterlassen,
[27.31] sprach Paulus zu dem Hauptmann und zu den
Soldaten: Wenn diese nicht auf dem Schiff bleiben, könnt ihr
nicht gerettet werden.
[27.32] Da hieben die Soldaten die Taue ab und ließen das
Beiboot ins Meer fallen.
[27.33] Und als es anfing hell zu werden, ermahnte Paulus
sie alle, Nahrung zu sich zu nehmen, und sprach: Es ist heute der
vierzehnte Tag, daß ihr wartet und ohne Nahrung geblieben seid
und nichts zu euch genommen habt.
[27.34] Darum ermahne ich euch, etwas zu essen; denn das
dient zu eurer Rettung; es wird keinem von euch ein Haar vom
Haupt fallen.
[27.35] Und als er das gesagt hatte, nahm er Brot, dankte
Gott vor ihnen allen und brach's und fing an zu essen.
[27.36] Da wurden sie alle guten Mutes und nahmen auch
Nahrung zu sich.
[27.37] Wir waren aber alle zusammen im Schiff
zweihundertsechsundsiebzig.
[27.38] Und nachdem sie satt geworden waren, erleichterten
sie das Schiff und warfen das Getreide in das Meer.
[27.39] Als es aber Tag wurde, kannten sie das Land nicht;
eine Bucht aber wurden sie gewahr, die hatte ein flaches Ufer.
Dahin wollten sie das Schiff treiben lassen, wenn es möglich
wäre.
[27.40] Und sie hieben die Anker ab und ließen sie im
Meer, banden die Steuerruder los und richteten das Segel nach dem
Wind und hielten auf das Ufer zu.
[27.41] Und als sie auf eine Sandbank gerieten, ließen
sie das Schiff auflaufen, und das Vorderschiff bohrte sich ein
und saß fest, aber das Hinterschiff zerbrach unter der Gewalt
der Wellen.
[27.42] Die Soldaten aber hatten vor, die Gefangenen zu
töten, damit niemand fortschwimmen und entfliehen könne.
[27.43] Aber der Hauptmann wollte Paulus am Leben erhalten
und wehrte ihrem Vorhaben und ließ die, die schwimmen konnten,
als erste ins Meer springen und sich ans Land retten,
[27.44] die andern aber einige auf Brettern, einige auf
dem, was noch vom Schiff da war. Und so geschah es, daß sie alle
gerettet ans Land kamen.
[28.1] Und als wir gerettet waren, erfuhren wir, daß
die Insel Malta hieß.
[28.2] Die Leute aber erwiesen uns nicht geringe
Freundlichkeit, zündeten ein Feuer an und nahmen uns alle auf
wegen des Regens, der über uns gekommen war, und wegen der
Kälte.
[28.3] Als nun Paulus einen Haufen Reisig zusammenraffte
und aufs Feuer legte, fuhr wegen der Hitze eine Schlange heraus
und biß sich an seiner Hand fest.
[28.4] Als aber die Leute das Tier an seiner Hand hängen
sahen, sprachen sie untereinander: Dieser Mensch muß ein Mörder
sein, den die Göttin der Rache nicht leben läßt, obgleich er
dem Meer entkommen ist.
[28.5] Er aber schlenkerte das Tier ins Feuer, und es
widerfuhr ihm nichts Übles.
[28.6] Sie aber warteten, daß er anschwellen oder
plötzlich tot umfallen würde. Als sie nun lange gewartet hatten
und sahen, daß ihm nichts Schlimmes widerfuhr, änderten sie
ihre Meinung und sprachen: Er ist ein Gott.
[28.7] In dieser Gegend hatte der angesehenste Mann der
Insel, mit Namen Publius, Landgüter; der nahm uns auf und
beherbergte uns drei Tage lang freundlich.
[28.8] Es geschah aber, daß der Vater des Publius am
Fieber und an der Ruhr darnieder lag. Zu dem ging Paulus hinein
und betete und legte die Hände auf ihn und machte ihn gesund.
[28.9] Als das geschehen war, kamen auch die andern
Kranken der Insel herbei und ließen sich gesund machen.
[28.10] Und sie erwiesen uns große Ehre; und als wir
abfuhren, gaben sie uns mit, was wir nötig hatten.
[Note: Von Malta nach Rom][28.11] Nach drei Monaten aber
fuhren wir ab mit einem Schiff aus Alexandria, das bei der Insel
überwintert hatte und das Zeichen der Zwillinge führte.
[28.12] Und als wir nach Syrakus kamen, blieben wir drei
Tage da.
[28.13] Von da fuhren wir die Küste entlang und kamen
nach Rhegion; und da am nächsten Tag der Südwind sich erhob,
kamen wir in zwei Tagen nach Puteoli.
[28.14] Dort fanden wir Brüder und wurden von ihnen
gebeten, sieben Tage da zu bleiben. Und so kamen wir nach Rom.
[28.15] Dort hatten die Brüder von uns gehört und kamen
uns entgegen bis Forum Appii und Tres-Tabernae. Als Paulus sie
sah, dankte er Gott und gewann Zuversicht.
[28.16] Als wir nun nach Rom hineinkamen,* wurde dem
Paulus erlaubt, für sich allein zu wohnen mit dem Soldaten, der
ihn bewachte.
[Note: Paulus in Rom][28.17] Es geschah aber nach drei
Tagen, daß Paulus die Angesehensten der Juden bei sich
zusammenrief. Als sie zusammengekommen waren, sprach er zu ihnen:
Ihr Männer, liebe Brüder, ich habe nichts getan gegen unser
Volk und die Ordnungen der Väter und bin doch als Gefangener aus
Jerusalem überantwortet in die Hände der Römer.
[28.18] Diese wollten mich losgeben, nachdem sie mich
verhört hatten, weil nichts gegen mich vorlag, das den Tod
verdient hätte.
[28.19] Da aber die Juden widersprachen, war ich
genötigt, mich auf den Kaiser zu berufen, nicht als hätte ich
mein Volk wegen etwas zu verklagen.
[28.20] Aus diesem Grund habe ich darum gebeten, daß ich
euch sehen und zu euch sprechen könnte; denn um der Hoffnung
Israels willen trage ich diese Ketten.
[28.21] Sie aber sprachen zu ihm: Wir haben deinetwegen
weder Briefe aus Judäa empfangen noch ist ein Bruder gekommen,
der über dich etwas Schlechtes berichtet oder gesagt hätte.
[28.22] Doch wollen wir von dir hören, was du denkst;
denn von dieser Sekte ist uns bekannt, daß ihr an allen Enden
widersprochen wird.
[28.23] Und als sie ihm einen Tag bestimmt hatten, kamen
viele zu ihm in die Herberge. Da erklärte und bezeugte er ihnen
das Reich Gottes und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des
Mose und aus den Propheten vom frühen Morgen bis zum Abend.
[28.24] Die einen stimmten dem zu, was er sagte, die
andern aber glaubten nicht.
[28.25] Sie waren aber untereinander uneins und gingen
weg, als Paulus dies eine Wort gesagt hatte: Mit Recht hat der
heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu euren Vätern
gesprochen (Jesaja 6,9.10): "
[28.26] Geh hin zu diesem Volk und sprich: Mit den Ohren
werdet ihr's hören und nicht verstehen; und mit den Augen werdet
ihr's sehen und nicht erkennen.
[28.27] Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und
ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen sind geschlossen, damit
sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und
mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen
helfe."
[28.28] So sei es euch kundgetan, daß den Heiden dies
Heil Gottes gesandt ist; und sie werden es hören.*
[28.29] Paulus aber blieb zwei volle Jahre in seiner
eigenen Wohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen,
[28.30] predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn
Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert.