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DAS EVANGELIUM NACH JOHANNES


1. Kapitel

Das Wort ward Fleisch

[1.1] Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
[1.2] Dasselbe war im Anfang bei Gott.
[1.3] Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. *
[1.4] In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
[1.5] Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.
[1.6] Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes.
[1.7] Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten.
[1.8] Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.
[1.9] Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
[1.10] Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.
[1.11] Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
[1.12] Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
[1.13] die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Weish 7,2
[1.14] Und das Wort ward Fleisch* und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
[1.15] Johannes gibt Zeugnis von ihm und ruft: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich.
[1.16] Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
[1.17] Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
[1.18] Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist,* der hat ihn uns verkündigt.
[Note: (Mt 3,1-12; Mk 1,1-8; Lk 3,1-18)][1.19] Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten Priester und Leviten von Jerusalem, daß sie ihn fragten: Wer bist du?
[1.20] Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus.
[1.21] Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein.
[1.22] Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du dann? daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?
[1.23] Er sprach: "Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!", wie der Prophet Jesaja gesagt hat (Jesaja 40,3).
[1.24] Und sie waren von den Pharisäern abgesandt,
[1.25] und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet?
[1.26] Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt.
[1.27] Der wird nach mir kommen, und ich bin nicht wert, daß ich seine Schuhriemen löse.
[1.28] Dies geschah in Betanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte.
[Note: (Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Lk 3,21.22)][1.29] Am nächsten Tag sieht Johannes, daß Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!
[1.30] Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich.
[1.31] Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbart werde, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.
[1.32] Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.
[1.33] Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem heiligen Geist tauft.
[1.34] Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.
[1.35] Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger;
[1.36] und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm!
[1.37] Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach.
[1.38] Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen, und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo ist deine Herberge?
[1.39] Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen's und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.
[1.40] Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus.
[1.41] Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte.
[1.42] Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels.
[1.43] Am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa gehen und findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach!
[1.44] Philippus aber war aus Betsaida, der Stadt des Andreas und Petrus.
[1.45] Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth.
[1.46] Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen! Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh es!
[1.47] Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist.
[1.48] Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.
[1.49] Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!a
[1.50] Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum. Du wirst noch Größeres als das sehen.
[1.51] Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn.


2. Kapitel

Die Hochzeit zu Kana

[2.1] Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.
[2.2] Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.
[2.3] Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
[2.4] Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
[2.5] Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
[2.6] Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße*.
[2.7] Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.
[2.8] Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm.
[2.9] Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wußte, woher er kam - die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam
[2.10] und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten.
[2.11] Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
[2.12] Danach ging Jesus hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben nicht lange da.
[Note: Die Tempelreinigung][Note: (Mt 21,12-17; Mk 11,15-19; Lk 19,45-48)][2.13] Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.
[2.14] Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen.
[2.15] Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um
[2.16] und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!
[2.17] Seine Jünger aber dachten daran, daß geschrieben steht (Psalm 69,10): "Der Eifer um dein Haus wird mich fressen."
[2.18] Da fingen die Juden an und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, daß du dies tun darfst?
[2.19] Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.
[2.20] Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?
[2.21] Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.
[2.22] Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, daß er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.
[2.23] Als er aber am Passafest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat.
[2.24] Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle
[2.25] und bedurfte nicht, daß ihm jemand Zeugnis gab vom Menschen; denn er wußte, was im Menschen war.


3. Kapitel

Jesus und Nikodemus

[3.1] Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, einer von den Oberen der Juden.
[3.2] Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.
[3.3] Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.
[3.4] Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?
[3.5] Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
[3.6] Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist.
[3.7] Wundere dich nicht, daß ich dir gesagt habe: Ihr müßt von neuem geboren werden.
[3.8] Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.
[3.9] Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen?
[3.10] Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du Israels Lehrer und weißt das nicht?
[3.11] Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben; ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht an.
[3.12] Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage?
[3.13] Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.
[3.14] Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden,
[3.15] damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
[3.16] Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
[3.17] Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde.
[3.18] Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
[3.19] Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse.
[3.20] Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.
[3.21] Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, daß seine Werke in Gott getan sind.
[Note: Das letzte Zeugnis des Täufers von Jesus][3.22] Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das Land Judäa und blieb dort eine Weile mit ihnen und taufte.
[3.23] Johannes aber taufte auch noch in Änon, nahe bei Salim, denn es war da viel Wasser; und sie kamen und ließen sich taufen.
[3.24] Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen.
[3.25] Da erhob sich ein Streit zwischen den Jüngern des Johannes und einem Juden über die Reinigung.
[3.26] Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war jenseits des Jordans, von dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm.
[3.27] Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist.
[3.28] Ihr selbst seid meine Zeugen, daß ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern vor ihm her gesandt.
[3.29] Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt.
[3.30] Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen.
[3.31] Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über allen
[3.32] und bezeugt, was er gesehen und gehört hat; und sein Zeugnis nimmt niemand an.
[3.33] Wer es aber annimmt, der besiegelt, daß Gott wahrhaftig ist.
[3.34] Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß.
[3.35] Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben.
[3.36] Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.


4. Kapitel

Jesus und die Samariterin

[4.1] Als nun Jesus erfuhr, daß den Pharisäern zu Ohren gekommen war, daß er mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes
[4.2] - obwohl Jesus nicht selber taufte, sondern seine Jünger -,
[4.3] verließ er Judäa und ging wieder nach Galiläa.
[4.4] Er mußte aber durch Samarien reisen.
[4.5] Da kam er in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gab.
[4.6] Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich am Brunnen nieder; es war um die sechste Stunde.
[4.7] Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!
[4.8] Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Essen zu kaufen.
[4.9] Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du bittest mich um etwas zu trinken, der du ein Jude bist und ich eine samaritische Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. -
[4.10] Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und der gäbe dir lebendiges Wasser.
[4.11] Spricht zu ihm die Frau: Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du dann lebendiges Wasser?
[4.12] Bist du mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh.
[4.13] Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten;
[4.14] wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
[4.15] Spricht die Frau zu ihm: Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht dürstet und ich nicht herkommen muß, um zu schöpfen!
[4.16] Jesus spricht zu ihr: Geh hin, ruf deinen Mann und komm wieder her!
[4.17] Die Frau antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast recht geantwortet: Ich habe keinen Mann.
[4.18] Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; das hast du recht gesagt.
[4.19] Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist.
[4.20] Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll.
[4.21] Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.
[4.22] Ihr wißt nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden.
[4.23] Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben.
[4.24] Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.
[4.25] Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen.
[4.26] Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.
[4.27] Unterdessen kamen seine Jünger, und sie wunderten sich, daß er mit einer Frau redete; doch sagte niemand: Was fragst du? oder: Was redest du mit ihr?
[4.28] Da ließ die Frau ihren Krug stehen und ging in die Stadt und spricht zu den Leuten:
[4.29] Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei!
[4.30] Da gingen sie aus der Stadt heraus und kamen zu ihm.
[4.31] Inzwischen mahnten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iß!
[4.32] Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wißt.
[4.33] Da sprachen die Jünger untereinander: Hat ihm jemand zu essen gebracht?
[4.34] Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.
[4.35] Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder, denn sie sind reif zur Ernte.
[4.36] Wer erntet, empfängt schon seinen Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich miteinander freuen, der da sät und der da erntet.
[4.37] Denn hier ist der Spruch wahr: Der eine sät, der andere erntet.
[4.38] Ich habe euch gesandt, zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und euch ist ihre Arbeit zugute gekommen.
[4.39] Es glaubten aber an ihn viele der Samariter aus dieser Stadt um der Rede der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.
[4.40] Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb zwei Tage da.
[4.41] Und noch viel mehr glaubten um seines Wortes willen
[4.42] und sprachen zu der Frau: Von nun an glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; denn wir haben selber gehört und erkannt: Dieser ist wahrlich der Welt Heiland.
[Note: Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten][Note: (Mt 8,5-13; Lk 7,1-10)][4.43] Aber nach zwei Tagen ging er von dort weiter nach Galiläa.
[4.44] Denn er selber, Jesus, bezeugte, daß ein Prophet daheim nichts gilt.
[4.45] Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, die alles gesehen hatten, was er in Jerusalem auf dem Fest getan hatte; denn sie waren auch zum Fest gekommen.
[4.46] Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum.
[4.47] Dieser hörte, daß Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinem Sohn zu helfen; denn der war todkrank.
[4.48] Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.
[4.49] Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!
[4.50] Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.
[4.51] Und während er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt.
[4.52] Da erforschte er von ihnen die Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber.
[4.53] Da merkte der Vater, daß es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.
[4.54] Das ist nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.


5. Kapitel

Die Heilung eines Kranken am Teich Betesda

[5.1] Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.
[5.2] Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen;
[5.3] in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte.* *Die Verse 3b.4 finden sich erst in der späteren Überlieferung: "Sie warteten darauf, daß sich das Wasser bewegte. 1.9
[5.4] Denn der Engel des Herrn fuhr von Zeit zu Zeit herab in den Teich und bewegte das Wasser. Wer nun zuerst hineinstieg, nachdem sich das Wasser bewegt hatte, der wurde gesund, an welcher Krankheit er auch litt."
[5.5] Es war aber dort ein Mensch, der lag achtunddreißig Jahre krank.
[5.6] Als Jesus den liegen sah und vernahm, daß er schon so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden?
[5.7] Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein.
[5.8] Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!
[5.9] Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Es war aber an dem Tag Sabbat.
[5.10] Da sprachen die Juden zu dem, der gesund geworden war: Es ist heute Sabbat; du darfst dein Bett nicht tragen.
[5.11] Er antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir: Nimm dein Bett und geh hin!
[5.12] Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und geh hin?
[5.13] Der aber gesund geworden war, wußte nicht, wer es war; denn Jesus war entwichen, da so viel Volk an dem Ort war.
[5.14] Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre.
[5.15] Der Mensch ging hin und berichtete den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe.
[5.16] Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte.
[5.17] Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.
[5.18] Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich.
[Note: Die Vollmacht des Sohnes][5.19] Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.
[5.20] Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, so daß ihr euch verwundern werdet.
[5.21] Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.
[5.22] Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben,
[5.23] damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
[5.24] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.
[5.25] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben.
[5.26] Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber;
[5.27] und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.
[5.28] Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden,
[5.29] und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts. Dan 12,2; Mt 25,46; 2. Kor 5,10
[5.30] Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
[Note: Das Zeugnis für den Sohn][5.31] Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr.
[5.32] Ein anderer ist's, der von mir zeugt; und ich weiß, daß das Zeugnis wahr ist, das er von mir gibt.
[5.33] Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat die Wahrheit bezeugt.
[5.34] Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen; sondern ich sage das, damit ihr selig werdet.
[5.35] Er war ein brennendes und scheinendes Licht; ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Licht.
[5.36] Ich aber habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, damit ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, bezeugen von mir, daß mich der Vater gesandt hat.
[5.37] Und der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben. Ihr habt niemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen,
[5.38] und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen; denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat.
[5.39] Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeugt;
[5.40] aber ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben hättet.
[5.41] Ich nehme nicht Ehre von Menschen;
[5.42] aber ich kenne euch, daß ihr nicht Gottes Liebe in euch habt.
[5.43] Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen.
[5.44] Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?
[5.45] Ihr sollt nicht meinen, daß ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft.
[5.46] Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.
[5.47] Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?a


6. Kapitel

Die Speisung der Fünftausend

(Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Lk 9,10-17)

[6.1] Danach fuhr Jesus weg über das Galiläische Meer, das auch See von Tiberias heißt.
[6.2] Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
[6.3] Jesus aber ging auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern.
[6.4] Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden.
[6.5] Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?
[6.6] Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wußte wohl, was er tun wollte.
[6.7] Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, daß jeder ein wenig bekomme.
[6.8] Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus:
[6.9] Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für so viele?
[6.10] Jesus aber sprach: Laßt die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer.
[6.11] Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, soviel sie wollten.
[6.12] Als sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.
[6.13] Da sammelten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die denen übrigblieben, die gespeist worden waren.
[6.14] Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.
[6.15] Als Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er selbst allein.
[Note: Jesus auf dem See][Note: (Mt 14,22-33; Mk 6,45-52)][6.16] Am Abend aber gingen seine Jünger hinab an den See,
[6.17] stiegen in ein Boot und fuhren über den See nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden, und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen.
[6.18] Und der See wurde aufgewühlt von einem starken Wind.
[6.19] Als sie nun etwa eine Stunde gerudert hatten, sahen sie Jesus auf dem See gehen und nahe an das Boot kommen; und sie fürchteten sich.
[6.20] Er aber sprach zu ihnen: Ich bin's; fürchtet euch nicht!
[6.21] Da wollten sie ihn ins Boot nehmen; und sogleich war das Boot am Land, wohin sie fahren wollten.
[Note: Jesus das Brot des Lebens][6.22] Am nächsten Tag sah das Volk, das am andern Ufer des Sees stand, daß kein anderes Boot da war als das eine, und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Boot gestiegen war, sondern seine Jünger waren allein weggefahren.
[6.23] Es kamen aber andere Boote von Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen hatten unter der Danksagung des Herrn.
[6.24] Als nun das Volk sah, daß Jesus nicht da war und seine Jünger auch nicht, stiegen sie in die Boote und fuhren nach Kapernaum und suchten Jesus.
[6.25] Und als sie ihn fanden am andern Ufer des Sees, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hergekommen?
[6.26] Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid.
[6.27] Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters.
[6.28] Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken?
[6.29] Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
[6.30] Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du?
[6.31] Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Psalm 79,24): "Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen."a
[6.32] Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.
[6.33] Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.
[6.34] Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot.
[6.35] Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
[6.36] Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich gesehen und glaubt doch nicht.
[6.37] Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.
[6.38] Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
[6.39] Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich's auferwecke am Jüngsten Tage.
[6.40] Denn das ist der Wille meines Vaters, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.
[6.41] Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das Brot, das vom Himmel gekommen ist,
[6.42] und sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wieso spricht er dann: Ich bin vom Himmel gekommen?
[6.43] Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Murrt nicht untereinander.
[6.44] Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.
[6.45] Es steht geschrieben in den Propheten (Jesaja 54,13): "Sie werden alle von Gott gelehrt sein." Wer es vom Vater hört und lernt, der kommt zu mir.
[6.46] Nicht als ob jemand den Vater gesehen hätte außer dem, der von Gott gekommen ist; der hat den Vater gesehen.
[6.47] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben.
[6.48] Ich bin das Brot des Lebens.
[6.49] Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.
[6.50] Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon ißt, nicht sterbe.
[6.51] Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.
[6.52] Da stritten die Juden untereinander und sagten: Wie kann der uns sein Fleisch zu essen geben?
[6.53] Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohns eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch.
[6.54] Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.
[6.55] Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank.
[6.56] Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.
[6.57] Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich ißt, leben um meinetwillen.
[6.58] Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit.
[6.59] Das sagte er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte.
[Note: Scheidung unter den Jüngern][6.60] Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?
[6.61] Da Jesus aber bei sich selbst merkte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das?
[6.62] Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war?
[6.63] Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch* ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.
[6.64] Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wußte von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.
[6.65] Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben.
[Note: Das Bekenntnis des Petrus][6.66] Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm.
[6.67] Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen?
[6.68] Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens;
[6.69] und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
[6.70] Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel.
[6.71] Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf.


7. Kapitel

Die Reise zum Laubhüttenfest

[7.1] Danach zog Jesus umher in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil ihm die Juden nach dem Leben trachteten.
[7.2] Es war aber nahe das Laubhüttenfest der Juden.
[7.3] Da sprachen seine Brüder zu ihm: Mach dich auf von hier und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du tust.
[7.4] Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich etwas gelten. Willst du das, so offenbare dich vor der Welt.
[7.5] Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
[7.6] Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit ist allewege.
[7.7] Die Welt kann euch nicht hassen. Mich aber haßt sie, denn ich bezeuge von ihr, daß ihre Werke böse sind.
[7.8] Geht ihr hinauf zum Fest! Ich will nicht hinaufgehen zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.
[7.9] Das sagte er und blieb in Galiläa.
[7.10] Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren zum Fest, da ging auch er hinauf, nicht öffentlich, sondern heimlich.
[7.11] Da suchten ihn die Juden auf dem Fest und fragten: Wo ist er?
[7.12] Und es war ein großes Gemurmel über ihn im Volk. Einige sprachen: Er ist gut; andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt das Volk.
[7.13] Niemand aber redete offen über ihn aus Furcht vor den Juden.
[Note: Jesus auf dem Fest][7.14] Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte.
[7.15] Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kann dieser die Schrift verstehen, wenn er es doch nicht gelernt hat?a
[7.16] Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat.
[7.17] Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede.
[7.18] Wer von sich selbst aus redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm.
[7.19] Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? Und niemand unter euch tut das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?
[7.20] Das Volk antwortete: Du bist besessen; wer sucht dich zu töten?
[7.21] Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein einziges Werk habe ich getan, und es wundert euch alle.
[7.22] Mose hat euch doch die Beschneidung gegeben - nicht daß sie von Mose kommt, sondern von den Vätern -, und ihr beschneidet den Menschen auch am Sabbat.
[7.23] Wenn nun ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit nicht das Gesetz des Mose gebrochen werde, was zürnt ihr dann mir, weil ich am Sabbat den ganzen Menschen gesund gemacht habe?
[7.24] Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht.
[7.25] Da sprachen einige aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie zu töten suchen?
[7.26] Und siehe, er redet frei und offen, und sie sagen ihm nichts. Sollten unsere Oberen nun wahrhaftig erkannt haben, daß er der Christus ist?
[7.27] Doch wir wissen, woher dieser ist; wenn aber der Christus kommen wird, so wird niemand wissen, woher er ist.
[7.28] Da rief Jesus, der im Tempel lehrte: Ihr kennt mich und wißt, woher ich bin. Aber nicht von mir selbst aus bin ich gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt.
[7.29] Ich aber kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.
[7.30] Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
[7.31] Aber viele aus dem Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser getan hat?
[7.32] Und es kam den Pharisäern zu Ohren, daß im Volk solches Gemurmel über ihn war. Da sandten die Hohenpriester und Pharisäer Knechte aus, die ihn ergreifen sollten.
[7.33] Da sprach Jesus zu ihnen: Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat.
[7.34] Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen.
[7.35] Da sprachen die Juden untereinander: Wo will dieser hingehen, daß wir ihn nicht finden könnten? Will er zu denen gehen, die in der Zerstreuung unter den Griechen wohnen, und die Griechen lehren?
[7.36] Was ist das für ein Wort, daß er sagt: Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, da könnt ihr nicht hinkommen ?
[7.37] Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
[7.38] Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
[7.39] Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.
[Note: Zwiespalt im Volk][7.40] Einige nun aus dem Volk, die diese Worte hörten, sprachen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet.
[7.41] Andere sprachen: Er ist der Christus. Wieder andere sprachen: Soll der Christus aus Galiläa kommen?
[7.42] Sagt nicht die Schrift: aus dem Geschlecht Davids und aus dem Ort Bethlehem, wo David war, soll der Christus kommen?
[7.43] So entstand seinetwegen Zwietracht im Volk.
[7.44] Es wollten aber einige ihn ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn.
[7.45] Die Knechte kamen zu den Hohenpriestern und Pharisäern; und die fragten sie: Warum habt ihr ihn nicht gebracht?
[7.46] Die Knechte antworteten: Noch nie hat ein Mensch so geredet wie dieser.
[7.47] Da antworteten ihnen die Pharisäer: Habt ihr euch auch verführen lassen?
[7.48] Glaubt denn einer von den Oberen oder Pharisäern an ihn?
[7.49] Nur das Volk tut's, das nichts vom Gesetz weiß; verflucht ist es.
[7.50] Spricht zu ihnen Nikodemus, der vormals zu ihm gekommen war und der einer von ihnen war:
[7.51] Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkannt hat, was er tut?a
[7.52] Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du auch ein Galiläer? Forsche und sieh: Aus Galiläa steht kein Prophet auf.
[Note: Jesus und die Ehebrecherin][7.53] Und jeder ging heim.* *Der Bericht 7,53-8,11 ist in den ältesten Textzeugen des Johannes-Evangeliums nicht enthalten.


8. Kapitel

[8.1] Jesus aber ging zum Ölberg.
[8.2] Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie.
[8.3] Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau zu ihm, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte
[8.4] und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden.
[8.5] Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?
[8.6] Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
[8.7] Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
[8.8] Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.
[8.9] Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand.
[8.10] Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt?
[8.11] Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.
[Note: Jesus das Licht der Welt][8.12] Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
[8.13] Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr.
[8.14] Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wißt nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe.
[8.15] Ihr richtet nach dem Fleisch*, ich richte niemand.
[8.16] Wenn ich aber richte, so ist mein Richten gerecht; denn ich bin's nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.
[8.17] Auch steht in eurem Gesetz geschrieben, daß zweier Menschen Zeugnis wahr sei.
[8.18] Ich bin's, der von sich selbst zeugt; und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir.
[8.19] Da fragten sie ihn: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater.
[8.20] Diese Worte redete Jesus an dem Gotteskasten, als er lehrte im Tempel; und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
[Note: Jesu Weg zur Erhöhung][8.21] Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Ich gehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.
[8.22] Da sprachen die Juden: Will er sich denn selbst töten, daß er sagt: Wohin ich gehe, da könnt ihr nicht hinkommen?
[8.23] Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von unten her, ich bin von oben her; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.
[8.24] Darum habe ich euch gesagt, daß ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden.
[8.25] Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Zuerst das, was ich euch auch sage.
[8.26] Ich habe viel von euch zu reden und zu richten. Aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt.
[8.27] Sie verstanden aber nicht, daß er zu ihnen vom Vater sprach.
[8.28] Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich.
[8.29] Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.
[Note: Die wahre Freiheit][8.30] Als er das sagte, glaubten viele an ihn.
[8.31] Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger
[8.32] und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
[8.33] Da antworteten sie ihm: Wir sind Abrahams Kinder und sind niemals jemandes Knecht gewesen. Wie sprichst du dann: Ihr sollt frei werden?
[8.34] Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.
[8.35] Der Knecht bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig.
[8.36] Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.
[Note: Abrahamskinder und Teufelskinder][8.37] Ich weiß wohl, daß ihr Abrahams Kinder seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet bei euch keinen Raum.
[8.38] Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt.
[8.39] Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Spricht Jesus zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wärt, so tätet ihr Abrahams Werke.
[8.40] Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, wie ich sie von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan.
[8.41] Ihr tut die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater: Gott.
[8.42] Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin von Gott ausgegangen und komme von ihm; denn ich bin nicht von selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt.
[8.43] Warum versteht ihr denn meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt!
[8.44] Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.
[8.45] Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.
[Note: Der Streit um Jesu Ehre][8.46] Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen? Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?
[8.47] Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid.
[8.48] Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, daß du ein Samariter bist und einen bösen Geist hast?
[8.49] Jesus antwortete: Ich habe keinen bösen Geist, sondern ich ehre meinen Vater, aber ihr nehmt mir die Ehre.
[8.50] Ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie sucht, und er richtet.
[8.51] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit.
[8.52] Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du einen bösen Geist hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken in Ewigkeit.
[8.53] Bist du mehr als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?
[8.54] Jesus antwortete: Wenn ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott;
[8.55] und ihr kennt ihn nicht; ich aber kenne ihn. Und wenn ich sagen wollte: Ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, wie ihr seid. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort.
[8.56] Abraham, euer Vater, wurde froh, daß er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.
[8.57] Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?
[8.58] Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.
[8.59] Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.


9. Kapitel

Die Heilung eines Blindgeborenen

[9.1] Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war.
[9.2] Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren ist?
[9.3] Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.
[9.4] Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.
[9.5] Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
[9.6] Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden.
[9.7] Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah - das heißt übersetzt: gesandt - und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.
[9.8] Die Nachbarn nun und die, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sprachen: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
[9.9] Einige sprachen: Er ist's; andere: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's.
[9.10] Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen aufgetan worden?
[9.11] Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend.
[9.12] Da fragten sie ihn: Wo ist er? Er antwortete: Ich weiß es nicht.
[9.13] Da führten sie ihn, der vorher blind gewesen war, zu den Pharisäern.
[9.14] Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Brei machte und seine Augen öffnete.
[9.15] Da fragten ihn auch die Pharisäer, wie er sehend geworden wäre. Er aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.
[9.16] Da sprachen einige der Pharisäer: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es entstand Zwietracht unter ihnen.
[9.17] Da sprachen sie wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, daß er deine Augen aufgetan hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.
[9.18] Nun glaubten die Juden nicht von ihm, daß er blind gewesen und sehend geworden war, bis sie die Eltern dessen riefen, der sehend geworden war,
[9.19] und sie fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, er sei blind geboren? Wieso ist er nun sehend?
[9.20] Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist und daß er blind geboren ist.
[9.21] Aber wieso er nun sehend ist, wissen wir nicht, und wer ihm seine Augen aufgetan hat, wissen wir auch nicht. Fragt ihn, er ist alt genug; laßt ihn für sich selbst reden.
[9.22] Das sagten seine Eltern, denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich schon geeinigt: wenn jemand ihn als den Christus bekenne, der solle aus der Synagoge ausgestoßen werden.
[9.23] Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn selbst.
[9.24] Da riefen sie noch einmal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist.
[9.25] Er antwortete: Ist er ein Sünder? Das weiß ich nicht; eins aber weiß ich: daß ich blind war und bin nun sehend.
[9.26] Da fragten sie ihn: Was hat er mit dir getan? Wie hat er deine Augen aufgetan?
[9.27] Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt's nicht gehört! Was wollt ihr's abermals hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?
[9.28] Da schmähten sie ihn und sprachen: Du bist sein Jünger; wir aber sind Moses Jünger.
[9.29] Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat; woher aber dieser ist, wissen wir nicht.
[9.30] Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist verwunderlich, daß ihr nicht wißt, woher er ist, und er hat meine Augen aufgetan.
[9.31] Wir wissen, daß Gott die Sünder nicht erhört; sondern den, der gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den erhört er.
[9.32] Von Anbeginn der Welt an hat man nicht gehört, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan habe.
[9.33] Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun.
[9.34] Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren und lehrst uns? Und sie stießen ihn hinaus.
[9.35] Es kam vor Jesus, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Und als er ihn fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn?
[9.36] Er antwortete und sprach: Herr, wer ist's? daß ich an ihn glaube.
[9.37] Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's.
[9.38] Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an.
[9.39] Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden.
[9.40] Das hörten einige der Pharisäer, die bei ihm waren, und fragten ihn: Sind wir denn auch blind?
[9.41] Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde.


10. Kapitel

Der gute Hirte

[10.1] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber.
[10.2] Der aber zur Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe.
[10.3] Dem macht der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie hinaus.
[10.4] Und wenn er alle seine Schafe hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme.
[10.5] Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm; denn sie kennen die Stimme der Fremden nicht.
[10.6] Dies Gleichnis sagte Jesus zu ihnen; sie verstanden aber nicht, was er ihnen damit sagte.
[10.7] Da sprach Jesus wieder: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.
[10.8] Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht.
[10.9] Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein-und ausgehen und Weide finden.
[10.10] Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen. Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.
[10.11] Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe.
[10.12] Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie -,
[10.13] denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.
[10.14] Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich,
[10.15] wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.
[10.16] Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.
[10.17] Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, daß ich's wiedernehme.
[10.18] Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Dies Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.
[10.19] Da entstand abermals Zwietracht unter den Juden wegen dieser Worte.
[10.20] Viele unter ihnen sprachen: Er hat einen bösen Geist und ist von Sinnen; was hört ihr ihm zu?
[10.21] Andere sprachen: Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann denn ein böser Geist die Augen der Blinden auftun?
[10.22] Es war damals das Fest der Tempelweihe in Jerusalem, und es war Winter.
[10.23] Und Jesus ging umher im Tempel in der Halle Salomos.
[10.24] Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du uns im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus.
[10.25] Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir.
[10.26] Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen.
[10.27] Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir;
[10.28] und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.
[10.29] Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen.
[10.30] Ich und der Vater sind eins.
[Note: Der Vorwurf der Gotteslästerung][10.31] Da hoben die Juden abermals Steine auf, um ihn zu steinigen.
[10.32] Jesus sprach zu ihnen: Viele gute Werke habe ich euch erzeigt vom Vater; um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen?
[10.33] Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott.
[10.34] Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz (Psalm 82,6): "Ich habe gesagt: Ihr seid Götter"?
[10.35] Wenn er die Götter nennt, zu denen das Wort Gottes geschah, - und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden -,
[10.36] wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott -, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?a
[10.37] Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubt mir nicht;
[10.38] tue ich sie aber, so glaubt doch den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollt, damit ihr erkennt und wißt, daß der Vater in mir ist und ich in ihm.
[10.39] Da suchten sie abermals, ihn zu ergreifen. Aber er entging ihren Händen.
[10.40] Dann ging er wieder fort auf die andere Seite des Jordans an den Ort, wo Johannes zuvor getauft hatte, und blieb dort.
[10.41] Und viele kamen zu ihm und sprachen: Johannes hat kein Zeichen getan; aber alles, was Johannes von diesem gesagt hat, das ist wahr.
[10.42] Und es glaubten dort viele an ihn.


11. Kapitel

Die Auferweckung des Lazarus

[11.1] Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta.
[11.2] Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar getrocknet hatte. Deren Bruder Lazarus war krank.
[11.3] Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank.
[11.4] Als Jesus das hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde.
[11.5] Jesus aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und Lazarus.
[11.6] Als er nun hörte, daß er krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war;
[11.7] danach spricht er zu seinen Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa ziehen!
[11.8] Seine Jünger aber sprachen zu ihm: Meister, eben noch wollten die Juden dich steinigen, und du willst wieder dorthin ziehen?
[11.9] Jesus antwortete: Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Wer bei Tag umhergeht, der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht dieser Welt.
[11.10] Wer aber bei Nacht umhergeht, der stößt sich; denn es ist kein Licht in ihm.
[11.11] Das sagte er, und danach spricht er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft, aber ich gehe hin, ihn aufzuwecken.
[11.12] Da sprachen seine Jünger: Herr, wenn er schläft, wird's besser mit ihm.
[11.13] Jesus aber sprach von seinem Tode; sie meinten aber, er rede vom leiblichen Schlaf.
[11.14] Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben;
[11.15] und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dagewesen bin, damit ihr glaubt. Aber laßt uns zu ihm gehen!
[11.16] Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Jüngern: Laßt uns mit ihm gehen, daß wir mit ihm sterben!
[11.17] Als Jesus kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen.
[11.18] Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa eine halbe Stunde entfernt.
[11.19] Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders.
[11.20] Als Marta nun hörte, daß Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen.
[11.21] Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.
[11.22] Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.
[11.23] Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
[11.24] Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage.
[11.25] Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt;
[11.26] und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?
[11.27] Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.
[11.28] Und als sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria heimlich und sprach zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich.
[11.29] Als Maria das hörte, stand sie eilend auf und kam zu ihm.
[11.30] Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war noch dort, wo ihm Marta begegnet war.
[11.31] Als die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen, daß Maria eilend aufstand und hinausging, folgten sie ihr, weil sie dachten: Sie geht zum Grab, um dort zu weinen.
[11.32] Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und sah ihn, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.
[11.33] Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, ergrimmte er im Geist und wurde sehr betrübt
[11.34] und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh es!
[11.35] Und Jesus gingen die Augen über.
[11.36] Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn lieb gehabt!
[11.37] Einige aber unter ihnen sprachen: Er hat dem Blinden die Augen aufgetan; konnte er nicht auch machen, daß dieser nicht sterben mußte?
[11.38] Da ergrimmte Jesus abermals und kam zum Grab. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor.
[11.39] Jesus sprach: Hebt den Stein weg! Spricht zu ihm Marta, die Schwester des Verstorbenen: Herr, er stinkt schon; denn er liegt seit vier Tagen.
[11.40] Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
[11.41] Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.
[11.42] Ich weiß, daß du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sage ich's, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast.
[11.43] Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
[11.44] Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und laßt ihn gehen!
[11.45] Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.
[Note: Der Entschluß zur Tötung Jesu][11.46] Einige aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus getan hatte.
[11.47] Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer den Hohen Rat und sprachen: Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen.
[11.48] Lassen wir ihn so, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute.
[11.49] Einer aber von ihnen, Kaiphas, der in dem Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wißt nichts;
[11.50] ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als daß das ganze Volk verderbe.
[11.51] Das sagte er aber nicht von sich aus, sondern weil er in dem Jahr Hoherpriester war, weissagte er. Denn Jesus sollte sterben für das Volk,
[11.52] und nicht für das Volk allein, sondern auch, um die verstreuten Kinder Gottes zusammenzubringen.
[11.53] Von dem Tage an war es für sie beschlossen, daß sie ihn töteten.
[11.54] Jesus aber ging nicht mehr frei umher unter den Juden, sondern ging von dort weg in eine Gegend nahe der Wüste, in eine Stadt mit Namen Ephraim, und blieb dort mit den Jüngern.
[11.55] Es war aber nahe das Passafest der Juden; und viele aus der Gegend gingen hinauf nach Jerusalem vor dem Fest, daß sie sich reinigten.
[11.56] Da fragten sie nach Jesus und redeten miteinander, als sie im Tempel standen: Was meint ihr? Er wird doch nicht zum Fest kommen?
[11.57] Die Hohenpriester und Pharisäer aber hatten Befehl gegeben: Wenn jemand weiß, wo er ist, soll er's anzeigen, damit sie ihn ergreifen könnten.


12. Kapitel

Die Salbung in Betanien

(Mt 26,6-13; Mk 14,3-9)

[12.1] Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten.
[12.2] Dort machten sie ihm ein Mahl, und Marta diente ihm; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen.
[12.3] Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls.
[12.4] Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach verriet:
[12.5] Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben?
[12.6] Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war.
[12.7] Da sprach Jesus: Laß sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses.
[12.8] Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.
[12.9] Da erfuhr eine große Menge der Juden, daß er dort war, und sie kamen nicht allein um Jesu willen, sondern um auch Lazarus zu sehen, den er von den Toten erweckt hatte.
[12.10] Aber die Hohenpriester beschlossen, auch Lazarus zu töten;
[12.11] denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus.
[Note: Der Einzug in Jerusalem][Note: (Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Lk 19,29-40)][12.12] Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, daß Jesus nach Jerusalem käme,
[12.13] nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!
[12.14] Jesus aber fand einen jungen Esel und ritt darauf, wie geschrieben steht (Sacharja 9,9): "
[12.15] Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen."
[12.16] Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, daß dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte.
[12.17] Das Volk aber, das bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat.
[12.18] Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan.
[12.19] Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, daß ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.
[Note: Die Ankündigung der Verherrlichung][12.20] Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest.
[12.21] Die traten zu Philippus, der von Betsaida aus Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollten Jesus gerne sehen.
[12.22] Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus und Andreas sagen's Jesus weiter.
[12.23] Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist gekommen, daß der Menschensohn verherrlicht werde.
[12.24] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
[12.25] Wer sein Leben lieb hat, der wird's verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt haßt, der wird's erhalten zum ewigen Leben.
[12.26] Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.
[12.27] Jetzt ist meine Seele betrübt. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen.
[12.28] Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen.
[12.29] Da sprach das Volk, das dabeistand und zuhörte: Es hat gedonnert. Die andern sprachen: Ein Engel hat mit ihm geredet.
[12.30] Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen.
[12.31] Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden.
[12.32] Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.
[12.33] Das sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.
[12.34] Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetz gehört, daß der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der Menschensohn muß erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?
[12.35] Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht.
[12.36] Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.
[Note: Der Unglaube des Volkes][12.37] Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen tat, glaubten sie doch nicht an ihn,
[12.38] damit erfüllt werde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte (Jesaja 53,1): "Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart?"
[12.39] Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja hat wiederum gesagt (Jesaja 6,9.10): "
[12.40] Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe."a
[12.41] Das hat Jesaja gesagt, weil er seine Herrlichkeit sah und redete von ihm.
[12.42] Doch auch von den Oberen glaubten viele an ihn; aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden.
[12.43] Denn sie hatten lieber Ehre bei den Menschen als Ehre bei Gott.
[12.44] Jesus aber rief: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.
[12.45] Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.
[12.46] Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.
[12.47] Und wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt rette.
[12.48] Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage.
[12.49] Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll.
[12.50] Und ich weiß: sein Gebot ist das ewige Leben. Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.


13. Kapitel

Die Fußwaschung

[13.1] Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, daß seine Stunde gekommen war, daß er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.
[13.2] Und beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten,
[13.3] Jesus aber wußte, daß ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und daß er von Gott gekommen war und zu Gott ging,
[13.4] da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich.
[13.5] Danach goß er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.
[13.6] Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen?
[13.7] Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.
[13.8] Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir.
[13.9] Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!
[13.10] Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als daß ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.
[13.11] Denn er kannte seinen Verräter; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein.
[13.12] Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wißt ihr, was ich euch getan habe?
[13.13] Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin's auch.
[13.14] Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen.
[13.15] Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.
[13.16] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat.
[13.17] Wenn ihr dies wißt - selig seid ihr, wenn ihr's tut.
[13.18] Das sage ich nicht von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Aber es muß die Schrift erfüllt werden (Psalm 41,10): "Der mein Brot ißt, tritt mich mit Füßen."
[13.19] Jetzt sage ich's euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, daß ich es bin.
[13.20] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer jemanden aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.
[Note: Jesus und der Verräter][Note: (Mt 26,21-25; Mk 14,18-21; Lk 22,21-23)][13.21] Als Jesus das gesagt hatte, wurde er betrübt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
[13.22] Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ihnen wurde bange, von wem er wohl redete.
[13.23] Es war aber einer unter seinen Jüngern, den Jesus lieb hatte, der lag bei Tisch an der Brust Jesu.
[13.24] Dem winkte Simon Petrus, daß er fragen sollte, wer es wäre, von dem er redete.
[13.25] Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist's?
[13.26] Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er nahm den Bissen, tauchte ihn ein und gab ihn Judas, dem Sohn des Simon Iskariot.
[13.27] Und als der den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald!
[13.28] Aber niemand am Tisch wußte, wozu er ihm das sagte.
[13.29] Einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, spräche Jesus zu ihm: Kaufe, was wir zum Fest nötig haben!, oder daß er den Armen etwas geben sollte.
[13.30] Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht.
[Note: JESU ABSCHIEDSREDEN][Note: (Kapitel 13,31-16,33)][Note: Die Verherrlichung und das neue Gebot][13.31] Als Judas nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.
[13.32] Ist Gott verherrlicht in ihm, so wird Gott ihn auch verherrlichen in sich und wird ihn bald verherrlichen.
[13.33] Liebe Kinder, ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Ihr werdet mich suchen. Und wie ich zu den Juden sagte, sage ich jetzt auch zu euch: Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.
[13.34] Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.
[13.35] Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
[Note: Die Ankündigung der Verleugnung des Petrus][Note: (Mt 26,33-35; Mk 14,29-31; Lk 22,31-34)][13.36] Spricht Simon Petrus zu ihm: Herr, wo gehst du hin? Jesus antwortete ihm: Wo ich hingehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du wirst mir später folgen.
[13.37] Petrus spricht zu ihm: Herr, warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen.
[13.38] Jesus antwortete ihm: Du willst dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.


14. Kapitel

Jesus der Weg zum Vater

[14.1] Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
[14.2] In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?
[14.3] Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.
[14.4] Und wo ich hingehe, den Weg wißt ihr.
[14.5] Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?
[14.6] Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
[14.7] Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
[14.8] Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.
[14.9] Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?
[14.10] Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke.
[14.11] Glaubt mir, daß ich im Vater bin und der Vater in mir; wenn nicht, so glaubt mir doch um der Werke willen.
[14.12] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.
[14.13] Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.
[14.14] Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.
[Note: Die Verheißung des heiligen Geistes][14.15] Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.
[14.16] Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster * geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit:
[14.17] den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
[14.18] Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.
[14.19] Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.
[14.20] An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.
[14.21] Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
[14.22] Spricht zu ihm Judas, nicht der Iskariot: Herr, was bedeutet es, daß du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt?
[14.23] Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
[14.24] Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.
[14.25] Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.
[14.26] Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
[Note: Der Friede Christi][14.27] Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
[14.28] Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.
[14.29] Und jetzt habe ich's euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es nun geschehen wird.
[14.30] Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst dieser Welt. Er hat keine Macht über mich;
[14.31] aber die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und tue, wie mir der Vater geboten hat. Steht auf und laßt uns von hier weggehen.


15. Kapitel

Der wahre Weinstock

[15.1] Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner.
[15.2] Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, daß sie mehr Frucht bringe.
[15.3] Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
[15.4] Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.
[15.5] Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
[15.6] Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen.
[15.7] Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
[15.8] Darin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
[Note: Das Gebot der Liebe][15.9] Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!
[15.10] Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.
[15.11] Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.
[15.12] Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.
[15.13] Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.
[15.14] Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.
[15.15] Ich sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.
[15.16] Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er's euch gebe.
[15.17] Das gebiete ich euch, daß ihr euch untereinander liebt.
[Note: Der Haß der Welt][15.18] Wenn euch die Welt haßt, so wißt, daß sie mich vor euch gehaßt hat.
[15.19] Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum haßt euch die Welt.
[15.20] Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten.
[15.21] Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.
[15.22] Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen gesagt, so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, um ihre Sünde zu entschuldigen.
[15.23] Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater.
[15.24] Hätte ich nicht die Werke getan unter ihnen, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie es gesehen, und doch hassen sie mich und meinen Vater.
[15.25] Aber es muß das Wort erfüllt werden, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: "Sie hassen mich ohne Grund" (Psalm 69,5).
[15.26] Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.
[15.27] Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.


16. Kapitel

[16.1] Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt.
[16.2] Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, daß, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit.
[16.3] Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen.
[16.4] Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen wird, ihr daran denkt, daß ich's euch gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch.
[Note: Das Werk des heiligen Geistes][16.5] Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin?
[16.6] Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.
[16.7] Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.
[16.8] Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; ü
[16.9] ber die Sünde: daß sie nicht an mich glauben; ü
[16.10] ber die Gerechtigkeit: daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; ü
[16.11] ber das Gericht: daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
[16.12] Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
[16.13] Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
[16.14] Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen.
[16.15] Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.
[Note: Trauer und Hoffnung bei Jesu Abschied][16.16] Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen.
[16.17] Da sprachen einige seiner Jünger untereinander: Was bedeutet das, was er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen; und: Ich gehe zum Vater?
[16.18] Da sprachen sie: Was bedeutet das, was er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet.
[16.19] Da merkte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Danach fragt ihr euch untereinander, daß ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen?
[16.20] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.
[16.21] Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, daß ein Mensch zur Welt gekommen ist.
[16.22] Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.
[16.23] An dem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben.
[16.24] Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei.
[16.25] Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Zeit, daß ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.
[16.26] An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will;
[16.27] denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, daß ich von Gott ausgegangen bin.
[16.28] Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.
[16.29] Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht mehr in Bildern.
[16.30] Nun wissen wir, daß du alle Dinge weißt und bedarfst dessen nicht, daß dich jemand fragt. Darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist.
[16.31] Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr?
[16.32] Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, daß ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein laßt. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.
[16.33] Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.


17. Kapitel

Das hohepriesterliche Gebet

[17.1] So redete Jesus, und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche;
[17.2] denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast.
[17.3] Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
[17.4] Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue.
[17.5] Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
[17.6] Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.
[17.7] Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt.
[17.8] Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, daß du mich gesandt hast.
[17.9] Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein.
[17.10] Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht.
[17.11] Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, daß sie eins seien wie wir.
[17.12] Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.
[17.13] Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit meine Freude in ihnen vollkommen sei.
[17.14] Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
[17.15] Ich bitte dich nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß du sie bewahrst vor dem Bösen.
[17.16] Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
[17.17] Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.
[17.18] Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.
[17.19] Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.
[17.20] Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden,
[17.21] damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast.
[17.22] Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind,
[17.23] ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.
[17.24] Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war.
[17.25] Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast.
[17.26] Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.


18. Kapitel

LEIDEN, STERBEN UND AUFERSTEHUNG JESU

(Kapitel 18-21)

(Mt 26-28; Mk 14-16; Lk 22-24)

Jesu Gefangennahme

[18.1] Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger.
[18.2] Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern.
[18.3] Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.
[18.4] Da nun Jesus alles wußte, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr?
[18.5] Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin's! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen.
[18.6] Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin's!, wichen sie zurück und fielen zu Boden.
[18.7] Da fragte er sie abermals: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen: Jesus von Nazareth.
[18.8] Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, daß ich es bin. Sucht ihr mich, so laßt diese gehen!
[18.9] Damit sollte das Wort erfüllt werden, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.
[18.10] Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus.
[18.11] Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?
[Note: Jesu Verhör vor Hannas und Kaiphas und die Verleugnung des Petrus][18.12] Die Schar aber und ihr Anführer und die Knechte der Juden nahmen Jesus und banden ihn
[18.13] und führten ihn zuerst zu Hannas; der war der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war.
[18.14] Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, ein Mensch stürbe für das ganze Volk.
[18.15] Simon Petrus aber folgte Jesus nach und ein anderer Jünger. Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Palast des Hohenpriesters.
[18.16] Petrus aber stand draußen vor der Tür. Da kam der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, heraus und redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein.
[18.17] Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin's nicht.
[18.18] Es standen aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlenfeuer gemacht, denn es war kalt, und sie wärmten sich. Aber auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich.
[18.19] Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger und über seine Lehre.
[18.20] Jesus antwortete ihm: Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet.
[18.21] Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe.
[18.22] Als er so redete, schlug einer von den Knechten, die dabeistanden, Jesus ins Gesicht und sprach: Sollst du dem Hohenpriester so antworten?
[18.23] Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, daß es böse ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?
[18.24] Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.
[18.25] Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht einer seiner Jünger? Er leugnete und sprach: Ich bin's nicht.
[18.26] Spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm?
[18.27] Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn.
[Note: Jesu Verhör vor Pilatus][18.28] Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten.
[18.29] Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?
[18.30] Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet.
[18.31] Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten.
[18.32] So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.
[18.33] Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden?
[18.34] Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben dir's andere über mich gesagt?
[18.35] Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?
[18.36] Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt.
[18.37] Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.
[18.38] Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm.
[18.39] Es besteht aber die Gewohnheit bei euch, daß ich euch einen zum Passafest losgebe; wollt ihr nun, daß ich euch den König der Juden losgebe?
[18.40] Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.


19. Kapitel

Jesu Geißelung und Verspottung

[19.1] Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.
[19.2] Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an
[19.3] und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden! und schlugen ihm ins Gesicht.
[19.4] Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, daß ich keine Schuld an ihm finde.
[19.5] Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!
[Note: Jesu Verurteilung][19.6] Als ihn die Hohenpriester und die Knechte sahen, schrien sie: Kreuzige! kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.
[19.7] Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.
[19.8] Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr
[19.9] und ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort.
[19.10] Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?
[19.11] Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre. Darum: der mich dir überantwortet hat, der hat größere Sünde.
[19.12] Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber schrien: Läßt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. St zu Dan 2,1
[19.13] Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf hebräisch Gabbata.
[19.14] Es war aber am Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König!
[19.15] Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser.
[19.16] Da überantwortete er ihnen Jesus, daß er gekreuzigt würde.
[Note: Jesu Kreuzigung und Tod Sie nahmen ihn aber,][19.17] und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha.
[19.18] Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.
[19.19] Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden.
[19.20] Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.
[19.21] Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern, daß er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.
[19.22] Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
[19.23] Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück.
[19.24] Da sprachen sie untereinander: Laßt uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Psalm 22,19): "Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen." Das taten die Soldaten.
[19.25] Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.
[19.26] Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn!
[19.27] Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
[19.28] Danach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet.
[19.29] Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund.
[19.30] Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.
[19.31] Weil es aber Rüsttag war und die Leichname nicht am Kreuz bleiben sollten den Sabbat über - denn dieser Sabbat war ein hoher Festtag -, baten die Juden Pilatus, daß ihnen die Beine gebrochen und sie abgenommen würden.
[19.32] Da kamen die Soldaten und brachen dem ersten die Beine und auch dem andern, der mit ihm gekreuzigt war.
[19.33] Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht;
[19.34] sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.
[19.35] Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.
[19.36] Denn das ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde (2. Mose 12,46): "Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen."
[19.37] Und wiederum sagt die Schrift an einer andern Stelle (Sacharja 12,10): "Sie werden den sehen, den sie durchbohrt haben."
[Note: Jesu Grablegung][19.38] Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, daß er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab.
[19.39] Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund.
[19.40] Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen.
[19.41] Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war.
[19.42] Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.


20. Kapitel

Der Ostermorgen

(Mt 28,1-10; Mk 16,1-8; Lk 24,1-12)

[20.1] Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, daß der Stein vom Grab weg war.
[20.2] Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
[20.3] Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie kamen zum Grab.
[20.4] Es liefen aber die zwei miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab,
[20.5] schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein.
[20.6] Da kam Simon Petrus ihm nach und ging in das Grab hinein und sieht die Leinentücher liegen,
[20.7] aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort.
[20.8] Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte.
[20.9] Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, daß er von den Toten auferstehen müßte.
[20.10] Da gingen die Jünger wieder heim.
[Note: Maria von Magdala][20.11] Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab
[20.12] und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.
[20.13] Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
[20.14] Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist.
[20.15] Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen.
[20.16] Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister!
[20.17] Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
[20.18] Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.
[Note: Die Vollmacht der Jünger][Note: (Mk 16,14-18; Lk 24,36-49)][20.19] Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!
[20.20] Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen.
[20.21] Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
[20.22] Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den heiligen Geist!
[20.23] Welchen ihr die Sünden erlaßt, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
[Note: Thomas][20.24] Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
[20.25] Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben.
[20.26] Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!
[20.27] Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
[20.28] Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
[20.29] Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
[20.30] Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch.
[20.31] Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.


21. Kapitel

Der Auferstandene am See Tiberias

[21.1] Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so:
[21.2] Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger.
[21.3] Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.
[21.4] Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war.
[21.5] Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.
[21.6] Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.
[21.7] Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, daß es der Herr war, gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich ins Wasser.
[21.8] Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.
[21.9] Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot.
[21.10] Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!
[21.11] Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriß doch das Netz nicht.
[21.12] Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wußten, daß es der Herr war.
[21.13] Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch die Fische.
[21.14] Das ist nun das dritte Mal, daß Jesus den Jüngern offenbart wurde, nachdem er von den Toten auferstanden war.
[Note: Petrus und Johannes][21.15] Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!
[21.16] Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
[21.17] Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
[21.18] Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst.
[21.19] Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!a
[21.20] Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus lieb hatte, der auch beim Abendessen an seiner Brust gelegen und gesagt hatte: Herr, wer ist's, der dich verrät?
[21.21] Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit diesem?
[21.22] Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, daß er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!
[21.23] Da kam unter den Brüdern die Rede auf: Dieser Jünger stirbt nicht. Aber Jesus hatte nicht zu ihm gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, daß er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?
[21.24] Dies ist der Jünger, der dies alles bezeugt und aufgeschrieben hat, und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist.
[21.25] Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn aber eins nach dem andern aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.


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