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DER PROPHET JESAJA


1. Kapitel

[1.1] Dies ist die Offenbarung, die Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem zur Zeit des Usija, Jotam, Ahas und Hiskia, der Könige von Juda.
[1.2] Höret, ihr Himmel, und Erde, nimm zu Ohren, denn der HERR redet! Ich habe Kinder großgezogen und hochgebracht, und sie sind von mir abgefallen!
[1.3] Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk versteht's nicht.
[1.4] Wehe dem sündigen Volk, dem Volk mit Schuld beladen, dem boshaften Geschlecht, den verderbten Kindern, die den HERRN verlassen, den Heiligen Israels lästern, die abgefallen sind!
[1.5] Wohin soll man euch noch schlagen, die ihr doch weiter im Abfall verharrt? Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt.
[1.6] Von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an euch, sondern Beulen und Striemen und frische Wunden, die nicht gereinigt noch verbunden noch mit Öl gelindert sind.
[1.7] Euer Land ist verwüstet, eure Städte sind mit Feuer verbrannt; Fremde verzehren eure Äcker vor euren Augen; alles ist verwüstet wie beim Untergang Sodoms. Ü
[1.8] briggeblieben ist allein die Tochter Zion wie ein Häuslein im Weinberg, wie eine Nachthütte im Gurkenfeld, wie eine belagerte Stadt.
[1.9] Hätte uns der HERR Zebaoth nicht einen geringen Rest übriggelassen, so wären wir wie Sodom und gleich wie Gomorra.
[1.10] Höret des HERRN Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra!
[1.11] Was soll mir die Menge eurer Opfer? spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke.
[1.12] Wenn ihr kommt, zu erscheinen vor mir - wer fordert denn von euch, daß ihr meinen Vorhof zertretet?
[1.13] Bringt nicht mehr dar so vergebliche Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Greuel! Neumonde und Sabbate, wenn ihr zusammenkommt, Frevel und Festversammlung mag ich nicht!
[1.14] Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahresfesten; sie sind mir eine Last, ich bin's müde, sie zu tragen.
[1.15] Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut.
[1.16] Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten aus meinen Augen, laßt ab vom Bösen!
[1.17] Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schaffet den Waisen Recht, führet der Witwen Sache!
[1.18] So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.
[1.19] Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen.
[1.20] Weigert ihr euch aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwert gefressen werden; denn der Mund des HERRN sagt es.
[1.21] Wie geht das zu, daß die treue Stadt zur Hure geworden ist? Sie war voll Recht, Gerechtigkeit wohnte darin; nun aber - Mörder.
[1.22] Dein Silber ist Schlacke geworden und dein Wein mit Wasser verfälscht.
[1.23] Deine Fürsten sind Abtrünnige und Diebsgesellen, sie nehmen alle gern Geschenke an und trachten nach Gaben. Den Waisen schaffen sie nicht Recht, und der Witwen Sache kommt nicht vor sie.
[1.24] Darum spricht der Herr, der HERR Zebaoth, der Mächtige Israels: Wehe! Ich werde mir Trost schaffen an meinen Feinden und mich rächen an meinen Widersachern
[1.25] und will meine Hand wider dich kehren und wie mit Lauge ausschmelzen, was Schlacke ist, und all dein Zinn ausscheiden.
[1.26] Und ich will dir wieder Richter geben, wie sie vormals waren, und Ratsherren wie im Anfang. Alsdann wirst du eine Stadt der Gerechtigkeit und eine treue Stadt heißen.
[1.27] Zion muß durch Gericht erlöst werden und, die zu ihr zurückkehren, durch Gerechtigkeit.
[1.28] Die Übertreter aber und Sünder werden allesamt vernichtet werden, und die den HERRN verlassen, werden umkommen.
[1.29] Denn ihr sollt zuschanden werden wegen der Eichen, an denen ihr eure Lust habt, und ihr sollt schamrot werden wegen der Gärten, die ihr erwählt habt.
[1.30] Denn ihr werdet sein wie eine Eiche mit dürren Blättern und wie ein Garten ohne Wasser;
[1.31] und der Starke wird sein wie Werg und sein Tun wie ein Funke, und beides wird miteinander brennen, und niemand löscht.


2. Kapitel

In Zion finden alle Völker Heil und Frieden

[2.1] Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem:
[2.2] Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen,
[2.3] und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.
[2.4] Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.
[2.5] Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, laßt uns wandeln im Licht des HERRN! macht alles Hohe niedrig
[2.6] Aber du hast dein Volk, das Haus Jakob, verstoßen; denn sie treiben Wahrsagerei wie die im Osten und sind Zeichendeuter wie die Philister und hängen sich an die Kinder der Fremden.
[2.7] Ihr Land ist voll Silber und Gold, und ihrer Schätze ist kein Ende; ihr Land ist voll Rosse, und ihrer Wagen ist kein Ende.
[2.8] Auch ist ihr Land voll Götzen; sie beten an ihrer Hände Werk, das ihre Finger gemacht haben.
[2.9] Aber gebeugt wird der Mensch, gedemütigt der Mann, und du wirst ihnen nicht vergeben.
[2.10] Geh in die Felsen und verbirg dich in der Erde vor dem Schrecken des HERRN und vor seiner herrlichen Majestät!
[2.11] Denn alle hoffärtigen Augen werden erniedrigt werden, und, die stolze Männer sind, werden sich beugen müssen; der HERR aber wird allein hoch sein an jenem Tage.
[2.12] Denn der Tag des HERRN Zebaoth wird kommen über alles Hoffärtige und Hohe und über alles Erhabene, daß es erniedrigt werde: ü
[2.13] ber alle hohen und erhabenen Zedern auf dem Libanon und über alle Eichen in Baschan, ü
[2.14] ber alle hohen Berge und über alle erhabenen Hügel, ü
[2.15] ber alle hohen Türme und über alle festen Mauern, ü
[2.16] ber alle Schiffe im Meer und über alle kostbaren Boote,
[2.17] daß sich beugen muß alle Hoffart der Menschen und sich demütigen müssen, die stolze Männer sind, und der HERR allein hoch sei an jenem Tage.
[2.18] Und mit den Götzen wird's ganz aus sein.
[2.19] Da wird man in die Höhlen der Felsen gehen und in die Klüfte der Erde vor dem Schrecken des HERRN und vor seiner herrlichen Majestät, wenn er sich aufmachen wird, zu schrecken die Erde.
[2.20] An jenem Tage wird jedermann wegwerfen seine silbernen und goldenen Götzen, die er sich hatte machen lassen, um sie anzubeten, zu den Maulwürfen und Fledermäusen,
[2.21] damit er sich verkriechen kann in die Felsspalten und Steinklüfte vor dem Schrecken des HERRN und vor seiner herrlichen Majestät, wenn er sich aufmachen wird, zu schrecken die Erde.
[2.22] So lasset nun ab von dem Menschen, der nur ein Hauch ist; denn für was ist er zu achten?


3. Kapitel

Gottes Gericht über die Herren Jerusalems und seine eitlen Frauen

[3.1] Siehe, der Herr, der HERR Zebaoth, wird von Jerusalem und Juda wegnehmen Stütze und Stab: allen Vorrat an Brot und allen Vorrat an Wasser,
[3.2] Helden und Kriegsleute, Richter und Propheten, Wahrsager und Älteste,
[3.3] Hauptleute und Vornehme, Ratsherren und Weise, Zauberer und Beschwörer.
[3.4] Und ich will ihnen Knaben zu Fürsten geben, und Mutwillige sollen über sie herrschen.
[3.5] Und im Volk wird einer den andern bedrängen, ein jeder seinen Nächsten. Der Junge geht los auf den Alten und der Verachtete auf den Geehrten.
[3.6] Dann wird einer seinen Nächsten, der in seines Vaters Hause ist, drängen: Du hast noch einen Mantel! Sei unser Herr! Dieser Trümmerhaufe sei unter deiner Hand!
[3.7] Er aber wird sie zu der Zeit beschwören und sagen: Ich bin kein Arzt; es ist kein Brot und kein Mantel in meinem Hause! Macht mich nicht zum Herrn über das Volk!
[3.8] Denn Jerusalem ist gestrauchelt, und Juda liegt da, weil ihre Worte und ihr Tun wider den HERRN sind, daß sie seiner Majestät widerstreben.
[3.9] Daß sie die Person ansehen, zeugt gegen sie; ihrer Sünde rühmen sie sich wie die Leute in Sodom und verbergen sie nicht. Wehe ihnen! Denn damit bringen sie sich selbst in alles Unglück.
[3.10] Heil den Gerechten, sie haben es gut! Denn sie werden die Frucht ihrer Werke genießen.
[3.11] Wehe aber den Gottlosen, sie haben es schlecht! Denn es wird ihnen vergolten werden, wie sie es verdienen.
[3.12] Kinder sind Gebieter meines Volks, und Weiber beherrschen es. Mein Volk, deine Führer verführen dich und verwirren den Weg, den du gehen sollst!
[3.13] Der HERR steht da zum Gericht und ist aufgetreten, sein Volk zu richten.
[3.14] Der HERR geht ins Gericht mit den Ältesten seines Volks und mit seinen Fürsten: Ihr habt den Weinberg abgeweidet, und was ihr den Armen geraubt, ist in eurem Hause.
[3.15] Warum zertretet ihr mein Volk und zerschlagt das Angesicht der Elenden? spricht Gott, der HERR Zebaoth.
[3.16] So hat der HERR gesprochen: Weil die Töchter Zions stolz sind und gehen mit aufgerecktem Halse, mit lüsternen Augen, trippeln daher und tänzeln und haben kostbare Schuhe an ihren Füßen,
[3.17] deshalb wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions kahl machen, und der HERR wird ihre Schläfe entblößen.
[3.18] Zu der Zeit wird der Herr den Schmuck an den kostbaren Schuhen wegnehmen und die Stirnbänder, die Spangen,
[3.19] die Ohrringe, die Armspangen, die Schleier,
[3.20] die Hauben, die Schrittkettchen, die Gürtel, die Riechfläschchen, die Amulette,
[3.21] die Fingerringe, die Nasenringe,
[3.22] die Feierkleider, die Mäntel, die Tücher, die Täschchen,
[3.23] die Spiegel, die Hemden, die Kopftücher, die Überwürfe.
[3.24] Und es wird Gestank statt Wohlgeruch sein und ein Strick statt eines Gürtels und eine Glatze statt lockigen Haars und statt des Prachtgewandes ein Sack, Brandmal statt Schönheit.
[3.25] Deine Männer werden durchs Schwert fallen und deine Krieger im Kampf.
[3.26] Und Zions Tore werden trauern und klagen, und sie wird leer und einsam auf der Erde sitzen.


4. Kapitel

[4.1] Und sieben Frauen werden zu der Zeit einen Mann ergreifen und sprechen: Wir wollen uns selbst ernähren und kleiden, laß uns nur nach deinem Namen heißen, daß unsre Schmach von uns genommen werde.
[Note: Das künftige Heil für die Geretteten in Jerusalem][4.2] Zu der Zeit wird, was der HERR sprießen läßt, lieb und wert sein und die Frucht des Landes herrlich und schön bei denen, die erhalten bleiben in Israel.
[4.3] Und wer da wird übrigsein in Zion und übrigbleiben in Jerusalem, der wird heilig heißen, ein jeder, der aufgeschrieben ist zum Leben in Jerusalem.
[4.4] Wenn der Herr den Unflat der Töchter Zions abwaschen wird und die Blutschuld Jerusalems wegnehmen durch den Geist, der richten und ein Feuer anzünden wird,
[4.5] dann wird der HERR über der ganzen Stätte des Berges Zion und über ihren Versammlungen eine Wolke schaffen am Tage und Rauch und Feuerglanz in der Nacht. Ja, es wird ein Schutz sein über allem, was herrlich ist,
[4.6] und eine Hütte zum Schatten am Tage vor der Hitze und Zuflucht und Obdach vor dem Wetter und Regen.


5. Kapitel

Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg

[5.1] Wohlan, ich will meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe.
[5.2] Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, daß er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte.
[5.3] Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg!
[5.4] Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, daß er gute brächte?
[5.5] Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, daß er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, daß er zertreten werde.
[5.6] Ich will ihn wüst liegen lassen, daß er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, daß sie nicht darauf regnen.
[5.7] Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.
[5.8] Weh denen, die ein Haus zum andern bringen und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und sie allein das Land besitzen!
[5.9] Es ist in meinen Ohren das Wort des HERRN Zebaoth: Fürwahr, die vielen Häuser sollen veröden und die großen und feinen leer stehen.
[5.10] Denn zehn Morgen Weinberg sollen nur einen Eimer geben und zehn Scheffel Saat nur einen Scheffel.
[5.11] Weh denen, die des Morgens früh auf sind, dem Saufen nachzugehen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein erhitzt,
[5.12] und haben Harfen, Zithern, Pauken, Pfeifen und Wein in ihrem Wohlleben, aber sehen nicht auf das Werk des HERRN und schauen nicht auf das Tun seiner Hände!
[5.13] Darum wird mein Volk weggeführt werden unversehens, und seine Vornehmen müssen Hunger leiden und die lärmende Menge Durst.
[5.14] Daher hat das Totenreich den Schlund weit aufgesperrt und den Rachen aufgetan ohne Maß, daß hinunterfährt, was da prangt und lärmt, alle Übermütigen und Fröhlichen.
[5.15] So wird gebeugt der Mensch und gedemütigt der Mann, und die Augen der Hoffärtigen werden erniedrigt,
[5.16] aber der HERR Zebaoth wird hoch sein im Gericht und Gott, der Heilige, sich heilig erweisen in Gerechtigkeit.
[5.17] Da werden dann Lämmer weiden wie auf ihrer Trift und Ziegen sich nähren in den Trümmerstätten der Hinweggerafften.
[5.18] Weh denen, die das Unrecht herbeiziehen mit Stricken der Lüge und die Sünde mit Wagenseilen
[5.19] und sprechen: Er lasse eilends und bald kommen sein Werk, daß wir's sehen; es nahe und treffe ein der Ratschluß des Heiligen Israels, daß wir ihn kennenlernen!
[5.20] Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!
[5.21] Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug!
[5.22] Weh denen, die Helden sind, Wein zu saufen, und wackere Männer, Rauschtrank zu mischen,
[5.23] die den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die im Recht sind!
[5.24] Darum, wie des Feuers Flamme Stroh verzehrt und Stoppeln vergehen in der Flamme, so wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte auffliegen wie Staub. Denn sie verachten die Weisung des HERRN Zebaoth und lästern die Rede des Heiligen Israels.
[5.25] *Darum ist der Zorn des HERRN entbrannt über sein Volk, und er reckt seine Hand wider sie und schlägt sie, daß die Berge beben und ihre Leichen sind wie Kehricht auf den Gassen. Und bei all dem läßt sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand ist noch ausgereckt.
[5.26] Er wird ein Feldzeichen aufrichten für das Volk in der Ferne und pfeift es herbei vom Ende der Erde. Und siehe, eilends und schnell kommen sie daher.
[5.27] Keiner unter ihnen ist müde oder schwach, keiner schlummert noch schläft; keinem geht der Gürtel auf von seinen Hüften, und keinem zerreißt ein Schuhriemen.
[5.28] Ihre Pfeile sind scharf und alle ihre Bogen gespannt; die Hufe ihrer Rosse sind hart wie Kieselsteine, und ihre Wagenräder sind wie ein Sturmwind.
[5.29] Ihr Brüllen ist wie das der Löwen, und sie brüllen wie junge Löwen. Sie werden daherbrausen und den Raub packen und davontragen, daß niemand retten kann.
[5.30] Und es wird über ihnen brausen zu der Zeit wie das Brausen des Meeres. Wenn man dann das Land ansehen wird, siehe, so ist's finster vor Angst, und das Licht scheint nicht mehr über ihnen.


6. Kapitel

Jesajas Berufung zum Propheten

[6.1] In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und sein Saum füllte den Tempel.
[6.2] Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie.
[6.3] Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!
[6.4] Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus ward voll Rauch.
[6.5] Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.
[6.6] Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm,
[6.7] und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, daß deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei.
[6.8] Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!
[6.9] Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und verstehet's nicht; sehet und merket's nicht!
[6.10] Verstocke das Herz dieses Volks und laß ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, daß sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen.
[6.11] Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt.
[6.12] Denn der HERR wird die Menschen weit wegtun, so daß das Land sehr verlassen sein wird.
[6.13] Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.


7. Kapitel

Jesaja ruft den König Ahas zum Glauben

[7.1] Es begab sich zur Zeit des Ahas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Usijas, des Königs von Juda, da zogen Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn Remaljas, der König von Israel, herauf nach Jerusalem, um es zu bekämpfen; sie konnten es aber nicht erobern. *
[7.2] Da wurde dem Hause David angesagt: Die Aramäer haben sich gelagert in Ephraim. Da bebte ihm das Herz und das Herz seines Volks, wie die Bäume im Walde beben vom Winde.
[7.3] Aber der HERR sprach zu Jesaja: Geh hinaus, Ahas entgegen, du und dein Sohn Schear-Jaschub*, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße beim Acker des Walkers, *d. h. ein Rest wird sich bekehren.
[7.4] und sprich zu ihm: Hüte dich und bleibe still; fürchte dich nicht, und dein Herz sei unverzagt vor diesen beiden Brandscheiten, die nur noch rauchen, vor dem Zorn Rezins und der Aramäer und des Sohnes Remaljas.
[7.5] Weil die Aramäer gegen dich Böses ersonnen haben samt Ephraim und dem Sohn Remaljas und sagen: "
[7.6] Wir wollen hinaufziehen nach Juda und es erschrecken und für uns erobern und zum König darin machen den Sohn Tabeals", -
[7.7] so spricht Gott der HERR: Es soll nicht geschehen und nicht so gehen,
[7.8] sondern wie Damaskus das Haupt ist von Aram, so soll Rezin nur das Haupt von Damaskus sein - und in fünfundsechzig Jahren soll es mit Ephraim aus sein, daß sie nicht mehr ein Volk seien -;
[7.9] und wie Samaria das Haupt ist von Ephraim, so soll der Sohn Remaljas nur das Haupt von Samaria sein. Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.
[Note: Das Zeichen des Immanuel und das Strafgericht durch die Assyrer][7.10] Und der HERR redete abermals zu Ahas und sprach:
[7.11] Fordere dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, es sei drunten in der Tiefe oder droben in der Höhe!
[7.12] Aber Ahas sprach: Ich will's nicht fordern, damit ich den HERRN nicht versuche.
[7.13] Da sprach Jesaja: Wohlan, so hört, ihr vom Hause David: Ist's euch zu wenig, daß ihr Menschen müde macht? Müßt ihr auch meinen Gott müde machen?
[7.14] Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel*.
[7.15] Butter und Honig wird er essen, bis er weiß, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen.
[7.16] Denn ehe der Knabe lernt Böses verwerfen und Gutes erwählen, wird das Land verödet sein, vor dessen zwei Königen dir graut.
[7.17] Der HERR wird über dich, über dein Volk und über deines Vaters Haus Tage kommen lassen, wie sie nicht gekommen sind seit der Zeit, da Ephraim sich von Juda schied, nämlich durch den König von Assyrien.
[7.18] Zu der Zeit wird der HERR herbeipfeifen die Fliege am Ende der Ströme Ägyptens und die Biene im Lande Assur,
[7.19] daß sie kommen und sich alle niederlassen in den tiefen Tälern und in den Steinklüften und in allen Hecken und an jeder Tränke.
[7.20] Zu der Zeit wird der Herr das Haupt und die Haare am Leib scheren und den Bart abnehmen durch das Schermesser, das gedungen ist jenseits des Stroms, durch den König von Assyrien.
[7.21] Zu der Zeit wird ein Mann eine junge Kuh und zwei Schafe aufziehen
[7.22] und wird so viel zu melken haben, daß er Butter essen wird; denn Butter und Honig wird essen, wer übrigbleiben wird im Lande.
[7.23] Und es wird zu der Zeit geschehen: wo jetzt tausend Weinstöcke stehen, tausend Silberstücke wert, da werden Dornen und Disteln sein,
[7.24] daß man mit Pfeil und Bogen dahin gehen muß. Denn im ganzen Lande werden Dornen und Disteln sein,
[7.25] daß man auch zu all den Bergen, die man jetzt mit der Hacke zu behacken pflegt, nicht kommen kann aus Scheu vor Dornen und Disteln, sondern man wird Rinder darüber treiben und Schafe es zertreten lassen.


8. Kapitel

Der Sohn des Propheten als Zeichen des Gerichts über Aram und Israel

[8.1] Und der HERR sprach zu mir: Nimm dir eine große Tafel und schreib darauf mit deutlicher Schrift: Raubebald-Eilebeute!
[8.2] Und ich nahm mir zwei treue Zeugen, den Priester Uria und Secharja, den Sohn Jeberechjas.
[8.3] Und ich ging zu der Prophetin; die ward schwanger und gebar einen Sohn. Und der HERR sprach zu mir: Nenne ihn Raubebald-Eilebeute!
[8.4] Denn ehe der Knabe rufen kann: Lieber Vater! Liebe Mutter!, soll die Macht von Damaskus und die Beute aus Samaria weggenommen werden durch den König von Assyrien.
[Note: Das Gericht über Juda und die Völker][8.5] Und der HERR redete weiter mit mir und sprach:
[8.6] Weil dies Volk verachtet die Wasser von Siloah, die still dahinfließen, und in Angst zerfließt vor Rezin und dem Sohn Remaljas,
[8.7] siehe, so wird der Herr über sie kommen lassen die starken und vielen Wasser des Stromes, nämlich den König von Assyrien und alle seine Macht, daß sie über alle ihre Ränder fluten und über alle ihre Ufer gehen.
[8.8] Und sie werden einbrechen in Juda und wegschwemmen und überfluten, bis sie an den Hals reichen. Und sie werden ihre Flügel ausbreiten, daß sie dein Land, oh Immanuel, füllen, so weit es ist.
[8.9] Tobet, ihr Völker, ihr müßt doch fliehen! Höret's alle, die ihr in fernen Landen seid! Rüstet euch, ihr müßt doch fliehen; rüstet euch, ihr müßt doch fliehen!
[8.10] Beschließt einen Rat, und es werde nichts daraus; beredet euch, und es geschehe nicht! Denn hier ist Immanuel!
[8.11] Denn so sprach der HERR zu mir, als seine Hand über mich kam und er mich warnte, ich sollte nicht wandeln auf dem Wege dieses Volks:
[8.12] Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dies Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was sie fürchten, fürchtet euch nicht und laßt euch nicht grauen,
[8.13] sondern verschwört euch mit dem HERRN Zebaoth; den laßt eure Furcht und euren Schrecken sein.
[8.14] Er wird ein Fallstrick sein und ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses für die beiden Häuser Israel, ein Fallstrick und eine Schlinge für die Bürger Jerusalems,
[8.15] daß viele von ihnen sich daran stoßen, fallen, zerschmettern, verstrickt und gefangen werden.
[Note: Der Prophet und seine Jünger][8.16] Ich soll verschließen die Offenbarung, versiegeln die Weisung in meinen Jüngern
[8.17] und will hoffen auf den HERRN, der sein Antlitz verborgen hat vor dem Hause Jakob, und will auf ihn harren.
[8.18] Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir der HERR gegeben hat als Zeichen und Weissagung in Israel vom HERRN Zebaoth, der auf dem Berge Zion wohnt.
[8.19] Wenn sie aber zu euch sagen: Ihr müßt die Totengeister und Beschwörer befragen, die da flüstern und murmeln, so sprecht: Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen? Oder soll man für Lebendige die Toten befragen?
[8.20] Hin zur Weisung und hin zur Offenbarung! Werden sie das nicht sagen, so wird ihnen kein Morgenrot scheinen,
[8.21] sondern sie werden im Lande umhergehen, hart geschlagen und hungrig. Und wenn sie Hunger leiden, werden sie zürnen und fluchen ihrem König und ihrem Gott, und sie werden über sich blicken
[8.22] und unter sich die Erde ansehen und nichts finden als Trübsal und Finsternis; denn sie sind im Dunkel der Angst und gehen irre im Finstern.
[8.23] *Doch es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind. Hat er in früherer Zeit in Schmach gebracht das Land Sebulon und das Land Naftali, so wird er hernach zu Ehren bringen den Weg am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden.


9. Kapitel

Der Friedefürst wird verheißen

[9.1] *Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
[9.2] Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.
[9.3] Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians.
[9.4] Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
[9.5] Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst;
[9.6] auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, daß er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.
[Note: Gottes Gericht über das unbußfertige Nordreich][9.7] Der Herr hat ein Wort gesandt wider Jakob, und es ist in Israel niedergefallen,
[9.8] daß alles Volk es innewerde, Ephraim und die Bürger Samarias, die da sagen in Hochmut und stolzem Sinn:
[9.9] Ziegelsteine sind gefallen, aber wir wollen's mit Quadern wieder bauen. Man hat Maulbeerbäume abgehauen, aber wir wollen Zedern an ihre Stelle setzen.
[9.10] Doch der HERR macht stark gegen sie ihre Bedränger, nämlich Rezin, und ihre Feinde stachelt er auf,
[9.11] die Aramäer von vorn und die Philister von hinten, daß sie Israel fressen mit vollem Maul. BEI ALL DEM LäSST SEIN ZORN NOCH NICHT AB, SEINE HAND IST NOCH AUSGERECKT.
[9.12] Aber das Volk kehrt nicht um zu dem, der es schlägt, und fragt nicht nach dem HERRN Zebaoth.
[9.13] Darum haut der HERR von Israel Kopf und Schwanz ab, Ast und Stumpf, auf einen Tag.
[9.14] Die Ältesten und die Vornehmen sind der Kopf, die Propheten aber, die falsch lehren, sind der Schwanz.
[9.15] Denn die Leiter dieses Volks sind Verführer, und die sich leiten lassen, sind verloren.
[9.16] Darum kann der Herr ihre junge Mannschaft nicht verschonen noch ihrer Waisen und Witwen sich erbarmen; denn sie sind allzumal gottlos und böse, und aller Mund redet Torheit. BEI ALL DEM LäSST SEIN ZORN NOCH NICHT AB, SEINE HAND IST NOCH AUSGERECKT.
[9.17] Denn die Bosheit lodert wie Feuer; das verzehrt Dornen und Disteln und zündet den dichten Wald an und gibt hohen Rauch.
[9.18] Vom Zorn des HERRN Zebaoth brennt das Land, daß das Volk wird wie ein Fraß des Feuers; keiner schont den andern.
[9.19] Sie verschlingen zur Rechten und leiden Hunger; sie fressen zur Linken und werden doch nicht satt. Ein jeder frißt das Fleisch seines Nächsten:
[9.20] Manasse den Ephraim, Ephraim den Manasse, und sie beide miteinander sind gegen Juda. BEI ALL DEM LäSST SEIN ZORN NICHT AB, SEINE HAND IST NOCH AUSGERECKT.


10. Kapitel

[10.1] Weh denen, die unrechte Gesetze machen, und den Schreibern, die unrechtes Urteil schreiben,
[10.2] um die Sache der Armen zu beugen und Gewalt zu üben am Recht der Elenden in meinem Volk, daß die Witwen ihr Raub und die Waisen ihre Beute werden!
[10.3] Was wollt ihr tun am Tage der Heimsuchung und des Unheils, das von ferne kommt? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe? Und wo wollt ihr eure Herrlichkeit lassen?
[10.4] Wer sich nicht unter die Gefangenen bückt, wird unter den Erschlagenen fallen. BEI ALL DEM LäSST SEIN ZORN NICHT AB, SEINE HAND IST NOCH AUSGERECKT.
[10.5] Wehe Assur, der meines Zornes Rute und meines Grimmes Stecken ist!
[10.6] Ich sende ihn wider ein gottloses Volk und gebe ihm Befehl wider das Volk, dem ich zürne, daß er's beraube und ausplündere und es zertrete wie Dreck auf der Gasse.
[10.7] Aber er meint's nicht so, und sein Herz denkt nicht so, sondern sein Sinn steht danach, zu vertilgen und auszurotten nicht wenige Völker.
[10.8] Denn er spricht: "Sind meine Fürsten nicht allesamt Könige?
[10.9] Ist Kalne nicht wie Karkemisch? Ist Hamat nicht wie Arpad? Ist nicht Samaria wie Damaskus?
[10.10] Wie meine Hand gefunden hat die Königreiche der Götzen, obwohl ihre Götzen mehr waren, als die zu Jerusalem und Samaria sind:
[10.11] sollte ich nicht Jerusalem tun und seinen Götzen, wie ich Samaria und seinen Götzen getan habe?"
[10.12] Wenn aber der Herr all sein Werk ausgerichtet hat auf dem Berge Zion und zu Jerusalem, wird er sprechen: Ich will heimsuchen die Frucht des Hochmuts des Königs von Assyrien und den Stolz seiner hoffärtigen Augen,
[10.13] weil er spricht: "Ich hab's durch meiner Hände Kraft ausgerichtet und durch meine Weisheit, denn ich bin klug. Ich habe die Grenzen der Länder anders gesetzt und ihre Schätze geraubt und wie ein Stier die Bewohner zu Boden gestoßen.
[10.14] Meine Hand hat gefunden den Reichtum der Völker wie ein Vogelnest, und ich habe alle Länder zusammengerafft, wie man Eier sammelt, die verlassen sind; kein Flügel regte sich, und kein Schnabel sperrte sich auf und zirpte."
[10.15] Vermag sich auch eine Axt zu rühmen wider den, der damit haut, oder eine Säge groß zu tun wider den, der sie zieht? Als ob die Rute den schwänge, der sie hebt; als ob der Stock den höbe, der kein Holz ist!
[10.16] Darum wird der Herr, der HERR Zebaoth, unter die Fetten in Assur die Auszehrung senden, und seine Herrlichkeit wird er anzünden, daß sie brennen wird wie ein Feuer.
[10.17] Und das Licht Israels wird ein Feuer sein, und sein Heiliger wird eine Flamme sein, und sie wird seine Dornen und Disteln anzünden und verzehren auf einen Tag.
[10.18] Und die Herrlichkeit seiner Wälder und Gärten soll zunichte werden mit Stumpf und Stiel und wird vergehen und dahinschwinden,
[10.19] daß die Bäume seiner Wälder, die übrigbleiben, gezählt werden können, und ein Knabe kann sie aufschreiben.
[Note: Errettung eines Restes von Israel. Zions Errettung vor dem Ansturm der][Note: Assyrer][10.20] Zu der Zeit werden die Übriggebliebenen von Israel und, was entkommen ist vom Hause Jakob, sich nicht mehr verlassen auf den, der sie schlägt, sondern sie werden sich verlassen auf den HERRN, den Heiligen Israels, in Treue.
[10.21] Ein Rest wird sich bekehren, ja, der Rest Jakobs, zu Gott, dem Starken.
[10.22] Denn wäre auch dein Volk, oh Israel, wie Sand am Meer, so soll doch nur ein Rest in ihm bekehrt werden. Verderben ist beschlossen und bringt Fluten von Gerechtigkeit.
[10.23] Denn Gott der HERR Zebaoth wird Verderben ergehen lassen, wie beschlossen ist, im ganzen Lande.
[10.24] Darum spricht Gott der HERR Zebaoth: Fürchte dich nicht, mein Volk, das in Zion wohnt, vor Assur, der dich mit dem Stecken schlägt und seinen Stab gegen dich aufhebt, wie es in Ägypten geschah.
[10.25] Denn es ist nur noch eine kleine Weile, so wird meine Ungnade ein Ende haben, und mein Zorn wird sich richten auf sein Verderben.
[10.26] Alsdann wird der HERR Zebaoth eine Geißel über ihn schwingen wie in der Schlacht Midians am Rabenfelsen und wird seinen Stab, den er am Meer brauchte, aufheben wie in Ägypten.
[10.27] Zu der Zeit wird seine Last von deiner Schulter weichen müssen und sein Joch von deinem Halse. Er zieht herauf von Rimmon,
[10.28] er kommt nach Aja. Er zieht durch Migron, er läßt seinen Troß zu Michmas.
[10.29] Sie ziehen durch den engen Weg, bleiben in Geba über Nacht. Rama erschrickt, das Gibea Sauls flieht.
[10.30] Du Tochter Gallim, schreie laut! Merke auf, Lajescha; gib ihm Antwort, Anatot!
[10.31] Madmena weicht, die Bürger von Gebim laufen davon.
[10.32] Noch heute wird er haltmachen in Nob; er wird seine Hand ausstrecken gegen den Berg der Tochter Zion, gegen den Hügel Jerusalems.
[10.33] Aber siehe, der Herr, der HERR Zebaoth, wird die Äste mit Macht abhauen und, was hoch aufgerichtet steht, niederschlagen, daß die Hohen erniedrigt werden.
[10.34] Und der dichte Wald wird mit dem Eisen umgehauen werden, und der Libanon wird fallen durch einen Mächtigen.


11. Kapitel

Der Messias und sein Friedensreich

[11.1] Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.
[11.2] Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.
[11.3] Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören,
[11.4] sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten.
[11.5] Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften.
[11.6] Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben.
[11.7] Kühe und Bären werden zusammen weiden, daß ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden Stroh fressen wie die Rinder.
[11.8] Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in die Höhle der Natter.
[11.9] Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land wird voll Erkenntnis des HERRN sein, wie Wasser das Meer bedeckt.
[11.10] Und es wird geschehen zu der Zeit, daß das Reis aus der Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker. Nach ihm werden die Heiden fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein.
[11.11] Und der Herr wird zu der Zeit zum zweiten Mal seine Hand ausstrecken, daß er den Rest seines Volks loskaufe, der übriggeblieben ist in Assur, Ägypten, Patros, Kusch, Elam, Schinar, Hamat und auf den Inseln des Meeres.
[11.12] Und er wird ein Zeichen aufrichten unter den Völkern und zusammenbringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten Judas sammeln von den vier Enden der Erde.
[11.13] Und der Neid Ephraims wird aufhören und die Feindschaft Judas ausgerottet werden, daß Ephraim nicht mehr neidisch ist auf Juda und Juda nicht mehr Ephraim feind ist.
[11.14] Sie werden sich stürzen auf das Land der Philister im Westen und miteinander berauben alle, die im Osten wohnen. Nach Edom und Moab werden sie ihre Hände ausstrecken, die Ammoniter werden ihnen gehorsam sein.
[11.15] Und der HERR wird austrocknen die Zunge des Meeres von Ägypten und wird seine Hand gehen lassen über den Euphrat mit seinem starken Wind und ihn in sieben Bäche zerschlagen, so daß man mit Schuhen hindurchgehen kann.
[11.16] Und es wird eine Straße dasein für den Rest seines Volks, das übriggeblieben ist in Assur, wie sie für Israel da war zur Zeit, als sie aus Ägyptenland zogen.


12. Kapitel

Das Danklied der Erlösten

[12.1] Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, daß du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest.
[12.2] Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.
[12.3] Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.
[12.4] Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!
[12.5] Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen!
[12.6] Jauchze und rühme, du Tochter Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir!


13. Kapitel

Gottes Gericht über Babel

(Kap 13 und 14: vgl. Kap 21,1-10; 47; Jer 50; 51)

[13.1] Dies ist die Last für Babel, die Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat:
[13.2] Auf hohem Berge erhebt das Banner, ruft laut ihnen zu, winkt mit der Hand, daß sie einziehen durch die Tore der Fürsten.
[13.3] Ich habe meine Geheiligten entboten zu meinem Zorngericht und meine Starken gerufen, die da jauchzen über meine Herrlichkeit.
[13.4] Es ist Geschrei und Lärm auf den Bergen wie von einem großen Volk, Geschrei und Getümmel von den versammelten Königreichen der Völker. Der HERR Zebaoth rüstet ein Heer zum Kampf.
[13.5] Sie kommen aus fernen Landen, vom Ende des Himmels, ja, der HERR selbst samt den Werkzeugen seines Zorns, um zu verderben die ganze Erde.
[13.6] Heulet, denn des HERRN Tag ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen.
[13.7] Darum werden alle Hände schlaff, und aller Menschen Herz wird feige sein.
[13.8] Schrecken, Angst und Schmerzen wird sie ankommen, es wird ihnen bange sein wie einer Gebärenden. Einer wird sich vor dem andern entsetzen, feuerrot werden ihre Angesichter sein.
[13.9] Denn siehe, des HERRN Tag kommt grausam, zornig, grimmig, die Erde zu verwüsten und die Sünder von ihr zu vertilgen.
[13.10] Denn die Sterne am Himmel und sein Orion scheinen nicht hell, die Sonne geht finster auf und der Mond gibt keinen Schein.
[13.11] Ich will den Erdkreis heimsuchen um seiner Bosheit willen und die Gottlosen um ihrer Missetat willen und will dem Hochmut der Stolzen ein Ende machen und die Hoffart der Gewaltigen demütigen,
[13.12] daß ein Mann kostbarer sein soll als feinstes Gold und ein Mensch wertvoller als Goldstücke aus Ofir.
[13.13] Darum will ich den Himmel bewegen, und die Erde soll beben und von ihrer Stätte weichen durch den Grimm des HERRN Zebaoth, am Tage seines Zorns.
[13.14] Und sie sollen sein wie ein verscheuchtes Reh und wie eine Herde ohne Hirten, daß sich ein jeder zu seinem Volk kehren und ein jeder in sein Land fliehen wird.
[13.15] Wer da gefunden wird, wird erstochen, und wen man aufgreift, wird durchs Schwert fallen.
[13.16] Es sollen auch ihre Kinder vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert und ihre Frauen geschändet werden.
[13.17] Denn siehe, ich will die Meder gegen sie erwecken, die nicht Silber suchen oder nach Gold fragen,
[13.18] sondern die Jünglinge mit Bogen erschießen und sich der Frucht des Leibes nicht erbarmen und die Kinder nicht schonen.
[13.19] So soll Babel, das schönste unter den Königreichen, die herrliche Pracht der Chaldäer, zerstört werden von Gott wie Sodom und Gomorra,
[13.20] daß man hinfort nicht mehr da wohne noch jemand da bleibe für und für, daß auch Araber dort keine Zelte aufschlagen noch Hirten ihre Herden lagern lassen,
[13.21] sondern Wüstentiere werden sich da lagern, und ihre Häuser werden voll Eulen sein; Strauße werden da wohnen, und Feldgeister werden da hüpfen,
[13.22] und wilde Hunde werden in ihren Palästen heulen und Schakale in den Schlössern der Lust. Ihre Zeit wird bald kommen, und ihre Tage lassen nicht auf sich warten.


14. Kapitel

Triumphlied über den Sturz des Weltherrschers

[14.1] Denn der HERR wird sich über Jakob erbarmen und Israel noch einmal erwählen und sie in ihr Land setzen. Und Fremdlinge werden sich zu ihnen gesellen und dem Hause Jakob anhangen.
[14.2] Und die Völker werden Israel nehmen und an seinen Ort bringen, und dann wird das Haus Israel sie als Knechte und Mägde besitzen im Lande des HERRN. Und sie werden gefangenhalten die, von denen sie gefangen waren, und werden herrschen über ihre Bedränger.
[14.3] Und zu der Zeit, wenn dir der HERR Ruhe geben wird von deinem Jammer und Leid und von dem harten Dienst, in dem du gewesen bist,
[14.4] wirst du dies Lied anheben gegen den König von Babel und sagen: Wie ist's mit dem Treiber so gar aus, und das Toben hat ein Ende!
[14.5] Der HERR hat den Stock der Gottlosen zerbrochen, die Rute der Herrscher.
[14.6] Der schlug die Völker im Grimm ohne Aufhören und herrschte mit Wüten über die Nationen und verfolgte ohne Erbarmen.
[14.7] Nun hat Ruhe und Frieden alle Welt und jubelt fröhlich.
[14.8] Auch freuen sich die Zypressen über dich und die Zedern auf dem Libanon und sagen: "Seit du daliegst, kommt niemand herauf, der uns abhaut."
[14.9] Das Totenreich drunten erzittert vor dir, wenn du nun kommst. Es schreckt auf vor dir die Toten, alle Gewaltigen der Welt, und läßt alle Könige der Völker von ihren Thronen aufstehen,
[14.10] daß sie alle anheben und zu dir sagen: "Auch du bist schwach geworden wie wir, und es geht dir wie uns.
[14.11] Deine Pracht ist herunter zu den Toten gefahren samt dem Klang deiner Harfen. Gewürm wird dein Bett sein und Würmer deine Decke."
[14.12] Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie wurdest du zu Boden geschlagen, der du alle Völker niederschlugst!
[14.13] Du aber gedachtest in deinem Herzen: "Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden.* *Der Berg der Versammlung ist der Götterberg im höchsten Norden.
[14.14] Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten."
[14.15] Ja, hinunter zu den Toten fuhrest du, zur tiefsten Grube!
[14.16] Wer dich sieht, wird auf dich schauen, wird dich ansehen und sagen: "Ist das der Mann, der die Welt zittern und die Königreiche beben machte,
[14.17] der den Erdkreis zur Wüste machte und seine Städte zerstörte und seine Gefangenen nicht nach Hause entließ?"
[14.18] Alle Könige der Völker ruhen doch in Ehren, ein jeder in seiner Kammer;
[14.19] du aber bist hingeworfen ohne Grab wie ein verachteter Zweig, bedeckt von Erschlagenen, die mit dem Schwert erstochen sind, wie eine zertretene Leiche.
[14.20] Du wirst nicht wie jene begraben werden, die hinabfahren in eine steinerne Gruft; denn du hast dein Land verderbt und dein Volk erschlagen. Man wird des Geschlechtes der Bösen nicht mehr gedenken.
[14.21] Richtet die Schlachtbank zu für seine Söhne um der Missetat ihres Vaters willen, daß sie nicht wieder hochkommen und die Welt erobern und den Erdkreis voll Trümmer machen.
[14.22] Und ich will über sie kommen, spricht der HERR Zebaoth, und von Babel ausrotten Name und Rest, Kind und Kindeskind, spricht der HERR.
[14.23] Und ich will Babel machen zum Erbe für die Igel und zu einem Wassersumpf und will es mit dem Besen des Verderbens wegfegen, spricht der HERR Zebaoth.
[14.24] Der HERR Zebaoth hat geschworen: Was gilt's? Es soll gehen, wie ich denke, und soll zustande kommen, wie ich's im Sinn habe,
[14.25] daß Assur zerschlagen werde in meinem Lande und ich es zertrete auf meinen Bergen, damit sein Joch von ihnen genommen werde und seine Last von ihrem Halse komme.
[14.26] Das ist der Ratschluß, den er hat über alle Lande, und das ist die Hand, die ausgereckt ist über alle Völker.
[14.27] Denn der HERR Zebaoth hat's beschlossen, - wer will's wehren? Und seine Hand ist ausgereckt, - wer will sie wenden? (vgl. Jer 47)
[14.28] Im Jahr, als König Ahas starb, wurde diese Last angekündigt:
[14.29] Freue dich nicht, ganz Philisterland, daß der Stock, der dich schlug, zerbrochen ist! Denn aus der Wurzel der Schlange wird eine giftige Natter kommen, und ihre Frucht wird ein feuriger fliegender Drache sein.
[14.30] Die Geringen werden auf meiner Aue weiden und die Armen sicher ruhen; aber deine Wurzel will ich durch Hunger töten, und deine Übriggebliebenen werde ich morden.
[14.31] Heule, Tor! Schreie, Stadt! Erzittere, ganz Philisterland! Denn von Norden kommt Rauch, und keiner sondert sich ab von seinen Scharen.
[14.32] Und was wird man den Boten der Heiden sagen? "Der HERR hat Zion gegründet, und hier werden die Elenden seines Volks Zuflucht haben."


15. Kapitel

Gegen Moab

(vgl. Jer 48; Zef 2,8-11)

[15.1] Dies ist die Last für Moab: Des Nachts kommt Verheerung über Ar in Moab, es ist dahin; des Nachts kommt Verheerung über Kir in Moab, es ist dahin!
[15.2] Es geht hinauf die Tochter Dibon zu den Altären, um zu weinen; Moab heult über Nebo und über Medeba. Jedes Haupt ist kahlgeschoren, jeder Bart ist abgeschnitten.
[15.3] Auf ihren Gassen gehen sie mit dem Sack umgürtet, auf ihren Dächern und Straßen heulen sie alle und gehen weinend einher.
[15.4] Heschbon und Elale schreien, daß man's zu Jahaz hört. Darum wehklagen die Gerüsteten Moabs, es verzagt ihre Seele.
[15.5] Mein Herz schreit über Moab; seine Flüchtigen fliehen bis nach Zoar, bis Eglat- Schelischija. Denn sie gehen die Steige von Luhit hinauf und weinen, und auf dem Wege nach Horonajim erhebt sich ein Jammergeschrei.
[15.6] Denn die Wasser von Nimrim versiegen, daß das Gras verdorrt und das Kraut verwelkt und kein Grünes wächst.
[15.7] Darum führen sie das Gut, das sie gesammelt, und alles, was sie verwahrt haben, über den Weidenbach.
[15.8] Geschrei geht um in den Grenzen Moabs, Geheul bis Eglajim und Geheul bis Beer-Elim!
[15.9] Denn die Wasser von Dimon sind voll Blut. Dazu will ich über Dimon noch mehr Unheil kommen lassen, Löwen über die Entronnenen Moabs und über die Übriggebliebenen im Lande.


16. Kapitel

Moab sucht Hilfe bei Juda

[16.1] Schickt dem Landesherrn die Lämmer von Sela aus der Wüste zum Berge der Tochter Zion!
[16.2] Wie ein Vogel dahinfliegt, der aus dem Nest vertrieben wird, so werden die Bewohner Moabs an den Furten des Arnon sein. "
[16.3] Gib Rat, schaffe Recht, mache deinen Schatten des Mittags wie die Nacht; verbirg die Verjagten und verrate die Flüchtigen nicht!
[16.4] Laß Moabs Verjagte bei dir herbergen, sei du für Moab eine Zuflucht vor dem Verwüster!" Der Dränger wird ein Ende haben, der Verwüster aufhören und der Bedrücker aus dem Lande müssen.
[16.5] Dann wird ein Thron bereitet werden aus Gnaden, daß einer in Treue darauf sitze in der Hütte Davids und richte und trachte nach Recht und fördere Gerechtigkeit. "
[16.6] Wir haben gehört von dem Hochmut Moabs, der so groß ist, von seinem Hochmut, seinem Stolz und Mutwillen und seinem eitlen Geschwätz."
[16.7] Darum wird ein Moabiter über den andern heulen, allesamt werden sie heulen. Über die Traubenkuchen von Kir-Heres werden sie seufzen, ganz zerschlagen.
[16.8] Denn die Fluren von Heschbon sind wüst geworden, der Weinstock von Sibma ist verderbt. Die Herren unter den Völkern haben seine edlen Reben zerschlagen, die bis nach Jaser reichten und sich zogen bis in die Wüste; ihre Ranken breiteten sich aus und gingen über das Meer.
[16.9] Darum weine ich mit Jaser um den Weinstock von Sibma und vergieße viel Tränen über dich, Heschbon und Elale. Denn es ist Kriegsgeschrei in deinen Herbst und deine Ernte gefallen,
[16.10] daß Freude und Wonne in den Gärten aufhören, und in den Weinbergen jauchzt und ruft man nicht mehr. Man keltert keinen Wein in den Keltern, dem Gesang ist ein Ende gemacht.
[16.11] Darum klagt mein Herz über Moab wie eine Harfe und meine Seele über Kir- Heres.
[16.12] Alsdann, wenn Moab hingeht und sich abmüht bei den Altären und kommt zu seinem Heiligtum, um zu beten, so wird's doch nichts ausrichten.
[Note: Ein Nachwort][16.13] Das ist's, was der HERR damals gegen Moab geredet hat.
[16.14] Nun aber redet der HERR und spricht: In drei Jahren, wie eines Tagelöhners Jahre sind, wird die Herrlichkeit Moabs gering werden mit all dem großen Gepränge, daß wenig übrigbleibt, gar nicht viel.


17. Kapitel

[17.1] Dies ist die Last für Damaskus: Siehe, Damaskus wird keine Stadt mehr sein, sondern ein zerfallener Steinhaufen;
[17.2] seine Städte werden verlassen sein für immer, daß Herden dort weiden, die niemand verscheucht.
[17.3] Und es wird aus sein mit dem Bollwerk Ephraims und mit dem Königtum von Damaskus; und dem Rest von Aram wird es gehen wie der Herrlichkeit Israels, spricht der HERR Zebaoth.
[17.4] Zu der Zeit wird die Herrlichkeit Jakobs gering sein, und sein fetter Leib wird mager sein.
[17.5] Es wird sein, wie wenn der Schnitter die Halme faßt und mit seinem Arm die Ähren schneidet, wie wenn einer Ähren liest im Tal Refaïm;
[17.6] wie wenn man Oliven herunterschlägt in der Ernte und eine Nachernte bleibt, zwei oder drei oben in dem Wipfel, vier oder fünf Früchte an den Zweigen, spricht der HERR, der Gott Israels.
[17.7] Zu der Zeit wird der Mensch blicken auf den, der ihn gemacht hat, und seine Augen werden auf den Heiligen Israels schauen;
[17.8] und er wird nicht mehr blicken auf die Altäre, die seine Hände gemacht haben, und nicht schauen auf das, was seine Finger gemacht haben, auf die Bilder der Aschera und auf die Rauchopfersäulen.
[17.9] Zu der Zeit werden ihre festen Städte verlassen sein wie die Städte der Hiwiter und Amoriter, die sie verließen vor Israel, und zur Wüste werden.
[17.10] Denn du hast vergessen den Gott deines Heils und nicht gedacht an den Felsen deiner Stärke. Darum setze nur Pflanzen zu deiner Lust und lege Reben aus der Fremde!* *Wahrscheinlich Gärten zur Verehrung des heidnischen Gottes Adonis.
[17.11] Auch wenn du sie hochbringst am Tag, da du sie pflanzest, und sie zum Sprießen bringst an dem Morgen, da du sie säest, - hin ist die Ernte, wenn du die Garben einbringen willst, und du wirst Schmerzen haben, die niemand heilt.
[Note: Das brausende Völkermeer][17.12] Ha, ein Brausen vieler Völker, wie das Meer brausen sie, und ein Getümmel mächtiger Nationen, wie große Wasser tosen sie!
[17.13] Ja, wie große Wasser werden die Nationen tosen. Aber er wird sie schelten, da werden sie in die Ferne fliehen und werden gejagt wie Spreu auf den Bergen vom Winde und wie wirbelnde Blätter vom Ungewitter.
[17.14] Um den Abend, siehe, da ist Schrecken, und ehe es Morgen wird, sind sie nicht mehr da. Das ist der Lohn unsrer Räuber und das Los derer, die uns das Unsre nehmen.


18. Kapitel

Gottes Botschaft an das Land Kusch

[18.1] Weh dem Lande voll schwirrender Flügel, jenseits der Ströme von Kusch,
[18.2] das Boten über das Meer sendet und in leichten Schiffen auf den Wassern fährt! Geht hin, ihr schnellen Boten, zum Volk, das hochgewachsen und glatt ist, zum Volk, das schrecklicher ist als sonst irgendeins, zum Volk, das befiehlt und zertritt, dessen Land Wasserströme durchschneiden.
[18.3] Alle, die ihr auf Erden wohnt und in den Ländern lebt, - wenn man das Banner auf den Bergen aufrichtet, so sehet! Wenn man die Posaune bläst, so höret!
[18.4] Denn so spricht der HERR zu mir: Ich will schauen von meiner Stätte und will still warten wie drückende Hitze am hohen Mittag und wie Taugewölk in der Hitze der Ernte.
[18.5] Denn vor der Ernte, wenn die Blüte vorüber ist und die Traube noch reift, wird er die Ranken mit Winzermessern abschneiden und die Reben wegnehmen und abhauen,
[18.6] daß man's miteinander liegen läßt für die Geier auf den Bergen und die Tiere im Lande, daß im Sommer die Geier darauf sitzen und im Winter allerlei Tiere im Lande darauf liegen.
[18.7] Zu der Zeit wird das hochgewachsene und glatte Volk, das schrecklicher ist als sonst irgendeins, das befiehlt und zertritt, dessen Land Wasserströme durchschneiden, Geschenke bringen dem HERRN Zebaoth an den Ort, da der Name des HERRN Zebaoth wohnt, zum Berge Zion.


19. Kapitel

[19.1] Dies ist die Last für Ägypten: Siehe, der HERR wird auf einer schnellen Wolke fahren und über Ägypten kommen. Da werden die Götzen Ägyptens vor ihm beben, und den Ägyptern wird das Herz feige werden in ihrem Leibe.
[19.2] Und ich will die Ägypter gegeneinander hetzen, daß ein Bruder wider den andern, ein Freund wider den andern, eine Stadt wider die andre, ein Reich wider das andre kämpfen wird.
[19.3] Und der Mut soll den Ägyptern in ihrem Herzen vergehen, und ich will ihre Anschläge zunichte machen. Da werden sie dann fragen ihre Götzen und Beschwörer, ihre Geister und Zeichendeuter.
[19.4] Aber ich will die Ägypter übergeben in die Hand eines grausamen Herrn, und ein harter König soll über sie herrschen, spricht der Herrscher, der HERR Zebaoth.
[19.5] Und das Wasser im Nil wird vertrocknen, und der Strom wird versiegen und verschwinden.
[19.6] Und die Wasser werden stinkend werden, und die Flüsse Ägyptens werden seicht und trocken werden, daß Rohr und Schilf verwelken.
[19.7] Und das Gras an den Wassern wird vergehen, und alle Saat am Wasser wird verdorren und zunichte werden.
[19.8] Und die Fischer werden trauern, und alle, die Angeln ins Wasser werfen, werden klagen; und alle, die Netze auswerfen in den Strom, werden betrübt sein.
[19.9] Es werden zuschanden, die da Flachs kämmen und verarbeiten, und die da weben, werden erbleichen.
[19.10] Die Weber werden geschlagen sein, und alle, die um Lohn arbeiten, sind bekümmert.
[19.11] Die Fürsten von Zoan sind Toren, die weisen Räte des Pharao sind mit ihrem Rat zu Narren geworden. Wie könnt ihr zum Pharao sagen: "Ich bin ein Sohn von Weisen und komme von Königen der Vorzeit her"?
[19.12] Wo sind denn nun deine Weisen, daß sie dir's verkündigen und anzeigen, was der HERR Zebaoth über Ägypten beschlossen hat?
[19.13] Die Fürsten von Zoan sind zu Toren geworden, die Fürsten von Memfis sind betrogen; die Häupter seiner Geschlechter verführen Ägypten.
[19.14] Denn der HERR hat einen Taumelgeist über sie ausgegossen, daß sie Ägypten taumeln machen in all seinem Tun, wie ein Trunkenbold taumelt, wenn er speit.
[19.15] Und Ägypten wird nichts gelingen, was Kopf oder Schwanz, Ast oder Stumpf ausrichten wollen.
[Note: Gottes Plan über Ägypten][19.16] Zu der Zeit werden die Ägypter sein wie Weiber und sich fürchten und erschrecken, wenn der HERR Zebaoth die Hand über sie schwingen wird.
[19.17] Und die Ägypter werden sich fürchten vor dem Lande Juda; wenn sie daran denken, werden sie erschrecken wegen des Rates des HERRN Zebaoth, den er über sie beschlossen hat.
[19.18] Zu der Zeit werden fünf Städte in Ägyptenland die Sprache Kanaans sprechen und bei dem HERRN Zebaoth schwören. Eine wird heißen Ir-Heres.
[19.19] Zu der Zeit wird für den HERRN ein Altar mitten in Ägyptenland sein und ein Steinmal für den HERRN an seiner Grenze;
[19.20] das wird ein Zeichen und Zeugnis sein für den HERRN Zebaoth in Ägyptenland. Wenn sie zum HERRN schreien vor den Bedrängern, so wird er ihnen einen Retter senden; der wird ihre Sache führen und sie erretten.
[19.21] Denn der HERR wird den Ägyptern bekannt werden, und die Ägypter werden den HERRN erkennen zu der Zeit und werden ihm dienen mit Schlachtopfern und Speisopfern und werden dem HERRN Gelübde tun und sie halten.
[19.22] Und der HERR wird die Ägypter schlagen und heilen; und sie werden sich bekehren zum HERRN, und er wird sich erbitten lassen und sie heilen.
[19.23] Zu der Zeit wird eine Straße sein von Ägypten nach Assyrien, daß die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assyrien kommen und die Ägypter samt den Assyrern Gott dienen.
[19.24] Zu der Zeit wird Israel der dritte sein mit den Ägyptern und Assyrern, ein Segen mitten auf Erden;
[19.25] denn der HERR Zebaoth wird sie segnen und sprechen: Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk, und du, Assur, meiner Hände Werk, und du, Israel, mein Erbe!


20. Kapitel

Weissagung des Sieges der Assyrer über Ägypten und Kusch

[20.1] Im Jahr, da der Tartan nach Aschdod kam, als ihn gesandt hatte Sargon, der König von Assyrien, und er gegen Aschdod kämpfte und es eroberte, -
[20.2] zu der Zeit redete der HERR durch Jesaja, den Sohn des Amoz, und sprach: Geh hin und tu den härenen Schurz von deinen Lenden und zieh die Schuhe von deinen Füßen. Und er tat so und ging nackt und barfuß.
[20.3] Da sprach der HERR: Gleichwie mein Knecht Jesaja nackt und barfuß geht drei Jahre lang als Zeichen und Weissagung über Ägypten und Kusch,
[20.4] so wird der König von Assyrien wegtreiben die Gefangenen Ägyptens und die Verbannten von Kusch, jung und alt, nackt und barfuß, in schmählicher Blöße, zur Schande Ägyptens.
[20.5] Und sie werden erschrecken in Juda und zuschanden werden wegen der Kuschiter, auf die sie sich verließen, und wegen der Ägypter, deren sie sich rühmten.
[20.6] Und die Bewohner dieser Küste werden sagen zu der Zeit: Ist das unsere Zuversicht, zu der wir um Hilfe geflohen sind, daß wir errettet würden vor dem König von Assyrien? Wie könnten wir selber entrinnen?


21. Kapitel

Die Schau von Babels Fall

(vgl. Kap 13; 14)

[21.1] Dies ist die Last für die Wüste: Wie ein Wetter vom Süden herfährt, so kommt's aus der Wüste, aus einem schrecklichen Lande.
[21.2] Mir ist eine harte Offenbarung angezeigt: "Der Räuber raubt, und der Verwüster verwüstet. Elam, zieh herauf! Medien, belagere! Ich will allem Seufzen ein Ende machen."
[21.3] Darum sind meine Lenden voll Schmerzen, und Angst hat mich ergriffen wie eine Gebärende. Ich krümme mich, wenn ich's höre, und erschrecke, wenn ich's sehe.
[21.4] Mein Herz zittert, Grauen hat mich erschreckt; auch am Abend, der mir so lieb ist, habe ich keine Ruhe.
[21.5] Deckt den Tisch, breitet den Teppich aus, eßt und trinkt! Macht euch auf, ihr Fürsten, salbt den Schild!
[21.6] Denn so hat der Herr zu mir gesagt: "Geh hin, stelle den Wächter auf; was er schaut, soll er ansagen!
[21.7] Und sieht er einen Zug von Wagen mit Rossen, einen Zug von Eseln und Kamelen, so soll er darauf achtgeben mit allem Eifer."
[21.8] Da rief der Späher: Herr, ich stehe auf der Warte bei Tage immerdar und stelle mich auf meine Wacht jede Nacht.
[21.9] Und siehe, da kommen Männer, ein Zug von Wagen mit Rossen; die heben an und sprechen: Gefallen ist Babel, es ist gefallen, und alle Bilder seiner Götter sind zu Boden geschlagen!
[21.10] Mein zerdroschenes und zertretenes Volk! Was ich gehört habe vom HERRN Zebaoth, dem Gott Israels, das verkündige ich euch. (vgl. Jer 49,7-22.28-33)
[21.11] Dies ist die Last für Duma: Man ruft zu mir aus Seïr: Wächter, ist die Nacht bald hin? Wächter, ist die Nacht bald hin?
[21.12] Der Wächter aber sprach: Wenn auch der Morgen kommt, so wird es doch Nacht bleiben. Wenn ihr fragen wollt, so kommt wieder und fragt.
[21.13] Dies ist die Last für Arabien: Ihr müßt im Gestrüpp, in der Steppe über Nacht bleiben, ihr Karawanen der Dedaniter.
[21.14] Bringet den Durstigen Wasser entgegen, die ihr wohnt im Lande Tema; bietet Brot den Flüchtigen.
[21.15] Denn sie fliehen vor dem Schwert, ja, vor dem bloßen Schwert, vor dem gespannten Bogen, vor der Gewalt des Kampfes.
[21.16] Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: Noch ein Jahr, wie des Tagelöhners Jahre sind, dann soll alle Herrlichkeit Kedars untergehen.
[21.17] Und von den Bogenschützen Kedars sollen nur wenige übrigbleiben; denn der HERR, der Gott Israels, hat's gesagt.


22. Kapitel

Gegen den Übermut Jerusalems

[22.1] Dies ist die Last für das Schautal: Was habt ihr denn, daß ihr alle auf die Dächer steigt,
[22.2] du Stadt voller Lärmen und Toben, du fröhliche Burg? - Deine Erschlagenen sind nicht mit dem Schwert erschlagen und nicht im Kampf gefallen.
[22.3] Alle deine Hauptleute sind gewichen, in die Ferne geflohen. Alle, die man von dir gefunden hat, wurden gefangen, ohne Bogen gefangen.
[22.4] Darum sage ich: Schaut weg von mir, laßt mich bitterlich weinen! Müht euch nicht, mich zu trösten über die Zerstörung der Tochter meines Volks!
[22.5] Denn es kommt ein Tag des Getümmels und des Zertretens und der Verwirrung von Gott, dem HERRN Zebaoth, im Schautal; es kracht die Mauer, sie schreien am Berge.
[22.6] Elam fährt daher mit Köchern, Wagen, Leuten und Rossen, und Kir läßt seine Schilde glänzen.
[22.7] Und es wird geschehen, daß deine auserlesenen Täler werden voll von Wagen und Rossen sein; die stellen sich auf gegen das Tor.
[22.8] Da wird der Schutz Judas weggenommen werden. Aber ihr schautet zu der Zeit auf die Rüstungen im Waldhaus.
[22.9] Und ihr saht, daß viele Risse in der Stadt Davids waren, und sammeltet das Wasser des unteren Teiches.
[22.10] Ihr zähltet auch die Häuser Jerusalems und brachet sie ab, um die Mauer zu befestigen,
[22.11] und machtet ein Becken zwischen beiden Mauern für das Wasser des alten Teiches. Doch ihr saht nicht auf den, der solches tut, und schautet nicht auf den, der solches schafft von ferne her.
[22.12] Zu der Zeit rief Gott, der HERR Zebaoth, daß man weine und klage und sich das Haar abschere und den Sack anlege.
[22.13] Aber siehe da, lauter Freude und Wonne, Rinder töten, Schafe schlachten, Fleisch essen, Wein trinken: "Lasset uns essen und trinken; wir sterben doch morgen!"
[22.14] Aber meinen Ohren ist vom HERRN Zebaoth offenbart: "Wahrlich, diese Missetat soll euch nicht vergeben werden, bis ihr sterbt", spricht Gott, der HERR Zebaoth.
[22.15] So spricht Gott, der HERR Zebaoth: Geh hinein zu dem Verwalter da, zu Schebna, dem Hofmeister, und sprich zu ihm:
[22.16] Was hast du hier? Und wen hast du hier, daß du dir hier ein Grab aushauen läßt, daß du dein Grab in der Höhe aushauen und deine Wohnung in den Felsen machen läßt?
[22.17] Siehe, der HERR wird dich wegwerfen, wie ein Starker einen wegwirft, und wird dich packen
[22.18] und dich zum Knäuel machen und dich wegschleudern wie eine Kugel in ein weites Land. Dort wirst du sterben, dort werden deine kostbaren Wagen bleiben, du Schmach für das Haus deines Herrn!
[22.19] Und ich will dich aus deiner Stellung stürzen und dich aus deinem Amt stoßen.
[22.20] Und zu der Zeit will ich rufen meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas,
[22.21] und will ihm dein Amtskleid anziehen und ihn mit deinem Gürtel gürten und deine Herrschaft in seine Hand geben, daß er Vater sei für die, die in Jerusalem wohnen, und für das Haus Juda.
[22.22] Und ich will die Schlüssel des Hauses Davids auf seine Schulter legen, daß er auftue und niemand zuschließe, daß er zuschließe und niemand auftue.
[22.23] Und ich will ihn als Nagel einschlagen an einen festen Ort, und er soll werden zum Thron der Ehre für seines Vaters Haus.
[22.24] Aber wenn sich an ihn hängt die ganze Schwere seines Vaterhauses, Kind und Kindeskinder, alle kleinen Geräte, Trinkgefäße und allerlei Krüge,
[22.25] dann, spricht der HERR Zebaoth, soll der Nagel nachgeben, der am festen Ort steckt, er soll abbrechen und fallen, so daß alles, was daran hing, zerbricht; denn der HERR sagt es.


23. Kapitel

Das Gericht über Tyrus und Sidon

(vgl. Hes 26 - 28)

[23.1] Dies ist die Last für Tyrus: Heulet, ihr Tarsisschiffe, denn Tyrus ist zerstört, daß kein Haus mehr da ist! Wenn sie heimkehren aus dem Lande Kittim, werden sie dessen gewahr werden.
[23.2] Die Bewohner der Küste sind still geworden, die Kaufleute von Sidon. Ihre Boten zogen übers Meer,
[23.3] und was von Früchten am Schihor und von Getreide am Nil wuchs, brachte man nach Sidon hin über große Wasser, und du warst der Völker Markt geworden.
[23.4] Erschrick, Sidon, denn das Meer, ja, die Feste am Meer spricht: Ich werde nicht mehr Mutter, ich gebäre nicht mehr; darum ziehe ich keine Jünglinge auf und erziehe keine Jungfrauen.
[23.5] Sobald es die Ägypter hören, erschrecken sie über die Kunde von Tyrus.
[23.6] Fahret hin nach Tarsis, heulet, ihr Bewohner der Küste!
[23.7] Ist das eure fröhliche Stadt, die sich ihres Alters rühmte? Ihre Füße führten sie weit weg, in der Ferne zu weilen.
[23.8] Wer hat solches beschlossen, daß es Tyrus, der Krone, so gehen sollte, wo doch ihre Kaufleute Fürsten waren und ihre Händler die Herrlichsten auf Erden?
[23.9] Der HERR Zebaoth hat's so beschlossen, auf daß er erniedrigte die Pracht und verächtlich machte die stolze Stadt, alle Herrlichsten auf Erden.
[23.10] Bebaue dein Land, du Tochter Tarsis! Denn es gibt keinen Hafen mehr.
[23.11] Der HERR hat seine Hand ausgereckt über das Meer und erschreckt die Königreiche. Er hat Befehl gegeben über Phönizien, daß seine Bollwerke zerstört werden,
[23.12] und er hat gesagt: Du sollst nicht mehr fröhlich sein, du geschändete Jungfrau, du Tochter Sidon! Nach Kittim mach dich auf und zieh fort, doch wirst du auch da keine Ruhe haben.
[23.13] Siehe, die Chaldäer - dies Volk hat's getan, nicht Assur - haben die Stadt zur Wüste gemacht; sie haben Belagerungstürme aufgerichtet, ihre Paläste niedergerissen und die Stadt geschleift.
[23.14] Heulet, ihr Tarsisschiffe, denn euer Bollwerk ist zerstört!
[23.15] Zu der Zeit wird Tyrus vergessen werden siebzig Jahre, solange etwa ein König lebt. Aber nach siebzig Jahren wird es mit Tyrus gehen, wie es im Hurenlied heißt:
[23.16] Nimm die Harfe, geh in der Stadt umher, du vergessene Hure! Mach's gut auf dem Saitenspiel und singe viel Lieder, auf daß dein wieder gedacht werde!
[23.17] Denn nach siebzig Jahren wird der HERR die Stadt Tyrus heimsuchen, daß sie wieder zu ihrem Hurenlohn komme und Hurerei treibe mit allen Königreichen auf Erden.
[23.18] Aber ihr Gewinn und Hurenlohn wird dem HERRN geweiht werden. Man wird ihn nicht wie Schätze sammeln und aufhäufen, sondern ihr Erwerb wird denen zufallen, die vor dem HERRN wohnen, daß sie essen und satt werden und wohl bekleidet seien.


24. Kapitel

Das zukünftige Gottesgericht über die Erde

[24.1] Siehe, der HERR macht die Erde leer und wüst und wirft um, was auf ihr ist, und zerstreut ihre Bewohner.
[24.2] Und es geht dem Priester wie dem Volk, dem Herrn wie dem Knecht, der Frau wie der Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Verleiher wie dem Borger, dem Gläubiger wie dem Schuldner.
[24.3] Die Erde wird leer und beraubt sein; denn der HERR hat solches geredet.
[24.4] Das Land verdorrt und verwelkt, der Erdkreis verschmachtet und verwelkt, die Höchsten des Volks auf Erden verschmachten.
[24.5] Die Erde ist entweiht von ihren Bewohnern; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und brechen den ewigen Bund.
[24.6] Darum frißt der Fluch die Erde, und büßen müssen's, die darauf wohnen. Darum nehmen die Bewohner der Erde ab, so daß wenig Leute übrigbleiben.
[24.7] Der Wein ist dahin, der Weinstock verschmachtet, und alle, die von Herzen fröhlich waren, seufzen.
[24.8] Die Freude der Pauken ist vorüber, das Jauchzen der Fröhlichen ist aus, und die Freude der Harfe hat ein Ende.
[24.9] Man singt nicht beim Weintrinken, und das Getränk ist bitter denen, die es trinken.
[24.10] Die Stadt ist zerstört und wüst, alle Häuser sind verschlossen, daß niemand hineingehen kann.
[24.11] Man klagt um den Wein auf den Gassen, daß alle Freude weg ist, alle Wonne des Landes dahin ist.
[24.12] Nur Verwüstung ist in der Stadt geblieben, und die Tore sind in Trümmer geschlagen.
[24.13] Denn so geht es zu auf Erden und unter den Völkern, wie wenn ein Ölbaum leergeschlagen wird, wie bei der Nachlese, wenn die Weinernte aus ist.
[24.14] Sie erheben ihre Stimme und rühmen und jauchzen vom Meer her über die Herrlichkeit des HERRN: "
[24.15] So preiset nun den HERRN an den Gestaden, auf den Inseln des Meeres den Namen des HERRN, des Gottes Israels."
[24.16] Wir hören Lobgesänge vom Ende der Erde: "Herrlichkeit dem Gerechten!" Aber ich muß sagen: Wie bin ich so elend! Wie bin ich so elend! Weh mir! Denn es rauben die Räuber, ja, immerfort rauben die Räuber. Ü
[24.17] ber euch, Bewohner der Erde, kommt Schrecken und Grube und Netz.
[24.18] Und wer entflieht vor dem Geschrei des Schreckens, der fällt in die Grube; und wer entkommt aus der Grube, der wird im Netz gefangen. Denn die Fenster in der Höhe sind aufgetan, und die Grundfesten der Erde beben.
[24.19] Es wird die Erde mit Krachen zerbrechen, zerbersten und zerfallen.
[24.20] Die Erde wird taumeln wie ein Trunkener und wird hin und her geworfen wie eine schwankende Hütte; denn ihre Missetat drückt sie, daß sie fallen muß und nicht wieder aufstehen kann.
[24.21] Zu der Zeit wird der HERR das Heer der Höhe heimsuchen in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde,
[24.22] daß sie gesammelt werden als Gefangene im Gefängnis und verschlossen werden im Kerker und nach langer Zeit heimgesucht werden.
[24.23] Und der Mond wird schamrot werden und die Sonne sich schämen, wenn der HERR Zebaoth König sein wird auf dem Berg Zion und zu Jerusalem und vor seinen Ältesten in Herrlichkeit.


25. Kapitel

Das Danklied der Erlösten nach dem Gottesgericht

[25.1] HERR, du bist mein Gott, dich preise ich; ich lobe deinen Namen. Denn du hast Wunder getan; deine Ratschlüsse von alters her sind treu und wahrhaftig.
[25.2] Denn du hast die Stadt zum Steinhaufen gemacht, die feste Stadt, daß sie in Trümmern liegt, die Paläste der Fremden, daß sie nicht mehr eine Stadt seien und nie wieder aufgebaut werden.
[25.3] Darum ehrt dich ein mächtiges Volk, die Städte gewalttätiger Völker fürchten dich.
[25.4] Denn du bist der Geringen Schutz gewesen, der Armen Schutz in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten wie ein Unwetter im Winter,
[25.5] wie die Hitze in der Zeit der Dürre. Du demütigst der Fremden Ungestüm, wie du die Hitze brichst durch den Schatten der Wolken; du dämpfest der Tyrannen Siegesgesang.
[Note: Das große Freudenmahl][25.6] Und der HERR Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist.
[25.7] Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegnehmen, mit der alle Völker verhüllt sind, und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind.
[25.8] Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen; denn der HERR hat's gesagt.
[25.9] Zu der Zeit wird man sagen: "Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, daß er uns helfe. Das ist der HERR, auf den wir hofften; laßt uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil."
[25.10] Denn die Hand des HERRN ruht auf diesem Berge. Moab aber wird zertreten werden, wie Stroh in die Mistlache getreten wird.
[25.11] Und wenn es auch seine Hände darin ausbreitet, wie sie ein Schwimmer ausbreitet, um zu schwimmen, so wird doch der Herr seinen Hochmut niederdrücken trotz allen Mühens seiner Arme.
[25.12] Und deine hohen, steilen Mauern wird er beugen, erniedrigen und in den Staub zu Boden werfen.


26. Kapitel

Jubellied des Volkes Gottes

[26.1] Zu der Zeit wird man dies Lied singen im Lande Juda: Wir haben eine feste Stadt, zum Schutze schafft er Mauern und Wehr.
[26.2] Tut auf die Tore, daß hineingehe das gerechte Volk, das den Glauben bewahrt!a
[26.3] Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verläßt sich auf dich.
[26.4] Darum verlaßt euch auf den HERRN immerdar; denn Gott der HERR ist ein Fels ewiglich.
[26.5] Er erniedrigt, die in der Höhe wohnen; die hohe Stadt wirft er nieder, ja, er stößt sie zur Erde, daß sie im Staube liegt.
[26.6] Mit Füßen wird sie zertreten, ja, mit den Füßen der Armen, mit den Tritten der Geringen.
[Note: Gottes Gericht über die Welt und Israels Auferweckung][26.7] Des Gerechten Weg ist eben, den Steig des Gerechten machst du gerade.
[26.8] Wir warten auf dich, HERR, auch auf dem Wege deiner Gerichte; des Herzens Begehren steht nach deinem Namen und deinem Lobpreis.
[26.9] Von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen. Denn wenn deine Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit.
[26.10] Aber wenn dem Gottlosen Gnade widerfährt, so lernt er doch nicht Gerechtigkeit, sondern tut nur übel im Lande, wo das Recht gilt, und sieht des HERRN Herrlichkeit nicht.
[26.11] HERR, deine Hand ist erhoben, doch sie sehen es nicht. Aber sie sollen sehen den Eifer um dein Volk und zuschanden werden. Mit dem Feuer, mit dem du deine Feinde verzehrst, wirst du sie verzehren.
[26.12] Aber uns, HERR, wirst du Frieden schaffen; denn auch alles, was wir ausrichten, das hast du für uns getan.
[26.13] HERR, unser Gott, es herrschen wohl andere Herren über uns als du, aber wir gedenken doch allein deiner und deines Namens.
[26.14] Tote werden nicht lebendig, Schatten stehen nicht auf; darum hast du sie heimgesucht und vertilgt und jedes Gedenken an sie zunichte gemacht.
[26.15] Du, HERR, mehrest das Volk, du mehrest das Volk, beweisest deine Herrlichkeit und machst weit alle Grenzen des Landes.
[26.16] HERR, wenn Trübsal da ist, so suchen wir dich; wenn du uns züchtigst, sind wir in Angst und Bedrängnis.
[26.17] Gleich wie eine Schwangere, wenn sie bald gebären soll, sich ängstigt und schreit in ihren Schmerzen, so geht's uns auch, HERR, vor deinem Angesicht.
[26.18] Wir sind auch schwanger, und uns ist bange, und wenn wir gebären, so ist's Wind. Wir können dem Lande nicht helfen, und Bewohner des Erdkreises können nicht geboren werden.
[26.19] Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Toten herausgeben.
[26.20] Geh hin, mein Volk, in deine Kammer, und schließ die Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe.
[26.21] Denn siehe, der HERR wird ausgehen von seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Bewohner der Erde. Dann wird die Erde offenbar machen das Blut, das auf ihr vergossen ist, und nicht weiter verbergen, die auf ihr getötet sind.


27. Kapitel

[27.1] Zu der Zeit wird der HERR heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert den Leviatan, die flüchtige Schlange, und den Leviatan, die gewundene Schlange, und wird den Drachen im Meer töten.
[27.2] Zu der Zeit wird es heißen: Lieblicher Weinberg, singet ihm zu!
[27.3] Ich, der HERR, behüte ihn und begieße ihn immer wieder. Damit man ihn nicht verderbe, will ich ihn Tag und Nacht behüten.
[27.4] Ich zürne nicht. Sollten aber Disteln und Dornen aufschießen, so wollte ich über sie herfallen und sie alle miteinander anstecken,
[27.5] es sei denn, sie suchen Zuflucht bei mir und machen Frieden mit mir, ja, Frieden mit mir.
[27.6] Es wird einst dazu kommen, daß Jakob wurzeln und Israel blühen und grünen wird, daß sie den Erdkreis mit Früchten erfüllen.
[27.7] Wird doch Israel nicht geschlagen, wie seine Feinde geschlagen werden, und nicht getötet, wie seine Feinde getötet werden!
[27.8] Sondern, indem du es wegschicktest und wegführtest, hast du es gerichtet, es verscheucht mit rauhem Sturm am Tage des Ostwinds.
[27.9] Darum wird die Sünde Jakobs dadurch gesühnt werden, und das wird die Frucht davon sein, daß seine Sünden weggenommen werden: er wird alle Altarsteine zerstoßenen Kalksteinen gleichmachen; und keine Bilder der Aschera noch Rauchopfersäulen werden mehr bleiben.
[27.10] Denn die feste Stadt ist einsam geworden, die schönen Häuser verödet und verlassen wie die Steppe, daß Kälber dort weiden und ruhen und Zweige abfressen.
[27.11] Ihre Zweige werden vor Dürre brechen, daß die Frauen kommen und Feuer damit machen werden; denn es ist ein unverständiges Volk. Darum erbarmt sich ihrer auch nicht, der sie gemacht hat; und der sie geschaffen hat, ist ihnen nicht gnädig.
[27.12] Zu der Zeit wird der HERR Ähren ausklopfen vom Ufer des Stromes bis an den Bach Ägyptens, und ihr Israeliten werdet aufgesammelt werden, einer nach dem andern.
[27.13] Zu der Zeit wird man mit einer großen Posaune blasen, und es werden kommen die Verlorenen im Lande Assur und die Verstoßenen im Lande Ägypten und werden den HERRN anbeten auf dem heiligen Berg zu Jerusalem.


28. Kapitel

[28.1] Weh der prächtigen Krone der Trunkenen von Ephraim, der welken Blume ihrer lieblichen Herrlichkeit, die da prangt hoch über dem fetten Tal derer, die vom Wein taumeln!
[28.2] Siehe, einen Starken und Mächtigen hält der Herr bereit; wie Hagelsturm, wie verderbliches Wetter, wie Wasserflut, die mächtig einreißt, wirft er zu Boden mit Gewalt.
[28.3] Mit Füßen wird zertreten die prächtige Krone der Trunkenen von Ephraim.
[28.4] Und die welke Blume ihrer lieblichen Herrlichkeit, die da prangt hoch über dem fetten Tal, wird sein wie eine Frühfeige vor dem Sommer, die einer erspäht und flugs aus der Hand verschlingt.
[28.5] Zu der Zeit wird der HERR Zebaoth eine liebliche Krone sein und ein herrlicher Kranz für die Übriggebliebenen seines Volks
[28.6] und ein Geist des Rechts für den, der zu Gericht sitzt, und eine Kraft denen, die den Kampf zurücktreiben zum Tor.
[Note: Gericht über die Priester und Propheten in Jerusalem][28.7] Aber auch diese sind vom Wein toll geworden und taumeln von starkem Getränk. Priester und Propheten sind toll von starkem Getränk, sind vom Wein verwirrt. Sie taumeln von starkem Getränk, sie sind toll beim Weissagen und wanken beim Rechtsprechen.
[28.8] Denn alle Tische sind voll Gespei und Unflat an allen Orten! "
[28.9] Wen", sagen sie, "will der denn Erkenntnis lehren? Wem will er Offenbarung zu verstehen geben? Denen, die entwöhnt sind von der Milch, denen, die von der Brust abgesetzt sind?
[28.10] Zawlazaw zawlazaw, kawlakaw kawlakaw,* hier ein wenig, da ein wenig!" *Die Worte, die das Lallen der Trunkenen nachahmen und nicht übersetzt werden können, sollen die Redeweise des Propheten verspotten.
[28.11] Jawohl, Gott wird einmal mit unverständlicher Sprache und mit einer fremden Zunge reden zu diesem Volk,
[28.12] er, der zu ihnen gesagt hat: "Das ist die Ruhe; schaffet Ruhe den Müden, und das ist die Erquickung!" Aber sie wollten nicht hören.
[28.13] Darum soll so auch des HERRN Wort an sie ergehen: "Zawlazaw zawlazaw, kawlakaw kawlakaw, hier ein wenig, da ein wenig", daß sie hingehen und rücklings fallen, zerbrochen, verstrickt und gefangen werden.
[28.14] So höret nun des HERRN Wort, ihr Spötter, die ihr herrschet über dies Volk, das in Jerusalem ist.
[28.15] Ihr sprecht: Wir haben mit dem Tod einen Bund geschlossen und mit dem Totenreich einen Vertrag gemacht. Wenn die brausende Flut daherfährt, wird sie uns nicht treffen; denn wir haben Lüge zu unsrer Zuflucht und Trug zu unserm Schutz gemacht.
[28.16] Darum spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht.*
[28.17] Und ich will das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Waage machen. So wird Hagel die falsche Zuflucht zerschlagen, und Wasser sollen den Schutz wegschwemmen,
[28.18] daß hinfalle euer Bund mit dem Tode und euer Vertrag mit dem Totenreich nicht bestehen bleibe. Wenn die Flut daherfährt, wird sie euch zermalmen;
[28.19] sooft sie daherfährt, wird sie euch erfassen. Denn Morgen für Morgen wird sie kommen, des Tags und des Nachts. Da wird man nur mit Entsetzen Offenbarung deuten.* *Luther übersetzte: "Denn allein die Anfechtung lehrt aufs Wort merken."
[28.20] Denn das Bett ist zu kurz, um sich auszustrecken, und die Decke zu schmal, um sich drein zu schmiegen.
[28.21] Denn der HERR wird sich aufmachen wie am Berge Perazim und toben wie im Tal Gibeon, daß er sein Werk vollbringe, aber fremd ist sein Werk, und daß er seine Tat tue, aber seltsam ist seine Tat!
[28.22] So laßt nun euer Spotten, auf daß eure Bande nicht fester werden; denn ich habe von einem Verderben gehört, das von Gott, dem HERRN Zebaoth, beschlossen ist über alle Welt.
[28.23] Nehmet zu Ohren und höret meine Stimme, merket auf und höret meine Rede:
[28.24] Pflügt oder gräbt oder bricht denn ein Ackermann seinen Acker zur Saat immerfort um?
[28.25] Ist's nicht so: Wenn er ihn geebnet hat, dann streut er Dill und wirft Kümmel und sät Weizen und Gerste, ein jedes, wohin er's haben will, und Spelt an den Rand?
[28.26] So unterwies ihn sein Gott und lehrte ihn, wie es recht sei.
[28.27] Auch drischt man den Dill nicht mit Dreschschlitten und läßt auch nicht die Walze über den Kümmel gehen, sondern den Dill schlägt man aus mit einem Stabe und den Kümmel mit einem Stecken.
[28.28] Zermalmt man etwa das Getreide? Nein, man drischt es nicht ganz und gar, wenn man's mit Dreschwalzen und ihrem Gespann ausdrischt.
[28.29] Auch das kommt her vom HERRN Zebaoth; sein Rat ist wunderbar, und er führt es herrlich hinaus.


29. Kapitel

Jerusalems Belagerung und Errettung

[29.1] Weh Ariel, Ariel, du Stadt, wo David lagerte! Füget Jahr zu Jahr und feiert die Feste!
[29.2] Ich will den Ariel ängstigen, daß er traurig und voll Jammer sei, und er soll mir ein rechter Ariel sein.
[29.3] Denn ich will dich belagern ringsumher und will dich ängstigen mit Bollwerk und will Wälle um dich aufführen lassen.
[29.4] Dann sollst du erniedrigt werden und von der Erde her reden und aus dem Staube mit deiner Rede murmeln, daß deine Stimme sei wie die eines Totengeistes aus der Erde, und deine Rede wispert aus dem Staube.
[29.5] Aber die Menge deiner Feinde soll werden wie Staub und die Menge der Tyrannen wie wehende Spreu. Und plötzlich wird's geschehen,
[29.6] daß Heimsuchung kommt vom HERRN Zebaoth mit Wetter und Erdbeben und großem Donner, mit Wirbelsturm und Ungewitter und mit Flammen eines verzehrenden Feuers.
[29.7] Und wie ein Traum, wie ein Nachtgesicht, so soll die Menge aller Völker sein, die gegen Ariel kämpfen, mit ihrem ganzen Heer und Bollwerk, und die ihn ängstigen.
[29.8] Denn wie ein Hungriger träumt, daß er esse, - wenn er aber aufwacht, so ist sein Verlangen nicht gestillt; und wie ein Durstiger träumt, daß er trinke, - wenn er aber aufwacht, ist er matt und durstig: so soll es der Menge aller Völker ergehen, die gegen den Berg Zion kämpfen.
[Note: Die Verblendung des Volkes][29.9] Starret hin und werdet bestürzt, seid verblendet und werdet blind! Seid trunken, doch nicht vom Wein, taumelt, doch nicht von starkem Getränk!
[29.10] Denn der HERR hat über euch einen Geist des tiefen Schlafs ausgegossen und eure Augen - die Propheten - zugetan, und eure Häupter - die Seher - hat er verhüllt.
[29.11] Darum sind euch alle Offenbarungen wie die Worte eines versiegelten Buches, das man einem gibt, der lesen kann, und spricht: Lies doch das!, und er spricht: "Ich kann nicht, denn es ist versiegelt";
[29.12] oder das man einem gibt, der nicht lesen kann, und spricht: Lies doch das!, und er spricht: "Ich kann nicht lesen."
[29.13] Und der Herr sprach: Weil dies Volk mir naht mit seinem Munde und mit seinen Lippen mich ehrt, aber ihr Herz fern von mir ist und sie mich fürchten nur nach Menschengeboten, die man sie lehrt,
[29.14] darum will ich auch hinfort mit diesem Volk wunderlich umgehen, aufs wunderlichste und seltsamste, daß die Weisheit seiner Weisen vergehe und der Verstand seiner Klugen sich verbergen müsse.
[29.15] Weh denen, die mit ihrem Plan verborgen sein wollen vor dem HERRN und mit ihrem Tun im Finstern bleiben und sprechen: "Wer sieht uns, und wer kennt uns?"
[29.16] Wie kehrt ihr alles um! Als ob der Ton dem Töpfer gleich wäre, daß das Werk spräche von seinem Meister: Er hat mich nicht gemacht! und ein Bildwerk spräche von seinem Bildner: Er versteht nichts!
[Note: Die große Wandlung][29.17] Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden.
[29.18] Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen;
[29.19] und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels.
[29.20] Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten,
[29.21] welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.
[29.22] Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen.
[29.23] Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände - seine Kinder - in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten.
[29.24] Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.


30. Kapitel

Gegen das leichtfertige Vertrauen auf die Hilfe Ägyptens

[30.1] Weh den abtrünnigen Söhnen, spricht der HERR, die ohne mich Pläne fassen und ohne meinen Geist Bündnisse eingehen, um eine Sünde auf die andere zu häufen,
[30.2] die hinabziehen nach Ägypten und befragen meinen Mund nicht, um sich zu stärken mit der Macht des Pharao und sich zu bergen im Schatten Ägyptens!
[30.3] Aber es soll euch die Stärke des Pharao zur Schande geraten und der Schutz im Schatten Ägyptens zum Hohn.
[30.4] Denn ihre Fürsten sind zwar in Zoan, und ihre Boten sind nach Hanes gekommen,
[30.5] aber sie müssen doch alle zuschanden werden an dem Volk, das ihnen nichts nützen kann, weder zur Hilfe noch sonst zu Nutz, sondern nur zu Schande und Spott.
[30.6] Dies ist die Last für die Tiere des Südlandes: Im Lande der Trübsal und Angst, wo Löwe und Löwin, wo Ottern und feurige fliegende Drachen sind, da führen sie ihre Habe auf dem Rücken von Eseln und ihre Schätze auf dem Höcker von Kamelen zu dem Volk, das ihnen nichts nützen kann.
[30.7] Denn Ägypten ist nichts, und sein Helfen ist vergeblich. Darum nenne ich Ägypten "Rahab, die zum Schweigen gebracht ist".
[Note: Gegen die Verächter des göttlichen Wortes][30.8] So geh nun hin und schreib es vor ihnen nieder auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch, daß es bleibe für immer und ewig.
[30.9] Denn sie sind ein ungehorsames Volk und verlogene Söhne, die nicht hören wollen die Weisung des HERRN,
[30.10] sondern sagen zu den Sehern: "Ihr sollt nicht sehen!" und zu den Schauern: "Was wahr ist, sollt ihr uns nicht schauen! Redet zu uns, was angenehm ist; schauet, was das Herz begehrt!
[30.11] Weicht ab vom Wege, geht aus der rechten Bahn! Laßt uns doch in Ruhe mit dem Heiligen Israels!"
[30.12] Darum spricht der Heilige Israels: Weil ihr dies Wort verwerft und verlaßt euch auf Frevel und Mutwillen und trotzet darauf,
[30.13] so soll euch diese Sünde sein wie ein Riß, wenn es beginnt zu rieseln an einer hohen Mauer, die plötzlich, unversehens einstürzt;
[30.14] wie wenn ein Topf zerschmettert wird, den man zerstößt ohne Erbarmen, so daß man von seinen Stücken nicht eine Scherbe findet, darin man Feuer hole vom Herde oder Wasser schöpfe aus dem Brunnen.
[30.15] Denn so spricht Gott der HERR, der Heilige Israels: Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht
[30.16] und sprecht: "Nein, sondern auf Rossen wollen wir dahinfliegen", - darum werdet ihr dahinfliehen, "und auf Rennern wollen wir reiten", - darum werden euch eure Verfolger überrennen.
[30.17] Denn euer tausend werden fliehen vor eines einzigen Drohen; ja vor fünfen werdet ihr alle fliehen, bis ihr übrigbleibt wie ein Mast oben auf einem Berge und wie ein Banner auf einem Hügel.
[Note: Gottes Erbarmen über sein Volk][30.18] Darum harrt der HERR darauf, daß er euch gnädig sei, und er macht sich auf, daß er sich euer erbarme; denn der HERR ist ein Gott des Rechts. Wohl allen, die auf ihn harren!
[30.19] Du Volk Zions, das in Jerusalem wohnt, du wirst nicht weinen! Er wird dir gnädig sein, wenn du rufst. Er wird dir antworten, sobald er's hört.
[30.20] Und der Herr wird euch in Trübsal Brot und in Ängsten Wasser geben. Und dein Lehrer wird sich nicht mehr verbergen müssen, sondern deine Augen werden deinen Lehrer sehen.
[30.21] Deine Ohren werden hinter dir das Wort hören: "Dies ist der Weg; den geht! Sonst weder zur Rechten noch zur Linken!"
[30.22] Und ihr werdet entweihen eure übersilberten Götzen und die goldenen Hüllen eurer Bilder und werdet sie wegwerfen wie Unrat und zu ihnen sagen: Hinaus!a
[30.23] Und er wird deinem Samen, den du auf den Acker gesät hast, Regen geben und dir Brot geben vom Ertrag des Ackers in voller Genüge. Und dein Vieh wird zu der Zeit weiden auf weiter Aue.
[30.24] Die Rinder und Esel, die auf dem Felde ackern, werden gesalzenes gemengtes Futter fressen, das geworfelt ist mit Schaufel und Wurfgabel.
[30.25] Und es werden auf allen großen Bergen und auf allen hohen Hügeln Wasserbäche und Ströme fließen zur Zeit der großen Schlacht, wenn die Türme fallen werden.
[30.26] Und des Mondes Schein wird sein wie der Sonne Schein, und der Sonne Schein wird siebenmal heller sein zu der Zeit, wenn der HERR den Schaden seines Volks verbinden und seine Wunden heilen wird.
[30.27] Siehe, des HERRN Name kommt von ferne! Sein Zorn brennt, und mächtig erhebt er sich, seine Lippen sind voll Grimm und seine Zunge wie ein verzehrendes Feuer
[30.28] und sein Odem wie eine Wasserflut, die bis an den Hals reicht, zu schwingen die Völker in der Schwinge des Verderbens. Und er wird die Völker mit einem Zaum in ihren Backen hin und her treiben.
[30.29] Da werdet ihr singen wie in der Nacht des heiligen Festes und euch von Herzen freuen, wie wenn man mit Flötenspiel geht zum Berge des HERRN, zum Hort Israels.
[30.30] Und der HERR wird seine herrliche Stimme erschallen lassen, und man wird sehen, wie sein Arm herniederfährt mit zornigem Drohen und mit Flammen verzehrenden Feuers, mit Wolkenbruch und Hagelschlag.
[30.31] Da wird Assur erschrecken vor der Stimme des HERRN, der ihn schlägt mit dem Stock.
[30.32] Jedesmal, wenn ein Schlag daherfährt, wird der Stock zur Zuchtrute, die der HERR auf ihn niedersausen läßt; und so bekämpft er ihn, daß er ihn als Opfer schwingt unter Pauken und Zitherspiel.
[30.33] Denn die Feuergrube ist längst hergerichtet, ja, sie ist auch dem König bereitet, tief und weit genug. Der Scheiterhaufen darin hat Feuer und Holz die Menge; der Odem des HERRN wird ihn anzünden wie ein Schwefelstrom.


31. Kapitel

Nicht Ägypten, sondern der HERR rettet Jerusalem

[31.1] Weh denen, die hinabziehen nach Ägypten um Hilfe und sich verlassen auf Rosse und hoffen auf Wagen, weil ihrer viele sind, und auf Gespanne, weil sie sehr stark sind! Aber sie halten sich nicht zum Heiligen Israels und fragen nichts nach dem HERRN.
[31.2] Aber auch er ist weise und bringt Unheil herbei und nimmt seine Worte nicht zurück, sondern wird sich aufmachen wider das Haus der Bösen und wider die Hilfe der Übeltäter.
[31.3] Denn Ägypten ist Mensch und nicht Gott, und seine Rosse sind Fleisch und nicht Geist. Und der HERR wird seine Hand ausstrecken, so daß der Helfer strauchelt und der, dem geholfen wird, fällt und alle miteinander umkommen.
[31.4] So hat der HERR zu mir gesprochen: Gleich wie ein Löwe und ein junger Löwe brüllt über seinem Raub, wenn man wider ihn aufruft die Menge der Hirten - er erschrickt vor ihrem Geschrei nicht, und es ist ihm auch nicht angst vor ihrer Menge -, so wird der HERR Zebaoth herniederfahren auf den Berg Zion und auf seinen Hügel, um zu kämpfen.
[31.5] Und der HERR Zebaoth wird Jerusalem beschirmen, wie Vögel es tun mit ihren Flügeln, er wird schützen, erretten, schonen und befreien.
[31.6] Kehrt um, ihr Israeliten, zu dem, von welchem ihr so sehr abgewichen seid!
[31.7] Denn zu der Zeit wird ein jeder seine silbernen und goldenen Götzen verwerfen, die eure Hände gemacht hatten euch zur Sünde.
[31.8] Und Assur soll fallen, nicht durch Mannes-Schwert, und soll verzehrt werden, nicht durch Menschen-Schwert. Und es wird vor dem Schwert fliehen, und seine junge Mannschaft wird Frondienste leisten müssen.
[31.9] Und sein Fels wird vor Furcht weichen, und seine Fürsten werden das Banner verlassen, spricht der HERR, der zu Zion ein Feuer und zu Jerusalem einen Glutofen hat.


32. Kapitel

[32.1] Siehe, es wird ein König regieren, Gerechtigkeit aufzurichten, und Fürsten werden herrschen, das Recht zu handhaben,
[32.2] daß ein jeder von ihnen sein wird wie eine Zuflucht vor dem Wind und wie ein Schutz vor dem Platzregen, wie Wasserbäche am dürren Ort, wie der Schatten eines großen Felsens im trockenen Lande.
[32.3] Und die Augen der Sehenden werden nicht mehr blind sein, und die Ohren der Hörenden werden aufmerken.
[32.4] Und die Unvorsichtigen werden Klugheit lernen, und die Zunge der Stammelnden wird fließend und klar reden.
[32.5] Es wird nicht mehr ein Narr Fürst heißen, noch ein Betrüger edel genannt werden.
[32.6] Denn ein Narr redet Narrheit, und sein Herz geht mit Unheil um, daß er Ruchloses anrichte und rede über den HERRN lauter Trug; dadurch läßt er hungrig die hungrigen Seelen und wehrt den Durstigen das Trinken.
[32.7] Und des Betrügers Waffen sind böse, er sinnt auf Tücke, um die Elenden zu verderben mit falschen Worten, auch wenn der Arme sein Recht vertritt.
[32.8] Aber der Edle hat edle Gedanken und beharrt bei Edlem.
[Note: Die wahre Sicherheit durch den Geist aus der Höhe][32.9] Wohlan, ihr stolzen Frauen, höret meine Stimme! Ihr Töchter, die ihr so sicher seid, nehmet zu Ohren meine Rede! Ü
[32.10] ber Jahr und Tag, da werdet ihr Sicheren zittern; denn es wird keine Weinlese sein, auch keine Obsternte kommen.
[32.11] Erschreckt, ihr stolzen Frauen, zittert, ihr Sicheren! Zieht euch aus, entblößt euch und umgürtet eure Lenden!
[32.12] Man wird klagen um die Äcker, ja, um die lieblichen Äcker, um die fruchtbaren Weinstöcke,
[32.13] um den Acker meines Volks, auf dem Dornen und Hecken wachsen, um alle Häuser voll Freude in der fröhlichen Stadt.
[32.14] Denn die Paläste werden verlassen sein, und die Stadt, die voll Getümmel war, wird einsam sein, daß Burg und Turm für immer zu Höhlen werden, dem Wild zur Freude, den Herden zur Weide,
[32.15] so lange bis über uns ausgegossen wird der Geist aus der Höhe. Dann wird die Wüste zum fruchtbaren Lande und das fruchtbare Land wie Wald geachtet werden.
[32.16] Und das Recht wird in der Wüste wohnen und Gerechtigkeit im fruchtbaren Lande.
[32.17] Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird ewige Stille und Sicherheit sein,
[32.18] daß mein Volk in friedlichen Auen wohnen wird, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.
[32.19] Aber der Wald wird niederbrechen, und die Stadt wird versinken in Niedrigkeit.
[32.20] Wohl euch, die ihr säen könnt an allen Wassern und könnt die Rinder und Esel frei gehen lassen.


33. Kapitel

Die Rettung Zions vor dem Verwüster

[33.1] Weh dir, du Verwüster, der du selbst nicht verwüstet bist, und du Räuber, der du selbst nicht beraubt bist! Wenn du das Verwüsten vollendet hast, so wirst du auch verwüstet werden; wenn du des Raubens ein Ende gemacht hast, so wird man dich auch berauben.
[33.2] HERR, sei uns gnädig, denn auf dich harren wir! Sei unser Arm alle Morgen, dazu unser Heil zur Zeit der Trübsal!
[33.3] Es fliehen die Völker vor dem gewaltigen Tosen, und die Heiden werden zerstreut, wenn du dich erhebst.
[33.4] Da wird man Beute wegraffen, wie die Heuschrecken wegraffen, und wie die Käfer herbeistürzen, so stürzt man sich darauf.
[33.5] Der HERR ist erhaben, denn er wohnt in der Höhe. Er hat Zion mit Recht und Gerechtigkeit erfüllt.
[33.6] Und du wirst sichere Zeiten haben: Reichtum an Heil, Weisheit und Klugheit; die Furcht des HERRN wird Zions Schatz sein.
[33.7] Siehe, die Leute von Ariel schreien draußen, die Boten des Friedens weinen bitterlich.
[33.8] Die Wege sind verödet, es geht niemand mehr auf der Straße. Man hält nicht Treu und Glauben, man verwirft die Zeugen und achtet der Leute nicht.
[33.9] Das Land sieht traurig und jämmerlich aus, der Libanon ist zuschanden geworden und verdorrt. Scharon ist wie eine Steppe, und Baschan und Karmel stehen kahl.
[33.10] Nun aber will ich mich aufmachen, spricht der HERR; nun will ich mich erheben, nun will ich aufstehen.
[33.11] Mit Stroh geht ihr schwanger, Stoppeln gebärt ihr; euer Zorn ist ein Feuer, das euch selbst verzehren wird.
[33.12] Und die Völker werden zu Kalk verbrannt werden; wie abgehauene Dornen werden sie im Feuer verzehrt.
[33.13] So höret nun ihr, die ihr ferne seid, was ich getan habe, und die ihr nahe seid, erkennet meine Stärke!
[33.14] In Zion sind die Sünder erschrocken, Zittern hat die Heuchler befallen, und sie sprechen: "Wer ist unter uns, der bei verzehrendem Feuer wohnen kann? Wer ist unter uns, der bei ewiger Glut wohnen kann?"
[33.15] Wer in Gerechtigkeit wandelt und redet, was recht ist; wer schändlichen Gewinn haßt und seine Hände bewahrt, daß er nicht Geschenke nehme; wer seine Ohren zustopft, daß er nichts von Blutschuld höre, und seine Augen zuhält, daß er nichts Arges sehe:
[33.16] der wird in der Höhe wohnen, und Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiß.
[33.17] Deine Augen werden den König sehen in seiner Schönheit; du wirst ein weites Land sehen.
[33.18] Dein Herz wird an den Schrecken zurückdenken und sagen: "Wo sind nun die Schreiber? Wo sind die Vögte? Wo sind, die die Türme zählten?"
[33.19] Du wirst das freche Volk nicht mehr sehen, das Volk von dunkler Sprache, die man nicht verstehen kann, und von stammelnder Zunge, die unverständlich bleibt.
[33.20] Schaue auf Zion, die Stadt unsrer Feiern! Deine Augen werden Jerusalem sehen, eine sichere Wohnung, ein Zelt, das nicht mehr abgebrochen wird. Seine Pflöcke sollen nie mehr herausgezogen und keines seiner Seile zerrissen werden.
[33.21] Denn der HERR wird dort bei uns mächtig sein, und weite Wassergräben wird es geben, auf denen kein Schiff mehr fahren, kein stolzes Schiff mehr dahinziehen kann.
[33.22] - Denn der HERR ist unser Richter, der HERR ist unser Meister, der HERR ist unser König; der hilft uns! -
[33.23] Seine Taue hängen lose, sie halten den Mastbaum nicht fest, und die Segel spannen sich nicht. Dann wird viel Beute ausgeteilt werden, und auch die Lahmen werden plündern.
[33.24] Und kein Bewohner wird sagen: "Ich bin schwach"; denn das Volk, das darin wohnt, wird Vergebung der Sünde haben.


34. Kapitel

Gottes Strafgericht über Edom

[34.1] Kommt herzu, ihr Heiden, und höret; ihr Völker, merkt auf! Die Erde höre zu und was sie füllt, der Erdkreis und was darauf lebt!
[34.2] Denn der HERR ist zornig über alle Heiden und ergrimmt über alle ihre Scharen. Er wird an ihnen den Bann vollstrecken und sie zur Schlachtung dahingeben.
[34.3] Und ihre Erschlagenen werden hingeworfen werden, daß der Gestank von ihren Leichnamen aufsteigen wird und die Berge von ihrem Blut fließen.
[34.4] Und alles Heer des Himmels wird dahinschwinden, und der Himmel wird zusammengerollt werden wie eine Buchrolle, und all sein Heer wird hinwelken, wie ein Blatt verwelkt am Weinstock und wie ein dürres Blatt am Feigenbaum.
[34.5] Denn mein Schwert ist trunken im Himmel, und siehe, es wird herniederfahren auf Edom und über das Volk, an dem ich den Bann vollstrecke zum Gericht.
[34.6] Des HERRN Schwert ist voll Blut und trieft von Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, vom Nierenfett der Widder. Denn der HERR hält ein Schlachten in Bozra und ein großes Opfer im Lande Edom.
[34.7] Da werden Wildstiere mit ihnen niedersinken und junge Stiere samt den Büffeln. Und ihr Land wird trunken werden von Blut, und die Erde wird triefen von Fett.
[34.8] Denn es kommt der Tag der Rache des HERRN und das Jahr der Vergeltung, um Zion zu rächen.
[34.9] Da werden Edoms Bäche zu Pech werden und seine Erde zu Schwefel; ja, sein Land wird zu brennendem Pech werden,
[34.10] das weder Tag noch Nacht verlöschen wird, sondern immer wird Rauch von ihm aufgehen. Und es wird verwüstet sein von Geschlecht zu Geschlecht, daß niemand hindurchgehen wird auf ewige Zeiten,
[34.11] sondern Rohrdommeln und Igel werden's in Besitz nehmen, Nachteulen und Raben werden dort wohnen. Und er wird die Meßschnur darüber spannen, daß es verwüstet werde, und das Bleilot werfen, daß es öde sei.
[34.12] Und Feldgeister werden darin wohnen, und seine Edlen werden nicht mehr sein. Man wird dort keinen König mehr ausrufen, und alle seine Fürsten werden ein Ende haben.
[34.13] Dornen werden wachsen in seinen Palästen, Nesseln und Disteln in seinen Schlössern; und es wird eine Behausung sein der Schakale und eine Stätte für die Strauße.
[34.14] Da werden Wüstentiere und wilde Hunde einander treffen, und ein Feldgeist wird dem andern begegnen. Das Nachtgespenst wird auch dort herbergen und seine Ruhestatt dort finden.
[34.15] Da wird auch die Natter nisten und legen, ihre Eier aufhäufen und ausbrüten. Auch die Raubvögel werden dort zusammenkommen. Keines vermißt das andere.
[34.16] - Suchet nun in dem Buch des HERRN und lest! - Keines von ihnen wird fehlen. Denn sein Mund gebietet es, und sein Geist bringt sie zusammen.
[34.17] Er wirft ihnen das Los, und seine Hand teilt aus unter sie mit der Meßschnur, daß sie das Land besitzen auf ewige Zeiten und darin wohnen von Geschlecht zu Geschlecht.


35. Kapitel

Das zukünftige Heil

[35.1] Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.
[35.2] Sie wird blühen und jubeln in aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon. Sie sehen die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht unsres Gottes.
[35.3] Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie!a
[35.4] Saget den verzagten Herzen: "Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen."
[35.5] Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden.
[35.6] Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande.
[35.7] Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen.
[35.8] Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren.
[35.9] Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen.
[35.10] Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.


36. Kapitel

Jerusalem von Sanherib bedroht und wunderbar errettet

(Kap 36 und 37: vgl. 2. Kön 18,13 - 19,37; 2. Chr 32,1-23)

[36.1] Und es begab sich im vierzehnten Jahr des Königs Hiskia, da zog der König von Assyrien, Sanherib, herauf gegen alle festen Städte Judas und nahm sie ein.
[36.2] Und der König von Assyrien sandte den Rabschake von Lachisch nach Jerusalem zu dem König Hiskia mit großer Heeresmacht. Und er trat hin an die Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße bei dem Acker des Walkers.
[36.3] Und es kamen zu ihm heraus der Hofmeister Eljakim, der Sohn Hilkijas, und der Schreiber Schebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asafs.
[36.4] Und der Rabschake sprach zu ihnen: Sagt doch dem Hiskia: So spricht der große König, der König von Assyrien: Was ist das für ein Vertrauen, das du da hast?
[36.5] Meinst du, bloße Worte seien schon Rat und Macht zum Kämpfen? Auf wen verläßt du dich denn, daß du von mir abgefallen bist?
[36.6] Verläßt du dich auf den zerbrochenen Rohrstab Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand dringt und sie durchbohrt? So tut der Pharao, der König von Ägypten, allen, die sich auf ihn verlassen.
[36.7] Willst du mir aber sagen: Wir verlassen uns auf den HERRN, unsern Gott, - ist's denn nicht derselbe, dessen Höhen und Altäre Hiskia abgetan und zu Juda und Jerusalem gesagt hat: "Nur vor diesem Altar sollt ihr anbeten"?
[36.8] Wohlan, nimm eine Wette an mit meinem Herrn, dem König von Assyrien: Ich will dir zweitausend Rosse geben; laß sehen, ob du die Reiter dazu stellen kannst!
[36.9] Wie willst du denn zurücktreiben auch nur einen der geringsten Diener meines Herrn? Und du verläßt dich auf Ägypten um der Wagen und Gespanne willen!
[36.10] Meinst du denn, daß ich ohne den HERRN heraufgezogen bin in dies Land, es zu verderben? Nein, sondern der HERR sprach zu mir: Zieh hinauf in dies Land und verdirb es!
[36.11] Aber Eljakim und Schebna und Joach sprachen zum Rabschake: Rede doch mit deinen Knechten aramäisch, denn wir verstehen's gut, und rede nicht hebräisch mit uns vor den Ohren des Volks, das auf der Mauer ist.
[36.12] Da sprach der Rabschake: Meinst du, daß mein Herr mich nur zu deinem Herrn oder zu dir gesandt habe, solche Worte zu reden, und nicht vielmehr zu den Männern, die auf der Mauer sitzen und samt euch ihren eigenen Mist fressen und ihren Harn saufen werden?
[36.13] Und der Rabschake trat hin und rief laut auf hebräisch und sprach: Hört die Worte des großen Königs, des Königs von Assyrien!
[36.14] So spricht der König: Laßt euch von Hiskia nicht betrügen; denn er kann euch nicht erretten.
[36.15] Und laßt euch von Hiskia nicht vertrösten auf den HERRN, wenn er sagt: Der HERR wird uns erretten, und diese Stadt wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden.
[36.16] Hört nicht auf Hiskia! Denn so spricht der König von Assyrien: Schließt Freundschaft mit mir und kommt zu mir heraus, so soll ein jeder von euch von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum essen und aus seinem Brunnen trinken,
[36.17] bis ich komme und hole euch in ein Land, das wie euer Land ist, ein Land, darin Korn und Wein ist, ein Land, darin Brot und Weinberge sind.
[36.18] Laßt euch von Hiskia nicht bereden, wenn er sagt: Der HERR wird uns erretten! Haben etwa die Götter der andern Völker ihr Land errettet aus der Hand des Königs von Assyrien?
[36.19] Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo sind die Götter von Sefarwajim? Und wo sind die Götter des Landes Samarien? Haben sie Samaria errettet aus meiner Hand?
[36.20] Welcher unter allen Göttern dieser Länder hat sein Land errettet aus meiner Hand, daß allein der HERR Jerusalem erretten sollte aus meiner Hand?
[36.21] Sie schwiegen aber still und antworteten ihm nichts; denn der König hatte geboten: Antwortet ihm nichts.
[36.22] Da kamen der Hofmeister Eljakim, der Sohn Hilkijas, und der Schreiber Schebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asafs, mit zerrissenen Kleidern zu Hiskia und sagten ihm die Worte des Rabschake an.


37. Kapitel

[37.1] Als aber der König Hiskia das hörte, zerriß er seine Kleider und legte einen Sack an und ging in das Haus des HERRN.
[37.2] Und er sandte den Hofmeister Eljakim und den Schreiber Schebna samt den Ältesten der Priester, mit dem Sack angetan, zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz.
[37.3] Und sie sprachen zu ihm: So spricht Hiskia: Das ist ein Tag der Trübsal, der Züchtigung und der Schmach - wie wenn Kinder eben geboren werden sollen, aber die Kraft fehlt, sie zu gebären.
[37.4] Vielleicht hört der HERR, dein Gott, die Worte des Rabschake, den sein Herr, der König von Assyrien, gesandt hat, den lebendigen Gott zu lästern, und straft die Worte, die der HERR, dein Gott, gehört hat! So tu Fürbitte für die Übriggebliebenen, die noch vorhanden sind.
[37.5] Und die Großen des Königs Hiskia kamen zu Jesaja.
[37.6] Jesaja aber sprach zu ihnen: So sollt ihr eurem Herrn sagen: So spricht der HERR: Fürchte dich nicht vor den Worten, die du gehört hast, mit denen mich die Knechte des Königs von Assyrien geschmäht haben!
[37.7] Siehe, ich will ihn andern Sinnes machen; denn er soll ein Gerücht hören, so daß er wieder heimzieht in sein Land. Dann will ich ihn durchs Schwert fällen in seinem Lande.
[37.8] Als aber der Rabschake zurückkam, fand er den König von Assyrien im Kampf gegen Libna; denn er hatte gehört, daß er von Lachisch abgezogen war.
[37.9] Er hatte nämlich gehört über Tirhaka, den König von Kusch: Er ist ausgezogen, gegen dich zu kämpfen. Als er das hörte, sandte er Boten zu Hiskia und ließ ihm sagen:
[37.10] Sagt Hiskia, dem König von Juda: Laß dich durch deinen Gott nicht betrügen, auf den du dich verläßt und sprichst: Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden.
[37.11] Siehe, du hast gehört, was die Könige von Assyrien allen Ländern getan haben, daß sie den Bann an ihnen vollstreckten, und du allein solltest errettet werden?
[37.12] Haben denn die Götter der Völker die Länder errettet, die von meinen Vätern vernichtet wurden: Gosan, Haran, Rezef und die von Eden in Telassar?
[37.13] Wo ist der König von Hamat und der König von Arpad und der König der Stadt Sefarwajim, Hena und Awa?
[37.14] Und als Hiskia den Brief von den Boten empfangen und gelesen hatte, ging er hinauf in das Haus des HERRN und breitete ihn aus vor dem HERRN.
[37.15] Und Hiskia betete zum HERRN und sprach:
[37.16] HERR Zebaoth, du Gott Israels, der du über den Cherubim thronst, du bist allein Gott über alle Königreiche auf Erden, du hast Himmel und Erde gemacht.
[37.17] HERR, neige deine Ohren und höre doch, HERR, tu deine Augen auf und sieh doch! Höre doch alle die Worte Sanheribs, die er gesandt hat, um den lebendigen Gott zu schmähen.
[37.18] Wahr ist's, HERR, die Könige von Assyrien haben alle Länder verwüstet
[37.19] und haben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn sie waren nicht Götter, sondern Werk von Menschenhänden, Holz und Stein. Die haben sie vertilgt.
[37.20] Nun aber, HERR, unser Gott, errette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche auf Erden erfahren, daß du, HERR, allein Gott bist!
[37.21] Da sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskia und ließ ihm sagen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Was du von mir erbeten hast wegen des Königs Sanherib von Assyrien, habe ich gehört.
[37.22] Dies ist's, was der HERR über ihn spricht: Die Jungfrau, die Tochter Zion, verachtet dich und spottet deiner, und die Tochter Jerusalem schüttelt das Haupt hinter dir her.
[37.23] Wen hast du geschmäht und gelästert? Über wen hast du die Stimme erhoben? Du hobst deine Augen empor wider den Heiligen Israels.
[37.24] Durch deine Knechte hast du den Herrn geschmäht und gesagt: "Ich bin mit der Menge meiner Wagen heraufgezogen auf die Höhe der Berge in den innersten Libanon und habe seine hohen Zedern abgehauen samt seinen auserwählten Zypressen und bin bis zu seiner äußersten Höhe gekommen, in seinen dichtesten Wald.
[37.25] Ich habe gegraben und getrunken fremde Wasser und habe mit meinen Fußsohlen ausgetrocknet alle Flüsse Ägyptens."
[37.26] Hast du nicht gehört, daß ich es lange zuvor bereitet und von Anfang an geplant habe? Jetzt aber habe ich's kommen lassen, daß du feste Städte zerstören solltest zu Steinhaufen,
[37.27] und ihre Einwohner sollten ohne Kraft werden und sich fürchten und zuschanden werden und wie Feldgras werden und wie grünes Kraut, wie Gras auf den Dächern, das verdorrt, ehe es reif wird.
[37.28] Ich weiß von deinem Aufstehen und Sitzen, von deinem Ausziehen und Einziehen und daß du tobst gegen mich.
[37.29] Weil du nun gegen mich tobst und dein Stolz vor meine Ohren gekommen ist, will ich dir meinen Ring in die Nase legen und meinen Zaum in dein Maul und will dich den Weg wieder heimführen, den du gekommen bist.
[37.30] Und das sei dir, Hiskia, ein Zeichen: In diesem Jahr iß, was von selber nachwächst, im nächsten Jahr, was auch dann noch wächst; im dritten Jahr sät und erntet, pflanzt Weinberge und eßt ihre Früchte.
[37.31] Denn die Erretteten vom Hause Juda und was übriggeblieben ist, werden von neuem nach unten Wurzeln schlagen und oben Frucht tragen.
[37.32] Denn von Jerusalem werden ausgehen, die übriggeblieben sind, und die Erretteten vom Berge Zion. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.
[37.33] Darum spricht der HERR über den König von Assyrien: Er soll nicht in diese Stadt kommen und soll auch keinen Pfeil hineinschießen und mit keinem Schild davor kommen und soll keinen Wall gegen sie aufschütten,
[37.34] sondern auf dem Wege, den er gekommen ist, soll er wieder heimkehren, daß er in diese Stadt nicht komme, spricht der HERR.
[37.35] Denn ich will diese Stadt schützen, daß ich sie errette um meinetwillen und um meines Knechtes David willen.
[37.36] Da fuhr aus der Engel des HERRN und schlug im assyrischen Lager hundertfünfundachtzigtausend Mann. Und als man sich früh am Morgen aufmachte, siehe, da lag alles voller Leichen.
[37.37] Und der König von Assyrien, Sanherib, brach auf, zog weg und kehrte wieder heim und blieb zu Ninive.
[37.38] Es begab sich aber, als er anbetete im Hause Nisrochs, seines Gottes, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert, und sie flohen ins Land Ararat. Und sein Sohn Asarhaddon wurde König an seiner Statt.


38. Kapitel

Hiskias Krankheit, Genesung und Danklied

(vgl. 2. Kön 20,1-11; 2. Chr 32,24)

[38.1] Zu der Zeit wurde Hiskia todkrank. Und der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, kam zu ihm und sprach zu ihm: So spricht der HERR: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben.
[38.2] Da wandte Hiskia sein Angesicht zur Wand und betete zum HERRN
[38.3] und sprach: Gedenke doch, HERR, wie ich vor dir in Treue und ungeteilten Herzens gewandelt bin und habe getan, was dir gefallen hat. Und Hiskia weinte sehr.
[38.4] Da geschah das Wort des HERRN zu Jesaja:
[38.5] Geh hin und sage Hiskia: So spricht der HERR, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will deinen Tagen noch fünfzehn Jahre zulegen
[38.6] und will dich samt dieser Stadt erretten aus der Hand des Königs von Assyrien und will diese Stadt beschirmen.
[38.7] Und dies sei dir das Zeichen von dem HERRN, daß der HERR tun wird, was er zugesagt hat:
[38.8] Siehe, ich will den Schatten an der Sonnenuhr des Ahas zehn Striche zurückziehen, über die er gelaufen ist. Und die Sonne lief zehn Striche zurück an der Sonnenuhr, über die sie gelaufen war.
[38.9] Dies ist das Lied Hiskias, des Königs von Juda, als er krank gewesen und von seiner Krankheit gesund geworden war:
[38.10] Ich sprach: Nun muß ich zu des Totenreiches Pforten fahren in der Mitte meines Lebens, da ich doch gedachte, noch länger zu leben.
[38.11] Ich sprach: Nun werde ich den HERRN nicht mehr schauen im Lande der Lebendigen, nun werde ich die Menschen nicht mehr sehen mit denen, die auf der Welt sind.
[38.12] Meine Hütte ist abgebrochen und über mir weggenommen wie eines Hirten Zelt. Zu Ende gewebt hab ich mein Leben wie ein Weber; er schneidet mich ab vom Faden. Tag und Nacht gibst du mich preis;
[38.13] bis zum Morgen schreie ich um Hilfe; aber er zerbricht mir alle meine Knochen wie ein Löwe; Tag und Nacht gibst du mich preis.
[38.14] Ich zwitschere wie eine Schwalbe und gurre wie eine Taube. Meine Augen sehen verlangend nach oben: Herr, ich leide Not, tritt für mich ein!
[38.15] Was soll ich reden und was ihm sagen?Er hat's getan! Entflohen ist all mein Schlaf bei solcher Betrübnis meiner Seele.
[38.16] Herr, laß mich wieder genesen und leben!
[38.17] Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, daß sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück.
[38.18] Denn die Toten loben dich nicht, und der Tod rühmt dich nicht, und die in die Grube fahren, warten nicht auf deine Treue;
[38.19] sondern allein, die da leben, loben dich so wie ich heute. Der Vater macht den Kindern deine Treue kund.
[38.20] Der HERR hat mir geholfen, darum wollen wir singen und spielen, solange wir leben, im Hause des HERRN!
[38.21] *Und Jesaja sprach, man solle ein Pflaster von Feigen nehmen und auf sein Geschwür legen, daß er gesund würde. *Die Verse 21 und 22 gehören zwischen Vers 6 und Vers 7 wie in 2. Kön 20,7.8.
[38.22] Hiskia aber sprach: Was ist das Zeichen, daß ich wieder zum Hause des HERRN hinaufgehen kann?


39. Kapitel

Hiskia und die Gesandten aus Babel

(vgl. 2. Kön 20,12-19; 2. Chr 32,27-31)

[39.1] Zu der Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, Briefe und Geschenke an Hiskia; denn er hatte gehört, daß er krank gewesen und wieder gesund geworden sei.
[39.2] Darüber freute sich Hiskia und zeigte den Gesandten das Schatzhaus, Silber und Gold und Spezerei, kostbare Salben und sein ganzes Zeughaus und alle Schätze, die er hatte. Es gab nichts, was ihnen Hiskia nicht gezeigt hätte in seinem Hause und in seinem ganzen Reich.
[39.3] Da kam der Prophet Jesaja zum König Hiskia und sprach zu ihm: Was sagen diese Männer, und von woher kommen sie zu dir? Hiskia sprach: Sie kommen aus fernem Lande zu mir, nämlich aus Babel.
[39.4] Er aber sprach: Was haben sie in deinem Hause gesehen? Hiskia sprach: Alles, was in meinem Hause ist, haben sie gesehen, und es gibt nichts, das ich ihnen nicht gezeigt hätte von meinen Schätzen.
[39.5] Und Jesaja sprach zu Hiskia: Höre das Wort des HERRN Zebaoth:
[39.6] Siehe, es kommt die Zeit, daß alles, was in deinem Hause ist und was deine Väter gesammelt haben bis auf diesen Tag, nach Babel gebracht werden wird, so daß nichts zurückbleibt, spricht der HERR.
[39.7] Dazu werden sie von deinen Söhnen, die von dir kommen werden, die du zeugen wirst, einige nehmen, daß sie Kämmerer werden müssen am Hofe des Königs von Babel.
[39.8] Und Hiskia sprach zu Jesaja: Das Wort des HERRN ist gut, das du sagst. Denn er dachte: Es wird doch Friede und Sicherheit sein, solange ich lebe.


40. Kapitel

DAS TROSTBUCH VON DER ERLÖSUNG ISRAELS

(KAPITEL 40 - 55)

Des HERRN tröstendes Wort für sein Volk

[40.1] Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott.
[40.2] Redet mit Jerusalem freundlich und prediget ihr, daß ihre Knechtschaft ein Ende hat, daß ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden.
[40.3] Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!
[40.4] Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden;
[40.5] denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat's geredet.
[40.6] Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde.
[40.7] Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!
[40.8] Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.
[40.9] Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott;
[40.10] siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her.
[40.11] Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.
[Note: Israels unvergleichlicher Gott][40.12] Wer mißt die Wasser mit der hohlen Hand, und wer bestimmt des Himmels Weite mit der Spanne und faßt den Staub der Erde mit dem Maß und wiegt die Berge mit einem Gewicht und die Hügel mit einer Waage?
[40.13] Wer bestimmt den Geist des HERRN, und welcher Ratgeber unterweist ihn?a
[40.14] Wen fragt er um Rat, der ihm Einsicht gebe und lehre ihn den Weg des Rechts und lehre ihn Erkenntnis und weise ihm den Weg des Verstandes?
[40.15] Siehe, die Völker sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waage. Siehe, die Inseln sind wie ein Stäublein.
[40.16] Der Libanon wäre zu wenig zum Feuer und seine Tiere zu wenig zum Brandopfer.
[40.17] Alle Völker sind vor ihm wie nichts und gelten ihm als nichtig und eitel.
[40.18] Mit wem wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was für ein Abbild wollt ihr von ihm machen?
[40.19] Der Meister gießt ein Bild, und der Goldschmied vergoldet's und macht silberne Ketten daran.
[40.20] Wer aber zu arm ist für eine solche Gabe, der wählt ein Holz, das nicht fault, und sucht einen klugen Meister dazu, ein Bild zu fertigen, das nicht wackelt.
[40.21] Wißt ihr denn nicht? Hört ihr denn nicht? Ist's euch nicht von Anfang an verkündigt? Habt ihr's nicht gelernt von Anbeginn der Erde?
[40.22] Er thront über dem Kreis der Erde, und die darauf wohnen, sind wie Heuschrecken; er spannt den Himmel aus wie einen Schleier und breitet ihn aus wie ein Zelt, in dem man wohnt;
[40.23] er gibt die Fürsten preis, daß sie nichts sind, und die Richter auf Erden macht er zunichte:
[40.24] Kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät, kaum hat ihr Stamm eine Wurzel in der Erde, da läßt er einen Wind unter sie wehen, daß sie verdorren, und ein Wirbelsturm führt sie weg wie Spreu.
[40.25] Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei? spricht der Heilige.
[40.26] Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, daß nicht eins von ihnen fehlt.
[40.27] Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: "Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber"?
[40.28] Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.
[40.29] Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.
[40.30] Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen;
[40.31] aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.


41. Kapitel

Die Völker vor dem Weltenrichter

[41.1] Die Inseln sollen vor mir schweigen und die Völker neue Kraft gewinnen! Sie sollen herzutreten und dann reden! Laßt uns miteinander rechten!
[41.2] Wer läßt den von Osten her kommen, dem Heil auf dem Fuße folgt, vor dem er Völker und Könige dahingibt, daß er ihrer mächtig wird? Sein Schwert macht sie wie Staub und sein Bogen wie verwehte Spreu.
[41.3] Er jagt ihnen nach und zieht unversehrt hindurch und berührt den Weg nicht mit seinen Füßen.
[41.4] Wer tut und macht das? Wer ruft die Geschlechter von Anfang her? Ich bin's, der HERR, der Erste, und bei den Letzten noch derselbe.
[41.5] Als die Inseln das sahen, fürchteten sie sich, und die Enden der Erde erschraken; sie nahten sich und kamen herzu.
[41.6] Einer will dem andern helfen und spricht zu seinem Nächsten: Steh fest!
[41.7] Der Meister nimmt den Goldschmied fest an die Hand, und sie machen mit dem Hammer das Blech glatt auf dem Amboß und sprechen: Das wird fein stehen! und machen's fest mit Nägeln, daß es nicht wackeln soll.
[41.8] Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, du Sproß Abrahams, meines Geliebten,
[41.9] den ich fest ergriffen habe von den Enden der Erde her und berufen von ihren Grenzen, zu dem ich sprach: Du sollst mein Knecht sein; ich erwähle dich und verwerfe dich nicht -,
[41.10] fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
[41.11] Siehe, zu Spott und zuschanden sollen werden alle, die dich hassen; sie sollen werden wie nichts, und die Leute, die mit dir hadern, sollen umkommen.
[41.12] Wenn du nach ihnen fragst, wirst du sie nicht finden. Die mit dir hadern, sollen werden wie nichts, und die wider dich streiten, sollen ein Ende haben.
[41.13] Denn ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand faßt und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!
[41.14] Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, du armer Haufe Israel. Ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels.
[41.15] Siehe, ich habe dich zum scharfen, neuen Dreschwagen gemacht, der viele Zacken hat, daß du Berge zerdreschen und zermalmen sollst und Hügel wie Spreu machen.
[41.16] Du sollst sie worfeln, daß der Wind sie wegführt und der Wirbelsturm sie verweht. Du aber wirst fröhlich sein über den HERRN und wirst dich rühmen des Heiligen Israels.
[41.17] Die Elenden und Armen suchen Wasser, und es ist nichts da, ihre Zunge verdorrt vor Durst. Aber ich, der HERR, will sie erhören; ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen.
[41.18] Ich will Wasserbäche auf den Höhen öffnen und Quellen mitten auf den Feldern und will die Wüste zu Wasserstellen machen und das dürre Land zu Wasserquellen.
[41.19] Ich will in der Wüste wachsen lassen Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume; ich will in der Steppe pflanzen miteinander Zypressen, Buchsbaum und Kiefern,
[41.20] damit man zugleich sehe und erkenne und merke und verstehe: des HERRN Hand hat dies getan, und der Heilige Israels hat es geschaffen.
[41.21] Bringt eure Sache vor, spricht der HERR; sagt an, womit ihr euch verteidigen wollt, spricht der König in Jakob.
[41.22] Sie sollen herzutreten und uns verkündigen, was kommen wird. Verkündigt es doch, was früher geweissagt wurde, damit wir darauf achten! Oder laßt uns hören, was kommen wird, damit wir merken, daß es eintrifft!
[41.23] Verkündigt uns, was hernach kommen wird, damit wir erkennen, daß ihr Götter seid! Wohlan, tut Gutes oder tut Schaden, damit wir uns verwundern und erschrecken!
[41.24] Siehe, ihr seid nichts, und euer Tun ist auch nichts, und euch erwählen ist ein Greuel.
[41.25] Von Norden habe ich einen kommen lassen, und er ist gekommen, vom Aufgang der Sonne her den, der meinen Namen anruft. Er zerstampft die Gewaltigen wie Lehm und wie der Töpfer, der den Ton tritt.
[41.26] Wer hat es von Anfang an verkündigt, daß wir's vernahmen? Wer hat es vorher geweissagt, daß wir sagen: Das ist recht! Aber da ist keiner, der es verkündigte, keiner, der etwas hören ließ, keiner, der von euch ein Wort hörte.
[41.27] Ich bin der erste, der zu Zion sagt: Siehe, da sind sie!, und Jerusalem gebe ich einen Freudenboten.
[41.28] Schau ich mich um, da ist niemand, und seh ich sie an, da ist kein Ratgeber, daß ich sie fragen könnte und sie mir antworteten.
[41.29] Siehe, sie sind alle nichts, und nichtig sind ihre Werke; ihre Götzen sind leerer Wind.


42. Kapitel

Der Knecht Gottes das Licht der Welt

[42.1] Siehe, das ist mein Knecht - ich halte ihn - und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.
[42.2] Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen.
[42.3] Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus.
[42.4] Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.
[42.5] So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den Odem gibt und den Geist denen, die auf ihr gehen:
[42.6] Ich, der HERR, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand und behüte dich und mache dich zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden,
[42.7] daß du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.
[42.8] Ich, der HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen.
[42.9] Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich's euch hören.
[Note: Gott kommt zur Befreiung seines Volkes][42.10] Singet dem HERRN ein neues Lied, seinen Ruhm an den Enden der Erde, die ihr auf dem Meer fahret, und was im Meer ist, ihr Inseln und die darauf wohnen!
[42.11] Rufet laut, ihr Wüsten und die Städte darin samt den Dörfern, wo Kedar wohnt. Es sollen jauchzen, die in Felsen wohnen, und rufen von den Höhen der Berge!
[42.12] Sie sollen dem HERRN die Ehre geben und seinen Ruhm auf den Inseln verkünden!
[42.13] Der HERR zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann kommt er in Eifer; laut erhebt er das Kampfgeschrei, zieht wie ein Held wider seine Feinde.
[42.14] Ich schwieg wohl eine lange Zeit, war still und hielt an mich. Nun aber will ich schreien wie eine Gebärende, ich will laut rufen und schreien.
[42.15] Ich will Berge und Hügel zur Wüste machen und all ihr Gras verdorren lassen und will die Wasserströme zu Land machen und die Seen austrocknen.
[42.16] Aber die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen; ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen. Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckerige zur Ebene. Das alles will ich tun und nicht davon lassen.
[42.17] Aber die sich auf Götzen verlassen und sprechen zum gegossenen Bilde: "Ihr seid unsre Götter!", die sollen zurückweichen und zuschanden werden.
[42.18] Hört, ihr Tauben, und schaut her, ihr Blinden, daß ihr seht!a
[42.19] Wer ist so blind wie mein Knecht, und wer ist so taub wie mein Bote, den ich senden will? Wer ist so blind wie der Vertraute und so blind wie der Knecht des HERRN?
[42.20] Du sahst wohl viel, aber du hast's nicht beachtet; deine Ohren waren offen, aber du hast nicht gehört.
[42.21] Dem HERRN hat es gefallen um seiner Gerechtigkeit willen, daß er sein Gesetz herrlich und groß mache.
[42.22] Dennoch ist es ein beraubtes und geplündertes Volk; sie sind alle gebunden in Gefängnissen und verschlossen in Kerkern. Sie sind zur Beute geworden, und es ist kein Erretter da; sie sind geplündert, und es ist niemand da, der sagt: Gib wieder her!
[42.23] Wer ist unter euch, der das zu Ohren nimmt, der aufmerkt und es hört für künftige Zeiten?
[42.24] Wer hat Jakob der Plünderung preisgegeben und Israel den Räubern? Hat es nicht der HERR getan, an dem wir gesündigt haben? Und sie wollten nicht auf seinen Wegen wandeln, und sie gehorchten seinen Weisungen nicht.
[42.25] Darum hat er über sie ausgeschüttet seinen grimmigen Zorn und den Schrecken des Krieges, daß er sie ringsumher versengte, aber sie merken's nicht, und sie in Brand steckte, aber sie nehmen's nicht zu Herzen.


43. Kapitel

Gott erlöst sein Volk

[43.1] Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
[43.2] Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
[43.3] Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt,
[43.4] weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe. Ich gebe Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben.
[43.5] So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln,
[43.6] ich will sagen zum Norden: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde,
[43.7] alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.
[Note: Israel Gottes Zeuge vor der Welt][43.8] Es soll hervortreten das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben!
[43.9] Alle Heiden sollen zusammenkommen und die Völker sich versammeln. Wer ist unter ihnen, der dies verkündigen kann und uns hören lasse, was früher geweissagt wurde? Sie sollen ihre Zeugen aufstellen und beweisen, so wird man's hören und sagen: Es ist die Wahrheit.
[43.10] Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wißt und mir glaubt und erkennt, daß ich's bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein.
[43.11] Ich, ich bin der HERR, und außer mir ist kein Heiland.
[43.12] Ich hab's verkündigt und habe auch geholfen und hab's euch sagen lassen; und es war kein fremder Gott unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der HERR, und ich bin Gott.
[43.13] Ich bin, ehe denn ein Tag war, und niemand ist da, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke; wer will's wenden?
[Note: Gott führt sein Volk aus Babel][43.14] So spricht der HERR, euer Erlöser, der Heilige Israels: Um euretwillen habe ich nach Babel geschickt und habe die Riegel eures Gefängnisses zerbrochen, und zur Klage wird der Jubel der Chaldäer.
[43.15] Ich bin der HERR, euer Heiliger, der ich Israel geschaffen habe, euer König.
[43.16] So spricht der HERR, der im Meer einen Weg und in starken Wassern Bahn macht,
[43.17] der ausziehen läßt Wagen und Rosse, Heer und Macht, daß sie auf einem Haufen daliegen und nicht aufstehen, daß sie verlöschen, wie ein Docht verlischt:
[43.18] Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige!
[43.19] Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.
[43.20] Das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strauße; denn ich will in der Wüste Wasser und in der Einöde Ströme geben, zu tränken mein Volk, meine Auserwählten;
[43.21] das Volk, das ich mir bereitet habe, soll meinen Ruhm verkündigen.
[Note: Gott tilgt Israels Sünde][43.22] Nicht, daß du mich gerufen hättest, Jakob, oder daß du dich um mich gemüht hättest, Israel.
[43.23] Mir hast du nicht die Schafe deines Brandopfers gebracht noch mich geehrt mit deinen Schlachtopfern. Ich habe dir nicht Arbeit gemacht mit Opfergaben, habe dich auch nicht bemüht mit Weihrauch.
[43.24] Mir hast du nicht für Geld köstliches Gewürz gekauft, mich hast du mit dem Fett deiner Opfer nicht gelabt. Aber mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten.
[43.25] Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.
[43.26] Erinnere mich, laß uns miteinander rechten! Zähle alles auf, damit du Recht bekommst!
[43.27] Schon dein Ahnherr hat gesündigt, und deine Wortführer sind von mir abgefallen.
[43.28] Darum habe ich die Fürsten des Heiligtums entheiligt und Jakob dem Bann übergeben und Israel dem Hohn.


44. Kapitel

Das wahre Israel

[44.1] So höre nun, mein Knecht Jakob, und Israel, den ich erwählt habe!
[44.2] So spricht der HERR, der dich gemacht und bereitet hat und der dir beisteht von Mutterleibe an: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und du, Jeschurun, den ich erwählt habe!
[44.3] Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre: ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen,
[44.4] daß sie wachsen sollen wie Gras zwischen Wassern, wie die Weiden an den Wasserbächen.
[44.5] Dieser wird sagen "Ich bin des HERRN", und jener wird genannt werden mit dem Namen "Jakob". Und wieder ein anderer wird in seine Hand schreiben "Dem HERRN eigen" und wird mit dem Namen "Israel" genannt werden.
[44.6] So spricht der HERR, der König Israels, und sein Erlöser, der HERR Zebaoth: Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott.
[44.7] Und wer ist mir gleich? Er rufe und verkünde es und tue es mir dar! Wer hat vorzeiten kundgetan das Künftige? Sie sollen uns verkündigen, was kommen wird!
[44.8] Fürchtet euch nicht und erschrecket nicht! Habe ich's dich nicht schon lange hören lassen und es dir verkündigt? Ihr seid doch meine Zeugen! Ist auch ein Gott außer mir? Es ist kein Fels, ich weiß ja keinen.
[44.9] Die Götzenmacher sind alle nichtig; woran ihr Herz hängt, das ist nichts nütze. Und ihre Zeugen sehen nichts, merken auch nichts, damit sie zuschanden werden.
[44.10] Wer sind sie, die einen Gott machen und einen Götzen gießen, der nichts nütze ist?
[44.11] Siehe, alle ihre Genossen werden zuschanden; die Meister sind auch nur Menschen. Wenn sie auch alle zusammentreten, sollen sie dennoch erschrecken und zuschanden werden.
[44.12] Der Schmied macht ein Messer in der Glut und formt es mit Hammerschlägen. Er arbeitet daran mit der ganzen Kraft seines Arms; dabei wird er hungrig, so daß er nicht mehr kann, und trinkt auch kein Wasser, so daß er matt wird.
[44.13] Der Zimmermann spannt die Schnur und zeichnet mit dem Stift. Er behaut das Holz und zirkelt es ab und macht es wie eines Mannes Gestalt, wie einen schönen Menschen; in einem Hause soll es thronen.
[44.14] Er haut Zedern ab und nimmt Kiefern und Eichen und wählt unter den Bäumen des Waldes. Er hatte Fichten gepflanzt, und der Regen ließ sie wachsen.
[44.15] Das gibt den Leuten Brennholz; davon nimmt er und wärmt sich; auch zündet er es an und bäckt Brot; aber daraus macht er auch einen Gott und betet's an; er macht einen Götzen daraus und kniet davor nieder.
[44.16] Die eine Hälfte verbrennt er im Feuer, auf ihr brät er Fleisch und ißt den Braten und sättigt sich, wärmt sich auch und spricht: Ah! Ich bin warm geworden, ich spüre das Feuer.
[44.17] Aber die andere Hälfte macht er zum Gott, daß es sein Götze sei, vor dem er kniet und niederfällt und betet, und spricht: Errette mich, denn du bist mein Gott!
[44.18] Sie wissen nichts und verstehen nichts; denn sie sind verblendet, daß ihre Augen nicht sehen und ihre Herzen nichts merken können.
[44.19] Er kommt nicht zur Einsicht; keine Vernunft und kein Verstand ist da, daß er dächte: Ich habe die eine Hälfte mit Feuer verbrannt und hab auf den Kohlen Brot gebacken und Fleisch gebraten und gegessen, und sollte die andere Hälfte zum Götzen machen und sollte knien vor einem Klotz?
[44.20] Wer Asche hütet, den hat sein Herz getäuscht und betört, so daß er sein Leben nicht erretten und nicht zu sich sagen wird: Ist das nicht Trug, woran meine Rechte sich hält?
[Note: Freude über die Erlösung][44.21] Gedenke daran, Jakob, und du, Israel, denn du bist mein Knecht. Ich habe dich bereitet, daß du mein Knecht seist. Israel, ich vergesse dich nicht!*
[44.22] Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich! -
[44.23] Jauchzet, ihr Himmel, denn der HERR hat's getan! Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Ihr Berge, frohlocket mit Jauchzen, der Wald und alle Bäume darin! Denn der HERR hat Jakob erlöst und ist herrlich in Israel.
[44.24] So spricht der HERR, dein Erlöser, der dich von Mutterleibe bereitet hat: Ich bin der HERR, der alles schafft, der den Himmel ausbreitet allein und die Erde festmacht ohne Gehilfen;
[44.25] der die Zeichen der Wahrsager zunichte macht und die Weissager zu Narren; der die Weisen zurücktreibt und ihre Kunst zur Torheit macht;
[44.26] der das Wort seiner Knechte wahr macht und den Ratschluß vollführt, den seine Boten verkündigt haben; der zu Jerusalem spricht: Werde bewohnt! und zu den Städten Judas: Werdet wieder aufgebaut!, und ihre Trümmer richte ich auf;
[44.27] der zu der Tiefe spricht: Versiege!, und deine Fluten trockne ich aus;
[44.28] der zu Kyrus sagt: Mein Hirte! Er soll all meinen Willen vollenden und sagen zu Jerusalem: Werde wieder gebaut! und zum Tempel: Werde gegründet!


45. Kapitel

[45.1] So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, den ich bei seiner rechten Hand ergriff, daß ich Völker vor ihm unterwerfe und Königen das Schwert abgürte, damit vor ihm Türen geöffnet werden und Tore nicht verschlossen bleiben:
[45.2] Ich will vor dir hergehen und das Bergland eben machen, ich will die ehernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen
[45.3] und will dir heimliche Schätze geben und verborgene Kleinode, damit du erkennst, daß ich der HERR bin, der dich beim Namen ruft, der Gott Israels.
[45.4] Um Jakobs, meines Knechts, und um Israels, meines Auserwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen und gab dir Ehrennamen, obgleich du mich nicht kanntest.
[45.5] Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, kein Gott ist außer mir. Ich habe dich gerüstet, obgleich du mich nicht kanntest,
[45.6] damit man erfahre in Ost und West, daß außer mir nichts ist. Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr,
[45.7] der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut.
[45.8] Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Die Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit auf! Ich, der HERR, habe es geschaffen.
[45.9] Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert, eine Scherbe unter irdenen Scherben! Spricht denn der Ton zu seinem Töpfer: Was machst du? und sein Werk: Du hast keine Hände!
[45.10] Weh dem, der zum Vater sagt: Warum zeugst du? und zum Weibe: Warum gebierst du?
[45.11] So spricht der HERR, der Heilige Israels und sein Schöpfer: Wollt ihr mich zur Rede stellen wegen meiner Söhne? Und wollt ihr mir Befehl geben wegen des Werkes meiner Hände?
[45.12] Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich bin's, dessen Hände den Himmel ausgebreitet haben und der seinem ganzen Heer geboten hat.
[45.13] Ich habe ihn erweckt in Gerechtigkeit, und alle seine Wege will ich eben machen. Er soll meine Stadt wieder aufbauen und meine Gefangenen loslassen, nicht um Geld und nicht um Geschenke, spricht der HERR Zebaoth.
[45.14] So spricht der HERR: Der Ägypter Erwerb und der Kuschiter Gewinn und die hochgewachsenen Leute von Seba werden zu dir kommen und dein eigen sein. Sie werden dir folgen, in Fesseln werden sie gehen und werden zu dir kommen und niederfallen und zu dir flehen: Nur bei dir ist Gott, und sonst ist kein Gott mehr.
[45.15] Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, der Heiland.
[45.16] Aber die Götzenmacher sollen alle in Schmach und Schande geraten und miteinander schamrot einhergehen.
[45.17] Israel aber wird erlöst durch den HERRN mit einer ewigen Erlösung und wird nicht zuschanden noch zu Spott immer und ewiglich.
[45.18] Denn so spricht der HERR, der den Himmel geschaffen hat - er ist Gott; der die Erde bereitet und gemacht hat - er hat sie gegründet; er hat sie nicht geschaffen, daß sie leer sein soll, sondern sie bereitet, daß man auf ihr wohnen solle: Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr.
[45.19] Ich habe nicht im Verborgenen geredet an einem finstern Ort der Erde; ich habe nicht zu den Söhnen Jakobs gesagt: "Sucht mich vergeblich!" Denn ich bin der HERR, der von Gerechtigkeit redet und verkündigt, was recht ist.
[45.20] Versammelt euch und kommt miteinander herzu, ihr Entronnenen der Heiden. Keine Erkenntnis haben, die sich abschleppen mit den Klötzen ihrer Götzen und zu einem Gott flehen, der nicht helfen kann.
[45.21] Tut es kund, bringt es vor, beratet miteinander: Wer hat dies hören lassen von alters her und vorzeiten verkündigt? Hab ich's nicht getan, der HERR? Es ist sonst kein Gott außer mir, ein gerechter Gott und Heiland, und es ist keiner außer mir.
[45.22] Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr.
[45.23] Ich habe bei mir selbst geschworen, und Gerechtigkeit ist ausgegangen aus meinem Munde, ein Wort, bei dem es bleiben soll: Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören
[45.24] und sagen: Im HERRN habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Aber alle, die ihm widerstehen, werden zu ihm kommen und beschämt werden.
[45.25] Im HERRN wird gerecht werden Israels ganzes Geschlecht und wird sich seiner rühmen.


46. Kapitel

[46.1] Bel bricht zusammen, Nebo ist gefallen, ihre Götzenbilder sind den Tieren und dem Vieh aufgeladen, daß sie sich müde tragen an dem, was eure Last war.
[46.2] Ja, sie können die Last nicht wegbringen. Die Götzen sind gefallen und alle zusammengebrochen und müssen in die Gefangenschaft gehen.
[46.3] Hört mir zu, ihr vom Hause Jakob, und alle, die ihr noch übrig seid vom Hause Israel, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid:
[46.4] Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.
[46.5] Wem wollt ihr mich gleichstellen, und mit wem vergleicht ihr mich? An wem meßt ihr mich, daß ich ihm gleich sein soll?
[46.6] Sie schütten das Gold aus dem Beutel und wiegen das Silber mit der Waage dar und dingen den Goldschmied, daß er einen Gott daraus mache, vor dem sie knien und anbeten.
[46.7] Sie heben ihn auf die Schultern und tragen ihn und setzen ihn nieder an seine Stätte, daß er stehe und nicht von seinem Ort rücke. Schreit einer zu ihm, so antwortet er nicht und hilft ihm nicht aus seiner Not.
[46.8] Gedenket doch daran, ihr Abtrünnigen, und nehmt's zu Herzen!
[46.9] Gedenket des Vorigen, wie es von alters her war: Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht.
[46.10] Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich.
[46.11] Ich rufe einen Adler vom Osten her, aus fernem Lande den Mann, der meinen Ratschluß ausführe. Wie ich's gesagt habe, so lasse ich's kommen; was ich geplant habe, das tue ich auch.
[46.12] Hört mir zu, ihr trotzigen Herzen, die ihr ferne seid von der Gerechtigkeit!
[46.13] Ich habe meine Gerechtigkeit nahe gebracht; sie ist nicht ferne, und mein Heil säumt nicht. Ich will zu Zion das Heil geben und in Israel meine Herrlichkeit.


47. Kapitel

Gericht über Babel

[47.1] Herunter, Jungfrau, du Tochter Babel, setze dich in den Staub! Setze dich auf die Erde, wo kein Thron ist, du Tochter der Chaldäer. Man wird nicht mehr zu dir sagen: "Du Zarte und Verwöhnte".
[47.2] Nimm die Mühle und mahle Mehl, decke auf deinen Schleier! Hebe die Schleppe, entblöße den Schenkel, wate durchs Wasser,
[47.3] daß deine Blöße aufgedeckt und deine Schande gesehen werde! Ich will mich rächen, unerbittlich,
[47.4] spricht unser Erlöser; der heißt der HERR Zebaoth, der Heilige Israels.
[47.5] Setze dich stumm hin, geh in die Finsternis, du Tochter der Chaldäer! Denn du sollst nicht mehr heißen "Herrin über Königreiche".
[47.6] Als ich über mein Volk zornig war und mein Erbe entheiligte, gab ich sie in deine Hand; aber du erwiesest ihnen keine Barmherzigkeit, auch über die Alten machtest du dein Joch allzu schwer.
[47.7] Du dachtest: Ich bin eine Herrin für immer. Du hattest noch nicht zu Herzen genommen noch daran gedacht, wie es hernach werden könnte.
[47.8] So höre nun dies, die du in Wollust lebst und so sicher sitzest und sprichst in deinem Herzen: "Ich bin's, und sonst keine; ich werde keine Witwe werden noch ohne Kinder sein":
[47.9] Dies beides wird plötzlich über dich kommen auf einen Tag, daß du Witwe und ohne Kinder bist. Ja, es wird in vollem Maße über dich kommen trotz der Menge deiner Zaubereien und trotz der großen Macht deiner Beschwörungen.
[47.10] Denn du hast dich auf deine Bosheit verlassen, als du dachtest: Niemand sieht mich! Deine Weisheit und Kunst hat dich verleitet, daß du in deinem Herzen sprachst: Ich bin's, und sonst keine!
[47.11] Aber nun wird über dich Unglück kommen, das du nicht wegzuzaubern weißt, und Unheil wird auf dich fallen, das du nicht durch Sühne abwenden kannst. Und es wird plötzlich ein Verderben über dich kommen, dessen du dich nicht versiehst.
[47.12] So tritt nun auf mit deinen Beschwörungen und der Menge deiner Zaubereien, um die du dich von deiner Jugend auf bemüht hast, ob du dir helfen und es abwenden kannst.
[47.13] Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne. Es sollen hertreten und dir helfen die Meister des Himmelslaufs und die Sterngucker, die an jedem Neumond kundtun, was über dich kommen werde!
[47.14] Siehe, sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrennt, sie können ihr Leben nicht erretten vor der Flamme Gewalt. Denn es wird nicht eine Glut sein, an der man sich wärmen, oder ein Feuer, um das man sitzen könnte.
[47.15] So sind alle, um die du dich bemüht hast, die mit dir Handel trieben von deiner Jugend auf: ein jeder wird hierhin und dorthin wanken, und du hast keinen Retter.


48. Kapitel

Gnade für das abtrünnige Israel

[48.1] Hört dies, ihr vom Hause Jakob, die ihr nach dem Namen Israels heißt und aus dem Wasser Judas gekommen seid; die ihr schwört bei dem Namen des HERRN und den Gott Israels bekennt, aber nicht in Wahrheit und Gerechtigkeit, -
[48.2] sie nennen sich nach der heiligen Stadt und pochen auf den Gott Israels, der da heißt der HERR Zebaoth.
[48.3] Ich habe vorzeiten verkündigt, was schon gekommen ist; aus meinem Munde ist es gekommen, und ich habe es sagen lassen. Ich tat es plötzlich, und es kam.
[48.4] Denn ich weiß, daß du hart bist und dein Nacken eine eiserne Sehne ist und deine Stirn ehern.
[48.5] Darum habe ich dir's vorzeiten verkündigt und es dir sagen lassen, ehe es gekommen ist, damit du nicht sagen könntest: Mein Götze tat es, und mein Abgott, der geschnitzt und gegossen wurde, hat's befohlen.
[48.6] Das alles hast du gehört und siehst es und verkündigst es doch nicht. Von nun an lasse ich dich Neues hören und Verborgenes, das du nicht wußtest.
[48.7] Jetzt ist es geschaffen und nicht vorzeiten, und vorher hast du nicht davon gehört, auf daß du nicht sagen könntest: Siehe, das wußte ich schon.
[48.8] Du hörtest es nicht und wußtest es auch nicht, und dein Ohr war damals nicht geöffnet. Ich aber wußte sehr wohl, daß du treulos bist und man dich nennt "Abtrünnig von Mutterleib an".
[48.9] Um meines Namens willen halte ich lange meinen Zorn zurück, und um meines Ruhmes willen bezähme ich mich dir zugut, damit du nicht ausgerottet wirst.
[48.10] Siehe, ich habe dich geläutert, aber nicht wie Silber, sondern ich habe dich geprüft im Glutofen des Elends.
[48.11] Um meinetwillen, ja, um meinetwillen will ich's tun, daß ich nicht gelästert werde; denn ich will meine Ehre keinem andern lassen.
[Note: Die Stunde der Erlösung Israels ist gekommen][48.12] Höre mir zu, Jakob, und du, Israel, den ich berufen habe: Ich bin's, ich bin der Erste und auch der Letzte.
[48.13] Meine Hand hat die Erde gegründet, und meine Rechte hat den Himmel ausgespannt. Ich rufe, und alles steht da.
[48.14] Versammelt euch alle und hört: Wer ist unter ihnen, der es verkündigt hat? Er, den der HERR liebt, wird seinen Willen an Babel beweisen und seinen Arm an den Chaldäern.
[48.15] Ich, ja, ich habe es gesagt, ich habe ihn gerufen, ich habe ihn auch kommen lassen, und sein Weg soll ihm gelingen.
[48.16] Tretet her zu mir und höret dies! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschieht, bin ich auf dem Plan. - Und nun sendet mich Gott der HERR und sein Geist.
[48.17] So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst.
[48.18] Oh daß du auf meine Gebote gemerkt hättest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen.
[48.19] Deine Kinder würden zahlreich sein wie Sand und deine Nachkommen wie Sandkörner. Dein Name würde nicht ausgerottet und nicht vertilgt werden vor mir.
[48.20] Geht heraus aus Babel, flieht von den Chaldäern! Mit fröhlichem Schall verkündigt dies und laßt es hören, tragt's hinaus bis an die Enden der Erde und sprecht: Der HERR hat seinen Knecht Jakob erlöst.
[48.21] Sie litten keinen Durst, als er sie leitete in der Wüste. Er ließ ihnen Wasser aus dem Felsen fließen, er spaltete den Fels, daß Wasser herausrann.
[48.22] Aber die Gottlosen, spricht der HERR, haben keinen Frieden.


49. Kapitel

Der Knecht Gottes das Heil Israels und das Licht der Heiden

(vgl. Kap 42,1-4)

[49.1] Hört mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merket auf! Der HERR hat mich berufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoß der Mutter war.
[49.2] Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht, mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum spitzen Pfeil gemacht und mich in seinem Köcher verwahrt.
[49.3] Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will.
[49.4] Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott ist.
[49.5] Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, daß ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und Israel zu ihm gesammelt werde, - darum bin ich vor dem HERRN wert geachtet, und mein Gott ist meine Stärke -,
[49.6] er spricht: Es ist zu wenig, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.
[Note: Die Wiederherstellung Israels][49.7] So spricht der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem, der verachtet ist von den Menschen und verabscheut von den Heiden, zu dem Knecht, der unter Tyrannen ist: Könige sollen sehen und aufstehen, und Fürsten sollen niederfallen um des HERRN willen, der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat.
[49.8] So spricht der HERR: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, daß du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst,
[49.9] zu sagen den Gefangenen: Geht heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommt hervor! Am Wege werden sie weiden und auf allen kahlen Höhen ihre Weide haben.
[49.10] Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen; denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an die Wasserquellen leiten.
[49.11] Ich will alle meine Berge zum ebenen Wege machen, und meine Pfade sollen gebahnt sein.
[49.12] Siehe, diese werden von ferne kommen, und siehe, jene vom Norden und diese vom Meer und jene vom Lande Sinim.
[49.13] Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.
[49.14] Zion aber sprach: Der HERR hat mich verlassen, der HERR hat meiner vergessen.
[49.15] Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.
[49.16] Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet; deine Mauern sind immerdar vor mir.
[49.17] Deine Erbauer eilen herbei, aber die dich zerbrochen und zerstört haben, werden sich davonmachen.
[49.18] Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. So wahr ich lebe, spricht der HERR: du sollst mit diesen allen wie mit einem Schmuck angetan werden und wirst sie als Gürtel um dich legen, wie eine Braut es tut.
[49.19] Denn dein wüstes, zerstörtes und verheertes Land wird dir alsdann zu eng werden, um darin zu wohnen, und deine Verderber werden vor dir weichen,
[49.20] so daß deine Söhne, du Kinderlose, noch sagen werden vor deinen Ohren: Der Raum ist mir zu eng; mach mir Platz, daß ich wohnen kann.
[49.21] Du aber wirst sagen in deinem Herzen: Wer hat mir diese geboren? Ich war unfruchtbar, einsam, vertrieben und verstoßen. Wer hat mir diese aufgezogen? Siehe, ich war allein gelassen - wo waren denn diese?
[49.22] So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will meine Hand zu den Heiden hin erheben und für die Völker mein Banner aufrichten. Dann werden sie deine Söhne in den Armen herbringen und deine Töchter auf der Schulter hertragen.
[49.23] Und Könige sollen deine Pfleger und ihre Fürstinnen deine Ammen sein. Sie werden vor dir niederfallen zur Erde aufs Angesicht und deiner Füße Staub lecken. Da wirst du erfahren, daß ich der HERR bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren.
[49.24] Kann man auch einem Starken den Raub wegnehmen? Oder kann man einem Gewaltigen seine Gefangenen entreißen?
[49.25] So aber spricht der HERR: Nun sollen die Gefangenen dem Starken weggenommen werden, und der Raub soll dem Gewaltigen entrissen werden. Ich selbst will deinen Gegnern entgegentreten und deinen Söhnen helfen.
[49.26] Und ich will deine Schinder sättigen mit ihrem eigenen Fleisch, und sie sollen von ihrem eigenen Blut wie von süßem Wein trunken werden. Und alles Fleisch soll erfahren, daß ich, der HERR, dein Heiland bin und dein Erlöser, der Mächtige Jakobs.


50. Kapitel

Die Schuld liegt beim Volk

[50.1] So spricht der HERR: Wo ist der Scheidebrief eurer Mutter, mit dem ich sie entlassen hätte? Oder wer ist mein Gläubiger, dem ich euch verkauft hätte? Siehe, ihr seid um eurer Sünden willen verkauft, und eure Mutter ist um eurer Abtrünnigkeit willen entlassen.
[50.2] Warum kam ich, und niemand war da? Warum rief ich, und niemand antwortete? Ist mein Arm nun so kurz geworden, daß er nicht mehr erlösen kann? Oder ist bei mir keine Kraft mehr, zu erretten? Siehe, mit meinem Schelten mache ich das Meer trocken und die Wasserströme zur Wüste, daß ihre Fische vor Mangel an Wasser stinken und vor Durst sterben.
[50.3] Ich kleide den Himmel mit Dunkel und hülle ihn in Trauer.
[Note: Der Knecht Gottes im Leiden][Note: (vgl. Kap 42,1-4)][50.4] Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, daß ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, daß ich höre, wie Jünger hören.
[50.5] Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.
[50.6] Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.
[50.7] Aber Gott der HERR hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum hab ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, daß ich nicht zuschanden werde.
[50.8] Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? Laßt uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir!
[50.9] Siehe, Gott der HERR hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie Kleider zerfallen, die die Motten fressen.
[50.10] Wer ist unter euch, der den HERRN fürchtet, der der Stimme seines Knechts gehorcht, der im Finstern wandelt und dem kein Licht scheint? Der hoffe auf den Namen des HERRN und verlasse sich auf seinen Gott!
[50.11] Siehe, ihr alle, die ihr ein Feuer anzündet und Brandpfeile zurüstet, geht hin in die Glut eures Feuers und in die Brandpfeile, die ihr angezündet habt! Das widerfährt euch von meiner Hand; in Schmerzen sollt ihr liegen.


51. Kapitel

Gottes ewiges Heil für Israel

[51.1] Hört mir zu, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den HERRN sucht: Schaut den Fels an, aus dem ihr gehauen seid, und des Brunnens Schacht, aus dem ihr gegraben seid.
[51.2] Schaut Abraham an, euren Vater, und Sara, von der ihr geboren seid. Denn als einen einzelnen berief ich ihn, um ihn zu segnen und zu mehren.
[51.3] Ja, der HERR tröstet Zion, er tröstet alle ihre Trümmer und macht ihre Wüste wie Eden und ihr dürres Land wie den Garten des HERRN, daß man Wonne und Freude darin findet, Dank und Lobgesang.
[51.4] Merkt auf mich, ihr Völker, und ihr Menschen, hört mir zu! Denn Weisung wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich gar bald zum Licht der Völker machen.
[51.5] Denn meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil tritt hervor, und meine Arme werden die Völker richten. Die Inseln harren auf mich und warten auf meinen Arm.
[51.6] Hebt eure Augen auf gen Himmel und schaut unten auf die Erde! Denn der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird nicht zerbrechen.
[51.7] Hört mir zu, die ihr die Gerechtigkeit kennt, du Volk, in dessen Herzen mein Gesetz ist! Fürchtet euch nicht, wenn euch die Leute schmähen, und entsetzt euch nicht, wenn sie euch verhöhnen!
[51.8] Denn die Motten werden sie fressen wie ein Kleid, und Würmer werden sie fressen wie ein wollenes Tuch. Aber meine Gerechtigkeit bleibt ewiglich und mein Heil für und für.
[Note: Der HERR greift ein mit Macht und Trost][51.9] Wach auf, wach auf, zieh Macht an, du Arm des HERRN! Wach auf, wie vor alters zu Anbeginn der Welt! Warst du es nicht, der Rahab zerhauen und den Drachen durchbohrt hat?
[51.10] Warst du es nicht, der das Meer austrocknete, die Wasser der großen Tiefe, der den Grund des Meeres zum Wege machte, daß die Erlösten hindurchgingen?a
[51.11] So werden die Erlösten des HERRN heimkehren und nach Zion kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen.
[51.12] Ich, ich bin euer Tröster! Wer bist du denn, daß du dich vor Menschen gefürchtet hast, die doch sterben, und vor Menschenkindern, die wie Gras vergehen,
[51.13] und hast des HERRN vergessen, der dich gemacht hat, der den Himmel ausgebreitet und die Erde gegründet hat, und hast dich ständig gefürchtet den ganzen Tag vor dem Grimm des Bedrängers, als er sich vornahm, dich zu verderben? Wo ist nun der Grimm des Bedrängers?
[51.14] Der Gefangene wird eilends losgegeben, daß er nicht sterbe und begraben werde und daß er keinen Mangel an Brot habe.
[51.15] Denn ich bin der HERR, dein Gott, der das Meer erregt, daß seine Wellen wüten - sein Name heißt HERR Zebaoth -;
[51.16] ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt und habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen, auf daß ich den Himmel von neuem ausbreite und die Erde gründe und zu Zion spreche: Du bist mein Volk.
[Note: Weckruf Gottes an das erniedrigte Jerusalem][51.17] Werde wach, werde wach, steh auf, Jerusalem, die du getrunken hast von der Hand des HERRN den Kelch seines Grimmes! Den Taumelkelch hast du ausgetrunken, den Becher geleert.
[51.18] Es war niemand von allen Söhnen, die sie geboren hat, der sie leitete, niemand von allen Söhnen, die sie erzogen hat, der sie bei der Hand nahm.
[51.19] Dies beides ist dir begegnet - wer trug Leid um dich? -: Verwüstung und Schaden, Hunger und Schwert; - wer hat dich getröstet?
[51.20] Deine Söhne lagen auf allen Gassen verschmachtet wie ein Hirsch im Netz, getroffen vom Zorn des HERRN und vom Schelten deines Gottes.
[51.21] Darum höre dies, du Elende, die du trunken bist, doch nicht von Wein!
[51.22] So spricht dein Herrscher, der HERR, und dein Gott, der die Sache seines Volks führt: Siehe, ich nehme den Taumelkelch aus deiner Hand, den Becher meines Grimmes. Du sollst ihn nicht mehr trinken,
[51.23] sondern ich will ihn deinen Peinigern in die Hand geben, die zu dir sprachen: Wirf dich nieder, daß wir darüberhin gehen! Und du machtest deinen Rücken dem Erdboden gleich und wie eine Gasse, daß man darüberhin laufe.


52. Kapitel

Gott ruft sein Volk in die Freiheit

[52.1] Wach auf, wach auf, Zion, zieh an deine Stärke! Schmücke dich herrlich, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn es wird hinfort kein Unbeschnittener oder Unreiner zu dir hineingehen.
[52.2] Schüttle den Staub ab, steh auf, Jerusalem, du Gefangene! Mach dich los von den Fesseln deines Halses, du gefangene Tochter Zion!
[52.3] Denn so spricht der HERR: Ihr seid umsonst verkauft, ihr sollt auch ohne Geld ausgelöst werden.
[52.4] So spricht Gott der HERR: Mein Volk zog einst hinab nach Ägypten, daß es dort ein Fremdling wäre; auch Assur hat ihm ohne Grund Gewalt angetan.
[52.5] Aber nun, was habe ich hier zu schaffen? spricht der HERR. Mein Volk ist umsonst weggeführt; seine Tyrannen prahlen, spricht der HERR, und mein Name wird immer den ganzen Tag gelästert.
[52.6] Darum soll an jenem Tag mein Volk meinen Namen erkennen, daß ich es bin, der da spricht: Hier bin ich!
[Note: Die frohe Botschaft][52.7] Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
[52.8] Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.
[52.9] Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
[52.10] Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, daß aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
[52.11] Weicht, weicht, zieht aus von dort und rührt nichts Unreines an! Geht weg aus ihrer Mitte, reinigt euch, die ihr des HERRN Geräte tragt!
[52.12] Denn ihr sollt nicht in Eile ausziehen und in Hast entfliehen; denn der HERR wird vor euch herziehen und der Gott Israels euren Zug beschließen.
[52.13] Siehe, meinem Knecht wird's gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.
[52.14] Wie sich viele über ihn entsetzten, weil seine Gestalt häßlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder,
[52.15] so wird er viele Heiden besprengen*, daß auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn denen nichts davon verkündet ist, die werden es nun sehen, und die nichts davon gehört haben, die werden es merken.


53. Kapitel

[53.1] Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart?
[53.2] Er schoß auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.
[53.3] Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.
[53.4] Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
[53.5] Aber er ist um unsrer Missetat* willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
[53.6] Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
[53.7] Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.
[53.8] Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war.
[53.9] Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern*, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.
[53.10] So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.
[53.11] Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.
[53.12] Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben, dafür daß er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.


54. Kapitel

Gott verheißt seinem Volk eine neue Gnadenzeit

[54.1] Rühme, du Unfruchtbare, die du nicht geboren hast! Freue dich mit Rühmen und jauchze, die du nicht schwanger warst! Denn die Einsame hat mehr Kinder, als die den Mann hat, spricht der HERR.
[54.2] Mache den Raum deines Zeltes weit und breite aus die Decken deiner Wohnstatt; spare nicht! Spann deine Seile lang und stecke deine Pflöcke fest!
[54.3] Denn du wirst dich ausbreiten zur Rechten und zur Linken, und deine Nachkommen werden Völker beerben und verwüstete Städte neu bewohnen.
[54.4] Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden; schäme dich nicht, denn du sollst nicht zum Spott werden, sondern du wirst die Schande deiner Jugend vergessen und der Schmach deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken.
[54.5] Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann - HERR Zebaoth heißt sein Name -, und dein Erlöser ist der Heilige Israels, der aller Welt Gott genannt wird.
[54.6] Denn der HERR hat dich zu sich gerufen wie ein verlassenes und von Herzen betrübtes Weib; und das Weib der Jugendzeit, wie könnte es verstoßen bleiben! spricht dein Gott.
[54.7] Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.
[54.8] Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.
[54.9] Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, daß die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, daß ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will.
[54.10] Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.
[54.11] Du Elende, über die alle Wetter gehen, die keinen Trost fand! Siehe, ich will deine Mauern auf Edelsteine stellen und will deinen Grund mit Saphiren legen
[54.12] und deine Zinnen aus Kristallen machen und deine Tore von Rubinen und alle deine Grenzen von erlesenen Steinen.
[54.13] Und alle deine Söhne sind Jünger des HERRN, und großen Frieden haben deine Söhne.
[54.14] Du sollst auf Gerechtigkeit gegründet sein. Du wirst ferne sein von Bedrückung, denn du brauchst dich nicht zu fürchten, und von Schrecken, denn er soll dir nicht nahen.
[54.15] Siehe, wenn man kämpft, dann kommt es nicht von mir; wer gegen dich streitet, wird im Kampf gegen dich fallen.
[54.16] Siehe, ich habe den Schmied geschaffen, der die Kohlen im Feuer anbläst und Waffen macht nach seinem Handwerk; und ich habe auch den Verderber geschaffen, um zu vernichten.
[54.17] Keiner Waffe, die gegen dich bereitet wird, soll es gelingen, und jede Zunge, die sich gegen dich erhebt, sollst du im Gericht schuldig sprechen. Das ist das Erbteil der Knechte des HERRN, und ihre Gerechtigkeit kommt von mir, spricht der HERR.


55. Kapitel

Einladung zum Gnadenbunde Gottes

[55.1] Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und eßt! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!
[55.2] Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.
[55.3] Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.
[55.4] Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen bestellt, zum Fürsten für sie und zum Gebieter.
[55.5] Siehe, du wirst Heiden rufen, die du nicht kennst, und Heiden, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.
[55.6] Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; rufet ihn an, solange er nahe ist.
[55.7] Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.
[55.8] Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR,
[55.9] sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
[55.10] Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und läßt wachsen, daß sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen,
[55.11] so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
[55.12] Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen.
[55.13] Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln. Und dem HERRN soll es zum Ruhm geschehen und zum ewigen Zeichen, das nicht vergehen wird.


56. Kapitel

[56.1] So spricht der HERR: Wahret das Recht und übt Gerechtigkeit; denn mein Heil ist nahe, daß es komme, und meine Gerechtigkeit, daß sie offenbart werde.
[56.2] Wohl dem Menschen, der dies tut, und dem Menschenkind, das daran festhält, das den Sabbat hält und nicht entheiligt und seine Hand hütet, nichts Arges zu tun!
[56.3] Und der Fremde, der sich dem HERRN zugewandt hat, soll nicht sagen: Der HERR wird mich getrennt halten von seinem Volk. Und der Verschnittene soll nicht sagen: Siehe, ich bin ein dürrer Baum.
[56.4] Denn so spricht der HERR: Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und erwählen, was mir wohlgefällt, und an meinem Bund festhalten,
[56.5] denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben; das ist besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll.
[56.6] Und die Fremden, die sich dem HERRN zugewandt haben, ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben, damit sie seine Knechte seien, alle, die den Sabbat halten, daß sie ihn nicht entheiligen, und die an meinem Bund festhalten,
[56.7] die will ich zu meinem heiligen Berge bringen und will sie erfreuen in meinem Bethaus, und ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen mir wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.
[56.8] Gott der HERR, der die Versprengten Israels sammelt, spricht: Ich will noch mehr zu der Zahl derer, die versammelt sind, sammeln.
[56.9] Ihr Tiere alle auf dem Felde, kommt und freßt, ihr Tiere alle im Walde!
[56.10] Alle ihre Wächter sind blind, sie wissen alle nichts. Stumme Hunde sind sie, die nicht bellen können, sie liegen und jappen und schlafen gerne.
[56.11] Aber es sind gierige Hunde, die nie satt werden können. Das sind die Hirten, die keinen Verstand haben; ein jeder sieht auf seinen Weg, alle sind auf ihren Gewinn aus und sagen:
[56.12] Kommt her, ich will Wein holen, wir wollen uns vollsaufen, und es soll morgen sein wie heute und noch viel herrlicher!


57. Kapitel

Das Geschick der Frommen und der Gottlosen

[57.1] Der Gerechte ist umgekommen, und niemand ist da, der es zu Herzen nimmt, und fromme Leute sind hingerafft, und niemand achtet darauf. Ja, der Gerechte ist weggerafft durch die Bosheit
[57.2] und geht zum Frieden ein. Es ruhen auf ihren Lagern, die recht gewandelt sind.
[57.3] Ihr aber, tretet herzu, ihr Söhne der Zauberin, ihr Kinder des Ehebrechers und der Hure!
[57.4] Mit wem wollt ihr euren Spott treiben? Über wen wollt ihr das Maul aufsperren und die Zunge herausstrecken? Seid ihr nicht abtrünnige Kinder, ein verkehrtes Geschlecht,
[57.5] die ihr bei den Götzeneichen in Brunst geratet, unter allen grünen Bäumen, und die Kinder opfert in den Tälern unter den Felsklippen?
[57.6] Bei den glatten Steinen im Tal ist dein Teil, sie sind dein Los. Ihnen hast du dein Trankopfer ausgeschüttet, hast du Speisopfer geopfert. Deshalb kann ich mein Urteil nicht ändern.
[57.7] Du machtest dein Lager auf hohem, erhabenem Berg und gingst dort hinauf, zu opfern.
[57.8] Und hinter die Tür und den Pfosten setztest du dein Denkzeichen. Denn du hast dich von mir abgewandt und aufgedeckt dein Lager, es bestiegen und weit gemacht. Du hast dich mit ihnen verbunden, liebtest ihr Lager und buhltest mit ihnen.
[57.9] Du bist mit Öl zum König gezogen und mit viel köstlicher Salbe und hast deine Boten in die Ferne gesandt und tief hinab bis zum Totenreich.
[57.10] Du hast dich abgemüht mit der Menge deiner Wege und sprachst nicht: Das lasse ich; sondern du fandest ja noch Leben in deinen Gliedern, so wurdest du dessen nicht müde.
[57.11] Wen hast du gescheut und gefürchtet, daß du treulos wurdest und nicht an mich dachtest und es nicht zu Herzen nahmst? Ist es nicht so: Weil ich schwieg und mich verbarg, hast du mich nicht gefürchtet?
[57.12] Ich will aber deine Gerechtigkeit kundtun und deine Werke, daß sie dir nichts nütze sind.
[57.13] Wenn du rufen wirst, so sollen dir deine vielen Götzen helfen. Aber der Wind wird sie alle wegführen, und ein Hauch wird sie wegnehmen. Doch wer auf mich traut, wird das Land erben und meinen heiligen Berg besitzen.
[Note: Gott will seinem Volke Heil geben][57.14] Und er spricht: Machet Bahn, machet Bahn! Bereitet den Weg, räumt die Anstöße aus dem Weg meines Volks!
[57.15] Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf daß ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.
[57.16] Denn ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen; sonst würde ihr Geist vor mir verschmachten und der Lebensodem, den ich geschaffen habe.
[57.17] Ich war zornig über die Sünde ihrer Habgier und schlug sie, verbarg mich und zürnte. Aber sie gingen treulos die Wege ihres Herzens.
[57.18] Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben; und denen, die da Leid tragen,
[57.19] will ich Frucht der Lippen schaffen. Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der HERR; ich will sie heilen.
[57.20] Aber die Gottlosen sind wie das ungestüme Meer, das nicht still sein kann und dessen Wellen Schlamm und Unrat auswerfen.
[57.21] Die Gottlosen haben keinen Frieden, spricht mein Gott.


58. Kapitel

Falsches und echtes Fasten

[58.1] Rufe getrost, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden!
[58.2] Sie suchen mich täglich und begehren, meine Wege zu wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie begehren, daß Gott sich nahe. "
[58.3] Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst's nicht wissen?" - Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter.
[58.4] Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll.
[58.5] Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen läßt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der HERR Wohlgefallen hat?
[58.6] Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Laß los, die du mit Unrecht gebunden hast, laß ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg!
[58.7] Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!a
[58.8] Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.
[58.9] Dann wirst du rufen, und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest,
[58.10] sondern den Hungrigen dein Herz finden läßt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.
[58.11] Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.
[58.12] Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: "Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, daß man da wohnen könne".
[Note: Segen der Sabbatheiligung][58.13] Wenn du deinen Fuß am Sabbat zurückhältst und nicht deinen Geschäften nachgehst an meinem heiligen Tage und den Sabbat "Lust" nennst und den heiligen Tag des HERRN "Geehrt"; wenn du ihn dadurch ehrst, daß du nicht deine Gänge machst und nicht deine Geschäfte treibst und kein leeres Geschwätz redest,
[58.14] dann wirst du deine Lust haben am HERRN, und ich will dich über die Höhen auf Erden gehen lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des HERRN Mund hat's geredet.


59. Kapitel

Gott überwindet die Sünde seines Volkes

[59.1] Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, so daß er nicht hören könnte,
[59.2] sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, daß ihr nicht gehört werdet.
[59.3] Denn eure Hände sind mit Blut befleckt und eure Finger mit Verschuldung; eure Lippen reden Falsches, eure Zunge spricht Bosheit.
[59.4] Es ist niemand, der eine gerechte Sache vorbringt, und niemand, der redlich richtet. Man vertraut auf Nichtiges und redet Trug; mit Unheil sind sie schwanger und gebären Verderben.
[59.5] Sie brüten Natterneier und weben Spinnweben. Ißt man von ihren Eiern, so muß man sterben, zertritt man sie aber, so fährt eine Schlange heraus.
[59.6] Ihre Gewebe taugen nicht zu Kleidern, und ihr Gespinst taugt nicht zur Decke. Ihre Werke sind Unheilswerke, an ihren Händen ist Frevel.
[59.7] Ihre Füße laufen zum Bösen, und sie sind schnell dabei, unschuldig Blut zu vergießen. Ihre Gedanken sind Unheilsgedanken, auf ihren Wegen wohnt Verderben und Schaden.
[59.8] Sie kennen den Weg des Friedens nicht, und Unrecht ist auf ihren Pfaden. Sie gehen auf krummen Wegen; wer auf ihnen geht, der hat keinen Frieden.
[59.9] Darum ist das Recht ferne von uns, und die Gerechtigkeit kommt nicht zu uns. Wir harren auf Licht, siehe, so ist's finster, auf Helligkeit, siehe, so wandeln wir im Dunkeln.
[59.10] Wir tasten an der Wand entlang wie die Blinden und tappen wie die, die keine Augen haben. Wir stoßen uns am Mittag wie in der Dämmerung, wir sind im Düstern wie die Toten.
[59.11] Wir brummen alle wie die Bären und gurren wie die Tauben; denn wir harren auf Recht, so ist's nicht da, auf Heil, so ist's ferne von uns.
[59.12] Denn wir sind zu oft von dir abgefallen, und unsre Sünden zeugen gegen uns. Unsre Abtrünnigkeit steht uns vor Augen, und wir kennen unsre Sünden:
[59.13] abtrünnig sein und den HERRN verleugnen und abfallen von unserm Gott, Frevel reden und Ungehorsam, Lügenworte ausbrüten und bedenkenlos daherreden.
[59.14] Und das Recht ist zurückgewichen, und die Gerechtigkeit hat sich entfernt; denn die Wahrheit ist auf der Gasse zu Fall gekommen, und die Aufrichtigkeit findet keinen Eingang.
[59.15] Und die Wahrheit ist dahin, und wer vom Bösen weicht, muß sich ausplündern lassen. Das alles sieht der HERR, und es mißfällt ihm sehr, daß kein Recht ist.
[59.16] Und er sieht, daß niemand auf dem Plan ist, und verwundert sich, daß niemand ins Mittel tritt. Da hilft er sich selbst mit seinem Arm, und seine Gerechtigkeit steht ihm bei.
[59.17] Er zieht Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzt den Helm des Heils auf sein Haupt und zieht an das Gewand der Rache und kleidet sich mit Eifer wie mit einem Mantel.
[59.18] Nach den Taten wird er vergelten, mit Grimm seinen Widersachern, mit Vergeltung seinen Feinden; ja, den Inseln will er heimzahlen,
[59.19] daß der Name des HERRN gefürchtet werde bei denen vom Niedergang der Sonne und seine Herrlichkeit bei denen von ihrem Aufgang, wenn er kommen wird wie ein reißender Strom, den der Odem des HERRN treibt.
[59.20] Aber für Zion wird er als Erlöser kommen und für die in Jakob, die sich von der Sünde abwenden, spricht der HERR.
[59.21] Und dies ist mein Bund mit ihnen, spricht der HERR: Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, sollen von deinem Mund nicht weichen noch von dem Mund deiner Kinder und Kindeskinder, spricht der HERR, von nun an bis in Ewigkeit.


60. Kapitel

[60.1] Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
[60.2] Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
[60.3] Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.
[60.4] Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden.
[60.5] Dann wirst du deine Lust sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt.
[60.6] Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.
[60.7] Alle Herden von Kedar sollen zu dir gebracht werden, und die Widder Nebajots sollen dir dienen. Sie sollen als ein wohlgefälliges Opfer auf meinen Altar kommen; denn ich will das Haus meiner Herrlichkeit zieren.
[60.8] Wer sind die, die da fliegen wie die Wolken und wie die Tauben zu ihren Schlägen?
[60.9] Die Inseln harren auf mich und die Tarsisschiffe vor allem, daß sie deine Söhne von ferne herbringen samt ihrem Silber und Gold für den Namen des HERRN, deines Gottes, und für den Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.
[60.10] Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen. Denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen, aber in meiner Gnade erbarme ich mich über dich.
[60.11] Deine Tore sollen stets offen stehen und weder Tag noch Nacht zugeschlossen werden, daß der Reichtum der Völker zu dir gebracht und ihre Könige herzugeführt werden.
[60.12] Denn welche Völker oder Königreiche dir nicht dienen wollen, die sollen umkommen und die Völker verwüstet werden.
[60.13] Die Herrlichkeit des Libanon soll zu dir kommen, Zypressen, Buchsbaum und Kiefern miteinander, zu schmücken den Ort meines Heiligtums; denn ich will die Stätte meiner Füße herrlich machen.
[60.14] Es werden gebückt zu dir kommen, die dich unterdrückt haben, und alle, die dich gelästert haben, werden niederfallen zu deinen Füßen und dich nennen "Stadt des HERRN", "Zion des Heiligen Israels".
[60.15] Denn dafür, daß du die Verlassene und Ungeliebte gewesen bist, zu der niemand hinging, will ich dich zur Pracht ewiglich machen und zur Freude für und für.
[60.16] Du sollst Milch von den Völkern saugen, und der Könige Brust soll dich säugen, auf daß du erfahrest, daß ich, der HERR, dein Heiland bin und ich, der Mächtige Jakobs, dein Erlöser.
[60.17] Ich will Gold anstatt des Erzes und Silber anstatt des Eisens bringen und Erz anstatt des Holzes und Eisen anstatt der Steine. Und ich will zu deiner Obrigkeit den Frieden machen und zu deinen Vögten die Gerechtigkeit.
[60.18] Man soll nicht mehr von Frevel hören in deinem Lande noch von Schaden oder Verderben in deinen Grenzen, sondern deine Mauern sollen "Heil" und deine Tore "Lob" heißen.
[60.19] Die Sonne soll nicht mehr dein Licht sein am Tage, und der Glanz des Mondes soll dir nicht mehr leuchten, sondern der HERR wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Glanz sein.
[60.20] Deine Sonne wird nicht mehr untergehen und dein Mond nicht den Schein verlieren; denn der HERR wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leidens sollen ein Ende haben.
[60.21] Und dein Volk sollen lauter Gerechte sein. Sie werden das Land ewiglich besitzen als der Sproß meiner Pflanzung und als ein Werk meiner Hände mir zum Preise.
[60.22] Aus dem Kleinsten sollen tausend werden und aus dem Geringsten ein mächtiges Volk. Ich, der HERR, will es zu seiner Zeit eilends ausrichten.


61. Kapitel

Die frohe Botschaft von der kommenden Herrlichkeit

[61.1] Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, daß sie frei und ledig sein sollen;
[61.2] zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden,
[61.3] zu schaffen den Trauernden zu Zion, daß ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, daß sie genannt werden "Bäume der Gerechtigkeit", "Pflanzung des HERRN", ihm zum Preise.
[61.4] Sie werden die alten Trümmer wieder aufbauen und, was vorzeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten; sie werden die verwüsteten Städte erneuern, die von Geschlecht zu Geschlecht zerstört gelegen haben.
[61.5] Fremde werden hintreten und eure Herden weiden, und Ausländer werden eure Ackerleute und Weingärtner sein.
[61.6] Ihr aber sollt Priester des HERRN heißen, und man wird euch Diener unsres Gottes nennen. Ihr werdet der Völker Güter essen und euch ihrer Herrlichkeit rühmen.
[61.7] Dafür, daß mein Volk doppelte Schmach trug und Schande ihr Teil war, sollen sie doppelten Anteil besitzen in ihrem Lande und ewige Freude haben.
[61.8] Denn ich bin der HERR, der das Recht liebt und Raub und Unrecht haßt; ich will ihnen den Lohn in Treue geben und einen ewigen Bund mit ihnen schließen.
[61.9] Und man soll ihr Geschlecht kennen unter den Heiden und ihre Nachkommen unter den Völkern, daß, wer sie sehen wird, erkennen soll, daß sie ein Geschlecht sind, gesegnet vom HERRN.
[61.10] Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet, wie einen Bräutigam mit priesterlichem Kopfschmuck geziert und wie eine Braut, die in ihrem Geschmeide prangt.
[61.11] Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, so läßt Gott der HERR Gerechtigkeit aufgehen und Ruhm vor allen Heidenvölkern.


62. Kapitel

Die zukünftige Herrlichkeit Zions

[62.1] Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht innehalten, bis seine Gerechtigkeit aufgehe wie ein Glanz und sein Heil brenne wie eine Fackel,
[62.2] daß die Heiden sehen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit. Und du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des HERRN Mund nennen wird.
[62.3] Und du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des HERRN und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes.
[62.4] Man soll dich nicht mehr nennen "Verlassene" und dein Land nicht mehr "Einsame", sondern du sollst heißen "Meine Lust" und dein Land "Liebes Weib"; denn der HERR hat Lust an dir, und dein Land hat einen lieben Mann.
[62.5] Denn wie ein junger Mann eine Jungfrau freit, so wird dich dein Erbauer freien, und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen.
[62.6] O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den HERRN erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen,
[62.7] laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setze zum Lobpreis auf Erden!
[62.8] Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, die Fremden trinken lassen,
[62.9] sondern die es einsammeln, sollen's auch essen und den HERRN rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums.
[62.10] Gehet ein, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker!
[62.11] Siehe, der HERR läßt es hören bis an die Enden der Erde: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her!
[62.12] Man wird sie nennen "Heiliges Volk", "Erlöste des HERRN", und dich wird man nennen "Gesuchte" und "Nicht mehr verlassene Stadt".


63. Kapitel

[63.1] Wer ist der, der von Edom kommt, mit rötlichen Kleidern von Bozra, der so geschmückt ist in seinen Kleidern und einherschreitet in seiner großen Kraft? "Ich bin's, der in Gerechtigkeit redet, und bin mächtig zu helfen."
[63.2] Warum ist denn dein Gewand so rotfarben und dein Kleid wie das eines Keltertreters?a "
[63.3] Ich trat die Kelter allein, und niemand unter den Völkern war mit mir. Ich habe sie gekeltert in meinem Zorn und zertreten in meinem Grimm. Da ist ihr Blut auf meine Kleider gespritzt, und ich habe mein ganzes Gewand besudelt.
[63.4] Denn ich hatte einen Tag der Vergeltung mir vorgenommen; das Jahr, die Meinen zu erlösen, war gekommen.
[63.5] Und ich sah mich um, aber da war kein Helfer, und ich verwunderte mich, daß niemand mir beistand. Da mußte mein Arm mir helfen, und mein Zorn stand mir bei.
[63.6] Und ich habe die Völker zertreten in meinem Zorn und habe sie trunken gemacht in meinem Grimm und ihr Blut auf die Erde geschüttet."
[Note: Buß- und Bittgebet des Gottesvolkes][63.7] Ich will der Gnade des HERRN gedenken und der Ruhmestaten des HERRN in allem, was uns der HERR getan hat, und der großen Güte an dem Hause Israel, die er ihnen erwiesen hat nach seiner Barmherzigkeit und großen Gnade.
[63.8] Denn er sprach: Sie sind ja mein Volk, Söhne, die nicht falsch sind. Darum ward er ihr Heiland
[63.9] in aller ihrer Not. Nicht ein Engel und nicht ein Bote, sondern sein Angesicht half ihnen. Er erlöste sie, weil er sie liebte und Erbarmen mit ihnen hatte. Er nahm sie auf und trug sie allezeit von alters her.
[63.10] Aber sie waren widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist; darum ward er ihr Feind und stritt wider sie.
[63.11] Da gedachte sein Volk wieder an die vorigen Zeiten, an Mose: Wo ist denn nun, der aus dem Wasser zog den Hirten seiner Herde? Wo ist, der seinen heiligen Geist in ihn gab?
[63.12] Der seinen herrlichen Arm zur Rechten des Mose gehen ließ? Der die Wasser spaltete vor ihnen her, auf daß er sich einen ewigen Namen machte?
[63.13] Der sie führte durch die Fluten, wie Rosse, die in der Wüste nicht straucheln;
[63.14] wie Vieh, das ins Tal hinabsteigt, so brachte der Geist des HERRN uns zur Ruhe. So hast du dein Volk geführt, auf daß du dir einen herrlichen Namen machtest.
[63.15] So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich.
[63.16] Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater; "Unser Erlöser", das ist von alters her dein Name.
[63.17] Warum läßt du uns, HERR, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, daß wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind!
[63.18] Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten.
[63.19] Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde. *Ach daß du den Himmel zerrissest und führest herab, daß die Berge vor dir zerflössen, *Abweichende Verszählung statt 63,19b - 64,11: 64,1-12.


64. Kapitel

[64.1] wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, daß dein Name kund würde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müßten,
[64.2] wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten - und führest herab, daß die Berge vor dir zerflössen! -
[64.3] und das man von alters her nicht vernommen hat. Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut denen, die auf ihn harren.
[64.4] Du begegnetest denen, die Gerechtigkeit übten und auf deinen Wegen deiner gedachten. Siehe, du zürntest, als wir von alters her gegen dich sündigten und abtrünnig wurden.
[64.5] Aber nun sind wir alle wie die Unreinen, und alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. Wir sind alle verwelkt wie die Blätter, und unsre Sünden tragen uns davon wie der Wind.
[64.6] Niemand ruft deinen Namen an oder macht sich auf, daß er sich an dich halte; denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und läßt uns vergehen unter der Gewalt unsrer Schuld.
[64.7] Aber nun, HERR, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk.
[64.8] HERR, zürne nicht so sehr und gedenke nicht ewig der Sünde! Sieh doch an, daß wir alle dein Volk sind!
[64.9] Deine heiligen Städte sind zur Wüste geworden, Zion ist zur Wüste geworden, Jerusalem liegt zerstört.
[64.10] Das Haus unsrer Heiligkeit und Herrlichkeit, in dem dich unsre Väter gelobt haben, ist mit Feuer verbrannt, und alles, was wir Schönes hatten, ist zuschanden gemacht.
[64.11] HERR, willst du bei alledem noch zögern und schweigen und uns so sehr niederschlagen?


65. Kapitel

Verstoßung der Abtrünnigen, gnädige Annahme der Getreuen

[65.1] Ich ließ mich suchen von denen, die nicht nach mir fragten, ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten. Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich!
[65.2] Ich streckte meine Hände aus den ganzen Tag nach einem ungehorsamen Volk, das nach seinen eigenen Gedanken wandelt auf einem Wege, der nicht gut ist;
[65.3] nach einem Volk, das mich beständig ins Angesicht kränkt: sie opfern in den Gärten und räuchern auf Ziegelsteinen,
[65.4] sie sitzen in Gräbern und bleiben über Nacht in Höhlen, essen Schweinefleisch und haben Greuelsuppen in ihren Töpfen
[65.5] und sprechen: Bleib weg und rühr mich nicht an, denn ich bin für dich heilig. Die sollen ein Rauch werden in meiner Nase, ein Feuer, das den ganzen Tag brennt.
[65.6] Siehe, es steht vor mir geschrieben: Ich will nicht schweigen, sondern heimzahlen; ja, ich will es ihnen heimzahlen,
[65.7] beides, ihre Missetaten und ihrer Väter Missetaten miteinander, spricht der HERR, die auf den Bergen geräuchert und mich auf den Hügeln geschändet haben. Ja, ich will ihnen heimzahlen ihr früheres Tun.
[65.8] So spricht der HERR: Wie wenn man noch Saft in der Traube findet und spricht: Verdirb es nicht, denn es ist ein Segen darin!, so will ich um meiner Knechte willen tun, daß ich nicht alles verderbe.
[65.9] Ich will aus Jakob Nachkommen wachsen lassen und aus Juda Erben, die meine Berge besitzen; meine Auserwählten sollen sie besitzen, und meine Knechte sollen auf ihnen wohnen.
[65.10] Und meinem Volk, das nach mir fragt, soll Scharon eine Weide für die Herde werden und das Tal Achor ein Lagerplatz für das Vieh.
[65.11] Aber ihr, die ihr den HERRN verlaßt und meines heiligen Berges vergeßt und dem Gad* einen Tisch zurichtet und dem Meni* vom Trankopfer voll einschenkt, - *Gad und Meni sind Schicksalsgötter.
[65.12] wohlan, euch will ich dem Schwert übergeben, daß ihr euch alle zur Schlachtung hinknien müßt; denn ich rief, und ihr habt nicht geantwortet, ich redete, und ihr habt nicht gehört, sondern tatet, was mir nicht gefiel, und erwähltet, wonach ich kein Verlangen hatte.
[65.13] Darum spricht Gott der HERR: Siehe, meine Knechte sollen essen, ihr aber sollt hungern; siehe, meine Knechte sollen trinken, ihr aber sollt dürsten. Siehe, meine Knechte sollen fröhlich sein, ihr aber sollt zuschanden werden;
[65.14] siehe, meine Knechte sollen vor Herzenslust jauchzen, ihr aber sollt vor Herzeleid schreien und vor Jammer heulen.
[65.15] Und ihr sollt euren Namen meinen Auserwählten zum Fluch überlassen "Daß dich Gott der HERR töte"; aber meine Knechte wird man mit einem andern Namen nennen.
[65.16] Wer sich segnen wird auf Erden, der wird sich im Namen des wahrhaftigen Gottes segnen, und wer schwören wird auf Erden, der wird bei dem wahrhaftigen Gott schwören. Denn die früheren Ängste sind vergessen und vor meinen Augen entschwunden.
[Note: Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde][65.17] Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, daß man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.
[65.18] Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich will Jerusalem zur Wonne machen und sein Volk zur Freude,
[65.19] und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens.
[65.20] Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht.
[65.21] Sie werden Häuser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen.
[65.22] Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, was ein anderer esse. Denn die Tage meines Volks werden sein wie die Tage eines Baumes, und ihrer Hände Werk werden meine Auserwählten genießen.
[65.23] Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des HERRN, und ihre Nachkommen sind bei ihnen.
[65.24] Und es soll geschehen: ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören.
[65.25] Wolf und Schaf sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muß Erde fressen. Sie werden weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR.


66. Kapitel

[66.1] So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet, oder welches ist die Stätte, da ich ruhen sollte?
[66.2] Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR. Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort.
[66.3] Wer einen Stier schlachtet, gleicht dem, der einen Mann erschlägt; wer ein Schaf opfert, gleicht dem, der einem Hund das Genick bricht; wer ein Speisopfer bringt, gleicht dem, der Schweineblut spendet; wer Weihrauch anzündet, gleicht dem, der Götzen verehrt: wahrlich, wie sie Lust haben an ihren eigenen Wegen und ihre Seele Gefallen hat an ihren Greueln,
[66.4] so will auch ich Lust daran haben, daß ich ihnen wehe tue, und ich will über sie kommen lassen, wovor ihnen graut. Denn ich rief, und niemand antwortete, ich redete, und sie hörten nicht und taten, was mir nicht gefiel, und hatten ihre Lust an dem, woran ich kein Wohlgefallen hatte.
[Note: Das zukünftige Heil Jerusalems - das Gericht über die Gottlosen][66.5] Hört des HERRN Wort, die ihr erzittert vor seinem Wort: Es sprechen eure Brüder, die euch hassen und verstoßen um meines Namens willen: "Laßt doch den HERRN sich verherrlichen, daß wir eure Freude mitansehen", - doch sie sollen zuschanden werden.
[66.6] Horch, Lärm aus der Stadt! Horch, vom Tempel her! Horch, der HERR vergilt seinen Feinden!
[66.7] Ehe sie Wehen bekommt, hat sie geboren; ehe sie in Kindsnöte kommt, ist sie eines Knaben genesen.
[66.8] Wer hat solches je gehört? Wer hat solches je gesehen? Ward ein Land an einem Tage geboren? Ist ein Volk auf einmal zur Welt gekommen? Kaum in Wehen, hat Zion schon ihre Kinder geboren.
[66.9] Sollte ich das Kind den Mutterschoß durchbrechen und nicht auch geboren werden lassen? spricht der HERR. Sollte ich, der gebären läßt, den Schoß verschließen? spricht dein Gott.
[66.10] Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie liebhabt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.
[66.11] Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an dem Reichtum ihrer Mutterbrust.
[66.12] Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Ihre Kinder sollen auf dem Arme getragen werden, und auf den Knien wird man sie liebkosen.
[66.13] Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.
[66.14] Ihr werdet's sehen, und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.
[66.15] Denn siehe, der HERR wird kommen mit Feuer und seine Wagen wie ein Wetter, daß er vergelte im Grimm seines Zorns und mit Schelten in Feuerflammen.
[66.16] Denn der HERR wird durch Feuer die ganze Erde richten und durch sein Schwert alles Fleisch, und der vom HERRN Getöteten werden viele sein.
[66.17] Die sich heiligen und reinigen für das Opfer in den Gärten dem einen nach, der in der Mitte ist, und Schweinefleisch essen, greuliches Getier und Mäuse, die sollen miteinander weggerafft werden, spricht der HERR.
[66.18] Ich kenne ihre Werke und ihre Gedanken und komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln, daß sie kommen und meine Herrlichkeit sehen.
[66.19] Und ich will ein Zeichen unter ihnen aufrichten und einige von ihnen, die errettet sind, zu den Völkern senden, nach Tarsis, nach Put und Lud, nach Meschech und Rosch, nach Tubal und Jawan und zu den fernen Inseln, wo man nichts von mir gehört hat und die meine Herrlichkeit nicht gesehen haben; und sie sollen meine Herrlichkeit unter den Völkern verkündigen.
[66.20] Und sie werden alle eure Brüder aus allen Völkern herbringen dem HERRN zum Weihgeschenk auf Rossen und Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren nach Jerusalem zu meinem heiligen Berge, spricht der HERR, gleichwie Israel die Opfergaben in reinem Gefäße zum Hause des HERRN bringt.
[66.21] Und ich will auch aus ihnen Priester und Leviten nehmen, spricht der HERR.
[66.22] Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir Bestand haben, spricht der HERR, so soll auch euer Geschlecht und Name Bestand haben.
[66.23] Und alles Fleisch wird einen Neumond nach dem andern und einen Sabbat nach dem andern kommen, um vor mir anzubeten, spricht der HERR.
[66.24] Und sie werden hinausgehen und schauen die Leichname derer, die von mir abtrünnig waren; denn ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und sie werden allem Fleisch ein Greuel sein.


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