[1.1] Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei
Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten,
[1.2] hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch
den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den
er auch die Welt gemacht hat.
[1.3] Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das
Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem
kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden
und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe Weish
7,26; 2. Kor 4,4; Kol 1,15
[1.4] und ist so viel höher geworden als die Engel, wie
der Name, den er ererbt hat, höher ist als ihr Name.
[1.5] Denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt (Psalm
2,7): "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt"?
und wiederum (2. Samuel 7,14): "Ich werde sein Vater sein,
und er wird mein Sohn sein"?
[1.6] Und wenn er den Erstgeborenen wieder einführt in
die Welt, spricht er (Psalm 97,7): "Und es sollen ihn alle
Engel Gottes anbeten."
[1.7] Von den Engeln spricht er zwar (Psalm 104,4):
"Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu
Feuerflammen",
[1.8] aber von dem Sohn (Psalm 45,7.8): "Gott, dein
Thron währt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der
Gerechtigkeit ist das Zepter deines Reiches.
[1.9] Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehaßt die
Ungerechtigkeit; darum hat dich, oh Gott, dein Gott gesalbt mit
Freudenöl wie keinen deinesgleichen."
[1.10] Und (Psalm 102,26-28): "Du, Herr, hast am
Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände
Werk.
[1.11] Sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie werden
alle veralten wie ein Gewand;
[1.12] und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen,
wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist
derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören."
[1.13] Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt (Psalm
110,1): "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde
zum Schemel deiner Füße mache"?
[1.14] Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister,
ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben
sollen?
[2.1] Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort,
das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben.
[2.2] Denn wenn das Wort fest war, das durch die Engel
gesagt ist, und jede Übertretung und jeder Ungehorsam den
rechten Lohn empfing,
[2.3] wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein so großes
Heil nicht achten, das seinen Anfang nahm mit der Predigt des
Herrn und bei uns bekräftigt wurde durch die, die es gehört
haben?
[2.4] Und Gott hat dazu Zeugnis gegeben durch Zeichen,
Wunder und mancherlei mächtige Taten und durch die Austeilung
des heiligen Geistes nach seinem Willen.
[Note: Die Erniedrigung und Erhöhung Christi][2.5] Denn
nicht den Engeln hat er untertan gemacht die zukünftige Welt,
von der wir reden.
[2.6] Es bezeugt aber einer an einer Stelle und spricht
(Psalm 8,5-7): "Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst,
und des Menschen Sohn, daß du auf ihn achtest?
[2.7] Du hast ihn eine kleine Zeit niedriger sein lassen
als die Engel; mit Preis und Ehre hast du ihn gekrönt;
[2.8] alles hast du unter seine Füße getan." Wenn
er ihm alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts
ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir
noch nicht, daß ihm alles untertan ist.
[2.9] Den aber, der "eine kleine Zeit niedriger
gewesen ist als die Engel", Jesus, sehen wir durch das
Leiden des Todes "gekrönt mit Preis und Ehre"; denn
durch Gottes Gnade sollte er für alle den Tod schmecken.
[2.10] Denn es ziemte sich für den, um dessentwillen alle
Dinge sind und durch den alle Dinge sind, daß er den, der viele
Söhne zur Herrlichkeit geführt hat, den Anfänger ihres Heils,
durch Leiden vollendete.
[2.11] Denn weil sie alle von einem kommen, beide, der
heiligt und die geheiligt werden, darum schämt er sich auch
nicht, sie Brüder zu nennen,
[2.12] und spricht (Psalm 22,23): "Ich will deinen
Namen verkündigen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinde dir
lobsingen."
[2.13] Und wiederum (Jesaja 8,17): "Ich will mein
Vertrauen auf ihn setzen"; und wiederum (Jesaja 8,18):
"Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir Gott gegeben
hat."
[2.14] Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat
auch er's gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod
die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich
dem Teufel,
[2.15] und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im
ganzen Leben Knechte sein mußten.
[2.16] Denn er nimmt sich nicht der Engel an, sondern der
Kinder Abrahams nimmt er sich an.
[2.17] Daher mußte er in allem seinen Brüdern gleich
werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester
vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes.
[2.18] Denn worin er selber gelitten hat und versucht
worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.
[3.1] Darum, ihr heiligen Brüder, die ihr teilhabt an
der himmlischen Berufung, schaut auf den Apostel und
Hohenpriester, den wir bekennen, Jesus,
[3.2] der da treu ist dem, der ihn gemacht hat, wie auch
Mose in Gottes ganzem Hause.
[3.3] Er ist aber größerer Ehre wert als Mose, so wie
der Erbauer des Hauses größere Ehre hat als das Haus.
[3.4] Denn jedes Haus wird von jemandem erbaut; der aber
alles erbaut hat, das ist Gott.
[3.5] Und Mose zwar war treu in Gottes ganzem Hause als
Knecht, zum Zeugnis für das, was später gesagt werden sollte,
[3.6] Christus aber war treu als Sohn über Gottes Haus.
Sein Haus sind wir, wenn wir das Vertrauen und den Ruhm der
Hoffnung festhalten.
[Note: Die verwirkte Gottesruhe][3.7] Darum, wie der
heilige Geist spricht (Psalm 95,7-11): "Heute, wenn ihr
seine Stimme hören werdet,
[3.8] so verstockt eure Herzen nicht, wie es geschah bei
der Verbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste,
[3.9] wo mich eure Väter versuchten und prüften und
hatten doch meine Werke gesehen vierzig Jahre lang.
[3.10] Darum wurde ich zornig über dieses Geschlecht und
sprach: Immer irren sie im Herzen! Aber sie verstanden meine Wege
nicht,
[3.11] so daß ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht
zu meiner Ruhe kommen."a
[3.12] Seht zu, liebe Brüder, daß keiner unter euch ein
böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen
Gott;
[3.13] sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es
"heute" heißt, daß nicht jemand unter euch verstockt
werde durch den Betrug der Sünde.
[3.14] Denn wir haben an Christus Anteil bekommen, wenn
wir die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festhalten.
[3.15] Wenn es heißt: "Heute, wenn ihr seine Stimme
hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht, wie es bei der
Verbitterung geschah" -
[3.16] wer hat sie denn gehört und sich verbittert?
Waren's nicht alle, die von Ägypten auszogen mit Mose?
[3.17] Und über wen war Gott zornig vierzig Jahre lang?
War's nicht über die, die sündigten und deren Leiber in der
Wüste zerfielen?
[3.18] Wem aber schwor er, daß sie nicht zu seiner Ruhe
kommen sollten, wenn nicht den Ungehorsamen?
[3.19] Und wir sehen, daß sie nicht dahin kommen konnten
wegen des Unglaubens.
[4.1] So laßt uns nun mit Furcht darauf achten, daß
keiner von euch etwa zurückbleibe, solange die Verheißung noch
besteht, daß wir zu seiner Ruhe kommen.
[4.2] Denn es ist auch uns verkündigt wie jenen. Aber das
Wort der Predigt half jenen nichts, weil sie nicht glaubten, als
sie es hörten.
[4.3] Denn wir, die wir glauben, gehen ein in die Ruhe,
wie er gesprochen hat (Psalm 95,11): "Ich schwor in meinem
Zorn: Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen." Nun waren ja
die Werke von Anbeginn der Welt fertig;
[4.4] denn so hat er an einer andern Stelle gesprochen vom
siebenten Tag (1. Mose 2,2): "Und Gott ruhte am siebenten
Tag von allen seinen Werken."
[4.5] Doch an dieser Stelle wiederum: "Sie sollen
nicht zu meiner Ruhe kommen."
[4.6] Da es nun bestehen bleibt, daß einige zu dieser
Ruhe kommen sollen, und die, denen es zuerst verkündigt ist,
nicht dahin gekommen sind wegen des Ungehorsams,
[4.7] bestimmt er abermals einen Tag, ein
"Heute", und spricht nach so langer Zeit durch David,
wie eben gesagt: "Heute, wenn ihr seine Stimme hören
werdet, so verstockt eure Herzen nicht."
[4.8] Denn wenn Josua sie zur Ruhe geführt hätte, würde
Gott nicht danach von einem andern Tag geredet haben.
[4.9] Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk
Gottes.
[4.10] Denn wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, der ruht auch
von seinen Werken so wie Gott von den seinen.
[4.11] So laßt uns nun bemüht sein, zu dieser Ruhe zu
kommen, damit nicht jemand zu Fall komme durch den gleichen
Ungehorsam.
[4.12] Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und
schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis
es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein
Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
[4.13] Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern
es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir
Rechenschaft geben müssen.
[Note: Christus der wahre Hohepriester][4.14] Weil wir
denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes,
der die Himmel durchschritten hat, so laßt uns festhalten an dem
Bekenntnis.
[4.15] Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht
könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht
worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
[4.16] Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem
Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade
finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.
[5.1] Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen
genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst
vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden.
[5.2] Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und
irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt.
[5.3] Darum muß er, wie für das Volk, so auch für sich
selbst opfern für die Sünden.
[5.4] Und niemand nimmt sich selbst die hohepriesterliche
Würde, sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron.
[5.5] So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre
beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm
gesagt hat (Psalm 2,7): "Du bist mein Sohn, heute habe ich
dich gezeugt."
[5.6] Wie er auch an anderer Stelle spricht (Psalm 110,4):
"Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung
Melchisedeks."
[5.7] Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens
Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem
dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch
erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt.
[5.8] So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem,
was er litt, Gehorsam gelernt.
[5.9] Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm
gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden,
[5.10] genannt von Gott ein Hoherpriester nach der Ordnung
Melchisedeks.
[Note: Das Festhalten an der Verheißung][5.11] Darüber
hätten wir noch viel zu sagen; aber es ist schwer, weil ihr so
harthörig geworden seid.
[5.12] Und ihr, die ihr längst Lehrer sein solltet, habt
es wieder nötig, daß man euch die Anfangsgründe der
göttlichen Worte lehre, und daß man euch Milch gebe und nicht
feste Speise.
[5.13] Denn wem man noch Milch geben muß, der ist
unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines
Kind.
[5.14] Feste Speise aber ist für die Vollkommenen, die
durch den Gebrauch geübte Sinne haben und Gutes und Böses
unterscheiden können.
[6.1] Darum wollen wir jetzt lassen, was am Anfang
über Christus zu lehren ist, und uns zum Vollkommenen wenden;
wir wollen nicht abermals den Grund legen mit der Umkehr von den
toten Werken, mit dem Glauben an Gott,
[6.2] mit der Lehre vom Taufen, vom Händeauflegen, von
der Auferstehung der Toten und vom ewigen Gericht.
[6.3] Das wollen wir tun, wenn Gott es zuläßt.
[6.4] Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet
worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil
bekommen haben am heiligen Geist und geschmeckt haben
[6.5] das gute Wort Gottes und die Kräfte der
zukünftigen Welt
[6.6] und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern
zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals
kreuzigen und zum Spott machen.
[6.7] Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft auf sie
fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen,
empfängt Segen von Gott.
[6.8] Wenn sie aber Dornen und Disteln trägt, bringt sie
keinen Nutzen und ist dem Fluch nahe, so daß man sie zuletzt
abbrennt.
[6.9] Obwohl wir aber so reden, ihr Lieben, sind wir doch
überzeugt, daß es besser mit euch steht und ihr gerettet
werdet.
[6.10] Denn Gott ist nicht ungerecht, daß er vergäße
euer Werk und die Liebe, die ihr seinem Namen erwiesen habt,
indem ihr den Heiligen dientet und noch dient.
[6.11] Wir wünschen aber, daß jeder von euch denselben
Eifer beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende,
[6.12] damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachfolger
derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben.
[6.13] Denn als Gott dem Abraham die Verheißung gab,
schwor er bei sich selbst, da er bei keinem Größeren schwören
konnte,
[6.14] und sprach (1. Mose 22,16.17): "Wahrlich, ich
will dich segnen und mehren."
[6.15] Und so wartete Abraham in Geduld und erlangte die
Verheißung.
[6.16] Die Menschen schwören ja bei einem Größeren, als
sie selbst sind; und der Eid dient ihnen zur Bekräftigung und
macht aller Widerrede ein Ende.
[6.17] Darum hat Gott, als er den Erben der Verheißung
noch kräftiger beweisen wollte, daß sein Ratschluß nicht
wankt, sich noch mit einem Eid verbürgt.
[6.18] So sollten wir durch zwei Zusagen, die nicht wanken
- denn es ist unmöglich, daß Gott lügt -, einen starken Trost
haben, die wir unsre Zuflucht dazu genommen haben, festzuhalten
an der angebotenen Hoffnung.
[6.19] Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker
unsrer Seele, der auch hineinreicht bis in das Innere hinter dem
Vorhang.
[6.20] Dahinein ist der Vorläufer für uns gegangen,
Jesus, der ein Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit nach der
Ordnung Melchisedeks.
[7.1] Dieser Melchisedek aber war König von Salem,
Priester Gottes des Höchsten; er ging Abraham entgegen, als der
vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn;
[7.2] ihm gab Abraham auch den Zehnten von allem. Erstens
heißt er übersetzt: König der Gerechtigkeit; dann aber auch:
König von Salem, das ist: König des Friedens.
[7.3] Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, und
hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem
Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.
[7.4] Seht aber, wie groß der ist, dem auch Abraham, der
Erzvater, den Zehnten gab von der eroberten Beute.
[7.5] Zwar haben auch die von den Söhnen Levis, die das
Priestertum empfangen, nach dem Gesetz das Recht, den Zehnten zu
nehmen vom Volk, also von ihren eigenen Brüdern, obwohl auch
diese von Abraham abstammen.
[7.6] Der aber, der nicht von ihrem Stamm war, der nahm
den Zehnten von Abraham und segnete den, der die Verheißungen
hatte.
[7.7] Nun ist aber unwidersprochen, daß das Geringere vom
Höheren gesegnet wird.
[7.8] Und hier nehmen den Zehnten sterbliche Menschen,
dort aber einer, dem bezeugt wird, daß er lebt.
[7.9] Und sozusagen ist auch Levi, der doch selbst den
Zehnten nimmt, in Abraham mit dem Zehnten belegt worden.
[7.10] Denn er sollte seinem Stammvater ja erst noch
geboren werden, als Melchisedek diesem entgegenging.
[7.11] Wäre nun die Vollendung durch das levitische
Priestertum gekommen - denn unter diesem hat das Volk das Gesetz
empfangen -, wozu war es dann noch nötig, einen andern als
Priester nach der Ordnung Melchisedeks einzusetzen, anstatt einen
nach der Ordnung Aarons zu benennen?
[7.12] Denn wenn das Priestertum verändert wird, dann
muß auch das Gesetz verändert werden.
[7.13] Denn der, von dem das gesagt wird, der ist von
einem andern Stamm, von dem nie einer am Altar gedient hat.
[7.14] Denn es ist ja offenbar, daß unser Herr aus Juda
hervorgegangen ist, zu welchem Stamm Mose nichts gesagt hat vom
Priestertum.
[7.15] Und noch klarer ist es, wenn, in gleicher Weise wie
Melchisedek, ein anderer als Priester eingesetzt wird,
[7.16] der es nicht geworden ist nach dem Gesetz
äußerlicher Gebote, sondern nach der Kraft unzerstörbaren
Lebens.
[7.17] Denn es wird bezeugt (Psalm 110,4): "Du bist
ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks."
[7.18] Denn damit wird das frühere Gebot aufgehoben -
weil es zu schwach und nutzlos war;
[7.19] denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung
bringen -, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch die
wir uns zu Gott nahen.
[7.20] Und das geschah nicht ohne Eid. Denn jene sind ohne
Eid Priester geworden,
[7.21] dieser aber durch den Eid dessen, der zu ihm
spricht (Psalm 110,4): "Der Herr hat geschworen, und es wird
ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit."
[7.22] So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes
geworden.
[7.23] Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der
Tod keinen bleiben ließ;
[7.24] dieser aber hat, weil er ewig bleibt, ein
unvergängliches Priestertum.
[7.25] Daher kann er auch für immer selig machen, die
durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für
sie.
[7.26] Denn einen solchen Hohenpriester mußten wir auch
haben, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern
geschieden und höher ist als der Himmel.
[7.27] Er hat es nicht nötig, wie jene Hohenpriester,
täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und
dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan,
als er sich selbst opferte.
[7.28] Denn das Gesetz macht Menschen zu Hohenpriestern,
die Schwachheit an sich haben; dies Wort des Eides aber, das erst
nach dem Gesetz gesagt worden ist, setzt den Sohn ein, der ewig
und vollkommen ist.
[8.1] Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir
reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur
Rechten des Thrones der Majestät im Himmel
[8.2] und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren
Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.
[8.3] Denn jeder Hohepriester wird eingesetzt, um Gaben
und Opfer darzubringen. Darum muß auch dieser etwas haben, was
er opfern kann.
[8.4] Wenn er nun auf Erden wäre, so wäre er nicht
Priester, weil da schon solche sind, die nach dem Gesetz die
Gaben opfern.
[8.5] Sie dienen aber nur dem Abbild und Schatten des
Himmlischen, wie die göttliche Weisung an Mose erging, als er
die Stiftshütte errichten sollte (2. Mose 25,40): "Sieh
zu", sprach er, "daß du alles machst nach dem Bilde,
das dir auf dem Berge gezeigt worden ist."
[8.6] Nun aber hat er ein höheres Amt empfangen, wie er
ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere
Verheißungen gegründet ist.
[8.7] Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre,
würde nicht Raum für einen andern gesucht.
[8.8] Denn Gott tadelt sie und sagt (Jeremia 31,31-34):
"Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich mit
dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund
schließen,
[8.9] nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren
Vätern schloß an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um
sie aus Ägyptenland zu führen. Denn sie sind nicht geblieben in
meinem Bund; darum habe ich auch nicht mehr auf sie geachtet,
spricht der Herr.
[8.10] Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit
dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will
mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es
schreiben und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.
[8.11] Und es wird keiner seinen Mitbürger lehren oder
seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich
alle kennen von dem Kleinsten an bis zu dem Größten.
[8.12] Denn ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit,
und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken."
[8.13] Indem er sagt: "einen neuen Bund",
erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und
überlebt ist, das ist seinem Ende nahe.
[9.1] Es hatte zwar auch der erste Bund seine Satzungen
für den Gottesdienst und sein irdisches Heiligtum.
[9.2] Denn es war da aufgerichtet die Stiftshütte: der
vordere Teil, worin der Leuchter war und der Tisch und die
Schaubrote, und er heißt das Heilige;
[9.3] hinter dem zweiten Vorhang aber war der Teil der
Stiftshütte, der das Allerheiligste heißt.
[9.4] Darin waren das goldene Räuchergefäß und die
Bundeslade, ganz mit Gold überzogen; in ihr waren der goldene
Krug mit dem Himmelsbrot und der Stab Aarons, der gegrünt hatte,
und die Tafeln des Bundes.
[9.5] Oben darüber aber waren die Cherubim der
Herrlichkeit, die überschatteten den Gnadenthron. Von diesen
Dingen ist jetzt nicht im einzelnen zu reden.
[9.6] Da dies alles so eingerichtet war, gingen die
Priester allezeit in den vorderen Teil der Stiftshütte und
richteten den Gottesdienst aus.
[9.7] In den andern Teil aber ging nur einmal im Jahr
allein der Hohepriester, und das nicht ohne Blut, das er opferte
für die unwissentlich begangenen Sünden, die eigenen und die
des Volkes.
[9.8] Damit macht der heilige Geist deutlich, daß der Weg
ins Heilige noch nicht offenbart sei, solange der vordere Teil
der Stiftshütte noch bestehe;
[9.9] der ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit:
es werden da Gaben und Opfer dargebracht, die nicht im Gewissen
vollkommen machen können den, der den Gottesdienst ausrichtet.
[9.10] Dies sind nur äußerliche Satzungen über Speise
und Trank und verschiedene Waschungen, die bis zu der Zeit einer
besseren Ordnung auferlegt sind.
[9.11] Christus aber ist gekommen als ein Hoherpriester
der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere
Stiftshütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die
nicht von dieser Schöpfung ist.
[9.12] Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder
Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für allemal in das
Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.
[9.13] Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren
und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt,
so daß sie äußerlich rein sind,
[9.14] um wieviel mehr wird dann das Blut Christi, der
sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott
dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu
dienen dem lebendigen Gott!
[9.15] Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes,
damit durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den
Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das
verheißene ewige Erbe empfangen.
[9.16] Denn wo ein Testament* ist, da muß der Tod dessen
geschehen sein, der das Testament gemacht hat. *Das griechische
Wort für "Testament" und "Bund" ist das
gleiche.
[9.17] Denn ein Testament tritt erst in Kraft mit dem
Tode; es ist noch nicht in Kraft, solange der noch lebt, der es
gemacht hat.
[9.18] Daher wurde auch der erste Bund nicht ohne Blut
gestiftet.
[9.19] Denn als Mose alle Gebote gemäß dem Gesetz allem
Volk gesagt hatte, nahm er das Blut von Kälbern und Böcken mit
Wasser und Scharlachwolle und Ysop und besprengte das Buch und
alles Volka
[9.20] und sprach (2. Mose 24,8): "Das ist das Blut
des Bundes, den Gott euch geboten hat."
[9.21] Und die Stiftshütte und alle Geräte für den
Gottesdienst besprengte er desgleichen mit Blut.
[9.22] Und es wird fast alles mit Blut gereinigt nach dem
Gesetz, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.
[9.23] So also mußten die Abbilder der himmlischen Dinge
gereinigt werden; die himmlischen Dinge selbst aber müssen
bessere Opfer haben als jene.
[9.24] Denn Christus ist nicht eingegangen in das
Heiligtum, das mit Händen gemacht und nur ein Abbild des wahren
Heiligtums ist, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns
vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen;
[9.25] auch nicht, um sich oftmals zu opfern, wie der
Hohepriester alle Jahre mit fremdem Blut in das Heiligtum geht;
[9.26] sonst hätte er oft leiden müssen vom Anfang der
Welt an. Nun aber, am Ende der Welt, ist er ein für allemal
erschienen, durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben.
[9.27] Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu
sterben, danach aber das Gericht:
[9.28] so ist auch Christus einmal geopfert worden, die
Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der
Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum
Heil.
[10.1] Denn das Gesetz hat nur einen Schatten von den
zukünftigen Gütern, nicht das Wesen der Güter selbst. Deshalb
kann es die, die opfern, nicht für immer vollkommen machen, da
man alle Jahre die gleichen Opfer bringen muß.
[10.2] Hätte nicht sonst das Opfern aufgehört, wenn die,
die den Gottesdienst ausrichten, ein für allemal rein geworden
wären und sich kein Gewissen mehr gemacht hätten über ihre
Sünden?
[10.3] Vielmehr geschieht dadurch alle Jahre nur eine
Erinnerung an die Sünden.
[10.4] Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren
und Böcken Sünden wegzunehmen.
[10.5] Darum spricht er, wenn er in die Welt kommt (Psalm
40,7-9): "Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib
aber hast du mir geschaffen.
[10.6] Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht.
[10.7] Da sprach ich: Siehe, ich komme - im Buch steht von
mir geschrieben -, daß ich tue, Gott, deinen Willen."
[10.8] Zuerst hatte er gesagt: "Opfer und Gaben,
Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, sie gefallen dir
auch nicht", obwohl sie doch nach dem Gesetz geopfert
werden.
[10.9] Dann aber sprach er: "Siehe, ich komme, zu tun
deinen Willen." Da hebt er das erste auf, damit er das
zweite einsetze.
[10.10] Nach diesem Willen sind wir geheiligt ein für
allemal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.
[10.11] Und jeder Priester steht Tag für Tag da und
versieht seinen Dienst und bringt oftmals die gleichen Opfer dar,
die doch niemals die Sünden wegnehmen können.
[10.12] Dieser aber hat ein Opfer für die Sünden
dargebracht, und sitzt nun für immer zur Rechten Gottes
[10.13] und wartet hinfort, bis seine Feinde zum Schemel
seiner Füße gemacht werden.
[10.14] Denn mit Opfer hat er für immer die vollendet,
die geheiligt werden.
[10.15] Das bezeugt uns aber auch der heilige Geist. Denn
nachdem der Herr gesagt hat (Jeremia 31,33.34): "
[10.16] Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen
will nach diesen Tagen", spricht er: "Ich will mein
Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn will ich es schreiben,
[10.17] und ihrer Sünden und ihrer Ungerechtigkeit will
ich nicht mehr gedenken."
[10.18] Wo aber Vergebung der Sünden ist, da geschieht
kein Opfer mehr für die Sünde.
[Note: Das Bekenntnis der Hoffnung][10.19] Weil wir denn
nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum
Eingang in das Heiligtum,
[10.20] den er uns aufgetan hat als neuen und lebendigen
Weg durch den Vorhang, das ist: durch das Opfer seines Leibes,
[10.21] und haben einen Hohenpriester über das Haus
Gottes,
[10.22] so laßt uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen
in vollkommenem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von
dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser.
[10.23] Laßt uns festhalten an dem Bekenntnis der
Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen
hat;
[10.24] und laßt uns aufeinander achthaben und uns
anreizen zur Liebe und zu guten Werken,
[10.25] und nicht verlassen unsre Versammlungen, wie
einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so
mehr, als ihr seht, daß sich der Tag naht.
[10.26] Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die
Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein
andres Opfer mehr für die Sünden,
[10.27] sondern nichts als ein schreckliches Warten auf
das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzehren
wird.
[10.28] Wenn jemand das Gesetz des Mose bricht, muß er
sterben ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin.
[10.29] Eine wieviel härtere Strafe, meint ihr, wird der
verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des
Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und
den Geist der Gnade schmäht?a
[10.30] Denn wir kennen den, der gesagt hat (5. Mose
32,35.36): "Die Rache ist mein, ich will vergelten",
und wiederum: "Der Herr wird sein Volk richten."
[10.31] Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen
Gottes zu fallen.
[10.32] Gedenkt aber der früheren Tage, an denen ihr,
nachdem ihr erleuchtet wart, erduldet habt einen großen Kampf
des Leidens,
[10.33] indem ihr zum Teil selbst durch Schmähungen und
Bedrängnisse zum Schauspiel geworden seid, zum Teil Gemeinschaft
hattet mit denen, welchen es so erging.
[10.34] Denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und den
Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, weil ihr wißt, daß ihr
eine bessere und bleibende Habe besitzt.
[10.35] Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine
große Belohnung hat.
[10.36] Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen
Gottes tut und das Verheißene empfangt.
[10.37] Denn "nur noch eine kleine Weile, so wird
kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben.
[10.38] Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn
er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm"
(Habakuk 2,3.4).
[10.39] Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen
und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele
erretten.
[11.1] Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf
das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht
sieht.
[11.2] Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes
Zeugnis empfangen.
[11.3] Durch den Glauben erkennen wir, daß die Welt durch
Gottes Wort geschaffen ist, so daß alles, was man sieht, aus
nichts geworden ist.
[11.4] Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer
dargebracht als Kain; deshalb wurde ihm bezeugt, daß er gerecht
sei, da Gott selbst es über seinen Gaben bezeugte; und durch den
Glauben redet er noch, obwohl er gestorben ist.
[11.5] Durch den Glauben wurde Henoch entrückt, damit er
den Tod nicht sehe, und wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn
entrückt hatte; denn vor seiner Entrückung ist ihm bezeugt
worden, daß er Gott gefallen habe.
[11.6] Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu
gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er
ist und daß er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.
[11.7] Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die
Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches
Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben
sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit,
die durch den Glauben kommt.
[11.8] Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er
berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte; und er
zog aus und wußte nicht, wo er hinkäme.
[11.9] Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in
dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten
mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.
[11.10] Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen
Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.
[11.11] Durch den Glauben empfing auch Sara, die
unfruchtbar war, Kraft, Nachkommen hervorzubringen trotz ihres
Alters; denn sie hielt den für treu, der es verheißen hatte.
[11.12] Darum sind auch von dem einen, dessen Kraft schon
erstorben war, so viele gezeugt worden wie die Sterne am Himmel
und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählbar ist.
[11.13] Diese alle sind gestorben im Glauben und haben das
Verheißene nicht erlangt, sondern es nur von ferne gesehen und
gegrüßt und haben bekannt, daß sie Gäste und Fremdlinge auf
Erden sind.
[11.14] Wenn sie aber solches sagen, geben sie zu
verstehen, daß sie ein Vaterland suchen.
[11.15] Und wenn sie das Land gemeint hätten, von dem sie
ausgezogen waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren.
[11.16] Nun aber sehnen sie sich nach einem besseren
Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott
ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt
gebaut.
[11.17] Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak, als
er versucht wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, als er schon
die Verheißung empfangen hatte
[11.18] und ihm gesagt worden war (1. Mose 21,12):
"Was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht genannt
werden."
[11.19] Er dachte: Gott kann auch von den Toten erwecken;
deshalb bekam er ihn auch als Gleichnis dafür wieder.
[11.20] Durch den Glauben segnete Isaak den Jakob und den
Esau im Blick auf die zukünftigen Dinge.
[11.21] Durch den Glauben segnete Jakob, als er starb, die
beiden Söhne Josefs und neigte sich anbetend über die Spitze
seines Stabes.
[11.22] Durch den Glauben redete Josef, als er starb, vom
Auszug der Israeliten und befahl, was mit seinen Gebeinen
geschehen solle.
[11.23] Durch den Glauben wurde Mose, als er geboren war,
drei Monate verborgen von seinen Eltern, weil sie sahen, daß er
ein schönes Kind war; und sie fürchteten sich nicht vor des
Königs Gebot.
[11.24] Durch den Glauben wollte Mose, als er groß
geworden war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten,
[11.25] sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes
zusammen mißhandelt werden, als eine Zeitlang den Genuß der
Sünde haben,
[11.26] und hielt die Schmach Christi für größeren
Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die
Belohnung.
[11.27] Durch den Glauben verließ er Ägypten und
fürchtete nicht den Zorn des Königs; denn er hielt sich an den,
den er nicht sah, als sähe er ihn.
[11.28] Durch den Glauben hielt er das Passa und das
Besprengen mit Blut, damit der Verderber ihre Erstgeburten nicht
anrühre.
[11.29] Durch den Glauben gingen sie durchs Rote Meer wie
über trockenes Land; das versuchten die Ägypter auch und
ertranken.
[11.30] Durch den Glauben fielen die Mauern Jerichos, als
Israel sieben Tage um sie herumgezogen war.
[11.31] Durch den Glauben kam die Hure Rahab nicht mit den
Ungehorsamen um, weil sie die Kundschafter freundlich aufgenommen
hatte.
[11.32] Und was soll ich noch mehr sagen? Die Zeit würde
mir zu kurz, wenn ich erzählen sollte von Gideon und Barak und
Simson und Jeftah und David und Samuel und den Propheten.
[11.33] Diese haben durch den Glauben Königreiche
bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen
den Rachen gestopft,
[11.34] des Feuers Kraft ausgelöscht, sind der Schärfe
des Schwerts entronnen, aus der Schwachheit zu Kräften gekommen,
sind stark geworden im Kampf und haben fremde Heere in die Flucht
geschlagen.
[11.35] Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung
wiederbekommen. Andere aber sind gemartert worden und haben die
Freilassung nicht angenommen, damit sie die Auferstehung, die
besser ist, erlangten.
[11.36] Andere haben Spott und Geißelung erlitten, dazu
Fesseln und Gefängnis.
[11.37] Sie sind gesteinigt, zersägt, durchs Schwert
getötet worden; sie sind umhergezogen in Schafpelzen und
Ziegenfellen; sie haben Mangel, Bedrängnis, Mißhandlung
erduldet.
[11.38] Sie, deren die Welt nicht wert war, sind
umhergeirrt in Wüsten, auf Bergen, in Höhlen und Erdlöchern.
[11.39] Diese alle haben durch den Glauben Gottes Zeugnis
empfangen und doch nicht erlangt, was verheißen war,
[11.40] weil Gott etwas Besseres für uns vorgesehen hat;
denn sie sollten nicht ohne uns vollendet werden.
[12.1] Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von
Zeugen um uns haben, laßt uns ablegen alles, was uns beschwert,
und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und laßt uns laufen
mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist,
[12.2] und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender
des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das
Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt
hat zur Rechten des Thrones Gottes.
[12.3] Gedenkt an den, der soviel Widerspruch gegen sich
von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und
den Mut nicht sinken laßt.
[12.4] Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im
Kampf gegen die Sünde
[12.5] und habt bereits den Trost vergessen, der zu euch
redet wie zu seinen Kindern (Sprüche 3,11.12): "Mein Sohn,
achte nicht gering die Erziehung des Herrn und verzage nicht,
wenn du von ihm gestraft wirst.
[12.6] Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und
er schlägt jeden Sohn, den er annimmt."
[12.7] Es dient zu eurer Erziehung, wenn ihr dulden
müßt. Wie mit seinen Kindern geht Gott mit euch um; denn wo ist
ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?
[12.8] Seid ihr aber ohne Züchtigung, die doch alle
erfahren haben, so seid ihr Ausgestoßene und nicht Kinder.
[12.9] Wenn unsre leiblichen Väter uns gezüchtigt haben
und wir sie doch geachtet haben, sollten wir uns dann nicht viel
mehr unterordnen dem geistlichen Vater, damit wir leben?
[12.10] Denn jene haben uns gezüchtigt für wenige Tage
nach ihrem Gutdünken, dieser aber tut es zu unserm Besten, damit
wir an seiner Heiligkeit Anteil erlangen.
[12.11] Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint
uns nicht Freude, sondern Leid zu sein; danach aber bringt sie
als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und
Gerechtigkeit.
[12.12] Darum stärkt die müden Hände und die wankenden
Knie
[12.13] und macht sichere Schritte mit euren Füßen,
damit nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr
gesund werde.
[12.14] Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der
Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,
[12.15] und seht darauf, daß nicht jemand Gottes Gnade
versäume; daß nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und
Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden;
[12.16] daß nicht jemand sei ein Abtrünniger oder
Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine
Erstgeburt verkaufte.
[12.17] Ihr wißt ja, daß er hernach, als er den Segen
ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur
Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte.
[12.18] Denn ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man
anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in
Dunkelheit und Finsternis und Ungewittera
[12.19] und nicht zum Schall der Posaune und zum Ertönen
der Worte, bei denen die Hörer baten, daß ihnen keine Worte
mehr gesagt würden;
[12.20] denn sie konnten's nicht ertragen, was da gesagt
wurde (2. Mose 19,13): "Und auch wenn ein Tier den Berg
anrührt, soll es gesteinigt werden."
[12.21] Und so schrecklich war die Erscheinung, daß Mose
sprach (5. Mose 9,19): "Ich bin erschrocken und
zittere."
[12.22] Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu
der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und
zu den vielen tausend Engeln, und zu der Versammlung
[12.23] und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel
aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu
den Geistern der vollendeten Gerechten
[12.24] und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu
dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.
[12.25] Seht zu, daß ihr den nicht abweist, der da redet.
Denn wenn jene nicht entronnen sind, die den abwiesen, der auf
Erden redete, wieviel weniger werden wir entrinnen, wenn wir den
abweisen, der vom Himmel redet.
[12.26] Seine Stimme hat zu jener Zeit die Erde
erschüttert, jetzt aber verheißt er und spricht (Haggai 2,6):
"Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde,
sondern auch den Himmel."
[12.27] Dieses "Noch einmal" aber zeigt an, daß
das, was erschüttert werden kann, weil es geschaffen ist,
verwandelt werden soll, damit allein das bleibe, was nicht
erschüttert werden kann.
[12.28] Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich
empfangen, laßt uns dankbar sein und so Gott dienen mit Scheu
und Furcht, wie es ihm gefällt;
[12.29] denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.
[13.1] Bleibt fest in der brüderlichen Liebe.
[13.2] Gastfrei zu sein, vergeßt nicht; denn dadurch
haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.
[13.3] Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr
Mitgefangene, und an die Mißhandelten, weil ihr auch noch im
Leibe lebt.
[13.4] Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen und
das Ehebett unbefleckt; denn die Unzüchtigen und die Ehebrecher
wird Gott richten.
[13.5] Seid nicht geldgierig, und laßt euch genügen an
dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt (Josua 1,5): "Ich
will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen."
[13.6] So können auch wir getrost sagen: "Der Herr
ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was kann mir ein
Mensch tun?" (Psalm 118,6)
[13.7] Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes
gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.
[13.8] Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch
in Ewigkeit.
[13.9] Laßt euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren
umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest
werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisegebote,
von denen keinen Nutzen haben, die damit umgehen.
[13.10] Wir haben einen Altar, von dem zu essen kein Recht
haben, die der Stiftshütte dienen.
[13.11] Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den
Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden
außerhalb des Lagers verbrannt.
[13.12] Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige
durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.
[13.13] So laßt uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager
und seine Schmach tragen.
[13.14] Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern
die zukünftige suchen wir.
[13.15] So laßt uns nun durch ihn Gott allezeit das
Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen
Namen bekennen.
[13.16] Gutes zu tun und mit andern zu teilen, vergeßt
nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.
[13.17] Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie
wachen über eure Seelen - und dafür müssen sie Rechenschaft
geben -, damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen;
denn das wäre nicht gut für euch.
[13.18] Betet für uns. Unser Trost ist, daß wir ein
gutes Gewissen haben, und wir wollen in allen Dingen ein
ordentliches Leben führen.
[13.19] Um so mehr aber ermahne ich euch, dies zu tun,
damit ich euch möglichst bald wiedergegeben werde.
[Note: Segenswunsch und Grüße][13.20] Der Gott des
Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn
Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen
Bundes,
[13.21] der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun
seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus
Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
[13.22] Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, nehmt dies
Wort der Ermahnung an; ich habe euch ja nur kurz geschrieben.
[13.23] Wißt, daß unser Bruder Timotheus wieder frei
ist; mit ihm will ich euch, wenn er bald kommt, besuchen.
[13.24] Grüßt alle eure Lehrer und alle Heiligen. Es
grüßen euch die Brüder aus Italien.
[13.25] Die Gnade sei mit euch allen!