[1.1] Im dritten Jahr der Herrschaft Jojakims, des
Königs von Juda, zog Nebukadnezar, der König von Babel, vor
Jerusalem und belagerte es.
[1.2] Und der Herr gab in seine Hand Jojakim, den König
von Juda, und einen Teil der Geräte aus dem Hause Gottes. Die
ließ er ins Land Schinar bringen, in den Tempel seines Gottes,
und tat die Geräte in die Schatzkammer seines Gottes.
[1.3] Und der König sprach zu Aschpenas, seinem obersten
Kämmerer, er sollte einige von den Israeliten auswählen, und
zwar von königlichem Stamm und von edler Herkunft,
[1.4] junge Leute, die keine Gebrechen hätten, sondern
schön, begabt, weise, klug und verständig wären, also fähig,
an des Königs Hof zu dienen; und er sollte sie in Schrift und
Sprache der Chaldäer unterrichten lassen.
[1.5] Und der König bestimmte, was man ihnen täglich
geben sollte von seiner Speise und von dem Wein, den er selbst
trank; so sollten sie drei Jahre erzogen werden und danach vor
dem König dienen.
[1.6] Unter ihnen waren aus Juda Daniel, Hananja,
Mischaël und Asarja.
[1.7] Und der oberste Kämmerer gab ihnen andere Namen und
nannte Daniel Beltschazar und Hananja Schadrach und Mischaël
Meschach und Asarja Abed- Nego.
[1.8] Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, daß er
sich mit des Königs Speise und mit seinem Wein nicht unrein
machen wollte, und bat den obersten Kämmerer, daß er sich nicht
unrein machen müßte.
[1.9] Und Gott gab es Daniel, daß ihm der oberste
Kämmerer günstig und gnädig gesinnt wurde.
[1.10] Der sprach zu ihm: Ich fürchte mich vor meinem
Herrn, dem König, der euch eure Speise und euern Trank bestimmt
hat. Wenn er merken würde, daß euer Aussehen schlechter ist als
das der andern jungen Leute eures Alters, so brächtet ihr mich
bei dem König um mein Leben.
[1.11] Da sprach Daniel zu dem Aufseher, den der oberste
Kämmerer über Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja gesetzt
hatte:
[1.12] Versuch's doch mit deinen Knechten zehn Tage und
laß uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken geben.
[1.13] Und dann laß dir unser Aussehen und das der jungen
Leute, die von des Königs Speise essen, zeigen; und danach magst
du mit deinen Knechten tun nach dem, was du sehen wirst.
[1.14] Und er hörte auf sie und versuchte es mit ihnen
zehn Tage.
[1.15] Und nach den zehn Tagen sahen sie schöner und
kräftiger aus als alle jungen Leute, die von des Königs Speise
aßen.
[1.16] Da tat der Aufseher die Speise und den Trank, die
für sie bestimmt waren, weg und gab ihnen Gemüse.
[1.17] Und diesen vier jungen Leuten gab Gott Einsicht und
Verstand für jede Art von Schrift und Weisheit. Daniel aber
verstand sich auf Gesichte und Träume jeder Art.
[1.18] Und als die Zeit um war, die der König bestimmt
hatte, daß sie danach vor ihn gebracht werden sollten, brachte
sie der oberste Kämmerer vor Nebukadnezar.
[1.19] Und der König redete mit ihnen, und es wurde unter
allen niemand gefunden, der Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja
gleich war. Und sie wurden des Königs Diener.
[1.20] Und der König fand sie in allen Sachen, die er sie
fragte, zehnmal klüger und verständiger als alle Zeichendeuter
und Weisen in seinem ganzen Reich.
[1.21] Und Daniel blieb im Dienst bis ins erste Jahr des
Königs Kyrus.
[2.1] Im zweiten Jahr seiner Herrschaft hatte
Nebukadnezar einen Traum, über den er so erschrak, daß er
aufwachte.
[2.2] Und der König ließ alle Zeichendeuter und Weisen
und Zauberer und Wahrsager zusammenrufen, daß sie ihm seinen
Traum sagen sollten. Und sie kamen und traten vor den König.
[2.3] Und der König sprach zu ihnen: Ich hab einen Traum
gehabt; der hat mich erschreckt, und ich wollte gerne wissen, was
es mit dem Traum gewesen ist.
[2.4] Da sprachen die Wahrsager zum König auf aramäisch:
Der König lebe ewig! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen
wir ihn deuten.
[2.5] Der König antwortete und sprach zu den Wahrsagern:
Mein Wort ist deutlich genug. Werdet ihr mir nun den Traum nicht
kundtun und deuten, so sollt ihr in Stücke gehauen und eure
Häuser sollen zu Schutthaufen gemacht werden.
[2.6] Werdet ihr mir aber den Traum kundtun und deuten, so
sollt ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir empfangen.
Darum sagt mir den Traum und seine Deutung.
[2.7] Sie antworteten noch einmal und sprachen: Der König
sage seinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.
[2.8] Der König antwortete und sprach: Wahrlich, ich
merke, daß ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, daß mein
Wort deutlich genug ist.
[2.9] Aber werdet ihr mir den Traum nicht sagen, so ergeht
ein Urteil über euch alle, weil ihr euch vorgenommen habt, Lug
und Trug vor mir zu reden, bis die Zeiten sich ändern. Darum
sagt mir den Traum; so kann ich merken, daß ihr auch die Deutung
trefft.
[2.10] Da antworteten die Wahrsager vor dem König und
sprachen zu ihm: Es ist kein Mensch auf Erden, der sagen könnte,
was der König fordert. Ebenso gibt es auch keinen König, wie
groß oder mächtig er sei, der solches von irgendeinem
Zeichendeuter, Weisen oder Wahrsager fordern würde.
[2.11] Denn was der König fordert, ist zu hoch, und es
gibt auch sonst niemand, der es vor dem König sagen könnte,
ausgenommen die Götter, die nicht bei den Menschen wohnen.
[2.12] Da wurde der König sehr zornig und befahl, alle
Weisen von Babel umzubringen.
[2.13] Und das Urteil ging aus, daß man die Weisen töten
sollte. Auch Daniel und seine Gefährten suchte man, um sie zu
töten.
[2.14] Da wandte sich Daniel klug und verständig an
Arjoch, den Obersten der Leibwache des Königs, der auszog, um
die Weisen von Babel zu töten.
[2.15] Und er fing an und sprach zu Arjoch, dem der König
Vollmacht gegeben hatte: Warum ist ein so strenges Urteil vom
König ergangen? Und Arjoch teilte es Daniel mit.
[2.16] Da ging Daniel hinein und bat den König, ihm eine
Frist zu geben, damit er die Deutung dem König sagen könne.
[2.17] Und Daniel ging heim und teilte es seinen
Gefährten Hananja, Mischaël und Asarja mit,
[2.18] damit sie den Gott des Himmels um Gnade bäten
wegen dieses Geheimnisses und Daniel und seine Gefährten nicht
samt den andern Weisen von Babel umkämen.
[2.19] Da wurde Daniel dies Geheimnis durch ein Gesicht in
der Nacht offenbart. Und Daniel lobte den Gott des Himmels,
[2.20] fing an und sprach: Gelobet sei der Name Gottes von
Ewigkeit zu Ewigkeit, denn ihm gehören Weisheit und Stärke!
[2.21] Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und
setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den
Verständigen ihren Verstand,
[2.22] er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß,
was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.
[2.23] Ich danke dir und lobe dich, Gott meiner Väter,
daß du mir Weisheit und Stärke verliehen und jetzt offenbart
hast, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns des Königs
Sache offenbart.
[2.24] Da ging Daniel hinein zu Arjoch, der vom König
Befehl hatte, die Weisen von Babel umzubringen, und sprach zu
ihm: Du sollst die Weisen von Babel nicht umbringen, sondern
führe mich hinein zum König, ich will dem König die Deutung
sagen.
[2.25] Arjoch brachte Daniel eilends hinein vor den König
und sprach zu ihm: Ich habe einen Mann gefunden unter den
Gefangenen aus Juda, der dem König die Deutung sagen kann.
[2.26] Der König antwortete und sprach zu Daniel, den sie
Beltschazar nannten: Bist du es, der mir den Traum, den ich
gesehen habe, und seine Deutung kundtun kann?
[2.27] Daniel fing an vor dem König und sprach: Das
Geheimnis, nach dem der König fragt, vermögen die Weisen,
Gelehrten, Zeichendeuter und Wahrsager dem König nicht zu sagen.
[2.28] Aber es ist ein Gott im Himmel, der kann
Geheimnisse offenbaren. Der hat dem König Nebukadnezar
kundgetan, was in künftigen Zeiten geschehen soll. Mit deinem
Traum und deinen Gesichten, als du schliefst, verhielt es sich
so:
[2.29] Du, König, dachtest auf deinem Bett, was dereinst
geschehen würde; und der, der Geheimnisse offenbart, hat dir
kundgetan, was geschehen wird.
[2.30] Mir aber ist dies Geheimnis offenbart worden, nicht
als wäre meine Weisheit größer als die Weisheit aller, die da
leben, sondern damit dem König die Deutung kundwürde und du
deines Herzens Gedanken erführest.
[2.31] Du, König, hattest einen Traum, und siehe, ein
großes und hohes und hell glänzendes Bild stand vor dir, das
war schrecklich anzusehen.
[2.32] Das Haupt dieses Bildes war von feinem Gold, seine
Brust und seine Arme waren von Silber, sein Bauch und seine
Lenden waren von Kupfer,
[2.33] seine Schenkel waren von Eisen, seine Füße waren
teils von Eisen und teils von Ton.
[2.34] Das sahst du, bis ein Stein herunterkam, ohne Zutun
von Menschenhänden; der traf das Bild an seinen Füßen, die von
Eisen und Ton waren, und zermalmte sie.
[2.35] Da wurden miteinander zermalmt Eisen, Ton, Kupfer,
Silber und Gold und wurden wie Spreu auf der Sommertenne, und der
Wind verwehte sie, daß man sie nirgends mehr finden konnte. Der
Stein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg,
so daß er die ganze Welt füllte.
[2.36] Das ist der Traum. Nun wollen wir die Deutung vor
dem König sagen.
[2.37] Du, König, bist ein König aller Könige, dem der
Gott des Himmels Königreich, Macht, Stärke und Ehre gegeben hat
[2.38] und dem er alle Länder, in denen Leute wohnen,
dazu die Tiere auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel in
die Hände gegeben und dem er über alles Gewalt verliehen hat.
Du bist das goldene Haupt.
[2.39] Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen,
geringer als deines, danach das dritte Königreich, das aus
Kupfer ist und über alle Länder herrschen wird.
[2.40] Und das vierte wird hart sein wie Eisen; denn wie
Eisen alles zermalmt und zerschlägt, ja, wie Eisen alles
zerbricht, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen.
[2.41] Daß du aber die Füße und Zehen teils von Ton und
teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: das wird ein zerteiltes
Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin
bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton vermengt.
[2.42] Und daß die Zehen an seinen Füßen teils von
Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: zum Teil wird's ein
starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein.
[2.43] Und daß du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt,
bedeutet: sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander
vermischen, aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so
wie sich Eisen mit Ton nicht mengen läßt.
[2.44] Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des
Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und
sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese
Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig
bleiben,
[2.45] wie du ja gesehen hast, daß ein Stein ohne Zutun
von Menschenhänden vom Berg herunterkam, der Eisen, Kupfer, Ton,
Silber und Gold zermalmte. So hat der große Gott dem König
kundgetan, was dereinst geschehen wird. Der Traum ist
zuverlässig, und die Deutung ist richtig.
[2.46] Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht
und warf sich nieder vor Daniel und befahl, man sollte ihm
Speisopfer und Räucheropfer darbringen.
[2.47] Und der König antwortete Daniel und sprach: Es ist
kein Zweifel, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein
Herr über alle Könige, der Geheimnisse offenbaren kann, wie du
dies Geheimnis hast offenbaren können.
[2.48] Und der König erhöhte Daniel und gab ihm große
und viele Geschenke und machte ihn zum Fürsten über das ganze
Land Babel und setzte ihn zum Obersten über alle Weisen in
Babel.
[2.49] Und Daniel bat den König, über die einzelnen
Bezirke im Lande Babel Schadrach, Meschach und Abed-Nego zu
setzen. Daniel aber blieb am Hof des Königs.
[3.1] Der König Nebukadnezar ließ ein goldenes Bild
machen sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit und ließ es
aufrichten in der Ebene Dura im Lande Babel.
[3.2] Und der König Nebukadnezar sandte nach den
Fürsten, Würdenträgern, Statthaltern, Richtern,
Schatzmeistern, Räten, Amtleuten und allen Mächtigen im Lande,
daß sie zusammenkommen sollten, um das Bild zu weihen, das der
König Nebukadnezar hatte aufrichten lassen.
[3.3] Da kamen zusammen die Fürsten, Würdenträger,
Statthalter, Richter, Schatzmeister, Räte, Amtleute und alle
Mächtigen im Lande, um das Bild zu weihen, das der König
Nebukadnezar hatte aufrichten lassen. Und sie mußten sich vor
dem Bild aufstellen, das Nebukadnezar hatte aufrichten lassen.
[3.4] Und der Herold rief laut: Es wird euch befohlen, ihr
Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen:
[3.5] Wenn ihr hören werdet den Schall der Posaunen,
Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten, Lauten und aller andern
Instrumente, dann sollt ihr niederfallen und das goldene Bild
anbeten, das der König Nebukadnezar hat aufrichten lassen.
[3.6] Wer aber dann nicht niederfällt und anbetet, der
soll sofort in den glühenden Ofen geworfen werden.
[3.7] Als sie nun hörten den Schall der Posaunen,
Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten und aller andern Instrumente,
fielen nieder alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen
Sprachen und beteten an das goldene Bild, das der König
Nebukadnezar hatte aufrichten lassen.
[3.8] Da kamen einige chaldäische Männer und verklagten
die Juden,
[3.9] fingen an und sprachen zum König Nebukadnezar: Der
König lebe ewig!
[3.10] Du hast ein Gebot ergehen lassen, daß alle
Menschen niederfallen und das goldene Bild anbeten sollten, wenn
sie den Schall der Posaunen, Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten,
Lauten und aller andern Instrumente hören würden;
[3.11] wer aber nicht niederfiele und anbetete, sollte in
den glühenden Ofen geworfen werden.
[3.12] Nun sind da jüdische Männer, die du über die
einzelnen Bezirke im Lande Babel gesetzt hast, nämlich
Schadrach, Meschach und Abed-Nego; die verachten dein Gebot und
ehren deinen Gott nicht und beten das goldene Bild nicht an, das
du hast aufrichten lassen.
[3.13] Da befahl Nebukadnezar mit Grimm und Zorn,
Schadrach, Meschach und Abed-Nego vor ihn zu bringen. Und die
Männer wurden vor den König gebracht.
[3.14] Da fing Nebukadnezar an und sprach zu ihnen: Wie?
Wollt ihr, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, meinen Gott nicht
ehren und das goldene Bild nicht anbeten, das ich habe aufrichten
lassen?
[3.15] Wohlan, seid bereit! Sobald ihr den Schall der
Posaunen, Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten, Lauten und aller
andern Instrumente hören werdet, so fallt nieder und betet das
Bild an, das ich habe machen lassen! Werdet ihr's aber nicht
anbeten, dann sollt ihr sofort in den glühenden Ofen geworfen
werden. Laßt sehen, wer der Gott ist, der euch aus meiner Hand
erretten könnte!
[3.16] Da fingen an Schadrach, Meschach und Abed-Nego und
sprachen zum König Nebukadnezar: Es ist nicht nötig, daß wir
dir darauf antworten.
[3.17] Wenn unser Gott, den wir verehren, will, so kann er
uns erretten; aus dem glühenden Ofen und aus deiner Hand, oh
König, kann er erretten.
[3.18] Und wenn er's nicht tun will, so sollst du dennoch
wissen, daß wir deinen Gott nicht ehren und das goldene Bild,
das du hast aufrichten lassen, nicht anbeten wollen.
[3.19] Da wurde Nebukadnezar voll Grimm, und der Ausdruck
seines Angesichts veränderte sich gegenüber Schadrach, Meschach
und Abed-Nego, und er befahl, man sollte den Ofen siebenmal
heißer machen, als man sonst zu tun pflegte.
[3.20] Und er befahl den besten Kriegsleuten, die in
seinem Heer waren, Schadrach, Meschach und Abed-Nego zu binden
und in den glühenden Ofen zu werfen.
[3.21] Da wurden diese Männer in ihren Mänteln, Hosen,
Hüten, in ihrer ganzen Kleidung, gebunden und in den glühenden
Ofen geworfen.
[3.22] Weil das Gebot des Königs so streng war, schürte
man das Feuer im Ofen so sehr, daß die Männer, die Schadrach,
Meschach und Abed-Nego hinaufbrachten, von den Feuerflammen
getötet wurden.
[3.23] Aber die drei Männer, Schadrach, Meschach und
Abed-Nego, fielen hinab in den glühenden Ofen, gebunden wie sie
waren.
[3.24] Da entsetzte sich der König Nebukadnezar, fuhr auf
und sprach zu seinen Räten: Haben wir nicht drei Männer
gebunden in das Feuer werfen lassen? Sie antworteten und sprachen
zum König: Ja, König.
[3.25] Er antwortete und sprach: Ich sehe aber vier
Männer frei im Feuer umhergehen, und sie sind unversehrt; und
der vierte sieht aus, als wäre er ein Sohn der Götter.
[3.26] Und Nebukadnezar trat vor die Tür des glühenden
Ofens und sprach: Schadrach, Meschach und Abed-Nego, ihr Knechte
Gottes des Höchsten, tretet heraus und kommt her! Da traten
Schadrach, Meschach und Abed-Nego heraus aus dem Feuer.
[3.27] Und die Fürsten, Würdenträger, Statthalter und
Räte des Königs kamen zusammen und sahen, daß das Feuer den
Leibern dieser Männer nichts hatte anhaben können und ihr
Haupthaar nicht versengt und ihre Mäntel nicht versehrt waren;
ja, man konnte keinen Brand an ihnen riechen.
[3.28] Da fing Nebukadnezar an und sprach: Gelobt sei der
Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos, der seinen Engel
gesandt und seine Knechte errettet hat, die ihm vertraut und des
Königs Gebot nicht gehalten haben, sondern ihren Leib
preisgaben; denn sie wollten keinen andern Gott verehren und
anbeten als allein ihren Gott!
[3.29] So sei nun dies mein Gebot: Wer unter allen
Völkern und Leuten aus so vielen verschiedenen Sprachen den Gott
Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos lästert, der soll in
Stücke gehauen und sein Haus zu einem Schutthaufen gemacht
werden. Denn es gibt keinen andern Gott als den, der so erretten
kann.
[3.30] Und der König gab Schadrach, Meschach und
Abed-Nego große Macht im Lande Babel.
[Note: Nebukadnezars Wahnsinn][3.31] König Nebukadnezar
allen Völkern, Leuten aus so vielen verschiedenen Sprachen auf
der ganzen Erde: Viel Friede zuvor!
[3.32] Es gefällt mir, die Zeichen und Wunder zu
verkünden, die Gott der Höchste an mir getan hat.
[3.33] Denn seine Zeichen sind groß, und seine Wunder
sind mächtig, und sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine
Herrschaft währet für und für.
[4.1] Ich, Nebukadnezar, hatte Ruhe in meinem Hause und
lebte zufrieden in meinem Palast.
[4.2] Da hatte ich einen Traum, der erschreckte mich, und
die Gedanken, die ich auf meinem Bett hatte, und die Gesichte,
die ich gesehen hatte, beunruhigten mich.
[4.3] Und ich befahl, daß alle Weisen Babels vor mich
gebracht würden, damit sie mir sagten, was der Traum bedeutete.
[4.4] Da brachte man herein die Zeichendeuter, Weisen,
Gelehrten und Wahrsager, und ich erzählte den Traum vor ihnen;
aber sie konnten mir nicht sagen, was er bedeutete,
[4.5] bis zuletzt Daniel vor mich trat, der Beltschazar
heißt nach dem Namen meines Gottes und der den Geist der
heiligen Götter hat. Und ich erzählte vor ihm den Traum:
[4.6] Beltschazar, du Oberster unter den Zeichendeutern,
von dem ich weiß, daß du den Geist der heiligen Götter hast
und dir nichts verborgen ist, sage, was die Gesichte meines
Traumes, die ich gesehen habe, bedeuten.
[4.7] Dies sind aber die Gesichte, die ich gesehen habe
auf meinem Bett: Siehe, es stand ein Baum in der Mitte der Erde,
der war sehr hoch.
[4.8] Und er wurde groß und mächtig, und seine Höhe
reichte bis an den Himmel, und er war zu sehen bis ans Ende der
ganzen Erde.
[4.9] Sein Laub war dicht und seine Frucht reichlich, und
er gab Nahrung für alle. Alle Tiere des Feldes fanden Schatten
unter ihm, und die Vögel des Himmels saßen auf seinen Ästen,
und alles Fleisch nährte sich von ihm.
[4.10] Und ich sah ein Gesicht auf meinem Bett, und siehe,
ein heiliger Wächter fuhr vom Himmel herab.
[4.11] Der rief laut und sprach: Haut den Baum um und
schlagt ihm die Äste weg, streift ihm das Laub ab und zerstreut
seine Frucht, daß die Tiere, die unter ihm liegen, weglaufen und
die Vögel von seinen Zweigen fliehen.
[4.12] Doch laßt den Stock mit seinen Wurzeln in der Erde
bleiben; er soll in eisernen und ehernen Ketten auf dem Felde im
Grase und unter dem Tau des Himmels liegen und naß werden und
soll sein Teil haben mit den Tieren am Gras auf der Erde.
[4.13] Und das menschliche Herz soll von ihm genommen und
ein tierisches Herz ihm gegeben werden, und sieben Zeiten sollen
über ihn hingehen.
[4.14] Dies ist im Rat der Wächter beschlossen und ist
Gebot der Heiligen, damit die Lebenden erkennen, daß der
Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie
geben kann, wem er will, und einen Niedrigen darüber setzen.
[4.15] Solch einen Traum hab ich, König Nebukadnezar,
gehabt; du aber, Beltschazar, sage, was er bedeutet. Denn alle
Weisen in meinem Königreich können mir nicht kundtun, was er
bedeutet; du aber kannst es, denn der Geist der heiligen Götter
ist bei dir.
[4.16] Da entsetzte sich Daniel, der auch Beltschazar
heißt, eine Zeitlang, und seine Gedanken beunruhigten ihn. Aber
der König sprach: Beltschazar, laß dich durch den Traum und
seine Deutung nicht beunruhigen. Beltschazar fing an und sprach:
Ach, mein Herr, daß doch der Traum deinen Feinden und seine
Deutung deinen Widersachern gelte!
[4.17] Der Baum, den du gesehen hast, der groß und
mächtig wurde und dessen Höhe an den Himmel reichte und der zu
sehen war auf der ganzen Erde,
[4.18] dessen Laub dicht und dessen Frucht reichlich war,
so daß er Nahrung für alle gab, unter dem die Tiere des Feldes
wohnten und auf dessen Ästen die Vögel des Himmels saßen -
[4.19] das bist du, König, der du so groß und mächtig
bist; denn deine Macht ist groß und reicht bis an den Himmel und
deine Gewalt bis ans Ende der Erde.
[4.20] Daß aber der König einen heiligen Wächter
gesehen hat vom Himmel herabfahren, der sagte: "Haut den
Baum um und zerstört ihn, doch den Stock mit seinen Wurzeln
laßt in der Erde bleiben; er soll in eisernen und ehernen Ketten
auf dem Felde im Grase und unter dem Tau des Himmels liegen und
naß werden und mit den Tieren des Feldes zusammenleben, bis
über ihn sieben Zeiten hingegangen sind";
[4.21] das, König, bedeutet - und zwar ergeht es als
Ratschluß des Höchsten über meinen Herrn, den König -:
[4.22] man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen
verstoßen, und du mußt bei den Tieren des Feldes bleiben, und
man wird dich Gras fressen lassen wie die Rinder, und du wirst
unter dem Tau des Himmels liegen und naß werden, und sieben
Zeiten werden über dich hingehen, bis du erkennst, daß der
Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie
gibt, wem er will.
[4.23] Wenn aber gesagt wurde, man solle dennoch den Stock
des Baumes mit seinen Wurzeln übrig lassen, das bedeutet: dein
Königreich soll dir erhalten bleiben, sobald du erkannt hast,
daß der Himmel die Gewalt hat.
[4.24] Darum, mein König, laß dir meinen Rat gefallen
und mache dich los und ledig von deinen Sünden durch
Gerechtigkeit und von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen,
so wird es dir lange wohlergehen.
[4.25] Dies alles widerfuhr dem König Nebukadnezar.
[4.26] Denn nach zwölf Monaten, als der König auf dem
Dach des königlichen Palastes in Babel sich erging,
[4.27] hob er an und sprach: Das ist das große Babel, das
ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu
Ehren meiner Herrlichkeit.
[4.28] Ehe noch der König diese Worte ausgeredet hatte,
kam eine Stimme vom Himmel: Dir, König Nebukadnezar, wird
gesagt: Dein Königreich ist dir genommen,
[4.29] man wird dich aus der Gemeinschaft der Menschen
verstoßen, und du sollst bei den Tieren des Feldes bleiben; Gras
wird man dich fressen lassen wie die Rinder, und sieben Zeiten
sollen hingehen, bis du erkennst, daß der Höchste Gewalt hat
über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will.
[4.30] Im gleichen Augenblick wurde das Wort erfüllt an
Nebukadnezar, und er wurde verstoßen aus der Gemeinschaft der
Menschen, und er fraß Gras wie die Rinder, und sein Leib lag
unter dem Tau des Himmels und wurde naß, bis sein Haar wuchs so
groß wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelklauen wurden.
[4.31] Nach dieser Zeit hob ich, Nebukadnezar, meine Augen
auf zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder, und ich lobte
den Höchsten. Ich pries und ehrte den, der ewig lebt, dessen
Gewalt ewig ist und dessen Reich für und für währt,
[4.32] gegen den alle, die auf Erden wohnen, für nichts
zu rechnen sind. Er macht's, wie er will, mit den Mächten im
Himmel und mit denen, die auf Erden wohnen. Und niemand kann
seiner Hand wehren noch zu ihm sagen: Was machst du?
[4.33] Zur selben Zeit kehrte mein Verstand zu mir
zurück, und meine Herrlichkeit und mein Glanz kamen wieder an
mich zur Ehre meines Königreichs. Und meine Räte und Mächtigen
suchten mich auf, und ich wurde wieder über mein Königreich
eingesetzt und gewann noch größere Herrlichkeit.
[4.34] Darum lobe, ehre und preise ich, Nebukadnezar, den
König des Himmels; denn all sein Tun ist Wahrheit, und seine
Wege sind recht, und wer stolz ist, den kann er demütigen.
[5.1] König Belsazar machte ein herrliches Mahl für
seine tausend Mächtigen und soff sich voll mit ihnen.
[5.2] Und als er betrunken war, ließ er die goldenen und
silbernen Gefäße herbringen, die sein Vater Nebukadnezar aus
dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte, damit der König mit
seinen Mächtigen, mit seinen Frauen und mit seinen Nebenfrauen
daraus tränke.
[5.3] Da wurden die goldenen und silbernen Gefäße
herbeigebracht, die aus dem Tempel, aus dem Hause Gottes zu
Jerusalem, weggenommen worden waren; und der König, seine
Mächtigen, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus.
[5.4] Und als sie so tranken, lobten sie die goldenen,
silbernen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter.
[5.5] Im gleichen Augenblick gingen hervor Finger wie von
einer Menschenhand, die schrieben gegenüber dem Leuchter auf die
getünchte Wand in dem königlichen Saal. Und der König
erblickte die Hand, die da schrieb.
[5.6] Da entfärbte sich der König, und seine Gedanken
erschreckten ihn, so daß er wie gelähmt war und ihm die Beine
zitterten.
[5.7] Und der König rief laut, daß man die Weisen,
Gelehrten und Wahrsager herbeiholen solle. Und er ließ den
Weisen von Babel sagen: Welcher Mensch diese Schrift lesen kann
und mir sagt, was sie bedeutet, der soll mit Purpur gekleidet
werden und eine goldene Kette um den Hals tragen und der Dritte
in meinem Königreich sein.
[5.8] Da wurden alle Weisen des Königs hereingeführt,
aber sie konnten weder die Schrift lesen noch die Deutung dem
König kundtun.
[5.9] Darüber erschrak der König Belsazar noch mehr und
verlor seine Farbe ganz, und seinen Mächtigen wurde angst und
bange.
[5.10] Da ging auf die Worte des Königs und seiner
Mächtigen die Königinmutter in den Saal hinein und sprach: Der
König lebe ewig! Laß dich von deinen Gedanken nicht so
erschrecken, und entfärbe dich nicht!
[5.11] Es ist ein Mann in deinem Königreich, der den
Geist der heiligen Götter hat. Denn zu deines Vaters Zeiten fand
sich bei ihm Erleuchtung, Klugheit und Weisheit wie der Götter
Weisheit. Und dein Vater, der König Nebukadnezar, setzte ihn
über die Zeichendeuter, Weisen, Gelehrten und Wahrsager,
[5.12] weil ein überragender Geist bei ihm gefunden
wurde, dazu Verstand und Klugheit, Träume zu deuten, dunkle
Sprüche zu erraten und Geheimnisse zu offenbaren. Das ist
Daniel, dem der König den Namen Beltschazar gab. So rufe man nun
Daniel; der wird sagen, was es bedeutet.
[5.13] Da wurde Daniel vor den König geführt. Und der
König sprach zu Daniel: Bist du Daniel, einer der Gefangenen aus
Juda, die der König, mein Vater, aus Juda hergebracht hat?
[5.14] Ich habe von dir sagen hören, daß du den Geist
der heiligen Götter habest und Erleuchtung, Verstand und hohe
Weisheit bei dir zu finden sei.
[5.15] Nun hab ich vor mich rufen lassen die Weisen und
Gelehrten, damit sie mir diese Schrift lesen und kundtun sollen,
was sie bedeutet; aber sie können mir nicht sagen, was sie
bedeutet.
[5.16] Von dir aber höre ich, daß du Deutungen zu geben
und Geheimnisse zu offenbaren vermagst. Kannst du nun die Schrift
lesen und mir sagen, was sie bedeutet, so sollst du mit Purpur
gekleidet werden und eine goldene Kette um deinen Hals tragen und
der Dritte in meinem Königreich sein.
[5.17] Da fing Daniel an und sprach vor dem König:
Behalte deine Gaben und gib dein Geschenk einem andern; ich will
dennoch die Schrift dem König lesen und kundtun, was sie
bedeutet.
[5.18] Mein König, Gott der Höchste hat deinem Vater
Nebukadnezar Königreich, Macht, Ehre und Herrlichkeit gegeben.
[5.19] Und um solcher Macht willen, die ihm gegeben war,
fürchteten und scheuten sich vor ihm alle Völker und Leute aus
so vielen verschiedenen Sprachen. Er tötete, wen er wollte; er
ließ leben, wen er wollte; er erhöhte, wen er wollte; er
demütigte, wen er wollte.
[5.20] Als sich aber sein Herz überhob und er stolz und
hochmütig wurde, da wurde er vom königlichen Thron gestoßen
und verlor seine Ehre
[5.21] und wurde verstoßen aus der Gemeinschaft der
Menschen, und sein Herz wurde gleich dem der Tiere, und er mußte
bei dem Wild hausen und fraß Gras wie die Rinder, und sein Leib
lag unter dem Tau des Himmels und wurde naß, bis er lernte, daß
Gott der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen
und sie gibt, wem er will.
[5.22] Aber du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht
gedemütigt, obwohl du das alles wußtest,
[5.23] sondern hast dich gegen den Herrn des Himmels
erhoben, und die Gefäße seines Hauses hat man vor dich bringen
müssen, und du, deine Mächtigen, deine Frauen und deine
Nebenfrauen, ihr habt daraus getrunken; dazu hast du die
silbernen, goldenen, ehernen, eisernen, hölzernen, steinernen
Götter gelobt, die weder sehen noch hören noch fühlen können.
Den Gott aber, der deinen Odem und alle deine Wege in seiner Hand
hat, hast du nicht verehrt.
[5.24] Darum wurde von ihm diese Hand gesandt und diese
Schrift geschrieben.
[5.25] So aber lautet die Schrift, die dort geschrieben
steht: Mene mene tekel uparsin.
[5.26] Und sie bedeutet dies: Mene, das ist, Gott hat dein
Königtum gezählt und beendet.
[5.27] Tekel, das ist, man hat dich auf der Waage gewogen
und zu leicht befunden.
[5.28] Peres, das ist, dein Reich ist zerteilt und den
Medern und Persern gegeben.
[5.29] Da befahl Belsazar, daß man Daniel mit Purpur
kleiden sollte und ihm eine goldene Kette um den Hals geben; und
er ließ von ihm verkünden, daß er der Dritte im Königreich
sei.
[5.30] Aber in derselben Nacht wurde Belsazar, der König
der Chaldäer, getötet.
[6.1] *Und Darius aus Medien übernahm das Reich, als
er zweiundsechzig Jahre alt war.
[6.2] Und es gefiel Darius, über das ganze Königreich
hundertundzwanzig Statthalter zu setzen. Ü
[6.3] ber sie setzte er drei Fürsten, von denen einer
Daniel war. Ihnen sollten die Statthalter Rechenschaft ablegen,
damit der König der Mühe enthoben wäre.
[6.4] Daniel aber übertraf alle Fürsten und Statthalter,
denn es war ein überragender Geist in ihm. Darum dachte der
König daran, ihn über das ganze Königreich zu setzen.
[6.5] Da trachteten die Fürsten und Statthalter danach,
an Daniel etwas zu finden, das gegen das Königreich gerichtet
wäre. Aber sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein
Vergehen finden; denn er war treu, so daß man keine Schuld und
kein Vergehen bei ihm finden konnte.
[6.6] Da sprachen die Männer: Wir werden keinen Grund zur
Anklage gegen Daniel finden, es sei denn wegen seiner
Gottesverehrung.
[6.7] Da kamen die Fürsten und Statthalter eilends vor
den König gelaufen und sprachen zu ihm: Der König Darius lebe
ewig!
[6.8] Es haben die Fürsten des Königreichs, die
Würdenträger, die Statthalter, die Räte und Befehlshaber alle
gedacht, es solle ein königlicher Befehl gegeben und ein
strenges Gebot erlassen werden, daß jeder, der in dreißig Tagen
etwas bitten wird von irgendeinem Gott oder Menschen außer von
dir, dem König, allein, zu den Löwen in die Grube geworfen
werden soll.
[6.9] Darum, oh König, wollest du ein solches Gebot
ausgehen lassen und ein Schreiben aufsetzen, das nicht wieder
geändert werden darf nach dem Gesetz der Meder und Perser, das
unaufhebbar ist.
[6.10] So ließ der König Darius das Schreiben und das
Gebot aufsetzen.
[6.11] Als nun Daniel erfuhr, daß ein solches Gebot
ergangen war, ging er hinein in sein Haus. Er hatte aber an
seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem, und er fiel
dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem
Gott, wie er es auch vorher zu tun pflegte.
[6.12] Da kamen jene Männer eilends gelaufen und fanden
Daniel, wie er betete und flehte vor seinem Gott.
[6.13] Da traten sie vor den König und redeten mit ihm
über das königliche Gebot: Oh König, hast du nicht ein Gebot
erlassen, daß jeder, der in dreißig Tagen etwas bitten würde
von irgendeinem Gott oder Menschen außer von dir, dem König,
allein, zu den Löwen in die Grube geworfen werden solle? Der
König antwortete und sprach: Das ist wahr, und das Gesetz der
Meder und Perser kann niemand aufheben.
[6.14] Sie antworteten und sprachen vor dem König:
Daniel, einer der Gefangenen aus Juda, der achtet weder dich noch
dein Gebot, das du erlassen hast; denn er betet dreimal am Tage.
[6.15] Als der König das hörte, wurde er sehr betrübt
und war darauf bedacht, Daniel die Freiheit zu erhalten, und
mühte sich, bis die Sonne unterging, ihn zu erretten.
[6.16] Aber die Männer kamen wieder zum König gelaufen
und sprachen zu ihm: Du weißt doch, König, es ist das Gesetz
der Meder und Perser, daß alle Gebote und Befehle, die der
König beschlossen hat, unverändert bleiben sollen.
[6.17] Da befahl der König, Daniel herzubringen. Und sie
warfen ihn zu den Löwen in die Grube. Der König aber sprach zu
Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlaß dienst, der helfe dir!
[6.18] Und sie brachten einen Stein, den legten sie vor
die Öffnung der Grube; den versiegelte der König mit seinem
eigenen Ring und mit dem Ringe seiner Mächtigen, damit nichts
anderes mit Daniel geschähe.
[6.19] Und der König ging weg in seinen Palast und
fastete die Nacht über und ließ kein Essen vor sich bringen und
konnte auch nicht schlafen.
[6.20] Früh am Morgen, als der Tag anbrach, stand der
König auf und ging eilends zur Grube, wo die Löwen waren.
[6.21] Und als er zur Grube kam, rief er Daniel mit
angstvoller Stimme. Und der König sprach zu Daniel: Daniel, du
Knecht des lebendigen Gottes, hat dich dein Gott, dem du ohne
Unterlaß dienst, auch erretten können von den Löwen?
[6.22] Daniel aber redete mit dem König: Der König lebe
ewig!
[6.23] Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen
den Rachen zugehalten hat, so daß sie mir kein Leid antun
konnten; denn vor ihm bin ich unschuldig, und auch gegen dich,
mein König, habe ich nichts Böses getan.
[6.24] Da wurde der König sehr froh und ließ Daniel aus
der Grube herausziehen. Und sie zogen Daniel aus der Grube
heraus, und man fand keine Verletzung an ihm; denn er hatte
seinem Gott vertraut.
[6.25] Da ließ der König die Männer, die Daniel
verklagt hatten, holen und zu den Löwen in die Grube werfen samt
ihren Kindern und Frauen. Und ehe sie den Boden erreichten,
ergriffen die Löwen sie und zermalmten alle ihre Knochen.
[6.26] Da ließ der König Darius allen Völkern und
Leuten aus so vielen verschiedenen Sprachen auf der ganzen Erde
schreiben: Viel Friede zuvor!
[6.27] Das ist mein Befehl, daß man in meinem ganzen
Königreich den Gott Daniels fürchten und sich vor ihm scheuen
soll. Denn er ist der lebendige Gott, der ewig bleibt, und sein
Reich ist unvergänglich, und seine Herrschaft hat kein Ende.
[6.28] Er ist ein Retter und Nothelfer, und er tut Zeichen
und Wunder im Himmel und auf Erden. Der hat Daniel von den Löwen
errettet.
[6.29] Und Daniel hatte große Macht im Königreich des
Darius und auch im Königreich des Kyrus von Persien.
[7.1] Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel,
hatte Daniel einen Traum und Gesichte auf seinem Bett; und er
schrieb den Traum auf, und dies ist sein Inhalt:
[7.2] Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und
siehe, die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer
auf.
[7.3] Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer,
ein jedes anders als das andere.
[7.4] Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie
ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es
wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie
ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben.
[7.5] Und siehe, ein anderes Tier, das zweite, war gleich
einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte
in seinem Maul zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und man
sprach zu ihm: Steh auf und friß viel Fleisch!
[7.6] Danach sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich
einem Panther, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem
Rücken, und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große
Macht gegeben.
[7.7] Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und
siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr
stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und
zermalmte, und was übrigblieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es
war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn
Hörner.
[7.8] Als ich aber auf die Hörner achtgab, siehe, da
brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem
drei der vorigen Hörner ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn
hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete große
Dinge.
[7.9] Ich sah, wie Throne aufgestellt wurden, und einer,
der uralt war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee und
das Haar auf seinem Haupt rein wie Wolle; Feuerflammen waren sein
Thron und dessen Räder loderndes Feuer.
[7.10] Und von ihm ging aus ein langer feuriger Strahl.
Tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende
standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten, und die Bücher
wurden aufgetan.
[7.11] Ich merkte auf um der großen Reden willen, die das
Horn redete, und ich sah, wie das Tier getötet wurde und sein
Leib umkam und ins Feuer geworfen wurde.
[7.12] Und mit der Macht der andern Tiere war es auch aus;
denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes
leben sollte.
[7.13] Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe,
es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn
und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht.
[7.14] Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, daß ihm alle
Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen
sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich
hat kein Ende.
[7.15] Ich, Daniel, war entsetzt, und dies Gesicht
erschreckte mich.
[7.16] Und ich ging zu einem von denen, die dastanden, und
bat ihn, daß er mir über das alles Genaueres berichtete. Und er
redete mit mir und sagte mir, was es bedeutete.
[7.17] Diese vier großen Tiere sind vier Königreiche,
die auf Erden kommen werden.
[7.18] Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich
empfangen und werden's immer und ewig besitzen.
[7.19] Danach hätte ich gerne Genaueres gewußt über das
vierte Tier, das ganz anders war als alle andern, ganz furchtbar,
mit eisernen Zähnen und ehernen Klauen, das um sich fraß und
zermalmte und mit seinen Füßen zertrat, was übrigblieb;
[7.20] und über die zehn Hörner auf seinem Haupt und
über das andere Horn, das hervorbrach, vor dem drei ausfielen;
und es hatte Augen und ein Maul, das große Dinge redete, und war
größer als die Hörner, die neben ihm waren.
[7.21] Und ich sah das Horn kämpfen gegen die Heiligen,
und es behielt den Sieg über sie,
[7.22] bis der kam, der uralt war, und Recht schaffte den
Heiligen des Höchsten und bis die Zeit kam, daß die Heiligen
das Reich empfingen.
[7.23] Er sprach: Das vierte Tier wird das vierte
Königreich auf Erden sein; das wird ganz anders sein als alle
andern Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und
zermalmen.
[7.24] Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus
diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird ein
anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die vorigen und
wird drei Könige stürzen.
[7.25] Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des
Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und
Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine
Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.
[7.26] Danach wird das Gericht gehalten werden; dann wird
ihm seine Macht genommen und ganz und gar vernichtet werden.
[7.27] Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über
die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der
Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und
alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.
[7.28] Das war das Ende der Rede. Aber ich, Daniel, wurde
sehr beunruhigt in meinen Gedanken, und jede Farbe war aus meinem
Antlitz gewichen; doch behielt ich die Rede in meinem Herzen.
[8.1] Im dritten Jahr der Herrschaft des Königs
Belsazar erschien mir, Daniel, ein Gesicht, nach jenem, das mir
zuerst erschienen war.
[8.2] Ich hatte ein Gesicht, und während meines Gesichtes
war ich in der Festung Susa im Lande Elam, am Fluß Ulai.
[8.3] Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein
Widder stand vor dem Fluß, der hatte zwei hohe Hörner, doch
eins höher als das andere, und das höhere war später
hervorgewachsen.
[8.4] Ich sah, daß der Widder mit den Hörnern stieß
nach Westen, nach Norden und nach Süden hin. Und kein Tier
konnte vor ihm bestehen und vor seiner Gewalt errettet werden,
sondern er tat, was er wollte, und wurde groß.
[8.5] Und indem ich darauf achthatte, siehe, da kam ein
Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde, ohne den Boden zu
berühren, und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen
seinen Augen.
[8.6] Und er kam bis zu dem Widder, der zwei Hörner
hatte, den ich vor dem Fluß stehen sah, und er lief in
gewaltigem Zorn auf ihn zu.
[8.7] Und ich sah, daß er nahe an den Widder herankam,
und voller Grimm stieß er den Widder und zerbrach ihm seine
beiden Hörner. Und der Widder hatte keine Kraft, daß er vor ihm
hätte bestehen können, sondern der Bock warf ihn zu Boden und
zertrat ihn, und niemand konnte den Widder von seiner Gewalt
erretten.
[8.8] Und der Ziegenbock wurde sehr groß. Und als er am
stärksten geworden war, zerbrach das große Horn, und es wuchsen
an seiner Stelle vier andere Hörner nach den vier Winden des
Himmels hin.
[8.9] Und aus einem von ihnen wuchs ein kleines Horn; das
wurde sehr groß nach Süden, nach Osten und nach dem herrlichen
Land hin.
[8.10] Und es wuchs bis an das Heer des Himmels und warf
einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde und zertrat sie.
[8.11] Ja, es wuchs bis zum Fürsten des Heeres und nahm
ihm das tägliche Opfer weg und verwüstete die Wohnung seines
Heiligtums.
[8.12] Und es wurde Frevel an dem täglichen Opfer
verübt, und das Horn warf die Wahrheit zu Boden. Und was es tat,
gelang ihm.
[8.13] Ich hörte aber einen Heiligen reden, und ein
anderer Heiliger sprach zu dem, der da redete: Wie lange gilt
dies Gesicht vom täglichen Opfer und vom verwüstenden Frevel
und vom Heiligtum, das zertreten wird?
[8.14] Und er antwortete mir: Bis zweitausenddreihundert
Abende und Morgen vergangen sind; dann wird das Heiligtum wieder
geweiht werden.
[8.15] Und als ich, Daniel, dies Gesicht sah und es gerne
verstanden hätte, siehe, da stand einer vor mir, der aussah wie
ein Mann,
[8.16] und ich hörte eine Menschenstimme mitten über dem
Ulai rufen und sprechen: Gabriel, lege diesem das Gesicht aus,
damit er's versteht.
[8.17] Und Gabriel trat nahe zu mir. Ich erschrak aber,
als er kam, und fiel auf mein Angesicht. Er aber sprach zu mir:
Merk auf, du Menschenkind! Denn dies Gesicht geht auf die Zeit
des Endes.
[8.18] Und als er mit mir redete, sank ich in Ohnmacht zur
Erde auf mein Angesicht. Er aber rührte mich an und richtete
mich auf, so daß ich wieder stand.
[8.19] Und er sprach: Siehe, ich will dir kundtun, wie es
gehen wird zur letzten Zeit des Zorns; denn auf die Zeit des
Endes geht das Gesicht.
[8.20] Der Widder mit den beiden Hörnern, den du gesehen
hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien.
[8.21] Der Ziegenbock aber ist der König von
Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste
König.
[8.22] Daß aber vier an seiner Stelle wuchsen, nachdem es
zerbrochen war, bedeutet, daß vier Königreiche aus seinem Volk
entstehen werden, aber nicht so mächtig wie er.
[8.23] Aber gegen Ende ihrer Herrschaft, wenn die Frevler
überhandnehmen, wird aufkommen ein frecher und verschlagener
König.
[8.24] Der wird mächtig sein, doch nicht so mächtig wie
sie. Er wird ungeheures Unheil anrichten, und es wird ihm
gelingen, was er tut. Er wird die Starken vernichten. Und gegen
das heilige Volk
[8.25] richtet sich sein Sinnen, und es wird ihm durch
Betrug gelingen, und er wird überheblich werden, und unerwartet
wird er viele verderben und wird sich auflehnen gegen den
Fürsten aller Fürsten; aber er wird zerbrochen werden ohne
Zutun von Menschenhand.
[8.26] Dies Gesicht von den Abenden und Morgen, das dir
hiermit kundgetan ist, das ist wahr; aber du sollst das Gesicht
geheim halten; denn es ist noch eine lange Zeit bis dahin.
[8.27] Und ich, Daniel, war erschöpft und lag einige Tage
krank. Danach stand ich auf und verrichtete meinen Dienst beim
König. Und ich wunderte mich über das Gesicht, und niemand
konnte es mir auslegen.
[9.1] Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des
Ahasveros*, aus dem Stamm der Meder, der über das Reich der
Chaldäer König wurde,
[9.2] in diesem ersten Jahr seiner Herrschaft achtete ich,
Daniel, in den Büchern auf die Zahl der Jahre, von denen der
HERR geredet hatte zum Propheten Jeremia, daß nämlich Jerusalem
siebzig Jahre wüst liegen sollte.
[9.3] Und ich kehrte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten
und zu flehen unter Fasten und in Sack und Asche.
[9.4] Ich betete aber zu dem HERRN, meinem Gott, und
bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und heiliger Gott, der
du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine
Gebote halten!
[9.5] Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos
gewesen und abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und
Rechten abgewichen.
[9.6] Wir gehorchten nicht deinen Knechten, den Propheten,
die in deinem Namen zu unsern Königen, Fürsten, Vätern und zu
allem Volk des Landes redeten.
[9.7] Du, Herr, bist gerecht, wir aber müssen uns alle
heute schämen, die von Juda und von Jerusalem und vom ganzen
Israel, die, die nahe sind, und die zerstreut sind in allen
Ländern, wohin du sie verstoßen hast um ihrer Missetat willen,
die sie an dir begangen haben.
[9.8] Ja, HERR, wir, unsre Könige, unsre Fürsten und
unsre Väter müssen uns schämen, daß wir uns an dir
versündigt haben.
[9.9] Bei dir aber, Herr, unser Gott, ist Barmherzigkeit
und Vergebung. Denn wir sind abtrünnig geworden
[9.10] und gehorchten nicht der Stimme des HERRN, unseres
Gottes, und wandelten nicht in seinem Gesetz, das er uns vorlegte
durch seine Knechte, die Propheten;
[9.11] sondern ganz Israel übertrat dein Gesetz, und sie
wichen ab und gehorchten deiner Stimme nicht. Darum trifft uns
auch der Fluch, den er geschworen hat und der geschrieben steht
im Gesetz des Mose, des Knechtes Gottes, weil wir an ihm
gesündigt haben.
[9.12] Und Gott hat seine Worte gehalten, die er geredet
hat gegen uns und unsere Richter, die uns richten sollten, daß
er ein so großes Unglück über uns hat kommen lassen; denn
unter dem ganzen Himmel ist derartiges nicht geschehen wie in
Jerusalem.
[9.13] Wie es geschrieben steht im Gesetz des Mose, so ist
all dies große Unglück über uns gekommen. Aber wir beteten
auch nicht vor dem HERRN, unserm Gott, so daß wir uns von unsern
Sünden bekehrt und auf deine Wahrheit geachtet hätten.
[9.14] Darum ist der HERR auch bedacht gewesen auf dies
Unglück und hat's über uns kommen lassen. Denn der HERR, unser
Gott, ist gerecht in allen seinen Werken, die er tut; aber wir
gehorchten seiner Stimme nicht.
[9.15] Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus
Ägyptenland geführt hast mit starker Hand und hast dir einen
Namen gemacht, so wie es heute ist: wir haben gesündigt, wir
sind gottlos gewesen.
[9.16] Ach Herr, um aller deiner Gerechtigkeit willen
wende ab deinen Zorn und Grimm von deiner Stadt Jerusalem und
deinem heiligen Berg. Denn wegen unserer Sünden und wegen der
Missetaten unserer Väter trägt Jerusalem und dein Volk Schmach
bei allen, die um uns her wohnen.
[9.17] Und nun, unser Gott, höre das Gebet deines
Knechtes und sein Flehen. Laß leuchten dein Antlitz über dein
zerstörtes Heiligtum um deinetwillen, Herr!
[9.18] Neige dein Ohr, mein Gott, und höre, tu deine
Augen auf und sieh an unsere Trümmer und die Stadt, die nach
deinem Namen genannt ist. Denn wir liegen vor dir mit unserm
Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf
deine große Barmherzigkeit.
[9.19] Ach Herr, höre! Ach Herr, sei gnädig! Ach Herr,
merk auf! Tu es und säume nicht - um deinetwillen, mein Gott!
Denn deine Stadt und dein Volk ist nach deinem Namen genannt.
[9.20] Als ich noch so redete und betete und meine und
meines Volkes Israel Sünde bekannte und mit meinem Gebet für
den heiligen Berg meines Gottes vor dem HERRN, meinem Gott, lag,
[9.21] eben als ich noch so redete in meinem Gebet, da
flog der Mann Gabriel, den ich zuvor im Gesicht gesehen hatte, um
die Zeit des Abendopfers dicht an mich heran.
[9.22] Und er unterwies mich und redete mit mir und
sprach: Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, um dir zum rechten
Verständnis zu verhelfen.
[9.23] Denn als du anfingst zu beten, erging ein Wort, und
ich komme, um dir's kundzutun; denn du bist von Gott geliebt. So
merke nun auf das Wort, damit du das Gesicht verstehst.
[9.24] Siebzig Wochen* sind verhängt über dein Volk und
über deine heilige Stadt; dann wird dem Frevel ein Ende gemacht
und die Sünde abgetan und die Schuld gesühnt, und es wird ewige
Gerechtigkeit gebracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und
das Allerheiligste gesalbt werden. *Gemeint sind Jahrwochen; jede
umfaßt sieben Jahre.
[9.25] So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das
Wort erging, Jerusalem werde wiederaufgebaut werden, bis ein
Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wochen; und
zweiundsechzig Wochen lang wird es wieder aufgebaut sein mit
Plätzen und Gräben, wiewohl in kummervoller Zeit.
[9.26] Und nach den zweiundsechzig Wochen wird ein
Gesalbter ausgerottet werden und nicht mehr sein. Und das Volk
eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum
zerstören, aber dann kommt das Ende durch eine Flut, und bis zum
Ende wird es Krieg geben und Verwüstung, die längst beschlossen
ist.
[9.27] Er wird aber vielen den Bund schwer machen eine
Woche lang. Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und
Speisopfer abschaffen. Und im Heiligtum wird stehen ein
Greuelbild, das Verwüstung anrichtet, bis das Verderben, das
beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird.
[10.1] Im dritten Jahr des Königs Kyrus von Persien
wurde dem Daniel, der Beltschazar heißt, etwas offenbart, was
gewiß ist und von großen Dingen handelt. Und er achtete darauf
und verstand das Gesicht.
[10.2] Zu der Zeit trauerte ich, Daniel, drei Wochen lang.
[10.3] Ich aß keine leckere Speise; Fleisch und Wein
kamen nicht in meinen Mund; und ich salbte mich auch nicht, bis
die drei Wochen um waren.
[10.4] Und am vierundzwanzigsten Tage des ersten Monats
war ich an dem großen Strom Tigris
[10.5] und hob meine Augen auf und sah, und siehe, da
stand ein Mann, der hatte leinene Kleider an und einen goldenen
Gürtel um seine Lenden.
[10.6] Sein Leib war wie ein Türkis, sein Antlitz sah aus
wie ein Blitz, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und
Füße wie helles, glattes Kupfer, und seine Rede war wie ein
großes Brausen.
[10.7] Aber ich, Daniel, sah dies Gesicht allein, und die
Männer, die bei mir waren, sahen's nicht; doch fiel ein großer
Schrecken auf sie, so daß sie flohen und sich verkrochen.
[10.8] Ich blieb allein und sah dies große Gesicht. Es
blieb aber keine Kraft in mir; jede Farbe wich aus meinem
Antlitz, und ich hatte keine Kraft mehr.
[10.9] Und ich hörte seine Rede; und während ich sie
hörte, sank ich ohnmächtig auf mein Angesicht zur Erde.
[10.10] Und siehe, eine Hand rührte mich an und half mir
auf die Knie und auf die Hände,
[10.11] und er sprach zu mir: Daniel, du von Gott
Geliebter, merk auf die Worte, die ich mit dir rede, und richte
dich auf; denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Und als er dies mit
mir redete, richtete ich mich zitternd auf.
[10.12] Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel;
denn von dem ersten Tage an, als du von Herzen begehrtest zu
verstehen und anfingst, dich zu demütigen vor deinem Gott,
wurden deine Worte erhört, und ich wollte kommen um deiner Worte
willen.
[10.13] Aber der Engelfürst des Königreichs Persien hat
mir einundzwanzig Tage widerstanden; und siehe, Michael, einer
der Ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe, und ihm
überließ ich den Kampf mit dem Engelfürsten des Königreichs
Persien.
[10.14] Nun aber komme ich, um dir Bericht zu geben, wie
es deinem Volk gehen wird am Ende der Tage; denn das Gesicht geht
auf ferne Zeit.
[10.15] Und als er das alles mit mir redete, neigte ich
mein Angesicht zur Erde und schwieg still.
[10.16] Und siehe, einer, der einem Menschen gleich war,
rührte meine Lippen an. Da tat ich meinen Mund auf und redete
und sprach zu dem, der vor mir stand: Mein Herr, meine Glieder
bebten, als ich das Gesicht hatte, und es war keine Kraft mehr in
mir.
[10.17] Wie kann der Knecht meines Herrn mit meinem Herrn
reden, da auch jetzt noch keine Kraft in mir ist und mir der Atem
fehlt?
[10.18] Da rührte mich abermals der an, der aussah wie
ein Mensch, und stärkte mich
[10.19] und sprach: Fürchte dich nicht, du von Gott
Geliebter! Friede sei mit dir! Sei getrost, sei getrost! Und als
er mit mir redete, ermannte ich mich und sprach: Mein Herr, rede;
denn du hast mich gestärkt.
[10.20] Und er sprach: Weißt du, warum ich zu dir
gekommen bin? Und jetzt muß ich wieder hin und mit dem
Engelfürsten von Persien kämpfen; und wenn ich das hinter mich
gebracht habe, siehe, dann wird der Engelfürst von Griechenland
kommen.
[10.21] - Doch zuvor will ich dir kundtun, was geschrieben
ist im Buch der Wahrheit. - Und es ist keiner, der mir hilft
gegen jene, außer eurem Engelfürsten Michael.
[11.1] Und ich stand auch bei ihm im ersten Jahr des
Darius des Meders, um ihm zu helfen und ihn zu stärken.
[11.2] Und nun will ich dir kundtun, was gewiß geschehen
soll. Siehe, es werden noch drei Könige in Persien aufstehen,
der vierte aber wird größeren Reichtum haben als alle andern.
Und wenn er in seinem Reichtum am mächtigsten ist, wird er alles
gegen das Königreich Griechenland aufbieten.
[11.3] Danach wird ein mächtiger König aufstehen und mit
großer Macht herrschen, und was er will, wird er ausrichten.
[11.4] Aber wenn er emporgekommen ist, wird sein Reich
zerbrechen und in die vier Winde des Himmels zerteilt werden,
nicht auf seine Nachkommen, auch nicht mit solcher Macht, wie er
sie hatte; denn sein Reich wird zerstört und Fremden zuteil
werden.
[11.5] Und der König des Südens wird mächtig werden;
aber gegen ihn wird einer seiner Fürsten noch mächtiger werden
und herrschen; dessen Herrschaft wird groß sein.
[11.6] Nach einigen Jahren aber werden sie sich
miteinander befreunden. Und die Tochter des Königs des Südens
wird kommen zum König des Nordens, um die Einigkeit zu festigen.
Aber sie wird keinen Erfolg haben, und auch ihr Nachkomme wird
nicht bleiben, sondern sie wird preisgegeben werden samt denen,
die sie gebracht haben, und mit dem, der sie erzeugt hat, und mit
dem, der sie zur Frau genommen hat. Zu der Zeit
[11.7] wird einer aus ihrem Stamm emporkommen; der wird
gegen die Heeresmacht des Königs des Nordens ziehen und in seine
Festung eindringen und wird an ihnen seine Macht zeigen.
[11.8] Auch wird er ihre Götter samt den Bildern und den
kostbaren Geräten aus Silber und Gold wegführen nach Ägypten
und einige Jahre von dem König des Nordens ablassen.
[11.9] Aber der wird eindringen in das Reich des Königs
des Südens, jedoch dann wieder in sein Land zurückkehren.
[11.10] Aber seine Söhne werden Krieg führen und große
Heere zusammenbringen; und der eine wird kommen und wie eine Flut
heranbrausen und wiederum Krieg führen bis vor seine Festung.
[11.11] Dann wird der König des Südens ergrimmen und
ausziehen und mit dem König des Nordens kämpfen. Der wird ein
großes Heer zusammenbringen, aber das Heer wird in die Hand des
andern gegeben
[11.12] und vernichtet werden. Daraufhin wird sich dessen
Herz überheben, und er wird viele Tausende erschlagen; aber er
wird nicht mächtig bleiben.
[11.13] Denn der König des Nordens wird wiederum ein Heer
zusammenbringen, größer als das vorige war; und nach einigen
Jahren wird er ausziehen mit großer Heeresmacht und vielem
Troß.
[11.14] Und zur selben Zeit werden viele aufstehen gegen
den König des Südens. Auch werden sich Abtrünnige aus deinem
Volk erheben und eine Weissagung erfüllen und werden fallen.
[11.15] Und der König des Nordens wird kommen und einen
Wall aufschütten und eine feste Stadt einnehmen. Und die Heere
des Südens können's nicht verhindern, und sein bestes
Kriegsvolk kann nicht widerstehen;
[11.16] sondern der gegen ihn zieht, wird tun, was ihm gut
dünkt, und niemand wird ihm widerstehen können. Er wird auch in
das herrliche Land kommen, und Verderben ist in seiner Hand.
[11.17] Und er wird seinen Sinn darauf richten, daß er
mit Macht sein ganzes Königreich bekomme, und sich mit ihm
vertragen und wird ihm seine Tochter zur Frau geben, um ihn zu
verderben. Aber es wird ihm nicht gelingen, und es wird nichts
daraus werden.
[11.18] Danach wird er sich gegen die Inseln wenden und
viele von ihnen gewinnen. Aber ein Mächtiger wird ihn zwingen,
mit Schmähen aufzuhören, und wird ihm seine Schmähungen
heimzahlen.
[11.19] Danach wird er sich wenden gegen die Festungen
seines eigenen Landes; er wird straucheln und fallen, daß man
ihn nirgends finden wird.
[11.20] Und an seiner Statt wird einer emporkommen, der
wird einen Kämmerer das herrliche Land durchziehen lassen, um
Abgaben einzutreiben; doch nach einigen Jahren wird er umgebracht
werden, aber weder öffentlich noch im Kampf.
[11.21] Dann wird an seiner Statt emporkommen ein
verächtlicher Mensch, dem die Ehre des Thrones nicht zugedacht
war. Der wird unerwartet kommen und sich durch Ränke die
Herrschaft erschleichen.
[11.22] Und heranflutende Heere werden vor ihm
hinweggeschwemmt und vernichtet werden, dazu auch der Fürst des
Bundes.
[11.23] Denn nachdem er sich mit ihm angefreundet hat,
wird er listig handeln und heraufziehen und mit wenigen Leuten
Macht gewinnen.
[11.24] Und unerwartet wird er in die besten Städte des
Landes kommen und wird tun, was weder seine Väter noch seine
Vorväter getan haben, und Raub, Beute und Güter an seine Leute
verteilen; er wird nach den allerfestesten Städten trachten,
aber nur für eine befristete Zeit.
[11.25] Und er wird seine Macht und seinen Mut gegen den
König des Südens aufbieten mit einem großen Heer. Dann wird
der König des Südens sich aufmachen zum Kampf mit einem
großen, mächtigen Heer, aber er wird nicht bestehen; denn es
werden Pläne gegen ihn geschmiedet.
[11.26] Und die sein Brot essen, die werden helfen, ihn zu
verderben und sein Heer zu verjagen, so daß viele erschlagen
werden.
[11.27] Und beide Könige werden darauf bedacht sein, wie
sie einander schaden können, und sie werden an einem Tisch
verlogen miteinander reden. Es wird ihnen aber nicht gelingen,
denn das Ende ist noch auf eine andere Zeit bestimmt.
[11.28] Danach wird er wieder heimziehen mit großer Beute
und dabei seinen Sinn richten gegen den heiligen Bund; er wird es
ausführen und in sein Land zurückkehren.
[11.29] Und nach einer bestimmten Zeit wird er wieder nach
Süden ziehen; aber es wird beim zweiten Mal nicht so sein wie
beim ersten Mal.
[11.30] Denn es werden Schiffe aus Kittim gegen ihn
kommen, so daß er verzagen wird und umkehren muß. Dann wird er
gegen den heiligen Bund ergrimmen und danach handeln und sich
denen zuwenden, die den heiligen Bund verlassen.
[11.31] Und seine Heere werden kommen und Heiligtum und
Burg entweihen und das tägliche Opfer abschaffen und das
Greuelbild der Verwüstung aufstellen.
[11.32] Und er wird mit Ränken alle zum Abfall bringen,
die den Bund übertreten. Aber die vom Volk, die ihren Gott
kennen, werden sich ermannen und danach handeln.
[11.33] Und die Verständigen im Volk werden vielen zur
Einsicht verhelfen; darüber werden sie verfolgt werden mit
Schwert, Feuer, Gefängnis und Raub eine Zeitlang.
[11.34] Während sie verfolgt werden, wird ihnen eine
kleine Hilfe zuteil werden; aber viele werden sich nicht
aufrichtig zu ihnen halten.
[11.35] Und einige von den Verständigen werden fallen,
damit viele bewährt, rein und lauter werden für die Zeit des
Endes; denn es geht ja um eine befristete Zeit.
[11.36] Und der König wird tun, was er will, und wird
sich überheben und großtun gegen alles, was Gott ist. Und gegen
den Gott aller Götter wird er Ungeheuerliches reden, und es wird
ihm gelingen, bis sich der Zorn ausgewirkt hat; denn es muß
geschehen, was beschlossen ist.
[11.37] Auch die Götter seiner Väter wird er nicht
achten; er wird weder den Lieblingsgott der Frauen noch einen
andern Gott achten; denn er wird sich über alles erheben.
[11.38] Dagegen wird er den Gott der Festungen verehren;
den Gott, von dem seine Väter nichts gewußt haben, wird er
ehren mit Gold, Silber, Edelsteinen und Kostbarkeiten.
[11.39] Und er wird die starken Festungen dem fremden Gott
unterstellen. Denen, die ihn erwählen, wird er große Ehre antun
und sie zu Herren machen über viele und ihnen Land zum Lohn
austeilen.
[11.40] Und zur Zeit des Endes wird sich der König des
Südens mit ihm messen, und der König des Nordens wird mit
Wagen, Reitern und vielen Schiffen gegen ihn anstürmen und wird
in die Länder einfallen und sie überschwemmen und überfluten.
[11.41] Und er wird in das herrliche Land einfallen, und
viele werden umkommen. Es werden aber seiner Hand entrinnen Edom,
Moab und der Hauptteil der Ammoniter.
[11.42] Und er wird seine Hand ausstrecken nach den
Ländern, und Ägypten wird ihm nicht entrinnen,
[11.43] sondern er wird Herr werden über die goldenen und
silbernen Schätze und über alle Kostbarkeiten Ägyptens; Libyer
und Kuschiter werden ihm folgen müssen.
[11.44] Es werden ihn aber Gerüchte erschrecken aus Osten
und Norden, und er wird mit großem Grimm ausziehen, um viele zu
vertilgen und zu verderben.
[11.45] Und er wird seine prächtigen Zelte aufschlagen
zwischen dem Meer und dem herrlichen, heiligen Berg; aber es wird
mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen.
[12.1] Zu jener Zeit wird Michael, der große
Engelfürst, der für dein Volk eintritt, sich aufmachen. Denn es
wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist,
seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit
wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben
stehen.
[12.2] Und viele, die unter der Erde schlafen liegen,
werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu
ewiger Schmach und Schande.
[12.3] Und die da lehren, werden leuchten wie des Himmels
Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne
immer und ewiglich.
[12.4] Und du, Daniel, verbirg diese Worte, und versiegle
dies Buch bis auf die letzte Zeit. Viele werden es dann
durchforschen und große Erkenntnis finden.
[12.5] Und ich, Daniel, sah, und siehe, es standen zwei
andere da, einer an diesem Ufer des Stroms, der andere an jenem
Ufer.
[12.6] Und er sprach zu dem Mann in leinenen Kleidern, der
über den Wassern des Stroms stand: Wann sollen denn diese
großen Wunder geschehen?
[12.7] Und ich hörte den Mann in leinenen Kleidern, der
über den Wassern des Stroms stand. Er hob seine rechte und linke
Hand auf gen Himmel und schwor bei dem, der ewiglich lebt, daß
es eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit währen soll;
und wenn die Zerstreuung des heiligen Volks ein Ende hat, soll
dies alles geschehen.
[12.8] Und ich hörte es, aber ich verstand's nicht und
sprach: Mein Herr, was wird das Letzte davon sein?
[12.9] Er aber sprach: Geh hin, Daniel; denn es ist
verborgen und versiegelt bis auf die letzte Zeit.
[12.10] Viele werden gereinigt, geläutert und geprüft
werden, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; alle Gottlosen
werden's nicht verstehen, aber die Verständigen werden's
verstehen.
[12.11] Und von der Zeit an, da das tägliche Opfer
abgeschafft und das Greuelbild der Verwüstung aufgestellt wird,
sind tausendzweihundertneunzig Tage.
[12.12] Wohl dem, der da wartet und erreicht
tausenddreihundertfünfunddreißig Tage!
[12.13] Du aber, Daniel, geh hin, bis das Ende kommt, und
ruhe, bis du auferstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!